Ein Großaufgebot der Polizei war im Einsatz. (Foto: IMAGO / localpic)

Es war der Aufreger am vergangenen Samstag-Abend: die Auseinandersetzungen zwischen der Frankfurter Polizei und Fan-Gruppierungen von Eintracht Frankfurt. Das Heimspiel der SGE geriet in den Hintergrund und über sportliche Themen spricht derzeit kaum jemand. Nun gab die Frankfurter Polizei eine Pressekonferenz und äußerte sich gegenüber Journalisten zu verschiedensten Themen rund um den Einsatz.

Die Pressekonferenz leitete Oberstaatsanwalt Michael Loer ein: „Ich bin seit fünf Jahren in der Funktion als Leiter der Abteilung für die Bearbeitung von sogenannten Stadionverfahren. In dieser Zeit kann ich mich nicht erinnern, Vorgänge dieser Art in Frankfurt gehabt zu haben. Wir nehmen wahr, dass es sich um einen ganz besonderen Sacherhalt handelt. Die Frankfurter Staatsanwaltschaft wird dies möglichst lückenlos und objektiv aufklären.“ In den Medien und im Internet wurde das Thema vielfach kontrovers diskutiert und auch auf Videoaufnahmen konnte man gewisse Szenen der Hergänge sehen. Loer führte aus, dass man von polizeilicher Seite glaube, dass diese Darstellungen das tatsächliche Geschehen wohl nicht ganz zutreffend wiedergeben würden.

Ermittlungsverfahren gegen Polizei und Fans

„Wir werden Ermittlungsverfahren sowohl gegen Polizeibeamte wegen Straftaten und Körperverletzungen im Amt, sowie gegen andere Beteiligte, wegen Verdachts auf Landfriedensbruch, Verstöße gegen das Versammlungsverbot und anderer Delikte führen.“ Man sei sich bewusst, welch große Verantwortung nun auf den Verantwortlichen liege, weil der Vorfall für sich eine gewisse Einzigartigkeit in Anspruch nehme. „Es ist unsere Pflicht, die Vorwürfe, zu untersuchen und entweder strafrechtlich zu verfolgen oder so aufzuklären, dass die Vorwürfe so nicht zutreffend sind.“

Thomas Schmidl, oberster Leiter des Einsatzes gab in der Folge die polizeiliche Sicht auf die Vorkommnisse zum Weihnachtsmarkt der NWK am Gleisdreieck: „Der Weihnachtsmarkt verlief ohne besondere Vorkommnisse“, gleichfalls wurde festgestellt, dass hierbei rund 600 Personen in der Spitze anwesend waren und hierbei ordentlich Alkohol konsumiert wurde. 

Begegnung war als Risikospiel eingestuft

Das Bundesligaspiel wurde in der polizeilichen Bewertung als Risikospiel kategorisiert. Diese Einordnung sei Anfang November erfolgt. Ein Grund für diese Einordnung sei die Organisation des Weihnachtsmarktes und dem damit verbundenen Alkohol-Konsum gewesen. Ein anderer Grund war ein Vorfall im vergangenen März, als der VfB Stuttgart zuletzt ein Bundesliga-Gastspiel in Frankfurt bestritt. Hier hatten Stuttgart-Fans die Notbremse im Zug gezogen und der Zug war genau vor dem Container der Frankfurter Ultras zum Stehen gekommen. Aus polizeilicher Sicht war hier eine mögliche offene Rechnung befürchtet worden.

Um den Vorgaben eines Risikospiels gerecht zu werden, war die Polizei mit einem Großaufgebot vor Ort und sei zusätzlich von Kollegen aus Rheinland-Pfalz unterstützt worden. „Das Einsatzkonzept bei diesem Spiel ist nicht von dem Konzept anderer Risiko-Spiele in der Vergangenheit abgewichen.“ 

Hergang aus polizeilicher Sicht

Bis 17:50 Uhr habe der Stadion-Einsatz der Polizei dem üblichen Vorgang entsprochen. Zu diesem Zeitpunkt seien dann mehrere Anrufe bei der Polizei eingegangen, bei denen auf vermummte Personen und anschließende körperliche Gewalt hingewiesen wurde. Dann sei es ausgehend von Block 40 in der Nordwestkurve zu tumultartigen Auseinandersetzungen gekommen. Ein Sicherheitsmitarbeiter von Eintracht Frankfurt, der Ordner-Dienst und auch zu Hilfe eilende Polizeibeamte seien massiv angegriffen worden. „Mir ist besonders wichtig“, führte Schmidl weiter aus, „zum Zeitpunkt der Anrufe waren im und um den Block 40 keine Polizeikräfte eingesetzt. Weder uniformiert, noch in zivil.“  Die Taktik der Polizei war eine Sicherheitskette, mit der Unbeteiligte und auch die Ordner geschützt werden sollten. Diese Sicherheitskette habe sich dann unter stetigen Angriffen Stück für Stück zurückgezogen. Damit wollte man zudem verhindern, dass Heim- und Gästefans aufeinandertreffen. „Der Gewaltexzess von 300 bis 400 vermummten Fans dauerte in etwa 30 Minuten.“ Während dieser Zeit wurde von der Polizei körperliche Gewalt in Form von Schlagstöcken und Pfefferspray zur Abwehr eingesetzt. Gleichzeitig habe durch die Vermummten, Vandalismus in den Toilettenräumen stattgefunden und sei alles auf die Beamten geworden worden, was geworfen werden konnte.  Auch mindestens drei Feuerlöscher seien entleert und auf die Beamten geworfen worden. „Dieser ausgetretene Nebel ist zum Teil in den Innenraum des Stadions gezogen und führte dort zu einer Beeinträchtigung des Sichtfeldes und zu einer Gesundheitsschädigung der Stadionbesucher und war ausdrücklich nicht das Ergebnis von polizeilichem Reizstoff, sondern von leer gesprühten Feuerlöschern.“

Präsident der Frankfurter Polizei Stefan Müller gab des Weiteren unmittelbar zu verstehen, dass die Polizei keine rechtsfreien Räume toleriere. Weder im Stadion, noch sonst wo. Auch habe die Polizei nicht zu hart durchgegriffen. Man sei durchweg auf dem Rückzug gewesen und dabei massiv gewalttätig angegriffen worden. Auch richtete Müller die Erwartung an Eintracht Frankfurt, dass der Kontakt jetzt nicht abreißen dürfe. „Es ist jetzt wichtig, dass wir alle, die Polizei, die Einsatzkräfte und die Eintracht ihre Fans so einstimmen, dass es keine Anreize für Aktionen und Reaktionen gibt.“ Auch solle der Verein die bestehenden Regeln, wie etwa Stadionverbote gegen Problemfans durchsetzen. Auch bestehe kein direkter Kommunikationskanal zwischen den Frankfurter Ultras und der Polizei, weil sich die Ultras Gesprächen vollkommen verweigern würden.

Ãœber 100 Verletzte

Der Polizei sind derzeit keine verletzten Unbeteiligten bekannt. Das sei ein Problem, weil man ohne Namen auch keinen Handlungsspielraum habe. Dies betonte Christoph Döring, Leiter der Sonderkommission, die sich mit den Vorkommnissen am Samstagabend beschäftigt. Nach derzeitigem Stand gebe es 57 verletzte Polizeibeamte und 59 verletzte Ordner. Geschädigte sollen sich dringend bei der Polizei melden.

Abschließend sagte Polizei-Präsident Müller, dass man das Conference-League-Spiel am Donnerstag mit der nötigen Professionalität und Gelassenheit angehen werde. Man erwarte dies aber auch von den Problemfans.

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10 Kommentare

  1. Mein größter Respekt gilt den Ordnern, die sich das für die paar Euros antun und sich sogar dafür rumprügeln müssen. Nach dem Vorfall würde ich mir das zukünftig zweimal überlegen.

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  2. #ultrasraus. Ende Gelände. Mehr gibt’s nicht Behr zu sage. Es muss sich ausgeultrat haben! Die haben sich selbst nicht mehr im Griff!

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  3. Uff, hartes Wochenende für Frankfurt Fans..

    Sollte sich die aktuelle Berichterstattung als wahr herausstellen war das für mich persönlich der letzte Tropfen. Ich ging von 1996 bis 2006 regelmäßig ins Stadion. (erst J-Block, dann G-Block (Einzelkarten), am Ende NWK (Dauerkarte über einen EFC) und schon damals ist es mir sauer aufgestoßen das sich die Ultras als Herr im Hause angesehen haben und für sich regelmäßig Privilegien eingefordert haben ohne den damit verbundenen Verpflichtungen nachzukommen.

    Es wurden Familien bedroht (weswegen der Bericht über angedrohte Prügel für non-Ultras wenn Sie nicht aufhören Stimmung zu machen für mich absolut glaubwürdig ist), keine Rücksicht auf schwächere genommen….irgendwann in den ganz dunklen Post-Octagon Zeiten gab es mal ein Stimmungsboykott und ein Freund, (welcher über die Dauerkarte eines anderen mitkam, war relativ frisch operiert und war froh wenn er sitzen konnte) wurde von mehreren Leuten angegangen das wenn es heißt raus aus dem Block gefälligst alle gemeint sind. (Zitat, wenn du nicht freiwillig gehst, gehen wir dich).

    Die Nummer in Aachen damals hat mich nachhaltig verstimmt (Stichwort Randalemeister).

    Ja, unsere Ultras sorgen wenn alle nüchtern und vernünftig sind für mit den besten Support in ganz Europa wenn nicht sogar Weltweit, inklusive Choreo, Auswärtsfahrten und alles was einem noch so einfällt. Wenn aber der Preis dafür ist, das es regelmäßig immer und immer und immer wieder weiter eskaliert, bis hin zum vergangenen Wochenende, dann bin ich nicht weiter bereit diesen Preis zu bezahlen. Wenn man ständig in Streitereien mit den verschiedensten Behörden/Aufsichtsstätten etc gerät, muss man auch mal ein Schritt zurück gehen und vielleicht seine eigene Rolle in der Situation analysieren.

    Was ist aus der guten alten Hooligan-Szene geworden? Stichwort 3te Halbzeit aufm Feld am Arsch der Welt, weg von allen neutralen Zuschauern, Familien, Leuten die ihren gottverdammten Job machen wollen/müssen? Es gab Zeiten da haben die „Hardcore-Fans“ Gassen für Kinder und Familien gebildet als es zu Gedränge aufm/vom Weg zu Stadion/Zu den S- & U-Bahnen etc gab…. Ich hab das Gefühl, dass seit Corona die Aggressionen absolut überhand genommen haben. Und immer und immer und immer weiter provoziert und eskaliert wurde..

    Und dann wurde leider der Bogen überspannt, so dass es zu einer „Fuck arround and find out“ Situation kam.

    Fakt ist auch, Fehler wurden auf beiden Seiten begangen, ich will die Ultras hier nicht als alleinschuldige darstellen oder alle über einen Kamm scheren, die am Einsatz beteiligten Polizisten waren sicher auch entsprechend gebrieft und sind , womöglich ob der Reihe an Vorfällen in die unser Fanszene die letzten 24 Monate involviert war, direkt von 0 auf Zero-Tolerance gesprungen anstatt zu deeskalieren. Aber hier eine komplette Opferrolle einzunehmen und die „Obrigkeiten“ als alleinschuldig hinzustellen ist mir a) zu einfach und b) zu billig.

    Warum muss überhaupt eine Situation entstehen welche Deeskalation benötigt?

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  4. @5 Danke für den Kommentar.
    Ich denke, die Kommunikation hat seit Corona unglaublich gelitten. Geimpft vs ungeimpft, 2G, 3G .. es wurden Viele ausgeschlossen. Und daher stellten auch die Ultras ihren Support ein, aus m.E. noblen Gründen. Alle oder Keiner. Auch damit machten sie es nicht jedem recht, hier im Forum wurde sich, vereinzelt zumindest, beklagt, dass die Stimmung ohne sie scheiße wäre.
    Tja, also ohne Ultras isses blöd und mit Ultras isses blöd. Verzwickt..
    Ich denke, dass in dieser Corona-Zeit noch ein paar ‚Abgehängte‘ zu den Ultras stießen…denn sie hatten ja wirklich viele soziale Projekte.
    Doch wir wurden nach Corona EL-Sieger und es gab die ganzen Auswärtsfahrten und viel Euphorie um die SGE. Vielleicht hat das die Probleme verschleppt?

    ‚Wenn man ständig in Streitereien mit den verschiedensten Behörden/Aufsichtsstätten etc gerät, muss man auch mal ein Schritt zurück gehen und vielleicht seine eigene Rolle in der Situation analysieren.‘

    Ich denke, da sind alle bei dir. Es kann eigentlich nur Aufgabe der Eintracht und NWK sein, das zu klären. Wenn von den Ultras keiner zuhört, bringts leider auch nichts. Wenn das denn so ist.
    Nun wollten es also Ordner und Polizei am Block vor dem Spiel regeln und sie sind komplett gescheitert.
    Ich bin bei Jedem, der sagt, dass diese Probleme geklärt werden müssen. Und das sollte m.E. von allen Seiten mit der nötigen Flexibilität angegangen werden. Stichwort Blockwechsel. Ich kann ja verstehen, dass bspw die Choreos organisiert werden müssen und dafür ab und an ein Blockwechsel nötig ist. So what? Das muss man doch klären können, ich hab zu dem Thema von der SGE nix Vernünftiges gehört..und von den Ultras auch nicht. Das sind so Kleinigkeiten, die noch mehr Spaltung verursachen.
    Es scheint mir, als würde man nicht den kleinsten gemeinsamen Nenner suchen wollen. Das führt zu Frustration, bei Allen, die den Verein lieben.
    Also, meine Antwort auf ‚Warum muss überhaupt eine Situation entstehen welche Deeskalation benötigt?‘ wäre, dass die Kommunikation im Vorfeld nicht ausreichend war. Bspw bei den Blöcken..das ist den Ultras sehr wichtig und dann lasst sie doch (vereinzelt) die Blöcke wechseln. So what?
    Dafür bekommste ne grandiose Stimmung. Ich denke nicht, dass Hunderte den Anspruch auf Blockwechsel haben wollen, oder doch?
    Ich bin aber auch bei denen, die sagen, dass sie nicht ständig bevorzugt behandelt werden sollten. Das was man hier teils so liest (Drohungen etc) geht halt gar nicht.
    Es erschließt sich mir aber auch nicht, warum es hier beim Neubau eine Änderung gab, obwohl es sicherheitstechnisch doch jahrelang unbedenklich war, oder?
    Und nun wurde wegen dieser Geschichte die Sicherheit von Hunderten aufs Spiel gesetzt.
    Es kommt mir vor, als hätte sich der Verein gesagt: ‚Wir ziehen das jetzt durch und kontrollieren einfach härter‘ und nun gab es dieses Ergebnis.
    Ich bin absolut gg Gewalt, von allen Seiten..das ist doch klar. Doch es kann auch nicht sein, dass es der Verein hier drauf ankommen ließ, mit dem Bewusstsein dass es krachen könnte.
    Ich hoffe einfach, dass nun früchtetragende Gespräche folgen und man sich einigen kann. Über allen persönlichen Eitelkeiten muss immer die Liebe zur Eintracht stehen.
    Auch wenn ich diesen Polizeieinsatz verurteile, so sehe ich nach den bisher eingetroffenen Infos die Schuld des Konflikts nicht (mehr) bei der Polizei. Ich sehe die Schuld beim Verein. Es ist ihr Haus, ihr Event und sie müssen sicherstellen, dass es nicht zu solchen Szenen kommt. Und hier wurde geschludert. 100%ige Sicherheit ist nie möglich, nicht bei Events mit 50.000 Fans. Doch diese Vorkommnisse hätten verhindert werden können.
    Ich denk, ich fahr die Tage mal beim Container vorbei und frag mal nach. Mich interessiert die Kommunikation zwischen Verein und Ultras und ich will einfach mehr Meinungen hören, das reicht hier nicht aus. Ich kenn dort zwar niemand, aber würd gern irgendwie helfen…oder zumindest einfach zuhören, um mehr zu verstehen. So wie es gerade läuft, das geht gar nicht und ich denke, dass es ein Thema ist, was uns Alle angeht und dann sollte sich wirklich jeder bemühen, es zu klären. Wir alle wollen doch tolle Stimmung und tolle Auswärtsfahrten. Im Moment steht Beides auf dem Spiel.
    Wirklich alle sind angepisst: Fans inkl Ultras und NWK, Eintracht, Polizei, …
    Leute, es gibt viel zu reden..weniger online, mehr Face-to-face.
    Dann kriegen wir das bestimmt irgendwie hin.
    Eigentlich ist dieser Zusammenschluss verschiedener Fangruppen (UF97) doch geil! Und es hatte damals bei der Gründung auch einen guten Grund.
    Doch es kommt mir nach diversen Berichten so vor, als wären sie ‚exklusiv‘ .. dieses Gefühl hatte ich ehrlichgesagt Ende der 90er im G-Block schon. Und das ist doch scheiße, wenn es durch diese Fusion der Fangruppen zu einer weiteren Spaltung kam: Ultra vs Nicht-Ultra.
    Ich hoffe, das macht Sinn, was ich grad schreibe..wenn nicht, bitte korrigieren.
    Forza SGE

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  5. Ich habe anderen Beiträgen bereits meinen Senf dazu gegeben. Muss ich ja nicht wiederholen.

    Was ich aber ausdrücklich mal hervorheben muss ist die fast durchweg gute Diskussionskultur hier im Forum. Ab und zu kommt mal ein Kommentar etwas stumpf daher, hin und wieder total einseitig. Aber überwiegend kommen wir ohne Hasstiraden oder unglaubwürdiges Gestammel aus, und selbst die paar Ausnahmen, die mal gefallen sind, sind durchaus noch im Rahmen. Und gegeneinander ausgewogen. Wenn ich das mal vergleiche mit vor nem Jahr oder so… Danke Forum! Danke Moderatoren.

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  6. @9, rob

    Da schließe ich mich gerne an. Was ihr hier abreißt an Diskussionen, Beiträgen etc. das ist auf einem dermaßen erwachsenen Niveau und zu 99,9% einfach klasse. Ich denke ich spreche auch für unseren Moderator Christian (Chapeau für deinen Beitrag 5 übrigens, da steh ich voll hinter), wenn ich sage, dass hier aller aller meistens gar nicht moderiert werden muss, weil die Beiträge hier so gut sind.

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