Jan-Aage Fjörtoft erlebte im März 2001 einen emotionalen Abschied nach dem Heimspiel gegen den HSV.
Jan-Aage Fjörtoft erlebte im März 2001 einen emotionalen Abschied nach dem Heimspiel gegen den HSV.
Eintracht Frankfurt und der Hamburger SV sind zwei Bundesligisten der ersten Stunde. Das Duell beider Teams zählt zu den Klassikern des deutschen Fußballs, war in der Vergangenheit aber nur selten von außerordentlichen Emotionen geprägt. Unvergessen bleiben nur wenige dieser Aufeinandertreffen, eines jedoch hat im Herzen der Eintracht-Fans einen ganz besonderen Platz gefunden.
Das Heimspiel gegen den HSV am 17. März 2001 ging als der Tag in die SGE-Geschichte ein, als mit Jan-Aage Fjörtoft ein Publikumsliebling die Hessen verließ, wie es ihn danach bis heute nicht mehr gegeben hat.

Seine Beliebtheit rührte dabei nicht einmal unbedingt von seinen sportlichen Leistungen her. 17 Tore in 54 Spielen sind für einen Stürmer ein solider Wert, jedoch nichts, womit man ein Publikum nachhaltig beeindrucken könnte. Vielmehr waren es Fjörtofts Art mit Fans, Mitspielern und Medien umzugehen und nicht zuletzt sein unvergessener Treffer beim 5:1 gegen Kaiserslautern im Abstiegsfinale 1999, die ihm die Herzen der Zuschauer eingebracht hatten.

Am 26. Spieltag einer miserablen Eintracht-Saison standen trotz großer Abstiegsnot gegen den HSV deshalb die Emotionen im Vordergrund. Fjörtoft, der sich zu einem Wechsel in seine norwegische Heimat zu IF Stabaek entschlossen hatte, lief gegen die Hamburger letztmals vor eigenem Publikum im Eintracht-Trikot auf – allerdings erst ab der 65. Minute.

Zuvor ließ Dauer-Interimstrainer Rolf Dohmen Pawel Kryszalowicz und Chen Yang von Beginn an stürmen und erhoffte sich dadurch das nötige Tempo für einen wichtigen Heimerfolg gegen auswärtsschwache Hanseaten. Vergeblich. Die Eintracht agierte ideenlos und auch Hamburg brachte lange Zeit nicht viel auf den Rasen. Erst nach einem Eckstoß in der 54. Minute gelang den Gästen durch Niko Kovac das 1:0.

Nach langem Schweigen begannen die 33.000 Zuschauer im Waldstadion nach dem Rückstand mit lautstarken „Fjörtoft, Fjörtoft“-Rufen ein letztes Mal ihr Idol zu fordern. Dohmen reagierte und brachte den Norweger für den enttäuschenden Kryszalowicz. Angetrieben vom Publikum und einem emotionalen Fjörtoft wurde die Eintracht stärker und erspielte sich zwei gute Chancen.

Zwölf Minuten vor dem Ende war der Mann des Tages dann auch entscheidend am Ausgleich beteiligt. Fjörtoft legte einen Ball mit der Hacke auf Rolf-Christel Guie-Mien ab, dessen Abschluss so verunglückte, dass der Ball Thomas Sobotzik auf die Füße fiel und der ohne Mühe zum 1:1 einschob. „Heute ist Jans Tag, mein Tor widme ich ihm“, erklärte der Torschütze später. Seinen Abschied endgültig gekrönt hätte der Frankfurter Kult-Stürmer um ein Haar noch in der Schlussphase, seine letzte Chance ging aber deutlich am Hamburger Tor vorbei.

Nach dem Abpfiff eines mäßigen Spiels mit einer gerechten Punkteteilung wurde dann trotz einer prekären Frankfurter Lage im Abstiegskampf gefeiert. Fjörtoft ging auf seine Ehrenrunde, bekam einen Goldenen Schuh überreicht, schnitt sich ein Stück Rasen zur Erinnerung aus und feierte auf dem Zaun mit den Fans die erfolgreichen, gemeinsamen drei Jahre, ehe er mit Tränen in den Augen die Arena verließ. „Diesen Abschied werde ich nie vergessen, es ist unglaublich. Mir fehlen die Worte, und das soll schon was heißen“, zeigte sich der Norweger noch weit nach Spielschluss gerührt. Die Stimmung von Fans und Mannschaft brachte Torschütze Sobotzik am besten auf den Punkt: „Jan wird uns saumäßig fehlen!“ Wie recht er mit dieser Prognose hatte, hätte Sobotzik wohl selbst nicht geglaubt. Die Eintracht verlor in der Folge fünf Spiele am Stück und stieg am Ende ab.

Tore: 0:1 Niko Kovac (54.), 1:1 Thomas Sobotzik (78.).

Eintracht Frankfurt: Heinen – Kracht, Rada, Kutschera, Preuß (72. Sobotzik), Mutzel, Guie-Mien, Gebhardt, Heldt, Yang, Kryszalowicz (65. Fjörtoft). Trainer: Dohmen.

Hamburger SV: Butt – Kientz, Panadic, Ujfalusi, Töfting (45. Präger), Kovac, Hollerbach (69. Hertzsch), Heinz, Barbarez, Mahdavikia, Meijer. Trainer: Pagelsdorf.

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