MadlungUnauffällig, ruhig, sachlich, aber in den Zweikämpfen kompromisslos. So, wie sich der „Oldie“ im Kader der Eintracht auf dem Spielfeld präsentiert, zeigt er sich auch in Interviews. Alexander Madlung ist kein Lautsprecher bei der Eintracht, sondern einer der stillen Zeitgenossen. Geschadet hat es seiner Karriere allerdings nicht, wie insgesamt 278 Bundesligapartien für Hertha BSC Berlin, den VfL Wolfsburg und die Hessen verdeutlichen. In der Winterpause 2014 kam er ablösefrei  aus der fünften Liga von den Freien Turnern Braunschweig, wo er sich fit hielt, und war einer der Garanten für den Klassenerhalt. Unter Thomas Schaaf musste sich der kantige Innenverteidiger zunächst hinten anstellen, kämpfte sich aber wieder heran und steht nun in der Hierarchie, nach der Verletzung von Marco Russ, auf Rang 2 hinter Carlos Zambrano. Im Februar sagte Madlung noch, dass er gehen werde. Im Gespräch mit BILD relativiert der gebürtige Braunschweiger nun diese Aussage: „Im Fußball kann sich viel ändern. Was ich manchmal in 24 Stunden erlebt habe, das hätte man vorher nicht gedacht.“ Was genau das war, darauf wollte er aber nicht näher eingehen.

Die Rückendeckung des Anhangs ist ihm sicher. Und der Abräumer der Eintracht denkt, obwohl er in der heutigen Zeit schon zum älteren Eisen zählt, noch nicht an ein Karriereende: „Nee. So lange ich Spaß an meinem Beruf habe, werde ich weiter spielen. Wenn’s zur Qual wird, würde ich sofort aufhören. Es macht ja keinen Sinn, sich morgens Schmerztabletten reinzupfeifen, nur um das Training zu überstehen.“ Madlung ist einer, der dabei nicht nur auf sich, sondern auch auf die Entwicklung im Fußball schaut. Diese sieht er nicht nur positiv, denn „es ist nichts Normales mehr, mit 32 noch auf dem Platz zu stehen. Ich finde, dass das kein guter Trend ist. Aber vielleicht ändert sich das ja mal wieder.“ Dieser Trend sei bedenklich, „wenn man mit 18, teilweise schon mit 17 auf dem Platz steht, über Jahre hinweg in der Startelf und womöglich noch international mitspielt, dann wird man das irgendwann zu spüren kriegen. Dann wird es kaum noch Karrieren geben, die bis ins 30. Lebensjahr gehen.“ Manch ein Spieler werde dabei auch verheizt. Vor allem im Defensivbereich müssen die „alten Hasen“ immer schneller das Feld räumen und werden durch jüngere, schnellere Akteure ersetzt. Das Durchschnittsalter der Eintracht zum Beispiel beträgt 26,3 Jahre – der Niedersachse liegt 6 Jahre über diesem Schnitt.

TrappDie jungen Leute möchte der auch international erfahrene (25 Einsätze in Uefa-Cup, Europa-League und Champions-League) Madlung daher führen, ihnen helfen, in diesen Zeiten, wo im privaten Bereich so viele (leichte) Fehler passieren können. In den sozialen Netzwerken, zum Beispiel Facebook oder Twitter, haben sich schon einige hoffnungsvolle Talente verrannt und sind nur schwer aus der Falle wieder herausgekommen. „Man muss damit umgehen können, wenn einem die Dinge um die Ohren fliegen, wenn es mal nicht so gut läuft. Da möchte ich gar keine Angriffsfläche bieten„, bleibt der Verteidiger hier sehr zurückhaltend. Seine gesammelten Erfahrungen möchte er gerne weitergeben: „Ja, man gibt schon Ratschläge. Weil man zehn Jahre voraus ist. Damit sie Fehler, die man selber auch mal gemacht hat, nicht unbedingt wiederholen müssen.“ Madlung seinerseits jedenfalls bewahrt die Ruhe in dieser hektischen Zeit. Der Defensivspezialist, 2009 Deutscher Meister mit dem VfL Wolfsburg, lässt sich auch von den vielen Diskussionen um „Falsche Neuner“ oder „hängende Zehner“, wie er lachend entgegnet, nicht verrückt machen: „Der Spiel-Stil verändert sich: Wenn ein Mittelfeldspieler wie Bayerns Müller im Strafraum auftaucht, wird kaum ein langer Ball geschlagen werden. Weil er trotz seines guten Kopfballspiels, das er sicher hat, wohl acht von zehn Duellen verliert.“ Gegen den 1,93 Meter großen Innenverteidiger könnte es sogar sein, dass man alle zehn Kopfballduelle verliert. Eine Garantie, für einen Auswärtssieg, konnte aber auch diese Wucht noch nicht geben. Hinter irgendwelchen Daten, wie etwa die Diskrepanz bei der Laufleistung daheim und auswärts, möchte sich Madlung dabei nicht verstecken: „Ich bin kein Freund von Statistiken. Felix Magath hat mal gesagt: ,Die Mannschaft, die am meisten foult, gewinnt meistens.“

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