17.10.2015, Fussball, 1. BL, Eintracht Frankfurt - Borussia MönchengladbachConstant Djakpa kann bislang auf eine wechselvolle Karriere und in seiner Zeit bei Eintracht Frankfurt auf ein ständiges Wellenbad der Gefühle zurückblicken. Nicht selten pendelte sein Status zwischen Stammspieler und Auslaufmodell. In den letzten beiden Partien in Hannover und Aue stand er wieder einmal in der Startelf – nach dem Aus im Pokal ist allerdings unsicher, ob dies in Zukunft der Fall sein wird. In einem Interview mit der FR äußerte sich Djakpa zu seiner schweren Verletzung, zu der Konkurrenzsituation mit Bastian Oczipka und zu den Perspektiven der Eintracht.

Im April 2012 schien die Zeit des Nationalspielers der Elfenbeinküste bei der SGE bereits abgelaufen zu sein. Am 33. Spieltag der Saison 2011/12 war Djakpa im Heimspiel gegen 1860 München vom Platz gestellt worden, nachdem er Kevin Volland mit gestrecktem Bein in den Unterleib getroffen hatte; Trainer Veh reagierte mit Liebesentzug und verhieß dem Ivorer keine Zukunft mehr in Frankfurt, da er ihm zu undiszipliniert und unberechenbar erschien. Wenn man den Linksverteidiger heute sieht, kann man sein Image als „Bad Boy“ kaum nachvollziehen: „Ich bin an sich ein ruhiger Typ, neben und auf dem Platz. Das ich zweimal vom Platz musste, war meiner Spielweise geschuldet. Das kann mal passieren. Mag sein, dass die Leute mich jetzt abgeklärter sehen, aber ich habe mich immer als besonnenen Menschen gesehen.“ Warum lange Zeit dieses negative Bild von ihm kursierte, kann er selbst nicht nachvollziehen: „Wissen sie, ich bin von Hause aus ein Mensch mit Herz, der vieles mit seinen Mitmenschen teilen möchte. Ich bin auch einer, der gerne hilft. Warum man mir dieses Image andichtet, weiß ich nicht.“ Auch wenn Veh ihn später rehabilitierte, muss es doch für den 29-Jährigen ein seltsames Gefühl gewesen sein, als der Coach, der ihn lange Zeit das Vertrauen entzogen hatte, am 1. Juli 2015 wieder das Trainer leitete. Djakpa sieht das nüchtern: „Für mich spielt es erst einmal keine Rolle, wer Trainer ist, sondern welches System gefordert wird. Und daran muss ich mich als Spieler in erster Linie orientieren und nicht am Trainer.“

Nachdem Djakpa seit Jahren einen Zweikampf mit Bastian Oczipka um die Stelle als linker Außenverteidiger führt („Oczipka ist nicht mein Konkurrent, sondern ein Kollege von mir, das will ich mal hier betonen„), durften sie bei Hannover 96 zur Überraschung mancher Beobachter erstmals gemeinsam auflaufen. „Wir haben schon öfter darüber gesprochen, wie es sein könnte, wenn wir zusammen auf dem Platz stehen, und gehofft, dass es eines Tages so sein wird. In Hannover ist dieser Tag gekommen, und es hat richtig Spaß gemacht.“ Obwohl einer von beiden in den vergangenen Jahren immer auf der Bank Platz nehmen musste, betont Djakpa das Verständnis beider Linksfüße: „Ich kenne die Spielweise von Oczipka sehr gut. Ich weiß genau, wann ich ihm den Ball in den Lauf spielen kann, wann er sich zurückfallen lässt. Deshalb ist es ja auch von Vorteil, dass wir beide zusammenspielen.“ Ob diese Lösung von Dauer sein wird, werden die nächsten Spiele zeigen: „Also ich glaube, dass in der aktuellen Situation dies die beste Lösung ist. Wir sind dadurch stabiler in der Defensive. Ich betone aber: in der aktuellen Situation.“

DjakpaUnter Trainer Thomas Schaaf war er in der vergangenen Spielzeit Stammspieler, bis ihn ein Kreuzbandriss am 4. Spieltag monatelang außer Gefecht setzte: „Am Anfang war es eine harte Zeit. Aber ich habe mich mit der Reha schnell arrangiert. Freunde, mein Therapeut und meine Familie haben mich in dieser Zeit besonders unterstützt und motiviert.“ Er bestreitet auch energisch, dass ihn die Verletzung in Mannschaftskreisen isoliert habe: „Nein, denn ich war von Menschen umgeben, die einem das Gefühl vermittelt haben, dass man nicht alleine ist mit seiner Verletzung. Gute Freunde wie Isabelle und Marco, aber auch mein Therapeut, der mich täglich angespornt hat. Es hat mir manchmal so das Gefühl vermittelt, als wäre ich in der Mannschaftskabine mit meinen Kollegen.“ Angst um die Fortsetzung seiner Karriere hatte er nicht: „Nein, keine Sekunde. Ich habe gutes Heilfleisch, das weiß ich. Deshalb habe ich immer an meine Rückkehr geglaubt.“

Nach der verletzungsbedingten Pause musste sich Djakpa erst einmal hinten anstellen. Hat ihn das frustriert? „Das ist nicht meine Art, zu resignieren. Man muss im Leben immer eine positive Einstellung an den Tag legen. Egal, was passiert.“ Allerdings stellt er auch klar: „Wenn man zu einem Klub kommt, dann möchte man spielen und seine Qualitäten zeigen. Und daran muss man stets glauben, und das habe ich auch immer gemacht.“ Es wäre nicht Djakpa, wenn er nicht wüsste, wie man mit einer solchen Situation umgeht: „Indem man sich im Training konzentriert, gute Spielaktionen zeigt und mit den Mitspielern Spaß hat. Man muss sich immer ein Lächeln im Gesicht bewahren.“ Aufschlussreich ist seine Antwort auf die Frage, ob er das Gespräch mit Armin Veh gesucht habe: „Ich habe nie das Gespräch mit dem Trainer gesucht. Reden bringt doch nichts, man muss den Trainer mit Leistungen auf dem Platz überzeugen. Und deshalb gebe ich bei jeder Trainingseinheit Vollgas.“

Aber hat ihn die Verletzung verändert? Ist er dadurch demütiger geworden? Nein, das habe mit dem Kreuzbandriss nichts zu tun. Demut gehört zu meinem Leben, und das nicht nur in schwierigen Situationen. Ich trete Menschen immer mit Respekt und einem Schuss Demut gegenüber.“ Regelmäßige Beobachter des Trainings haben den Eindruck, dass Djakpa während den Übungseinheiten seriöser auftritt und nicht mehr ständig mit einem Witz auf den Lippen umherläuft: „Ich bin Profi, und da muss man seine Arbeit ernst nehmen. Also trainiere ich mit der nötigen Ernsthaftigkeit. In der Kabine kann ich dann meinen Spaß treiben, oder wenn ich mit Kollegen mal zum Essen gehe. Aber bei meiner Arbeit bin ich zu 100 Prozent Profi.“

Bleibt nur noch die unvermeidliche Frage, was Djakpa, dessen Arbeitspapier am Ende dieser Spielzeit ausläuft („Ich habe noch einen Vertrag hier in Frankfurt, mehr gibt es zu diesem Thema zum jetzigen Zeitpunkt nicht zu sagen„), der Mannschaft nach den letzten Rückschlägen noch zutraut: „Auch wenn wir im Augenblick eine schwierige Phase durchleben, bin ich dennoch überzeugt, dass wir Qualität im Kader haben und auch eine erfolgreiche Saison spielen werden. Und ich bin mir sicher, dass Armin Veh den Schlüssel zum Erfolg wieder finden wird.

 

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4 Kommentare

  1. Guter Typ, aber auf Sicht hilft er uns nicht weiter. Sollten wir absteigen, würde ich ihn halten wollen, aber 1. Liga??

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  2. Ich gebe Dir recht, das er zu der Gruppe gehört, die uns helfen, aber nicht weiter bringen. Die Achse Hradetzky, Zambrano, Stendera, Meier und Seferovic passt. Dazu Aigner, Abraham, Hasebe und Reinartz. Und als junge Spieler Luc, Luka, Joel, Kittel und Gacinovic. Alle anderen könnt ich verschmerzen.

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  3. Juhu am 10. Spieltag wird schon der Abstiegskampf ausgerufen. Na wenn das unser Anspruch ist- dann herzlichen Glückwunsch.

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  4. Wenn der Abstiegskampf ausgerufen wird, heißt es, dass das nicht unser Anspruch sei. Wenn Bruchhagen erzählt wir werden aufgrund der Etat-Situation vermutlich irgendwo im Mittelfeld einlaufen, dann heißt es auch das sei nicht Ordnung. Wenn ein Spieler davon spricht, dass er gerne nach Europa möchte, dann heißt es, er spinne und ist übergeschnappt.

    Es müssen einfach mal alle akzeptieren, dass von 18 Bundesligisten gut 12 Vereine ständig um das Überleben kämpfen müssen und nur wenige Ausnahmen (Bayern, Dortmund, Schalke etc.) oben bleiben. Mit der Ausnahme regelmäßiger Ausrutscher nach oben und nach unten ist das Tabelllenbild nunmal zementiert.

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