Beim Aufstieg gegen Mainz erzielte Ralf Weber das Führungstor.
Beim Aufstieg gegen Mainz erzielte Ralf Weber das Führungstor.

Dem Hamburger SV sei dank. Durch den 2:1-Derbysieg der Labbadia-Elf gegen den SV Werder steht die akut abstiegsgefährdete Frankfurter Eintracht am Sonntag vor einem richtungsweisenden Rhein-Main-Duell um die Ligazugehörigkeit gegen den FSV Mainz 05. Vor 18 Jahren ging es in einem Heimspiel gegen die Rheinhessen schon einmal um die Frage 1. oder 2. Liga. Damals unter gänzlich anderen Voraussetzungen und mit einem positiven Ausgang für die SGE.

Es war der 32. Spieltag der Zweitligasaison 1997/98. Im Freitagsspiel trennten sich Gütersloh und Unterhaching unentschieden, sodass für die Frankfurter um Trainer Horst Ehrmantraut feststand, dass am Montagabend im Derby gegen die abstiegsgefährdeten Mainzer ein Remis zum ersten Aufstieg der Vereinsgeschichte reichen würde. Eine machbare Aufgabe, denn die 05er, bei denen die heutigen Erfolgstrainer Jürgen Klopp, Jürgen Kramny und Thorsten Lieberknecht im Kader standen, kämpften gegen den Abstieg in die Regionalliga.

Während die Gäste von ihrem Coach Wolfgang Frank mit einem äußerst modernen 4-4-2-System ins Rennen geschickt wurden, baute Ehrmantraut auf Frankfurter Seite auf den guten, alten Libero. An diesem Tag gespielt von Publikumsliebling Ralf Weber. Nach nervösem Beginn ging Weber in der zehnten Minute für einen Freistoß mit in die gegnerische Hälfte und sorgte mit einem Geniestreich für die Führung vor 33.000 Zuschauern im Waldstadion. Noch als Gäste-Keeper Stephan Kunert mit dem Positionieren der Mauer beschäftigt war, nahm Weber Maß und versenkte das Leder zum umjubelten 1:0 für die Hessen. Ein korrektes Tor, denn Schiedsrichter Weiner hatte den Ball nicht extra freigeben müssen.

Angesichts der großen Chance, die Rückkehr in die Bundesliga nach zwei Jahren Abstinenz frühzeitig wieder perfekt zu machen, wirkte die Eintracht trotz Führung zunehmend nervös. Mainz übernahm die Kontrolle, scheiterte aber entweder an Oka Nikolov im Tor oder an der recht ordentlichen Abwehr der Hausherren. Ein toller Angriff über Alexander Schur, Marco Gebhardt und Thomas Epp leitete noch vor der Pause den nächsten Treffer der SGE ein. Christoph Westerthaler versenkte sehenswert – 2:0 (38.). Mit diesem Ergebnis ging es in die Kabinen. Laute „Ehrmantraut“-Sprechchöre hallten durchs Stadion. Die Feier war vorbereitet.

Im zweiten Abschnitt entpuppten sich die Mainzer allerdings als Partyschreck. Die Frank-Elf bewies Moral und machte dem Favoriten auch weiterhin das Leben schwer. Immer wieder musste Nikolov klären, ehe er nach knapp einer Stunde doch geschlagen war. Eine Klopp-Flanke wehrte er vor die Füße von Christian Hock ab, der auf 1:2 verkürzte (62.). Nur drei Minuten später glich Peter Neustädter per Freistoßtor aus (65.). Im Waldstadion begann nun das große Zittern. Ehrmantraut wechselte defensiv und versuchte, den Punkt übers Ziel zu mauern.

Mit zunehmender Spieldauer kletterten immer mehr Frankfurter Fans über die Zäune und machten sich am Spielfeldrand bereit zum friedlichen Platzsturm nach dem Schlusspfiff. Diesen setzte Michael Weiner dann auch nahezu pünktlich, sodass der Aufstieg perfekt war und die Party beginnen konnte. Die Mainzer haderten im Nachhinein mit einem vermeintlich zu frühen Ende der Partie. Manager Christian Heidel erwägte gar, Protest gegen die Wertung des Spiels einzulegen. Als der DFB durchblicken ließ, dass die Mainzer aufgrund einer Tatsachenentscheidung wenig Aussicht auf Erfolg hätten, kündigte FSV-Boss Harald Strutz an, von einem Einspruch abzusehen.

Die Eintracht interessierte das an diesem Tag nicht mehr. Sie feierte ihre Wiederauferstehung mit einer No-Name-Truppe, die vielleicht den besten Teamgeist auf den Platz brachte, den eine Frankfurter Mannschaft jemals hatte. „Ich bin glücklich, aber nicht zufrieden. Zufriedenheit bedeutet für mich Rückschritt. Das heute ist erst der Anfang, der schwerste Weg steht meinen Jungs erst noch bevor“, meinte Erfolgstrainer Horst Ehrmantraut nach der Partie. Auf die Zukunft des eigenwilligen Aufstiegsmachers angesprochen erklärte Präsident Rolf Heller: „Ich bin fest davon überzeugt, dass Ehrmantraut in dieser ersten Bundesligasaison der richtige Mann ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir ihn rausschmeißen, selbst wenn es nicht so gut läuft, dann liegt das nicht an ihm.“ Tatsächlich sollte sich Heller im folgenden Jahr nicht an diese Vorhersage halten.

Am 25. Mai 1998 war das alles noch Zukunftsmusik. Damals war es ein Unentschieden im Heimspiel gegen Mainz 05, das die Erstligazugehörigkeit sicherte. Vielleicht ein gutes Omen für den kommenden Sonntag, wenngleich ein Remis dann schon zu wenig wäre.

Tore: 1:0 Ralf Weber (10.), 2:0 Christoph Westerthaler (38.), 2:1 Christian Hock (62.), 2:2 Peter Neustädter (65.).

Eintracht Frankfurt: Nikolov – Weber, Kutschera, Bindewald, Brinkmann (59. Flick), Zampach (79. Wolf), Sobotzik, Schur, Gebhardt, Westerthaler, Epp (59. Mehic). Trainer: Ehrmantraut.

FSV Mainz 05: Kunert – Klopp, Tanjga (61. Gabriel), Neustädter, Herzberger, Kramny (56. Hayer), Schmidt, Spykra (87. Lieberknecht), Hock, Demandt, Grevelhörster.

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5 Kommentare

  1. Augsburg ist durch, die haben sich einfach gemausert.
    Darmstadt kriegt 4 Stück, bis auf 5 Punkte können wir So rankommen. Vielleicht sind die zuhause dann auch nervös.
    Stuttgart ist wieder mal unterirdisch, die kann man theoretisch auch noch abfangen.
    Bin ich froh, nicht mehr gegen die Hannoveraner spielen zu müssen, total unberechenbar. Wolfsburg ist echt ne Schande, die spielen halt auch noch gegen Stuttgart.

    Insgesamt ganz gut gelaufen bisher.

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  2. Besser als letzte Woche auf jeden Fall 😉 wenn wir gewinnen wir Stuttgart und Bremen nochmal richtig nervös … Das könnte schon klappen wenn wenn wenn wir morgen mal gewinnen. ..

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  3. Der Spieltag an sich ist recht günstig für uns verlaufen. Hoffes muß morgen auch ersteinmal in MG gewinnen, wird schwer für die. Nichtsdestotrotz ohne einen Sieg gegen Mainz können wir uns hier den Mund fusselig reden….die Eintracht muß morgen gewinnen! Leider hat unsere Mannschaft immer dann versagt, wenn sie Möglichkeit hatte, Boden gut zu machen. Mainz wird ein schwerer Gegener, Jungs gebt alles!

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  4. Man kanns ja auch mal so sehen, wir haben jetzt solange nichts gerissen da wäre es ja statistisch gesehen morgen mal wieder Zeit 😉
    Dürfen nur net gleich sinnlos Antennen sondern sollten auch Geduld haben und hinten kompakt stehen. Hoffe es wurden mal Standards geübt, es reicht auch ein Kopfballtor von Russ wen wir hinten gut stehen

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  5. Da stand ich nach dem Spiel auch auf dem Platz. Und ja, der Schiri hatte „überpünktlich abgepfiffen“. 😀

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