Stefan Aigner kann sein Glück nach seinem zweiten Saisontreffer kaum fassen.
Stefan Aigner kann sein Glück nach seinem zweiten Saisontreffer kaum fassen.

Es läuft die 83. Minute am Böllenfalltor in Darmstadt, als ein von Szabolcs Huszti hoch reingeschlagener Ball das immer länger werdende Bein von Stefan Aigner fand und dieser aus kurzer Distanz zum 2:1 für die Eintracht vollendete. Der lautstarke Jubel war gut zu hören in dem Stadion, in dem offiziell nur die verstummten Fans der Lilien standen. „Es fällt einiges von einem ab. Nicht nur, weil ich das Tor geschossen habe, sondern weil es auch nicht ganz unwichtig war“, gab der Ur-Bayer im Gespräch mit der Frankfurter Rundschau erleichtert zu. Es war einer dieser Momente, die eine bislang so mangelhaft verlaufende Spielzeit doch noch zu einem – sagen wir einmal – ausreichenden Abschluss führen können.

Der 28-Jährige gab in dieser Saison bislang keine sonderlich gute Figur ab. Zwei Treffer nach 32 Spieltagen entsprechen nicht annähernd den eigenen Ansprüchen. Diese stellt Aigner aktuell allerdings völlig zurück: „Zurzeit geht es doch um etwas anderes. Wir müssen die Klasse halten und das große Ziel noch erreichen. Obwohl uns vor ein paar Wochen noch viele abgeschrieben haben.“ Es lief der 30. Spieltag – und alles gegen die Hessen. Die Mannschaft verlor mit 0:3 bei Bayer 04 Leverkusen und die Konkurrenz aus Darmstadt, Bremen, Hoffenheim und Augsburg punktete fleißig. 27 Punkte, sechs Zähler entfernt vom rettenden Ufer – der Abstieg schien für viele besiegelt zu sein in diesem Moment.

Einer stemmte sich allerdings mit Vehemenz gegen das Untergangsgerede am Main – Chefcoach Niko Kovac. Der Trainer arbeitete unentwegt akribisch weiter und glaubte fest daran, dass der Knoten auch in den letzten Wochen noch platzen könnte. Aigner lobte den Eifer der Kovac-Brüder Niko und Robert: „Wir werden extrem gut auf den Gegner eingestellt, arbeiten unsere Fehler sehr gut auf und versuchen, das dann umzusetzen.“ Hierbei stand vor allem die Arbeit im mentalen Bereich auf der Agenda. Der Flügelspieler rechnet vor: „Der Kopf macht 90 Prozent aus.“ Es gebe schließlich keinen Akteur in der Bundesliga, der nicht Fußball spielen könne: „Und dann entscheiden solche Kleinigkeiten, da spielt das Mentale eine große Rolle.“ Es gebe dann so Phasen, da laufe es nicht und dann „will man etwas verändern, es bringt aber nix. Dann will man noch mehr machen und noch mehr und noch besser, und dann verkrampfst du.“

Es ist dieser schwierige Spagat, von dem alle Verantwortlichen im Abstiegskampf sprechen – unabhängig davon, ob sie nun in Frankfurt, Stuttgart, Bremen oder Darmstadt arbeiten. Bei allem Druck muss eine gewisse Lockerheit beibehalten werden. Die Schwaben etwa, die wochenlang in Topform agierten und nach einem 5:1-Sieg gegen die TSG Hoffenheim am 25. Spieltag sogar noch heimlich von der Europa League träumten, sind nach nur einem Zähler aus sieben Partien auf Tabellenplatz 17 durchgereicht worden. Nach dem 2:6 in Bremen am vergangenen Montag, da „bist du schon erst mal down.“ Aigner weiß spätestens nach dieser Spielzeit, wie schnell solche Ergebnisse dafür sorgen können, dass ein bereits wackeliges Gebilde endgültig einzustürzen droht.

Aigner lobt Trainer Kovac für dessen gute Arbeit.
Aigner lobt Trainer Kovac für dessen gute Arbeit.

Mit diesen negativen Gedanken möchte sich der frischgebackene Familienvater allerdings nicht beschäftigen. Der Druck sei so schon enorm hoch, wie er zugibt – schließlich möchte keiner absteigen: „Dagegen lehnt sich jeder Einzelne auf, das können Sie mir glauben. Ich will nicht in meiner Vita stehen haben, dass ich mal abgestiegen bin.“ Aigner korrigiert kurz: „Okay, ich bin schon mal abgestiegen, aber das war mit Wacker Burghausen (Saison 2006/07, Anm. d. Red.), das kann man gar nicht vergleichen.“ Es wäre für die Eintracht nach dem Abstieg 2011 der zweite innerhalb kürzester Zeit, der viel Kopfschütteln in der Mainmetropole hervorrufen würde. Das Potential in der Mannschaft ist unumstritten vorhanden, Spieler wie Carlos Zambrano, Haris Seferovic, Bastian Oczipka, Marc Stendera oder Aigner selbst sind in Normalform heiß begehrt auf dem Transfermarkt.

Das alles zählt in diesen letzten beiden Wochen nicht mehr. Gegen Borussia Dortmund möchte die Mannschaft den nächsten Schritt in Richtung Klassenerhalt gehen – und mindestens den 16. Platz verteidigen: „Mit dem Relegationsplatz wäre ich jetzt einverstanden.“ Doch die Trauben hängen am heutigen Samstag hoch. Der BVB ist „eine Übermannschaft“, wie unisono im Lager der Eintracht betont wird. Aigner hofft, dass das eigene Team „durch Einsatz und Willen“ viel erreichen kann. „Wir haben es Mannschaften, die individuell besser besetzt sind als wir, schwer gemacht bei uns zu Hause. Warum jetzt nicht auch gegen Dortmund?“ Ein Sieg der Hessen wäre eine faustdicke Überraschung – doch gerade im sportlichen Überlebenskampf gab es in all den Jahren zuvor häufiger schon Resultate, die so niemand erwartet hätte. Warum nicht auch am heutigen Tag im Frankfurter Waldstadion?

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2 Kommentare

  1. Kein dummes Geschwätz mehr was zählt is uff em Platz.
    100% für die 90min Plus Nachspielzeit. Ein Punkt muss her. Es muß ein noch schlechteres Torverhältniss vermieden werden .
    So eine lasche Einstellung wie in den ersten 45 min gegen die 98er ist gegen den BvB tödlich.
    Hoffe das die Bayern schnell gegen INGOstadt in Führung gehen und den gelben der Traum (Meister)genommen wird(Ingostadt kann ja dann in der 90 und94min nochmals zurückschlagen.

    So jetzt aber los gleich fährt der Zuch zum Bembeltempel

    Forza SgE

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  2. Was die Bayern machen ist scheißegal. Das können wir vegessen. Wir müssen wie gegen die Bayern die sein, die mehr rennen und mehr Zweikämpfe gewinnen. Nur dann können wir einen Punkt holen. Jeder weiß worauf es ankommt, das hat Kovac ihnen sicher eingebleut. JEtzt heißt es rausgehen, den Plan umsetzen und unangenehm für den BVB sein. Nur dann klappt es.

    Mir wäre auch wichtig, das die Faschingsprinzen gegen die Spätzekicker gewinnen. Dann hätten wir den direkten Abstieg schon fast vermieden.

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