Die Eintracht gewinnt ihr letztes Heimspiel des Jahres in überragendem Stil und hat danach allen Grund zum Feiern mit den eigenen Fans. (Bild: imago images: HMB-Media)

Die Eintracht hat im letzten Heimspiel des Jahres gegen die TSG 1899 Hoffenheim ein Offensivfeuerwerk abgebrannt und wohl die beste erste Halbzeit seit vielen Jahrzehnten gespielt. Zumindest kann sich kaum einer daran erinnern, dass er im Stadtwald schon einmal besseren Fußball als gegen Hoffenheim von einer Frankfurter Mannschaft gesehen hat. Was zu Saisonbeginn zäh begann, hat sich inzwischen komplett ins Gegenteil gedreht. Trainer Oliver Glasner hat die Mannschaft spielerisch enorm weiterentwickelt und irgendwie kommt die WM-Unterbrechung zum falschen Zeitpunkt, denn die Adlerträger sind aktuell in Top-Form. SGE4EVER.de hat das Spiel wie immer noch einmal analysiert:

Eine erste halbe Stunde zum Staunen

Das Spiel ging gleich munter los und nach einer kurzen Phase des Abtastens war sie wieder da, die Frankfurter Überzeugung im eigenen Spiel, der Stempel, den man jedem Spiel aufdrücken möchte und die spielerische Leichtigkeit der letzten Wochen. Schon nach sechs Minuten war es Djibril Sow nach Vorarbeit von Daichi Kamada, der zur 1:0-Führung traf. Nur zwei Minuten später konnte Hoffenheim-Keeper Oliver Baumann den Schuss von Jesper Lindström nur nach vorne abwehren und Randal Kolo Muani traf eiskalt zum 2:0. Auch danach spielten die Hessen gnadenlos weiter nach vorne, bekamen viele weitere Gelegenheiten, die sie allerdings wie so oft nicht zielstrebig genug nutzten. Trotzdem: Hoffenheim kam überhaupt nicht in die Partie. Es war fasznierend wie die Mannschaft von Glasner den Takt des Spiels bestimmte. Mal nahmen die spielstarken Mario Götze, Sow und Kamada das Tempo raus und bauten Ballbesitzphasen in das eigene Spiel ein und mal waren die Adlerträger auf Attacke eingestellt und lauerten auf die passende Umschaltgelegenheit. So auch in der 29. Minute als das wohl schönste Tor des Abends fiel. Lindström leitete den Ball per Hacke auf Götze weiter, der selbst ebenfalls per Hacke weiter zu Kamada spielte, der dann Kolo Muani in die Tiefe schickte. Mit einem Querpass konnte Kolo Muani dann die gesamte Hoffenheim-Abwehr aushebeln und Junior Dina Ebimbe musste nur noch zum 3:0 einschieben. Ein Sensations-Tor und ein Musterbeispiel für die spielerische Leichtigkeit der Eintracht.

Die Mischung macht es

In der vergangenen Saison hatten die Hessen oftmals das Problem, dass ihnen in der Offensive die Durchschlagskraft fehlte. Einzig Lindström, Rafael Borré, Kamada und Filip Kostic konnten so wirklich für Torgefahr sorgen. Das Spiel lief meistens über die Flügel, insbesondere natürlich über die linke Seite von Kostic. In dieser Saison hat Glasner mit Kolo Muani und Mario Götze jedoch zwei ganz wichtige Puzzle-Teile für seinen Offensivfußball hinzubekommen, die das Spiel der Eintracht auf ein neues Level gehoben haben. Die unglaubliche Geschwindigkeit von Kolo Muani, der neben vier eigenen Toren ganze zehn Torvorlagen in der Bundesliga beisteuerte und die spielerische Klasse von Götze, der gefühlt alle seine Nebenmänner stärker macht. Götze, der inzwischen topfit ist, die besten Laufwerte aufweist und diese auch im Drei-Tages-Rhythmus abrufen kann, ist immer anspielbar, hat in jeder noch so brenzligen Situation eine spielerische Lösung parat, kann mit seinen Doppelpässen Abwehrreihen überwinden und ist auch immer in der Lage aus dem Stand heraus den tödlichen Pass in die Tiefe zu spielen. Neben Götze können nun auch Kamada, Lindström und Sow ihr ganzes spielerisches Potential unter Beweis stellen. In den Spielern steckte also so viel mehr als nur über die Flügel zu spielen. Diese Mischung aus Geschwindigkeit (Lindström, Kolo Muani) und spielerischer Klasse (Kamada, Sow, Götze) macht das Frankfurter Angriffsspiel aktuell so unheimlich schön anzusehen. Auch die Mischung aus jung und wild und erfahreneren Spielern stimmt im Kader der Eintracht. Markus Krösche ist es aber vor allem gelungen eine spielstarke, hungrige und extrem schnelle Mannschaft zusammenzustellen. Die Flügelzange gegen Hoffenheim bestehend aus Ansgar Knauff und Dina Ebimbe hatte so viel Geschwindigkeit, dass die Hoffenheimer oftmals gar nicht in der Lage waren die beiden zu verteidigen.

Verbesserungsbedarf besteht trotzdem

Wenn man einen Moment diese atemberaubenden Spielzüge ausklammert und das Spiel etwas kritischer betrachtet wird man feststellen, dass es trotz diesem unglaublich hohen Niveau noch immer Themen gibt, an denen Glasner mit seiner Mannschaft arbeiten muss. Die beiden Gegentore von Hoffenheim zum zwischenzeitlichen 3:2 kamen aus dem Nichts und waren einfach schlecht verteidigt. Beim 3:1 reichte ein einfacher Diagonalball, um die Abwehr der Eintracht zu überwinden und beim 3:2 wurde eine Flanke viel zu kurz geklärt. Neben den „obligatorischen“ zu einfachen Gegentoren, die sich in dieser Saison häufen, war es zudem erneut das Thema Chancenverwertung, an dem die Frankfurter weiter arbeiten müssen, auch wenn Jesper Lindström schnell auf 4:2 stellen konnte. Bei all dem Aufwand den man betrieben hat, bei all den wunderschönen Kombinationen, die zu großen Torchancen führten, muss man einfach kaltschnäuziger sein. Natürlich hatten die Hessen gegen Hoffenheim alles im Griff und man hatte auch nie das Gefühl, dass die Hoffenheimer noch einmal ernsthaft gefährlich werden könnten, aber gerade in Spielen auf ganz hohem Niveau, zum Beispiel im Champions-League-Achtelfinale gegen den SSC Neapel, werden sich nicht so viele dieser hochkarätigen Tormöglichkeiten ergeben und da ist es dann umso wichtiger, dass die Eintracht deutlich effizienter wird. Dadurch, dass die Frankfurter es häufig verpassen sich frühzeitig für ihre starke Leistung zu belohnen und den „Deckel“ auf die Partie zu machen, müssen sie auch Woche für Woche sehr viel investieren. Mit einer besseren Chancenverwertung könnte man vielleicht sogar deutlich kräfteschonender durch die Englischen Wochen kommen. Mit 26 Punkten nach 14 Spielen ist diese Kritik allerdings Jammern auf hohem Niveau. Mit einem Sieg in Mainz könnten die Adlerträger sogar noch auf 29 Punkte kommen und wären somit schon vor dem 17.Spieltag ganz nah an ihrem eigenen Hinrundenrekord von 30 Punkten. Bei einem Sieg in Mainz und gleichzeitigem Unentschieden zwischen Freiburg und Union Berlin wäre sogar der zweite Platz noch möglich. Eine Art „Herbst-Vizemeisterschaft“. In Kombination mit dem Überwintern im DFB-Pokal und der Champions-League ist diese Leistung gar nicht hoch genug zu bewerten.

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16 Kommentare

  1. Klare und umsichtige Analyse, wie immer !
    Was ein Spiel gestern, die Mannschaft is so was von im flow.
    Wer länger dabei ist: Der Fußball erinnert an den Anfang der 1990er Jahre. Auch damals viele Torchancen und magischer Fußball mit Schnittstellenpässen, Kombinationsspiel und vielen geilen Toren. Auch gewisse Momente des Schluderns gehörten damals dazu. Nur hat die damalige Mannschaft in den entscheidenden Momenten versagt (Rostock 1992, DFB-Pokal-Halbfinale 1993). Diese, die hier seit 4-5 Jahren sukzessive aufgebaut wird, liefert auch in den entscheidenden Momenten. Und nachdem Jupp übernommen hatte, ging es sehr tief bergab (was auch, aber nicht nur an ihm lag). Dies droht dieses Mal nicht, es scheint eine gewisse Nachhaltigkeit zu geben.

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  2. Wie schon mal erwähnt, konnte ich, weit fern der Heimat, gestern nicht im Stadion sein. Aber, was ich auf meinem Tablet gesehen habe, was mir die Eintracht -Brüder/Eintracht-Schwestern live so mitgeteilt haben, da bin ich einfach nur happy, Eintrachtfan schon seit Geburt an zu sein, und das ist schon paar Jahre her. Durch dick und dünn, aber immer treu. Eintracht ist Bestandteil
    des Lebens, immer, egal wo man gerade ist. Kein Verein ist wie die SGE, einzigartig.

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  3. Mir stand gestern Abend nach der ersten halben Stunde wirklich der Mund offen und ich konnte es nicht glauben, dass das unsre „Scheppe“ Eintracht ist.

    Früher haben wir uns in zwei Halbzeiten max. 2-3 Chancen rausgespielt, wovon vielleicht eine reingegangen ist.

    Aber „heute“ erspielen wir uns glasklare Chancen im minutentakt, unfassbar, was für eine Entwicklung.

    Bin seit Mitte der 80ger live im Stadion, aber sowas, so ne power und Geschwindigkeit gab’s selbst unter Bein und Kohorten nicht, unfassbar !

    Es macht derzeit einfach nur Laune und ich hoffe, dass sich keiner unserer Protagonisten verletzt, denn dann verschiebt sich unser Ziel im nächsten Jahr ein Stück weit nach unten, Time will tell us 🙂

    Auf 3 Punkte gegen die 05er und dann kann 2023 kommen!!

    Rock’n’Roll SGE

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  4. „Beim 3:1 reichte ein einfacher Diagonalball“

    Bei allem Respekt. Das war ein Weltklasse-Pass, den Angelino auf Mittelkreis-Höhe punktgenau in die Füße des in den Strafraum laufenden Kabak spielt. So ehrlich muss man sein.

    Dennoch ist unsere Abwehr anfällig, wenn der Ball einmal hinter der Kette ist. Ihn davon fern zu halten, gelingt uns allerdings mittlerweile ganz gut. Siehe einige der letzten Schlussphasen mit knapper Führung.

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  5. Am kommenden Samstag heisst es dann:

    „Mainz 0:5 Zauberfußball durch die Eintracht“

    Ok lassen wir das träumen. Mir langt ein dreckiges 0:1 und 3 Punkte. Sollte in der Verfassung drin sein!

    Forza SGE

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  6. Zauberfussball im Waldstadion das trifft es gut was die Zauberlehrlinge von OG am Mittwoch den 49.0000 geboten haben. Kann mich nicht erinnern ein ähnliches Offensivspektakel schon mal live im Stadion gesehen zu haben. Für solche Spiele gehen wir Fans zum Fussball. Was ist das für ein Lauf den wir gerade haben? 7 der letzten 8 Spiele gewonnen. Der Abgang von Kostic hat uns noch stärker gemacht. Wir sind für den Gegner quasi nicht mehr ausrechenbar. Sonntag beim Karnevalsverein folgt das nächste Kapitel. Deutscher Meister nur die SGE

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  7. Mir ist das inzwischen alles sehr sehr unheimlich. Vor 6 Jahren haben wir darüber diskutiert, ob und wann Stendera abnimmt. Wann Sonny Kittel den Druchbruch schafft. Ob Oczipka nicht austrainiert ist.

    Und jetzt reden wir darüber wie hoch wir MZ05 aus den Stadion ballern. Dass unsere Chance ins CL-Viertelfinale zu kommen nicht minimal ist.

    Habe das Gefühl, dass wir uns in dieser Zusammensetzung und Form eigentlich nur selbst schlagen können. Also seriös am Wochenende die 3 Punkte einfahren und mal 4 Wochen Fußballabstand „genießen“ bzw. Vorfreude anhäufen. Mögen all unsere Helden gesund und formstark von dieser Witzveranstaltung zurückkommen.

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  8. Ich glaube niemand jammert hier auf hohem Niveau. Sondern es gibt einfach weiterhin berechtigte Kritik an vorhandenen Schwachstellen im Defensivverhalten und bei der Chancenverwertung. Erstes kann man trainieren und taktisch verbessern. Kann man auch trainieren vor dem Tor das 5 und 6 zu 2 zu machen? Zumal mit der Führung der Druck nicht so hoch war? Jedenfalls spielt die Eintracht Fußball um Erfolg zu haben und besser zu werden. Es gibt immer was zu verbessern. Beim 3-1 sehe ich auch einen sehr starken Spielzug von Hoffenheim, das 3-2 hingegen…Tiefschlaf..
    Egal, nächstes Spiel anderer Gegner. Ich hoffe Rode ist fit für Sonntag, den können wir einem Kampf- und Laufspiel gegen Mainz gut gebrauchen.
    Forza SGE!

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  9. Freu mich auf einen Sieg am Sonntag. Und natürlich auf das Jahresende mit Platz 2 oder 3.

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  10. @9 Ich wäre dafür, die selbe 11 wieder starten zu lassen. Warum gehen wir von einem Kampf aus oder von einem dreckigen Sieg ? Machen wir unser Spiel , dann bitte erstmal so starten wie gegen Hoffenheim und dann kommt es erst gar nicht zum Kampf oder zu einem dreckigen Spiel ( dafür sind wir aktuell zu stark und Mainz aktuell zu schwach ) . Ich gehe fest von einem überzeugenden Auswärtssieg aus . 1-3 ( Kolo, Götze, Kamada) Forza CL SGE

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  11. Gute Analyse, Laura, wie immer.

    Besonders hoch rechne ich Dir an, dass Du Mario Götze ausführlich würdigst. Das ist doch ganz klar der Königstransfer gewesen in diesem Jahr! Das ist der Unterschiedsspieler, auch wenn er in den Statistiken mit Toren und Vorlagen nicht so sehr auftaucht.

    Allein so einen Zauberfuß in der Mannschaft zu haben mit einem solchen Namen als Spieler (das entscheidende Tor im WM-Finale erzielt – da gibt’s nicht so viele, die man verpflichten kann), das flößt schon den Gegnern Respekt ein. Klar kann man auf den Außen Ebimbe doppeln oder Knauf so wie früher den Kostic, aber dann hat Götze in der Mitte viel Platz, und das überlegt man sich doch zweimal als Gegner.

    Zum Thema Fußball 2000 / 3000 : Ich schätze die aktuelle Mannschaft klar stärker ein als die vor rund 30 Jahren.

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  12. Transfermarkt.de ist umstritten, trotzdem erkennen sie die außergewöhnliche Entwicklung unserer Eintracht an. Dies drückt sich durch eine außergewöhnliche Steigerung des Marktwertes unserer Mannschaft aus. Eine Zusammenfassung für alle, die es noch nicht genauer gelesen haben.
    Unser Kaderwert von Beginn der Saison (schon ohne den Wert von Filip), ist von 227,55 €auf 263 Millionen gestiegen. Das entspricht 15,6 %, die unser Kader in DREI Monaten wertvoller geworden ist.
    Die Spielerwerte, die sich verändert haben:
    Minus
    – Alario von 7,5 abgewertet auf 5,5 Mio.
    – Borre von 20 abgewertet auf 16 Mio.
    Plus
    – Kamada von 8 auf 30 Mio.
    – Jasper von 11 auf 28 Mio.
    – Kolo Muani von 10 auf 30 Mio.
    – Götze von 10 auf 13 Mio.
    – Trapp von 7 auf 8,5 Mio.
    – Lenz von 4 auf 5 Mio.
    – Tuta von 13 auf 15 Mio.
    – Embimbe 5 auf 7.5 Mio.
    – Alidou 1.5 auf 2.5 Mio.
    – Wenig von nix auf 800000
    Ndicka ist weiterhin unser teierster Spieler mit 32 Mio.
    Ist natürlich nur ne Spielerei. Trotzdem zeigt es die Entwicklung dieser geilen Mannschaft, auf einer anderen Ebene, als der rein sportlichen.
    Forza SGE

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  13. 13 Spiele und erst 4 Gelbe Karten (!): Ich hoffe Kohr muss sich nicht die Fünfte gegen uns abholen … und lässt auch keinen über die Klinge springen.

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  14. @11: Oli Glasner hat vorgestern Sebbl Rode geschont, um ihn am Sonntag gegen die Karnevalisten zu bringen. Klar muss er nicht zwangsläufig an diesem Plan festhalten, aber ich erwarte Mainzelmännchen, die uns das Spiel überlassen, und mehr auf kompaktes und physisches Spiel aussind. Falls meine Vermutung zutrifft, wäre Rode der richtige Mann um (wie in den Spielen gegen Sporting und Augsburg) mit der richtige Antwort und Einstellung voranzugehen. Insofern tippe ich, dass Sow oder Kamada nicht starten und zur gegebener Zeit für Rode eingewechselt werden.

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  15. Ich habe mir gerade zum xten mal das Spiel in der Zusammenfassung angeschaut. Auf youtube in der Zusammenfassung vom ZDF Sportstudio (Minute 3:20) ist eine Szene nach dem 3:0 zu bewundern, die mich am Mittwoch im Livespiel schon beeindruckt hat. Es ging nur so schnell, dass ich es nicht richtig erkennen konnte.
    Mario steht mit dem Rücken zu Hoffenheims Tor im Mittelfeld. Sow sprintet nach vorne und Götze gibt dem ankommenden Ball eine minimale Richtungsänderung, so dass Sow ohne Probleme an 2 Hoffenheimern vorbeiziehen kann.
    Nur ein weiterer Nachweis von Götzes Extraklasse.

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