5. Das Umfeld: Die „Diva vom Main“ lebt

Zu den großen Mysterien in der Berichterstattung über Eintracht Frankfurt gehört der Begriff des „Umfeldes“. Er tritt häufig in Kombination mit dem Adjektiv „schwierig“ auf und wird gerne herangezogen, um zu verdeutlichen, dass der Verein, die Verantwortlichen oder die Spieler einem gewissen Druck ausgesetzt sind. Aber wer oder was ist das Umfeld, das offenbar zuweilen so viele Probleme bereitet? Und wie verhält sich dieses Umfeld in der gegenwärtigen Krisensituation? Eine eingrenzende Definition dessen, was unter „Umfeld“ gemeint sein könnte, stößt sehr bald an Grenzen, deshalb sollen an dieser Stelle – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – nur die wichtigsten Akteure genannt werden.

27.09.2015, Fussball, 1. BL, Eintracht Frankfurt - Hertha BSC BerlinMit Sicherheit gehören die Anhänger des Vereins, neudeutsch Fans genannt, dazu. Allerdings wissen nicht nur Sportsoziologen, sondern alle Beobachter unseres Herzensvereins zu berichten, dass es sich bei den Fans um keine homogene Gruppierung handelt, sondern um gesellschaftliche Teilsysteme, die außer ihrer Leidenschaft für Eintracht Frankfurt wenig oder gar keine Gemeinsamkeiten haben. So lassen sich – wiederum nicht vollständig – aktive und passive Fans, Ultras, Erfolgsfans, Hooligans, Logenfans, richtige und falsche, vermummte und unbekleidete, junge und alte Fans unterscheiden, Fans, die sich nur im Netz finden, Fans, die jedem Training beiwohnen („Kiebitze“), Fans, die in Eintracht-Bettwäsche schlafen, Fans, die sich weigern, kommerzielle Produkte des Vereins zu tragen – und so weiter, die Aufzählung könnte endlos fortgesetzt werden. Nicht wenige davon reklamieren für sich, die einzig „echten“ Fans zu sein und sprechen anderen Gruppen diese Eigenschaft kategorisch ab. Diese – nennen wir sie einmal zusammenfassend – Fanszene zeichnet sich durch vier Eigenschaften aus, die sie immer wieder unter Beweis stellen: Treue, Subjektivität, emotionaler Extremismus und Ungeduld. In Krisensituationen werden Spieler und Verantwortliche vor allem mit den beiden letztgenannten Reaktionen konfrontiert, die in ritualisierter Form (Zaungespräche, Appelle an die Ehre etc.) verarbeitet werden müssen. Nach dem Darmstadt-Spiel bekamen die neu verpflichteten Akteure erstmals zu spüren, was ihnen im Falle einer weiter andauernden Krise droht. Positiv an dem hier angesprochenen Teil des Umfeldes ist, dass die Treue der meisten Fans gegen unendlich tendiert und ein unerwarteter Punktgewinn häufig schon ausreicht, um die geknickte Fanseele zu beruhigen.

Ein zweiter Akteur des berüchtigten Umfeldes sind die Medien. Dabei ist zwischen den in Frankfurt von je her einflussreichen Print-Medien (v.a. FR, FNP, F.A.Z., Bild), traditionellen Funk- und Fernsehmedien (HR, FFH etc.) und den neueren Medien (Online-Portale wie SGE4EVER.de) zu unterscheiden. Während es sich bei den Vertretern der Print-Medien meistens um die immer gleichen, gut informierten, langjährig beschäftigten und in Ehren ergrauten Herren handelt, die häufig über einen engen Draht zu den Verantwortlichen im Verein verfügen, und die Fernsehreporter in distanzierter Objektivität ihrem Bildungsauftrag nachkommen, hat sich in Portalen, Foren, Plattformen und sozialen Netzwerken eine mehr oder weniger seriöse Berichterstattung über Eintracht Frankfurt etabliert, die meinungsstark und zum Teil fundiert das Auf und Ab der SGE begleitet. Bei einem Teil des Umfelds (den Fans) wird ein anderer Teil (die Medien) sehr kritisch gesehen, vor allem seit der FR vorgeworfen wurde, den früheren Trainer Schaaf demontiert zu haben. Im Augenblick sieht die Frankfurter Medienlandschaft die Entwicklung der Eintracht zwar skeptisch, ist aber (noch) nicht bereit, den Stab über die Verantwortlichen, v.a. Trainer Veh, zu brechen. Das kann sich bei weiteren Misserfolgen aber schnell ändern. Sollten sich die beiden wichtigsten Segmente des Umfeldes – Fans und Medien – einig sein, dass bestimmte Veränderungen notwendig sind, kann es für die betreffenden Personen sehr eng werden.

Stefan Aigner und Haris Seferovic feiern den Sieg über Bremen
Stefan Aigner und Haris Seferovic feiern den Sieg über Bremen

Während der Einfluss der oben genannten Teilgruppierungen aus dem Umfeld unmittelbar deutlich wird, zu hören oder zu lesen ist, arbeiten andere Akteure eher im Verborgenen. Dazu zählen die unzähligen Vereins- oder Gremienvertreter, die berühmten Altvorderen, ehemalige Spieler, die zu berichten wissen, dass früher alles besser war, ehemalige Trainer, die davon überzeugt sind, dass mit ihnen alles besser laufen würde, politische Amtsträger, die fehlende Sachkunde durch Eloquenz und Netzwerkarbeit kompensieren können, wirtschaftliche Kooperationspartner, die stets die „Marke“ Eintracht Frankfurt im Blick haben, Vertreter von Sponsoren, Vermarktungsagenturen, Sportverbänden, Behörden, Ehrenamtliche – wir brechen die Aufzählung an dieser Stelle aus Platzgründen ab. Alle diese Vertreter des Umfelds bringen ihre Meinung, ihre Ratschläge und vor allem ihre Partikularinteressen ein und tragen nicht unwesentlich zur Meinungsbildung bei. Im Augenblick verhält sich dieser Teil des Umfeldes noch ruhig – allerdings pflegen sie ihren Einfluss auch nicht über die Öffentlichkeit geltend zu machen.

6. War das alles?

Mit diesem dritten Teil unseres kleinen Rückblicks auf die Versäumnisse vor und in der Hinrunde möchten wir es bewenden lassen und Euch endgültig in die entspannte Ruhe der Weihnachtsvorbereitungen entlassen. Haben wir dazu beitragen können, das Rätsel um die enttäuschende verlaufende Halbserie zu lösen? Wohl kaum. Erfolg und Misserfolg einer Bundesligamannschaft hängen von vielen internen und externen Parametern ab, die in ihrem Zusammenspiel und ihrer Gewichtung den Unterschied zu anderen Vereinen machen. Hinzu kommt, dass sich viele Einflussfaktoren einer Beurteilung durch Außenstehende entziehen. Über beispielsweise die Atmosphäre innerhalb des Teams, das Verhältnis zwischen Trainer und Mannschaft, die Unruhe durch ungelöste Konflikte und die Unzufriedenheit einzelner Spieler kann allenfalls spekuliert werden.

Was bleibt ist die Hoffnung auf die Entwicklungsfähigkeit der Mannschaft, auf neue Impulse durch Nachjustierungen in der Winterpause, auf Ruhe im Verein und auf die fortdauernde Unterstützung durch die Fans. Um letzteres müssen wir uns zum Glück die geringsten Gedanken machen. Frohe Weihnachten!

Autor Ralf

Autor Christopher

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6 Kommentare

  1. Wir haben ein (junges) Alpha-Tier : Marc Stendera, der Bub geht vorweg, der will, der beißt !
    Ich schließe mich eurem Fazit an, die Krise ist net leicht zu erklären. Es gibt eine Verknüpfung von vielen Ursachen.
    Ob der der viel geforderte Veh Rausschmiß die Lösung wär, mer waas es net..
    Ich fänd das wär zu einfach gewesen, trotzdem ist ein Trainer Wechsel natürlich billiger als ein Abstieg.
    Man sollte nach den ersten 5 Spielen einen deutlichen Umschwung erkennen können…
    Übrigens, alle die immer noch dem Schaaf nach jammern, der hat unseren besten Fußballer, AM14FG, die ersten vier Spiele rasiert. Sein zusätzliches Schußtraining nach den Einheiten hat er auch untersagt.
    Mein Dank an die Autoren und allen schöne Feiertage.

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  2. Die heutigen Probleme liegen eindeutig in der Vergangenheit………
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    Man muss wohl ziemlich weit zurück gehen………
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    Ich denke nicht das Thomas Schaaf hier ganz unschuldig dabei ist , jedoch sehe ich die eigentlichen Probleme , die heute immer mehr ans Tageslicht hochkommen in der Vorära von Armin Veh begründet ………
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    Er hat keine intakte Mannschaft an Thomas Schaaf hinterlassen und den Unterbau die U23 total vernachlässigt…… ein Scherbenhaufen……..par excellence
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    Im Prinzip muss Armin den Müll beseitigen den er 1 1/2 Jahren zuvor selbst hinterlassen hat……..
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    Müll
    Disziplinlosigkeiten auf allen Ebenen……..
    Mangelnde Einstellung zu allen Bereichen…….
    Katastrophale Konditionsmängel………
    Null Kaderplanung….in die Zukunft….

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    Ein Grund warum man Thomas Schaaf hinter den Rücken von Heribert demontiert hat , war das Thomas sich gegen Peter Fischer stellte und das NLZ für sich in Anspruch nahm………..
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    Für das ganze Debakle ist Peter Fischer verantwortlich……..und #unsarmin und natürlich Heribert der sich jahrelang einen Dreck darum gescherrt hat welche Probleme innerhalb der Mannschaft aufkamen……
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    ………Fischer ……..Bruchhagen……..Veh………..( Hübner)……der Bruno ist der ärmste Sau am Riederwald der ist noch nie gegen den Strom geschwommen……sonst wäre er schon längst weg……..ob die Abmeldung der U23 auf seinen Mist gewachsen ist möchte ich gerne trotzdem wissen……
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    Mittlerweile haben…….. Steubing…..Armin Kraaz…..Schur …Bruchhagen…..offiziell zugeben b.z.w. eingeräumt das die Abmeldung der U 23 ein Fehler war……..
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    Laut Bilanz 2015 …..1,6 Millionen Linzensgebühr an e.V. p.a. und 2,7 Millionen Euro an das NLZ p.a.
    Außerdem hat der e.V. ein Kredit von der AG bekommen in.H.v. 2,7 Millionen der bis zu dem Jaht 2026 läuft
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    Das NLZ wurde 2015 ausgeglieder in eine gmbH die zu 100% dem e.V. angehört………nach meinem Wissen einzigartig in der Bundesliga ….kein Verein hat sich diesem Model unterworfem……
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    Solange Peter Fischer Präsident ist vom e.V……..wird die AG über lange Sicht dem Untergang geweiht sein…….
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    Das ist mein Fazit …….zum ende Jahres…..
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    PS: Als Trapp sich für die Wiederwahl von Peter Fischer eingesetzt hat war mir klar das innerhalb der Mannschaft Seischaften bis in den Aufsichtsrat bestanden…….eine solche Macht von einem Spieler ist nach meinem Wissen noch nie vorgekommen..
    Man stelle sich vor ein Spieler würde gegen einen Tonnies oder Rummenigge intrigieren…..

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  3. Die Situation, dass die Spieler verunsichert sind, hat AV selbst zu verantworten.

    Warum muss er das, was letzte Saison gut lief über den Haufen werfen? Wir waren letzte Saison in der Abwehr auch bei weitem nicht stabil, aber im Angriff sehr erfolgreich.

    Warum beruft er Meier zurück hinter die Spitze, obwohl er im Sturmzentrum letzte Saison Torschützenkönig wurde?
    Warum zieht Aigner (bis auf das Bremen-Spiel) immer nach Innen, obwohl seine Stärke an der Außenlinie ist?
    Warum lässt er Hasebe nicht im Mittelfeld spielen, wo er letzte Saison recht stark gespielt hat?

    Der ständige Wechsel auf unseren Problempositionen RV und LA tut nicht gut, vor allem nicht, wenn er das Mittelfeld zusätzlich noch schwächt.

    Die beiden Siege gegen Stuttgart und Köln haben dazu geführt, dass wir dachten, wir könnten immer so weiterspielen. Durch die Mitte oder lange Bälle (wie damals mit Gekas – hatte da schon nicht lange geklappt) und die Außen ziehen ab der Mittellinie nach Innen. Das haben die Gegner sehr schnell kapiert, dass sie nur im Zentrum dicht machen müssen und schon fällt uns nichts mehr ein.

    Gegen Bremen hatten wir erstmals wieder variabler gespielt. Über Außen auch mal bis zur Grundlinie – und schon hat es besser funktioniert. Hasebe im Mittelfeld war enorm wichtig. Und wenn dann Sefe zwei Dinger reinmacht, gewinnen wir klar. Das sollte die Zukunft sein. Wenn wir dann noch einen schnellen Mann bekommen (Fabian soll ja so einer sein), dann werden wir wieder unberechenbarer und zwangsläufig auch erfolgreicher sein.

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  4. Die Hauptprobleme liegen nicht bei den Spielern, die haben eine vernünftige Berufsauffassung.
    Heute ist es aber so, dass eigentlich 100% in allen Belangen, vom Training über Öffentlichkeit bis hin zur Einstellung Alles den Spielern vorgegeben wird.
    Wenn dann die Einsatzbereitschaft und der unbedingte Wille in mehreren Spielen (nur ein Schreck war Aue) fehlen, dann liegt das für mich an der Arbeit, die insbesondere das Trainerteam mit ihnen leistet.
    Nun gut !
    Neues Jahr, neues Glück !
    gestehen wir zu, dass die Lektion gelernt wurde.
    Ich wünsche mir in allen Belangen von den Spielern eine Portion mehr Marc Stendera !
    Forza SGE !

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