Zurzeit dürfen bis zu 1.000 Fans ins Waldstadion, wie hier am 21. Januar beim Heimspiel gegen Arminia Bielefeld. (Bild: Heiko Rhode)

Ständig ändern sich die Bedingungen: Mal dürfen 15.000, dann 250 und aktuell eintausend Zuschauer das Frankfurter Waldstadion besuchen. Doch schon in den Nachbar-Bundesländern sieht es schon wieder ganz anders aus. SGE4EVER.de gibt einen Überblick, was zurzeit gilt – und wie die Politik überhaupt zu diesem Zahlen-Wirrwarr kommt.

Hessen könnte sich mehr als eintausend Zuschauer vorstellen

In Hessen, der Heimat von Eintracht Frankfurt, dürfen momentan maximal eintausend Menschen „Großveranstaltungen“ besuchen. Bundesliga-Spiele gehören zu dieser Kategorie. Auf Druck der großen hessischen Profi-Vereine hatte die Landesregierung erst vor wenigen Wochen die Kapazitäten angehoben. Die Regierung könnte sich auch noch mehr Zuschauer vorstellen, blitzte mit ihrem Ansinnen jedoch bei den anderen Ländern ab – man konnte sich auf keine einheitliche Zahl einigen. Am 9. Februar soll ein neuer Versuch unternommen werden.

Bayern lockert die Regeln

In Bayern, der Heimat von Rekordmeister FC Bayern München, des FC Augsburg und von Greuther Fürth, darf das Stadion zurzeit zu maximal 25 Prozent oder höchstens 10.000 Zuschauer ausgelastet werden. Bayern ging jüngst auf die Vereine zu, denn wie auch in Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen durften bis zuletzt gar keine Fans ins Stadion. In der Bundeshauptstadt, wo Hertha BSC und Union Berlin herkommen, darf die Arena mit dreitausend Zuschauern gefüllt werden.

Goßzügige Zuschauerzahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz

Sachsen lässt, wie Hessen, maximal eintausend Zuschauer ins Stadion. Den Wölfen in Niedersachsen können höchstens 500 Fans die Daumen drücken. Gleich sechs Bundesliga-Vereine kommen aus Nordrhein-Westfalen, darunter Borussia Dortmund. Sie dürfen maximal 750 Menschen Plätze im Stadion anbieten. Großzügiger ist Rheinland-Pfalz: Mainz 05 darf die Arena zu 20 Prozent auslasten. Für das Spiel am 5. Februar gegen die TSG Hoffenheim sind 6.800 Zuschauer zugelassen. Ähnlich großzügig ist Baden-Württemberg, Heimatland von Freiburg, Hoffenheim und Stuttgart: Im Ländle dürfen seit kurzem sechstausend Fans ihre Mannschaften anfeuern. Zusätzlich kompliziert werden die Regeln dadurch, dass – neben der obligatorischen Maskenpflicht – verschiedene Voraussetzungen gelten. Nahezu überall wird 2Gplus verlangt, das heißt die Fans müssen geboostert bzw. vollständig geimpft/genesen und tagesaktuell negativ getestet sein.

Nicht der Bund, sondern 16 Länder entscheiden

Dass die Regeln in den verschiedenen Regionen Deutschlands so unterschiedlich sind, liegt daran, dass nicht die Bundesregierung die Regeln macht, sondern jedes der 16 Bundesländer für sich selbst. Dafür ermächtigt das so genannte Infektionsschutzgesetz die Landesregierungen, Rechtsverordnungen zu erlassen. In Hessen „Coronavirus-Schutzverordnung“ genannt. Während zum Beispiel in Frankreich solche Regeln durch die Zentralregierung in Paris festgelegt werden, hat sich in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg das Modell des Föderalismus entwickelt. Neben dem Ziel, dadurch die Macht nicht in die Hand einer einzelnen Regierung zu geben, hat dies vor allem den großen Vorteil, dass auf regionale Unterschiede viel besser eingegangen werden kann. Auch während der Corona-Pandemie zeigt sich, dass die Inzidenzen und Probleme nicht in jedem Bundesland gleich sind.

Akzeptanzprobleme

Andererseits führen unterschiedliche Regeln in Deutschland auch zu einem Akzeptanzproblem. Ganz aktuell: Wieso dürfen am 5. Februar bis zu 6.000 Fans das Spiel VfB Stuttgart gegen Eintracht Frankfurt in der baden-württembergischen Landeshauptstadt verfolgen (darunter 300 SGE-Fans), während weniger als 200 Kilometer entfernt in Frankfurt das maximale Kontingent für Bundesligaspiele bei nur eintausend Zuschauern liegt?

Länder versuchen sich abzustimmen

Über die Ministerpräsidentenkonferenz stimmen sich die Länder untereinander sowie mit der Bundesregierung ab. Hier im Bild (v. li.): NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst als MPK-Vorsitzender und seine Stellvertreterin, Franziska Giffey, Regierende Bürgermeisterin von Berlin, rahmen Bundeskanzler Olaf Scholz ein. (Bild: IMAGO / IPON)

Deshalb versuchen sich die Landesregierungen untereinander abzustimmen. Seit 1954 gibt es die Ministerpräsidentenkonferenz, kurz MPK. Sie besteht aus den 16 Regierungschefs der Länder und dem Bundeskanzler. Zwar fasst sie Beschlüsse, doch diese sind nicht verbindlich. Denn die MPK ist kein Verfassungsorgan, das heißt, sie darf weder Gesetze beschließen noch Verordnungen erlassen. Kurzum: Jedes Land muss nach der MPK die vereinbarten Regeln erst noch vor Ort umsetzen – und natürlich kann sie von den Vereinbarungen abweichen. Davon machen die Regierungen regelmäßig Gebrauch, aus unterschiedlichen Gründen – offiziell wie inoffiziell: Neben der Tatsache, dass die Inzidenz-Werte in Deutschland divers sind, spielen auch anstehende Wahlen, Druck von den politischen Partnern oder die öffentliche Meinung eine Rolle.

In Hessen trägt Schwarz-Grün die Verantwortung

In Hessen ist für die „Coronavirus-Schutzverordnung“ die schwarz-grüne Landesregierung zuständig. Die zuständigen Fachminister haben dafür das so genannte „Corona-Kabinett“ gebildet, das unter anderem aus dem Ministerpräsidenten Volker Bouffier (CDU) und dem Gesundheitsminister Kai Klose (GRÜNE) besteht. Beide stimmen sich bereits im Vorlauf zu jeder MPK ab, welche Position Hessen einnimmt – und sie setzen gemeinsam die Vereinbarungen aus der MPK um. In den vergangenen Wochen und Monaten traten sie häufig gemeinsam vor der Presse auf, um die neuesten Corona-Regeln in Hessen vorzustellen.

Politik greift auf Fachexpertise zurück

Für ihre Entscheidung können sie neben der Expertise aus der Landesverwaltung – etwa von Juristen – auch auf die Beratung aus der Wissenschaft zurückgreifen. Als wichtige Ansprechpartner für die hessische Landesregierung gelten das Frankfurter Gesundheitsamt – das auch die Zuschauerzahlen für die Heimspiele der SGE genehmigt – und Prof. Dr. Sandra Ciesek, Virologin am Uniklinikum Frankfurt und bekannt aus dem NDR-Podcast „Das Coronavirus-Update“.

Aufwändige Klagen

Dass jedes Land eigene Verordnungen erlässt, erschwert übrigens auch, gerichtlich dagegen vorzugehen. Zahlreiche Vereine, darunter Borussia Dortmund und die Eintracht, haben entsprechende Überlegungen geäußert. Sie können jedoch nicht einheitlich für das gesamte Bundesgebiet Klage einreichen, sondern müssen für jedes betroffene Bundesland jeweils separat argumentieren. In der Folge könnten die Gerichte unterschiedlich urteilen, zum Beispiel im einen Bundesland die Zuschauerbeschränkungen aufheben, während sie andernorts gerichtlich bestätigt werden. Je nach örtlicher Konstellation wäre es sogar denkbar, dass die Vereine gegen die Einzelfallentscheidungen eines Gesundheitsamtes klagen.

England und Frankreich lasten die Stadien komplett aus

Andere Staaten, ein anderer Umgang mit dem Coronavirus: In Großbritannien können die Stadien voll ausgelastet werden. Für die Spiele der Premier League gilt auch keine Maskenpflicht am Platz – und es wird auch kein 2G, sondern die lockere 3G-Regel verlangt. Ähnlich verhält es sich in Frankreich. Zurzeit liegt die Obergrenze bei fünftausend Fans, doch ab Mittwoch wird diese Einschränkung komplett aufgehoben. Dann können wieder alle Plätze im Stadion vergeben werden. Spanien lässt in der La Liga die Arenen zu 75 Prozent auslasten. In den USA steht der Super Bowl im American Football vor der Tür. Trotz einer kritischen Diskussion in der Öffentlichkeit möchte die NFL an der Austragung mit voller Auslastung festhalten. Die Play-offs im Januar wurden vor vollem Haus ausgetragen.

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16 Kommentare

  1. Ich bin ein großer Freund des Förderalismus aber die Kleinstaaterei nervt. Warum 20 oder 25 % unter 2G+ an der frischen Luft nicht möglich sein sollen versteht wohl niemand. Hoffentlich hat unser Provinzfürst mal nen Arsch in der Hose.

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  2. Ich bin mir fast sicher, dass sich die (erlaubte) Zuschauerkapazität am 12.02. gegen Wolfsburg schon deutlich erhöhen wird.
    Eine signifikante Erhöhung wird es dann spätestens zum Heimspiel am 26.02. gegen den FC Bayern geben. Davon bin ich überzeugt.

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  3. @1. Dr. Hammer:
    Gude!
    „Provinzfürst“????
    Hessen = Provinz…?
    Hessen ist eine Macht!!!….. 😉 🙂

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  4. Ab Sommer oder Winter?
    Kann jemand französisch?

    Vielleicht geben wir Paciencia an Granada ab und holen dafür RKM sofort.

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  5. In dem Artikel steht leider kommende Saison erst 🙁

    Als Abgangskandidaten werden noch Barkok,Hrustic und DDC von hessenschau.de gehandelt.

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  6. Wind, nach Kruse und Paredes, auch nach Wolfsburg. Genau deshalb ist die Bundesliga kaputt. Der VFL kann sich durch solche Transfers relativ sicher den Klassenerhalt erkaufen, während der VFB Stuttgart klug wirtschaften muss. Gleiches gilt natürlich für Bielefeld und andere kleinere Vereine. So war es auch lange beim HSV. Hinrunde oftmals ganz unten und dann durch paar Wintertransfers von Kühne noch drin geblieben. Erst als Bruchhagen kam und auf Wintertransfers aus finanziellen Gründen verzichtete, sparte er den Verein zum Abstieg (so wie uns einmal mehr, wenn Hradecky und Gacinovic gegen Darmstadt und Nürnberg nicht gewesen wären). In England ist es wenigstens so, dass alle Vereine die gleichen Regeln haben. Es wird dort zwar auch unseriös gewirtschaftet, aber da es alle betrifft, ist der Wettkampf etwas fairer. 50 plus 1 wird in Deutschland seit Jahren (speziell von Vereinen mit kleiner Fanbase) ausgehebelt. Man kann dieses Theater kaum noch ernstnehmen. Ohne der SGE und diverse Managerspiele, würde sich diese Witzveranstaltung niemand mehr angucken. Ich bin gegen 50 plus 1 in der aktuellen Form.

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  7. Der Föderalismus ist kein Problem, sondern wäre unsere Chance gewesen, Maßnahmen auf ihre Wirkung hin zu evaluieren. Diese Chance hat man leichtfertig vergeben. Allgemein ist es aber Deutschlands Problem aus dem Föderalismus keinen Wettbewerb der guten Ideen werden zu lassen.

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  8. Hoi Nepek (6) Deepl übersetzt wie folgt:

    Es war ein offenes Geheimnis. Randal Kolo Muani wird in der nächsten Saison nicht mehr in Nantes spielen. Der talentierte 23-jährige Stürmer der Canaris, dessen Vertrag bei seinem Ausbildungsverein im Juni ausläuft und der sich seit dem 1. Januar bei einem Verein seiner Wahl für die nächste Saison verpflichten kann, befindet sich derzeit in Frankfurt, wo er seinen Medizincheck absolviert. Wenn dieser positiv ausfällt, muss der U-21-Nationalspieler einen Fünfjahresvertrag bis 2027 abschließen.
    Der Bundesligist würde sich damit einen kompletten Stürmer sichern, der in dieser Saison bereits 8 Tore und 2 Vorlagen in 21 Ligue-1-Spielen erzielt hat.

    …. na das klingt doch schon mal prima!!!! – wenn auch erst ab Sommer.

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  9. @sge2785, ich sage mal jein, Aber Wolfsburg hat fette 14,5 Mio für Weghorst bekommen und vielleicht auch noch was für Guanviogli (oder wie auch immer, jedenfalls der, der unseren Glasner hasst) Die haben sie gleich wieder investiert und in Anbetracht der Lage noch was draufgelegt. Auch hier ein aber, andere Vereine können sich sicher Nichtmals das leisten und müssten einen Teil davon zurücklegen, kotzt mich auch an! Da hast du in Bezug auf die 50 + 1 Regel zu 100% recht.

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  10. Wie zu erwarten – lt. verschiedenen Medien wird sich uns kein neuer Spieler mehr anschließen. (in diesem Transferfenster)
    Bin gespannt ob noch jemand geht. Bei den gut dotierten Verträgen kann ich es mir allerdings nur schwer vorstellen…

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  11. @Dr. Hammer
    Richtig, sie haben fast 15mio bekommen für WW und auch für Guillavogui paar Euro. Trotzdem haben sie ein Transferminus von ca. 60mio. In Zeiten, in denen alle Stadien leer sind, ziemlich unseriös. Wie gesagt kann man das alles machen (weil 50 plus 1 eben kein 50 plus 1 ist), aber dann eben gleiche Chancen für alle und ganz weg mit der Regel. So macht es keinen Sinn und für künstliche Spannung werden Medien, Tipp- und Managerspiele nicht ewig sorgen können. Ich persönlich gucke jetzt schon viel weniger Fussball als früher und so gehts in meinem Umfeld vielen.

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