Kein ungewohnter Anblick in dieser Saison: hängende Köpfe nach dem Spiel hängen
Kein ungewohnter Anblick in dieser Saison: hängende Köpfe nach dem Spiel hängen

Während Spieler und Trainer den Weihnachtsurlaub genießen und Bruno Hübner an den letzten Neuverpflichtungen feilt, machen wir uns Gedanken über die Determinanten der Krise, d.h. wir stellen die Frage nach Schuld, Fehlern und Versäumnissen. Nachdem wir am Dienstag die Führungsriege der AG und gestern die sportlich Verantwortlichen unter die Lupe genommen haben, kümmern wir uns heute um die Spieler und das, was gemeinhin als „Umfeld“ bezeichnet wird.

4. Die Mannschaft – Wirklich charakterlos?

Das Leistungspotenzial der Mannschaft gibt Rätsel auf und sorgt für kontroverse Diskussionen bei Verantwortlichen, Medienvertretern und Fans. Ist das Team wirklich so schlecht, wie es der Tabellenplatz vermuten lässt oder konnte die Mannschaft ihr wahres Können bisher noch nicht offenbaren? Wir haben uns den Kader einmal genau angesehen und daraufhin untersucht, ob er – unabhängig von den ins Auge gefassten Neuverpflichtungen – zumindest durchschnittlichen Bundesligaansprüchen genügt.

Beginnen wir mit den beiden Spielern, die unbestritten eine gute Saison spielen: Lukas Hradecky und Marc Stendera. Während unsere neue Nummer 1 als ein würdiger Nachfolger von Kevin Trapp angesehen werden kann, setzt Stendera seine in den letzten Jahren ansetzende positive Entwicklung fort, ist spielerisch und kämpferisch aus der Anfangself nicht mehr wegzudenken. Mit Alex Meier, Haris Seferovic und/oder Luc Castaignos verfügt die Eintracht über einen überdurchschnittlich starken Sturm, der auch in dieser so enttäuschenden Spielzeit sein Potenzial bereits unter Beweis gestellt hat. Trainer Veh stehen in der Innenverteidigung mit Carlos Zambrano, David Abraham und/oder Marco Russ drei erfahrene Spieler zur Verfügung, die zwar immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen hatten, aber allesamt gehobenes Niveau aufweisen können. Makoto Hasebe, Stefan Aigner, Stefan Reinartz und Bastian Oczipka zeigen deutliche Leistungsschwankungen, haben allerdings in der Vergangenheit bereits häufiger unter Beweis gestellt, dass sie Leistungsträger sein können. Mit Aleksandar Ignjovski und Slobodan Medojevic stehen zumindest läuferisch und kämpferisch überzeugende Ergänzungsspieler zur Verfügung, die mit der Idee von Veh, mit Kurzpassspiel zum Erfolg zu kommen, allerdings überfordert sind. Hinzu kommen einige mehr oder weniger talentierte Youngster, die schon Bundesligaduft schnuppern durften. Diese Aufzählung soll verdeutlichen: Die linke Offensivseite und die rechte Verteidigerposition einmal ausgeklammert, verfügt die SGE über einen Kader, der durchaus gehobenes Bundesliganiveau aufweist. Die Qualität ist demnach – zumindest auf dem Papier – vorhanden. Wir müssen andere Gründe finden, warum die Mannschaft ihr Potenzial nicht abruft.

Bruno Hübner und Armin Veh verweisen dabei gerne auf die Liste der Verletzten und Rekonvaleszenten. Schauen wir uns die infrage kommenden Spieler an: In der Offensive hat Meier nach wie vor mit den Folgen seiner langen Pause zu kämpfen. Sein erfolgreiches Comeback gegen Köln konnte nur kurze Zeit darüber hinwegtäuschen, dass er mit körperlichen Defiziten zu kämpfen hat. Castaignos zog sich gegen Leverkusen eine Verletzung der Syndesmose zu und muss bis Februar pausieren. In der Defensive gehörten vor allem Zambrano und Russ, im Mittelfeld Stendera, Flum und Reinartz zu den Spielern mit den meisten Fehlzeiten. Chandler konnte sich nach seiner Teilnahme am Gold-Cup im Sommer und einer Verletzungspause während der ganzen Hinrunde nicht einem zufriedenstellenden Bundesliganiveau nähern. Ganz von der Hand zu weisen ist die Beeinträchtigung durch die Verletzungsausfälle somit also nicht. Aber reicht das als Erklärung dafür aus, dass die Mannschaft ihr Potenzial nicht abrufen konnte? Wohl kaum.

27.09.2015, Fussball, 1. BL, Eintracht Frankfurt - Hertha BSC BerlinSchauen wir auf die Leidenschaft, den Einsatz und den Kampfgeist unserer Jungs. Bei jeder Niederlage gegen schwächer eingeschätzte Mannschaften werden traditionell der Wille und der letzte Biss infrage gestellt. Zusätzlich wird dieser Verdacht durch mehr oder weniger reflektierte Äußerungen von Mitspielern nach der Begegnung genährt. Aber ist dem wirklich so? Welchem Spieler können wir guten Gewissens mangelnden Einsatz unterstellen? Es gibt natürlich Jungs, die aufgrund ihres Bewegungsablaufs, ihrer Größe oder Spielweise zuweilen den Eindruck vermitteln, sie seien nicht mit vollem Einsatz bei der Sache. Dazu zählen sicherlich Meier, Reinartz, Russ und Oczipka. Aber eine genaue Überprüfung der überlieferten Werte bestätigt diesen Befund nicht. Andere wie Stendera, Seferovic, Aigner, Abraham und Ignjovski sind im Hinblick auf ihren Einsatzwillen ohnehin über jeden Zweifel erhaben.

Wir müssen also weiter forschen. Die Rolle des Trainers lassen wir an dieser Stelle einmal außen vor; ihm haben wir ein eigenes Kapitel gewidmet. Wie ist es um die Psyche, die mentale Verfassung der Mannschaft bestellt? Bei dieser Frage wollen wir uns gar nicht erst als Hobby-Psychologen bemühen, möchten aber unsere Beobachtung ins Felde führen: Das berühmte „Kopf-Problem“ ist ja kein Phänomen, das uns erstmals in dieser Spielzeit begegnet. Wer erinnert sich nicht an die Auswärtsspiele in der Ära Schaaf, als wir uns nach jeder Niederlage gegen schwächere Gegner immer aufs Neue fragten, wie das möglich war? Damals konnte sich die Eintracht auf ihre Heimstärke und die Treffer von Alex Meier verlassen. Aber schon in der vergangenen Spielzeit wurden Führungsspieler vermisst, die in der Lage sind, den einen oder anderen sensiblen oder krisengebeutelten Jungen durch die Krise zu führen. Man muss nicht gleich an Alpha-Tiere wie Stefan Effenberg oder Bastian Schweinsteiger zu denken, aber Leitfiguren wie es der FC Augsburg mit Daniel Baier, Hertha BSC mit Lustenberger oder Borussia Mönchengladbach mit Granit Xhaka hat, fehlen den Hessen. Die wenigen dafür infrage kommenden Akteure (Russ, Reinartz, Hasebe) bei der SGE haben in der Regel mit Verletzungen oder Formschwäche zu kämpfen.

Halten wir fest: Die bereits bei der Überprüfung der Arbeit von Bruno Hübner ermittelten Defizite bei der Zusammensetzung des Kaders im Hinblick auf bestimmte Positionen (hinten rechts und vorne links), auf Tempo und Dynamik sowie das Fehlen von Führungsspielern können als wesentliche Faktoren der Krise identifiziert werden. Hinzu kommen in der Tat Verletzungspech, Rekonvaleszenten mit Trainingsrückstand und die bei einigen Spielern deutlich spürbare Verunsicherung oder Blockade. Bleibt zu hoffen, dass der wichtige 2:1-Abschlusssieg gegen den SV Werder Bremen und das Trainingslager in Abu Dhabi dabei helfen können, diese zu lösen.

Zum Abschluss dieser kleinen Beitragsserie darf ein Blick auf eine Gruppe nicht fehlen, der wir alle angehören: das berühmte Umfeld!

Autor Ralf

Autor Christopher

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6 Kommentare

  1. Wir haben ein (junges) Alpha-Tier : Marc Stendera, der Bub geht vorweg, der will, der beißt !
    Ich schließe mich eurem Fazit an, die Krise ist net leicht zu erklären. Es gibt eine Verknüpfung von vielen Ursachen.
    Ob der der viel geforderte Veh Rausschmiß die Lösung wär, mer waas es net..
    Ich fänd das wär zu einfach gewesen, trotzdem ist ein Trainer Wechsel natürlich billiger als ein Abstieg.
    Man sollte nach den ersten 5 Spielen einen deutlichen Umschwung erkennen können…
    Übrigens, alle die immer noch dem Schaaf nach jammern, der hat unseren besten Fußballer, AM14FG, die ersten vier Spiele rasiert. Sein zusätzliches Schußtraining nach den Einheiten hat er auch untersagt.
    Mein Dank an die Autoren und allen schöne Feiertage.

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  2. Die heutigen Probleme liegen eindeutig in der Vergangenheit………
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    Man muss wohl ziemlich weit zurück gehen………
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    Ich denke nicht das Thomas Schaaf hier ganz unschuldig dabei ist , jedoch sehe ich die eigentlichen Probleme , die heute immer mehr ans Tageslicht hochkommen in der Vorära von Armin Veh begründet ………
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    Er hat keine intakte Mannschaft an Thomas Schaaf hinterlassen und den Unterbau die U23 total vernachlässigt…… ein Scherbenhaufen……..par excellence
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    Im Prinzip muss Armin den Müll beseitigen den er 1 1/2 Jahren zuvor selbst hinterlassen hat……..
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    Müll
    Disziplinlosigkeiten auf allen Ebenen……..
    Mangelnde Einstellung zu allen Bereichen…….
    Katastrophale Konditionsmängel………
    Null Kaderplanung….in die Zukunft….

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    Ein Grund warum man Thomas Schaaf hinter den Rücken von Heribert demontiert hat , war das Thomas sich gegen Peter Fischer stellte und das NLZ für sich in Anspruch nahm………..
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    Für das ganze Debakle ist Peter Fischer verantwortlich……..und #unsarmin und natürlich Heribert der sich jahrelang einen Dreck darum gescherrt hat welche Probleme innerhalb der Mannschaft aufkamen……
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    ………Fischer ……..Bruchhagen……..Veh………..( Hübner)……der Bruno ist der ärmste Sau am Riederwald der ist noch nie gegen den Strom geschwommen……sonst wäre er schon längst weg……..ob die Abmeldung der U23 auf seinen Mist gewachsen ist möchte ich gerne trotzdem wissen……
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    Mittlerweile haben…….. Steubing…..Armin Kraaz…..Schur …Bruchhagen…..offiziell zugeben b.z.w. eingeräumt das die Abmeldung der U 23 ein Fehler war……..
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    Laut Bilanz 2015 …..1,6 Millionen Linzensgebühr an e.V. p.a. und 2,7 Millionen Euro an das NLZ p.a.
    Außerdem hat der e.V. ein Kredit von der AG bekommen in.H.v. 2,7 Millionen der bis zu dem Jaht 2026 läuft
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    Das NLZ wurde 2015 ausgeglieder in eine gmbH die zu 100% dem e.V. angehört………nach meinem Wissen einzigartig in der Bundesliga ….kein Verein hat sich diesem Model unterworfem……
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    Solange Peter Fischer Präsident ist vom e.V……..wird die AG über lange Sicht dem Untergang geweiht sein…….
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    Das ist mein Fazit …….zum ende Jahres…..
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    PS: Als Trapp sich für die Wiederwahl von Peter Fischer eingesetzt hat war mir klar das innerhalb der Mannschaft Seischaften bis in den Aufsichtsrat bestanden…….eine solche Macht von einem Spieler ist nach meinem Wissen noch nie vorgekommen..
    Man stelle sich vor ein Spieler würde gegen einen Tonnies oder Rummenigge intrigieren…..

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  3. Die Situation, dass die Spieler verunsichert sind, hat AV selbst zu verantworten.

    Warum muss er das, was letzte Saison gut lief über den Haufen werfen? Wir waren letzte Saison in der Abwehr auch bei weitem nicht stabil, aber im Angriff sehr erfolgreich.

    Warum beruft er Meier zurück hinter die Spitze, obwohl er im Sturmzentrum letzte Saison Torschützenkönig wurde?
    Warum zieht Aigner (bis auf das Bremen-Spiel) immer nach Innen, obwohl seine Stärke an der Außenlinie ist?
    Warum lässt er Hasebe nicht im Mittelfeld spielen, wo er letzte Saison recht stark gespielt hat?

    Der ständige Wechsel auf unseren Problempositionen RV und LA tut nicht gut, vor allem nicht, wenn er das Mittelfeld zusätzlich noch schwächt.

    Die beiden Siege gegen Stuttgart und Köln haben dazu geführt, dass wir dachten, wir könnten immer so weiterspielen. Durch die Mitte oder lange Bälle (wie damals mit Gekas – hatte da schon nicht lange geklappt) und die Außen ziehen ab der Mittellinie nach Innen. Das haben die Gegner sehr schnell kapiert, dass sie nur im Zentrum dicht machen müssen und schon fällt uns nichts mehr ein.

    Gegen Bremen hatten wir erstmals wieder variabler gespielt. Über Außen auch mal bis zur Grundlinie – und schon hat es besser funktioniert. Hasebe im Mittelfeld war enorm wichtig. Und wenn dann Sefe zwei Dinger reinmacht, gewinnen wir klar. Das sollte die Zukunft sein. Wenn wir dann noch einen schnellen Mann bekommen (Fabian soll ja so einer sein), dann werden wir wieder unberechenbarer und zwangsläufig auch erfolgreicher sein.

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  4. Die Hauptprobleme liegen nicht bei den Spielern, die haben eine vernünftige Berufsauffassung.
    Heute ist es aber so, dass eigentlich 100% in allen Belangen, vom Training über Öffentlichkeit bis hin zur Einstellung Alles den Spielern vorgegeben wird.
    Wenn dann die Einsatzbereitschaft und der unbedingte Wille in mehreren Spielen (nur ein Schreck war Aue) fehlen, dann liegt das für mich an der Arbeit, die insbesondere das Trainerteam mit ihnen leistet.
    Nun gut !
    Neues Jahr, neues Glück !
    gestehen wir zu, dass die Lektion gelernt wurde.
    Ich wünsche mir in allen Belangen von den Spielern eine Portion mehr Marc Stendera !
    Forza SGE !

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