Alex Schur gibt auch mit 44 Jahren noch eine gute Figur am Ball ab.
Alex Schur gibt auch mit 44 Jahren noch eine gute Figur am Ball ab.

Mit seinem Namen sind wichtige Momente in der jüngeren Vereinsgeschichte von Eintracht Frankfurt verbunden – Alexander Schur. Der heutige Trainer der U19 köpfte die Hessen gegen den SSV Reutlingen in letzter Sekunde nicht nur hoch in die 1. Bundesliga, sondern er war auch auf dem Feld, als die Abstiege 1999 und 2000 verhindert wurden. Blicken wir noch einmal zurück auf einen irren letzten Spieltag am 29. Mai 1999: Den 1. FC Nürnberg (37 Punkte/-9 Tore), VfB Stuttgart (36/-8), SC Freiburg (36/-9), Hansa Rostock (35/-10) und die Eintracht (35/-14) trennten dramatisch wenige Zähler voneinander.

Die Clubberer fühlten sich vor dem letzten Spieltag bereits sehr sicher und schickten ihren Dauerkartenbesitzern schon einen „Dankes-Brief“ für die Treue in der Spielzeit. Den Nürnbergern hätte ein Zähler gegen Freiburg genügt, der Abstand zu den Hessen schien aufgrund des Torverhältnisses komfortabel. Was folgte, war einer der dramatischen Abstiegskämpfe der Bundesligageschichte. Während sich die Stuttgarter an diesem heißen Sommertag frühzeitig retteten und Freiburg ebenfalls zeitnah im direkten Duell gegen Nürnberg vorlegte, wechselte auf dem 16. Tabellenplatz Mitte der zweiten Halbzeit fast minütlich der Verein. Frankfurt, Rostock – und auf einmal auch die Clubberer.

Nach einem 0:0 zur Pause legten die Frankfurter in den zweiten 45 Minuten im heimischen Waldstadion auf einmal los. Chen Yangs Führungstreffer wurde zwar

noch von Champions League-Aspirant Kaiserslautern ausgeglichen. Doch ab Minute 70 durfte der Anhang häufig jubeln: Thomas Sobotzik in der 70., Marco Gebhardt in der 80., Bernd Schneider in der 82. und der legendäre Ãœbersteiger von Jan-Aage Fjörtoft in der 89. Minute. Das Stadion explodierte förmlich, der Klassenerhalt war geschafft – und der damals 27-Jährige Schur mittendrin in der Jubeltraube. „Nikolov, Bindewald, Weber, Hubtchev, Brinkmann, Fjörtoft, Schneider, Schur„, zählte er die Spieler auf, die „mentale Stärke und einen Schuss Lockerheit“ einbrachten.

Es war aber nicht nur diese Mischung, die den Fans einen der enthusiastischten Momente der Vereinsgeschichte bescherte. Alle Beteiligten, so Schur weiter in der Frankfurter Rundschau, seien total fokussiert gewesen: „Man muss sich auch im privaten Bereich zurücknehmen.“ Der Ur-Frankfurter habe alles dem Sport untergeordnet, „ich bin damals mit meiner Frau nicht mal mehr einkaufen gegangen.“ Stattdessen hatte er verucht, „Momente für mich zu finden und Energie zu tanken.“ Die Belohnung: Der für viele Beobachter schon als sicher geltende Abstieg wurde durch vier Siege in den letzten vier Partien noch abgewendet.

Die SGE-Fans wollen ihre Mannschaft gegen Hoffenheim zum Sieg brüllen! #aufjetzt
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Damit dies auch in diesem Jahr gelingt, braucht es – ganz abgedroschen gesagt – Typen, die Verantwortung nehmen und das instabile Haus tragen. Da gehe es, so Schur, „um harte Zweikämpfe, Laufleistung!“ Sinnbildlich für diese Eigenschaften stehen die Namen Lukas Hradecky, Carlos Zambrano – und David Abraham. Der Italo-Argentinier hat den früheren Profi begeistert: „Wie er Eintracht Frankfurt angenommen hat, das ist absolut vorbildlich!“ Er erwartet allerdings auch von den anderen Spielern totale Hingabe, sie müssten verstehen, „dass eine ganze Region dranhängt.“ Marc Stendera, Sonny Kittel und auch Luca Waldschmidt könnten in diesen Wochen deshalb eine ganz wichtige Rolle spielen: „Sie wissen, was es bedeutet und um was es geht. Sie wollen auch in ihren Heimatort zurückkommen und nicht ih ganzes Leben darauf angesprochen werden.“

Die Rechnung führt aber nur zu einem positiven Ergebnis, wenn auch der Anhang seinen Teil zur Rettung beisteuert. Gegen die TSG Hoffenheim müsse das Stadion brennen. Schur lobt die Fans: „Die Atmosphäre bei uns ist einzigartig, sie muss ein Vorteil sein.“ Ein Sieg gegen die Kraichgauer könne noch einmal einen Stein ins Rollen bringen: „Dann hast du wieder mehr Freude, auch im Training.“ Es wäre mit Blick auf das schwierige Restprogramm ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.

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