Große Freude nach der Partie bei den Spielern der Eintracht. Mit dem 3:2-Auswärtssieg konnten die Hessen endlich ihren ersten Sieg im Jahr 2022 feiern. (Bild: imago images / Eibner)

Nach der Länderspielpause wollte die Eintracht bei ihrem Auswärtsspiel in Stuttgart endlich ihren ersten Sieg im Jahr 2022 einfahren. Mit den Stuttgartern erwartete die SGE eine Mannschaft, die tief im Abstiegskampf steckt und zudem seit sechs Partien kein Tor geschossen hatte. Typisch Eintracht konnte der VfB gegen die Hessen zumindest die torlose Serie beenden. Am Ende gewannen die Frankfurter jedoch verdient mit 3:2 und haben so den Anschluss an die europäischen Plätze halten können. SGE4EVER.de hat das Spiel wie immer noch einmal analysiert:

Frühes Pressing mit laufstarkem Mittelfeld

Die Ausfälle von Filip Kostic und Daichi Kamada zwangen SGE-Trainer Oliver Glasner zum Umbau seiner Startformation. Der Österreicher zauberte eine Variante aus dem Hut, die so vermutlich keiner erwartet hätte. Für Kostic lief erwartungsgemäß Christopher Lenz auf der linken Seite auf, jedoch sollte Kamada nicht durch einen etatmäßigen Offensivspieler ersetzt werden. Glasner entschied sich stattdessen für ein laufstarkes Mittelfeld mit Sebastian Rode, Djibril Sow und Kristijan Jakic. Davor agierten dann Jesper Lindström und Rafael Borré als einzige echte Offensivspieler. Auf den ersten Blick eine äußerst defensive Ausrichtung, die den verunsicherten Stuttgartern keine allzu große Angst gemacht haben dürfte, jedoch wurde gleich zu Beginn der Partie der eigentliche Matchplan ersichtlich. Glasner wollte mit dem lauf- und zweikampfstarken Mittelfeld vor allem eines bezwecken: Den VfB von Beginn an unter Druck setzen und mit frühem Pressing in der gegnerischen Hälfte zu Umschaltsituationen kommen. Der Plan sollte auch erkennbar aufgehen, denn die abstiegsbedrohten Stuttgarter kamen mit dem frühen Angreifen der Hessen überhaupt nicht zurecht und verloren immer wieder in der eigenen Hälfte den Ball. Die Verunsicherung wurde von Minute zu Minute spürbarer. Einziges Manko: Die Frankfurter machten aus dieser Verunsicherung viel zu wenig. Immer wieder trafen die Adlerträger beim entscheidenen letzten Pass eine falsche Entscheidung und vergaben so aussichtsreiche Umschaltsituationen. Trotzdem gelang es den Druck hochzuhalten und sich immer wieder Eckbälle herauszuspielen. Die Hereingaben von Lenz und Lindström kamen trotz der Abwesenheit von Kostic, der sonst die Eckbälle schlägt, immer wieder extrem gefährlich vor das Tor. Wenig überraschend gelang Evan N´Dicka dann auch nach einem Eckball der verdiente Führungstreffer.

Das alte Muster

Was danach folgte, war ein Spiegelbild der Spiele im Jahr 2022. Die Eintracht hatte das Spiel fest im Griff, die Stuttgarter Verunsicherung war spürbar und es schien dem VfB überhaupt nichts gelingen wollen. Statt diesen Umstand eiskalt auszunutzen und das Spiel frühzeitig für sich zu entscheiden, begannen die Frankfurter mit zunehmender Spieldauer erneut immer passiver zu werden. Durch diese Passivität hat man einmal mehr einen Gegner, der eigentlich schon K.O. zu sein schien, aufgebaut und ermutigt weiterhin an einen Erfolg zu glauben. Folgerichtig und genauso wie die letzten Wochen fiel dann eigentlich aus dem Nichts noch vor der Halbzeit der Ausgleich. Die Stuttgarter schienen plötzlich zu spüren, dass die SGE defensiv verwundbar ist und begannen von nun an auch noch vorne zu spielen. Einmal mehr war es einzig der eigenen Passivität und defensiven Schludrigkeit geschuldet, dass man den Gegner überhaupt hat zurückkommen lassen. Glasner reagierte in der Halbzeit und sollte an diesem Nachmittag ein goldenes Händchen haben. Die Hereinnahme von Ajdin Hrustic für den angeschlagenen Rode sollte dem Spiel die entscheidende Wende bringen. Kurz nach Wiederanpfiff sorgte der Australier per Direktannahme nach einer Ecke von Lenz in den Rückraum für die erneute Führung. Eine Variante, die die Trainer erst in der Halbzeit vorgeschlagen haben, da man bei den vielen Ecken in der ersten Hälfte den oftmals freien Rückraum entdeckte. Umso schöner, dass diese Idee so kurz nach der Halbzeitpause gleich aufgehen sollte.

Verdienter Sieg trotz unnötiger Spannung

Auch nach der erneuten Führung konnten die Hessen das Spiel nicht frühzeitig für sich entscheiden und ließen den VfB zwischenzeitlich sogar noch einmal zum 2:2 Ausgleich kommen. Den verdienten Siegtreffer erzielte dann erneut Hrustic per Fernschuss und so wurde der Australier zum Matchwinner der Partie. Ausgerechnet Hrustic, der in der Winterpause noch als Wechselkandidat galt. Mit seinen beiden Treffern hat er sich in jedem Fall zurück auf die Agenda von Glasner gespielt. Der Sieg war schlussendlich absolut verdient, auch wenn es die Hessen einmal mehr spannend gemacht haben und aufgrund ihrer Passivität und dem noch immer fehlenden Killerinstinkt eine frühe Entscheidung verpasst haben. Gegen stark verunsicherte Stuttgarter hätte die Eintracht durchaus klarer und souveräner gewinnen können, jedoch war es am Ende einfach wichtig überhaupt endlich den ersten Sieg des Jahres einzufahren und so den Anschluss an die oberen Tabellenplätze zu halten. Das Fehlen der Kreativspieler Kamada und Kostic machte sich eben doch bemerkbar und die noch immer nicht sattelfeste Defensive ist aktuell in jedem Spiel für Gegentreffer gut. Die Defensivsorgen haben sich in jedem Fall noch verstärkt: Rode musste angeschlagen ausgewechselt werden und Makoto Hasebe wird nach seinem Zusammenprall mit Kevin Trapp in jedem Fall mehrere Wochen mit einer Brustkorbverletzung ausfallen. Nun wird Martin Hinteregger schnell zurück zu alter Form finden müssen und auch Stefan Ilsanker könnte in den kommenden Wochen noch einmal eine wichtige Rolle einnehmen. Im kommenden Spiel gegen den VfL Wolfsburg wird sich die SGE in jedem Fall steigern müssen, denn trotz des schlechten Tabellenplatzes hat die Ex-Mannschaft von Glasner noch einmal eine ganz andere Qualität, insbesondere auch in der Offensive.

 

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12 Kommentare

  1. Mir ist auch aufgefallen, dass Sow keine Distanzschüsse mehr probiert. Er hat doch vor der Winterpause sein Potential zweimal eindrucksvoll gezeigt. Hrustic hat so 2 tolle Tore erzielt.

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  2. Nach den Nackenschlägen in den ersten 3 Spielen und der damit einhergehenden Verunsicherung ist das Ergebnis das Wichtigste, bekanntlich motiviert nichts mehr als Erfolg. Festhalten können wir auch , die Eintracht war spielerisch die klar bessere Mannschaft.
    Für mich verschwimmen zu oft die Grenzen in den Betrachtungen.
    Einerseits wird von einer Übergangssaison gesprochen, von einem nicht ausbalancierten Kader und von der Akzeptanz eines guten Mittelfeldplatzes zum Saisonende. Im einzelnen Spiel kommen dann aber die Forderungen, die meisten anderen Mannschaften klar zu beherrschen, 90 Minuten Dominanz auszustrahlen und im Stile einer Spitzenmannschaft natürlich die Chancen eiskalt zu verwerten.
    Das ist aber Eintracht noch nicht. Wir bewegen uns da aber auch in guter Gesellschaft, schaut Euch den Spieltag an. Selbst wenn wir Dortmund und die Brause rausnehmen, haben mit Union, Freiburg und Hoppenheim Mannschaften verloren, die in der Tabelle vor uns stehen.
    Das war in Stuttgart von beiden Seiten , zwar aus unterschiedlichen Gründen, aber in erster Linie ein Kampfspiel und nicht als fußballerisches Festival geplant. Diesen Kampf hat die Eintracht angenommen und für sich entschieden.
    Dieser Sieg hebt die Moral und die Zuversicht, das Training fällt diese Woche leichter und vor dem Spiel gegen die Radkappen ist etwas Druck aus dem Kessel, von allen Seiten.
    Forza SGE !

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  3. Außen ist auf den Fotos immer unvorteilhaft, da sieht der Hinti aus, als hätte er e Wammbessje 🙂

    Forza SGE

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  4. Nach dem grottigen Spiel in Fürth ging es ja auch in jeder Beziehung wieder bergauf, hätte doch auch keiner gedacht. Die Leistung im Mannschaftssport ist nie ganz vergleichbar, da jedes Spiel anders ist.
    Wie der Sieg zustande gekommen ist, ist doch im Nachhinein völlig egal. Wir haben gute Leute im Staff, die einen Haufen Geld dafür bekommen, die Dinge zu verbessern. Wir sollten da nicht so viel rumphilosophieren.

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  5. Leider wieder etwas zittrig, aber die Mannschaft glaubt an sich und gewinnt am Ende verdient. Besonders freut mich das Comeback von Lenz, der auf der rechten Außenbahn ein bärenstarkes Spiel gezeigt hat und für mich der beste Frankfurter über die volle Spielzeit war. Nach Jakic die beste Laufleistung, die meisten Ballkontakte und auch die beste Zweikampfquote. Daran darf er gerne anknüpfen. Man of the Match ist natürlich dennoch Ajdin Hrustic, der es längst verdient hat, mal mehr Spielzeit zu bekommen. Schon nach seiner guten Leistung gegen den BVB hätte ich ihn gegen Augsburg auf der linken Außenbahn an Stelle von Chandler erwartet, denn abgesehen von der Tatsache ein Linksfuß zu sein, ist er Lauf und Zweikampfstärker und immer für einen Abschluss aus der zweiten Reihe gut. Das Zweikampfverhalten von Timmy ist leider Woche für Woche unter dem Durchschnitt (38% gg. den VFB). Ich mag ihn als Typ, aber die rechte Seite schwächelt leider regelmäßig. Ich hoffe dennoch der Sieg gibt Selbstvertrauen und gg Wolfsburg machen sie da weiter (hoffentlich dann wieder mit K und K).

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  6. Ich bin da bei @2: „Einerseits wird von einer Übergangssaison gesprochen, von einem nicht ausbalancierten Kader und von der Akzeptanz eines guten Mittelfeldplatzes zum Saisonende. Im einzelnen Spiel kommen dann aber die Forderungen, die meisten anderen Mannschaften klar zu beherrschen, 90 Minuten Dominanz auszustrahlen und im Stile einer Spitzenmannschaft natürlich die Chancen eiskalt zu verwerten.“

    MK hat – sicherlich Zurecht – von dem Ziel internationalen Geschäft gesprochen. Nach der knapp verpassten (erstmaligen) CL-Qualifikation haben wir uns erstmalig seit langem über die Liga DIREKT für die EL qualifiziert. Daraus kann man ableiten, das man wieder um Europa spielen möchte (oder auch wird).

    Die erste Saisonphase war zum einen davon geprägt, das OG den Kader kennen lernen muss, fühlen muss wie er tickt, eben Neuzugänge integrieren und eine Idee entwickeln, wie man Zielspieler Silva ersetzt. Dazu musste er als „Psychologe“ die verpasste CL aus den Köpfen bringen. Beides hat dazu geführt, das wir deutlich zu wenig Punkte und auch deutlich zu schwachen Fußball gespielt haben (Platz 15). Durch die Rückkehr auf das bewährte 3er-Ketten System und auch Konstanz auf der 6er- bzw. 8er Position (Sow|Jakic) und auch einer starken Zeit von Lindström und Borre haben wir uns dann am Ende der Hinrunde deutlich gesteigert und auch spielerisch überzeugt (Platz 6).

    Wir haben jedes Jahr eine Übergangssaison, weil wir im Grunde die Stammannschaft wechseln. Zur neuen Saison haben wir nur Silva verloren, daher kann man sagen, das wir keine Übergangssaison spielen. Allerdings haben wir in der sportlichen Führung FB, BH und AH durch MK und OG ersetzt. Das ist für mich schon ein Wechsel des Stammpersonals, zumal hinter OG noch ein neues Trainerteam steht. Insofern ist es quasi wieder eine Übergangssaison.

    Man darf nicht vergessen, das wir viele Punkte in der Schlussphase der Spiele geholt haben. Das ist auf der moralischen Ebene und spricht für eine Qualität. Allerdings ist es auch knapp und kann auch anders ausgehen. Das haben wir dann in der bisherigen Rückrunde gesehen.

    Um andere Mannschaften zu beherrschen, 90 Minuten Dominanz auszustrahlen und im Stile einer Spitzenmannschaft natürlich die Chancen einkalt auszunutzen braucht man einen ausbalancierten Kader. Und das haben wir nicht. Wenn man gegen Dortmund 2:0 führt und dann wechselt oder wechseln muss, im Gegenzug Dortmund beispielsweise einen Hazard einwechseln kann, dann kann man 2:3 – wie geschehen – verlieren. Wenn Kostic ausfällt und Chandler auf der linken Seite spielen muss, dann sind wir dort nicht adäquat ausbalanciert besetzt. Dann holt man gegen Augsburg am Ende nur ein Punkt. Wenn die gesamte Mannschaft ein Zweitliga-Tempo spielt und ist gegen Arminia Bielefeld halt auch nichts zu holen (0:2).

    Natürlich muss man gegen verunsicherte Stuttgarter gerade bei einer Führung und deren gravierende Abspielfehler in der Abwehr deutlich souveräner spielen. Man muss nicht auf Teufel komm raus zur Halbzeit 2:0 führen, aber man sollte das 1:0 durch Ballbesitzfußball zur Halbzeit sichern können. Man sollte auch deutlich das Tempo erhöhen können und so in der zweiten Halbzeit das zweite (oder ggf. mehr Tore) nachlegen können. Durch unser fehlendes Tempo und Klarheit in den Aktionen haben wir Stuttgart am Ende Chancen ermöglicht, die sie dann auch nutzen. Das wir das Spiel gewinnen liegt dann auch daran, das wir den Ball nicht ins Tor tragen, sondern auch mal mit Hrustic einen Spieler auf dem Platz hatten, der aus der Distanz trifft. Sow, Jakic und Rode haben in der Rückrunde sehr wenig Torabschlüsse, eigentlich das, was sie am Ende der Hinrunde so stark gemacht hat.

    Wie gesagt aufgrund des umausbalancierten Kaders, der auch durch Verletzung-, Krankheit- und Coronabedingte Ausfälle sich immer wieder neu zusammensetzt, ist es schwierig eine gewisse Konstanz ins Spiel und somit auch Dominanz zu bekommen. Der Sieg war wichtig, da die unteren Teams gepunktet haben. Er war auch wichtig, das wir die Hoffnung haben können, Platz 5 zu erreichen.

    Dennoch ist es möglich, das wir am Ende der Saison auf einem Mittelfeldplatz abschließen. Wir haben Punkte liegen lassen und sind konstant in der Inkonstanz. Hasebe wird auch erstmal für den Spielaufbau fehlen, mit Hinteregger und Ilse auf der Position ist es ein anderes Spiel. Dazu haben wir immer leichtere Blessuren, die gerade in den englischen Wochen mit Liga und EL noch in Nuancen wirken werden.

    Das beste in der Situation ist, das alles möglich ist und auch noch aus eigener Kraft.

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  7. Den Ausfall von Kostic und Kamada haben wir ja mit Lenz und Hrustic gut kompensiert, beide sind in die FT- Topelf des Tages gewählt worden. Bei Kicker war Hrustic sogar Spieler des Tages.

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  8. Wie wäre es mal mit rode auf der Libero Position. Würde ich ihm zutrauen wenn die fitness reicht

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  9. @ 1 Das ist nicht ganz richtig. Sow hat Distanzschuss abgegeben. Oben rechts. Der Ball müsste noch auf der Tribüne liegen (So schlimm war´s nicht, aber er ging schon weit drüber.)

    Und was den „wamperten“ Hinti angeht; der kann mit reichlich Spielanteilen rechnen. Jetzt, da Hasebe ausfällt, ist wieder Langholz gefragt. (Ein Anstieg bei den Bauholzpreisen ist rein zufällig und steht nicht im Kontext.)

    @ 8 Genau diesen Gedanken hatte ich heute beim Aufwachen. 🙂 Wenn nur das Knie nicht wäre …

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  10. Ilsanker kann Libero, hat er gegen die Bauern doch auch gespielt ! Er darf noch 14x mal spielen

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  11. @11 Kopfballungeheuer Hasebe?

    Rode könnte den Job machen, wenn der Körper mitspielt. Spielaufbau und Passquote ist mir wichtig.

    Hasebe fand ich übrigens am Samstag nicht überzeugend.

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