Würde Sebastian Rode (li.) gerne wieder am Main begrüßen. Vorstandschef Heribert Bruchhagen (Mitte).
Würde Sebastian Rode (li.) gerne wieder am Main begrüßen. Vorstandschef Heribert Bruchhagen (Mitte).

24 und 17 – so viele Punkte haben die Mannschaften in der Bundesliga auf den Rängen eins und zwei. Der FC Bayern München scheint schon nach 8 Spieltagen auf dem Weg zur Meisterschaft uneinholbar vorne zu liegen. 5:1 gegen den VfL Wolfsburg, ebenfalls 5:1 gegen Zweiten Borussia Dortmund und auch das dritte Topteam, Bayer 04 Leverkusen, kam mit 3:0 unter die Räder. „Die Schere geht zu weit auseinander. Und machen wir uns nix vor – die Bundesliga ist nach wie vor toll, weil es viele spannende Entscheidungen gibt. Aber einen Wettbewerb gibt es nicht mehr: Die Meisterschaft„, sagt Heribert Bruchhagen im Gespräch mit BILD ganz nüchtern. Solch eine (traurige) Entwicklung aber habe nicht mal der Vorstandschef der Eintracht, der schon seit Jahren mahnend den Finger hebt, erwartet. Es ist nun auch schon einige Zeit her, dass es ein Fotofinish gab – in der Saison 2008/09 hätte der VfL Wolfsburg am letzten Spieltag von den Bayern abgefangen werden können, was allerdings nicht mehr passierte.

Traum vom Rodetransfer

Ein Leidgefühl verspürt Bruchhagen deshalb nicht. Es sei deshalb weiterhin seine wichtigste Aufgabe in Frankfurt, genau diese Tatsache immer wieder heranzuziehen. „Weil wir heute einen 36-Millionen-Etat gegen einen 150-Millionen-Etat haben„, lässt sich diese Entwicklung auch nicht mehr aufhalten – im Gegenteil! Der deutsche Rekordmeister wird immer reicher und fühlt sich nun durch die englischen TV-Gelder noch stärker angetrieben, neue Quellen aufzutun. Mannschaften, wie die Eintracht oder auch Köln, Mainz und Augsburg hingegen, müssen Jahr für Jahr sehen, wie sie sich weiterentwickeln und mit den vergleichsweise geringen finanziellen Möglichkeiten den größtmöglichen Erfolg erreichen können.

Dies werde aber – bedauert Bruchhagen – immer schwieriger, wenn die besten Spieler zu schnell die Clubs verließen. Sebastian Jung und Namensvetter Rode gingen nach Wolfsburg und München. Häufig spielen dürfen beide nicht – wobei Rodes Name doch etwas mehr Glanz versprüht, konnte er doch bei seinen wenigen Partien immer wieder Duftmarken setzen. Jung muss sich demgegenüber schon freuen, wenn er in der Autostadt eingewechselt wird und nicht auf der Tribüne versauern muss. „Für Vereine, die sich entwickeln wollen, wie wir, ist das eine Katastrophe!“, merkt der Vorstandschef dazu an: „Rode und Jung sind Spieler, die uns die Möglichkeit geben würden, gegen Bayern mal zu gewinnen oder zu punkten. Genau dieser Spielertypus ist nicht mehr bei uns – und sitzt dort nicht mal auf der Bank. Das ist nicht gut für die Liga.“ Es müsse daher immer ein Ziel von Eintracht Frankfurt sein, „so einen Spieler wie Rode zurück zu holen. Wie weit das realistisch ist, weiß ich nicht.“ Finanziell aber sei dieses Szenario aktuell nicht stemmbar.

Bruchhagen warnt vor Investoren

Bruchhagen Wird nicht müde vor Investoren in Frankfurt zu warnen.
Bruchhagen Wird nicht müde vor Investoren in Frankfurt zu warnen.

Ob Investoren da tatsächlich für mehr Wettbewerbsgerechtigkeit sorgen könnten? Bruchhagen jedenfalls warnt zumindest in Frankfurt vor diesem Modell: „Ich sage: Ein Fremd-Investor würde hier bei Eintracht schwerlich sein Glück finden. Wir sind ein anderer Verein: Mit Fan-Tradition, in der Region stark verwurzelt, der größte Zuneigung genießt. Darauf können wir auch stolz sein.“ Solange er selbst hier am Main handelnde Person sei, solange werde man sich ein solches „trojanisches Pferd„, dass zum Schluss nur auf Geld schaut, nicht in den Garten stellen. Was danach passiert kann Bruchhagen dann allerdings nicht mehr beeinflussen. Ratschläge möchte er deshalb auch gar nicht geben: „Ich kann nur sagen: Ich habe mit Dr. Pröckl den Weg hier geprägt. Aus Überzeugung. Aber ich käme nie auf die Idee, dass dieser Weg der allein Seligmachende wäre.“

Immerhin hat dieser eingeschlagene Weg dazu geführt, dass die Hessen finanziell gesund sind und sich nach vielen Jahren der Unruhe – gerade zwischen 1996 und 2003 – wieder zu einem festen Glied in der Bundesligakette entwickelt haben. Natürlich – es gab den furchtbaren Abstieg 2011. Ansonsten aber wurde in Bruchhagens Amtszeit vieles richtig gemacht und seriös angegangen. Die Folge vor dieser Saison: Der Kader wurde – nach geglückten Vertragsverlängerung und sinnvollen Tranfers – als der Stärkste der Frankfurter „Neuzeit“ angesehen. Träume von Europa wuchsen wieder heran, die zunächst allerdings etwas ausgebremst wurden. Immer dann, wenn ein Schritt nach oben gelingen könnte, fehlt der Mannschaft scheinbar der letzte Wille, diesen auch zu gehen. Bruchhagen legt deshalb auch den Finger in die offene Wunde: „Die Erklärung kann nur mit der individuellen Qualität unserer Spieler zusammenhängen. Es wiederholt sich zu oft, dass es uns nicht gelingt, eine gewisse Konstanz zu erreichen. Die Spannweite der Leistungen ist zu schwankend.“

Große Verunsicherung erwartet der 66jährige deshalb aber nicht. Er habe Vertrauen in Armin Veh und die Spieler. Schließlich habe man ja „sechs, sieben, acht Spieler, die richtige Schlachtrösser in der Liga sind, keine Neulinge! Deshalb glaube ich auch, dass wir uns nicht verunsichern lassen.“ Um dann selbstbewusst gegen Borussia Mönchengladbach am morgigen Abend wieder das wahre Heimgesicht zeigen.

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13 Kommentare

  1. Auf jeden Fall sollte man HB ein Denkmal in Frankfurt bauen. Das positive überwiegt, auch wenn man nicht alle seine Ansichten teilen kann und muss. Im Sport ist nicht alles planbar und vorhersehbar, das wichtigste ist, dass es Eintracht Frankfurt noch gibt. Hoffe der Weg wird grundsätzlich so weitergegangen.

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  2. Er hat aus dem Verein was gemacht. Als er kam waren wir finanziell drite Liga und sportlich kurz davor. Und er hat früh davor gewarnt, dass aufgrund der Gelder aus der CL die Schere weiter aufgehen wird und eine bessere Verteilung der Gelder durch die UEFa und bei den Fernsehgeldern durch den DFB gefordert. Damals wurde ihm nicht zugehört und heute jammern alle.

    Übrigens , Jung und ROde zurück würde uns in der Liga nach oben spülen. Bei Jung sehe ich gute Chancen, bei Rode eher nicht.

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  3. Dem kann man nur beipflichten, Grantler!

    Bei alle dem was ich auch immer mal moniert habe, bleibt festzuhalten, dass HB unsere Eintracht saniert hat und die Seriosität zurückgebracht hat, die vorher verloren gegangen war, was sehr wichtig auch gerade in der Akquise neuer Sponsoren ist.
    Zudem war er auch menschlich immer tadellos und hat sich selber nie groß in den Vordergrund gestellt. Auf der einen Seite bin ich gespannt wie es nun in der Nach-HB-Ära weitergeht. Diese birgt Chancen und Risiken. Auf der anderen Seite bin ich aber auch etwas traurig, dass HB geht!

    Was den Abstand der Bayern angeht, bleibe ich dabei. Die haben über 30, 40 Jahre hervorragende Arbeit geleistet und haben nun den Vorsprung den sie haben. Dieser wird nicht in wenigen Jahren aufholbar sein. Jeder Verein sollte auf sich selber schauen und die bestmögliche Arbeit leisten und dann wird der Vorsprung irgendwann auch wieder kleiner.

    Generell, um verhindern zu können, dass Leute wie Rode und co. geholt werden und dann auf der Tribüne platz nehmen (Konkurrenz geschwächt) würde es helfen, die Kadergröße auf eine Maximalgröße zu beschränken (24 Spieler pro Saison – habe es schon öfters vorgeschlagen). Dann würden sich die Mannschaften, die es sich leisten können, nur noch Spieler holen, die sofort und 100 %ig weiterhelfen und nicht blind Leute holen, die vielleicht mal weiterhelfen, weil sie sich noch entwickeln können.

    Wie auch immer, jetzt erstmal ein gutes Spiel gegen Gladbach abliefern. Denn eine gute Leistung werden wir benötigen, selbst wenn die Fohlen ersatzgeschwächt sind. Das ist in meinen Augen wirklich ein Knackpunkt Spiel indem man sich sehr viel Selbstvertrauen für die kommenden Wochen holen kann.

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  4. Ich gebe Dir Recht und widerspreche Dir, Olga. Bayern hat sich das erarbeitet, Und wenn wir in den 90ern jemanden wie Heri gehabt hätten, wären auch wir viel weiter. Das gilt auch für fast jeden anderen Club.

    die Kadergröße von 24 ist nicht machbar. Das müsste wenn von der FIFA geregelt werden ( national ist das nicht sinnvoll ) , und auch nicht für jeden Klub gut. Wenn ein Verein wie die Bayern in allen Wettbewerben bis zum Schluss dabei ist und auch nur aus Nationalspielern besteht, ist die Belastung deutlich höher als z.B. bei uns. Oder wenn ein Verein, verstärkt Jugendspieler mit in den Profikader nimmt. Wäre schön, ist aber genau wie ein e Etatobergrenze ( salary Cap wie in Amerika üblich) nicht realistisch

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  5. Hey Joe, erste Absatz volle Zustimmung.
    Was den zweiten Absatz angeht wäre mein Ansatz eben gerade der, dass es von der Fifa ausgeht, also für sämtliche Ligen gültig wäre. Somit hätten die Bayern, BVB oder VW keinen Wettbewerbsnachteil gegenüber Real, Paris und co.
    Auch eine Möglichkeit wäre es sicherlich eine Obergrenze für das Verleihen von Spielern festzusetzen, das könnte man auch national durchführen. Damit wäre dann ausgeschlossen, dass sich die „großen Vereine“ jedes Talent sichern und dann anschließend verleihen und es von den „kleinen Vereinen“ für lau ausbilden zu lassen. Junge Spieler würden sich dann zweimal überlegen, ob sie mit 18,19,20 zu Bayern wechseln oder zu Bayer, um dann zwei Jahre zwischen Bank und Tribüne zu pendeln.
    Aber wie gesagt, darum sollen sich andere den Kopf zerbrechen, für die Eintracht wie auch für den oben angesprochenen FC, Werder und co. kann es nur darum gehen, sich immer am Maximum zu bewegen, keinerlei größere Fehler zu machen und immer wieder auf Verbesserungspotentiale zu hinterfragen.

    VG

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  6. Kann mich den Worten meiner „Vorredner“ nur anschließen.

    @ Olga Deinen Vorschlag in Sachen Kaderbegrenzung finde ich sensationell. Man müsste das seitens UEFA allen Vereinen überstülpen. 24-Mann-Kader dazu eine Ausnahmeregelung in Sachen Torhüter. Das würde in der Tat den Wettbewerb interessanter machen.

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  7. … und nun zum Thema “ Einen Spieler wie Rode zurück holen „.
    Man kann vielleicht mit großem Glück einen Spieler wie Rode holen,
    aber nicht zurück holen. Der Mann ist weg und sein Marktwert ist nicht
    geringer geworden. Das ist m.E. ein angehender Nationalspieler.

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  8. Ihr habt recht:

    Dirty Harry ist das Beste was der Eintracht passieren konnte. Ich möchte gar nicht wissen was ohne HB aus der Eintracht geworden wäre.

    Und ja, der FCB hat sich das selbst erarbeitet allen voran der Steuer-Wurst Uli. Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, da waren wir mit Bayern auf dem Selben Niveau, der Unterschied ist gewesen, dass Heynckes unseren Verein brutal geschädigt hat und in München das mit Heynckes dann eine Erfolgs Storry gewesen ist. Mit Yeboah hätten wir alles erreicht und wären auch in die CL eingezogen man muss sich nur mal alte Videos von Yeboah anschauen als er in Leeds gezaubert hat. So ein Spieler würde heute bei Real Madrid oder dem FC Barcelona Spielen, wahrscheinlich nicht einmal beim FCB.

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  9. Rode ist sicher ein Mann für die Nationalmannschaft. Den werden wir in Frankfurt nicht mehr mit unserem Trikot auflaufen sehen.
    Zu den Bayern: Ja, sie haben sich den Erfolg erarbeitet. Aber es stellt sich trotzdem die Frage über die Höhe der finanziellen Zuflüsse und den Abstand ggü. Den „normalen“ Teams. Wie in vielen Anderen Bereichen ist es eine Frage der Verteilung.

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  10. zu hb: wie die vorredner, das beste was uns hätte damals und auch heute passieren können. ich hoffe sehr, dass in der zeit danach weiter seriös gearbeitet wird und nicht innerhalb von wenigen jahren wieder alles platt getrampelt wird.
    zur kadergröße: ich finde den vorschlag ebenfalls sensationell! da kann man sicher daran feilen, ob es nun 24 oder 28 spieler sind oder wie auch immer das dann aussieht ist dann mal egal, aber was jetzt abgeht, dass sich vereine mal eben 40-50 spieler (größenteils natürlich junge talentierte für teueres geld) und dann mal eben zur ausbildung verleihen geht garnicht. es gäbe viele stellschrauben die gedreht werden könnten um den fußball attraktiver und gerechter zu machen: kadergröße, gehaltsobergrenzen, etatobergrenzen usw…..nur passieren muss bald was (international). denn die schere ist wirkilch über alle maßen angewachsen.

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  11. Die Bayern haben sich den Erfolg erarbeitet. Das stimmt.
    Aber ihnen haben auch dir Umstände geholfen, dass das Land Bayern und die Stadt München den Verein gestärkt haben und z.b. bei dem Stadion sehr entgegen kamen.
    Wenn man mal schaut welcher Funktionär da so auf der Tribüne sitzt, sollte einem klar sein, welche Möglichkeiten dem Verein zu Verfügung stehen.

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  12. Naja, die haben viel ohne Hilfe geschafft. Was der Hoenes da gemacht hat, auch im Sponsoring, da waren sie immer Lichtjahre weiter. Und während wir in den 90ern bezogen auf die Vereinsführung ein Karnevalsverein waren, haben dort schon Profis gearbeitet.

    Egal. Jetzt sind wir auf einem guten Stand und wenn es so weiter geht, habe ich ein gutes Gefühl.

    Ach ja, Bin mir sicher dass Jung im Winter zu uns kommt. Nehme auch eine Wette an, wenn sich einer traut 😉

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