Niko Arnautis ist von klein auf großer Eintracht-Fan. (Foto: IMAGO / Hartenfelser)

Durch das 3:1 über Essen am Mittwoch hat sich das Frauenteam der Frankfurter Eintracht in der oberen Tabellenhälfte festgesetzt. Platz sechs war das vorgegebene Minimalziel, wie Niko Arnautis in der 19. Ausgabe des offiziellen SGE-Podcasts „Eintracht vom Main“ verriet. Der Cheftrainer blickte auf die aktuelle Saison zurück, sprach aber auch über mediale Präsenz des Frauenfußballs, die Fusion und Unterschiede zum Männerfußball. Abschließend äußerte sich der 41-Jährige noch zu den mittelfristigen Zielen mit der Eintracht.

Optimale Bedingungen bei der Eintracht

30 Punkte sammelten die Hessinnen aus 19 Spielen und stehen im DFB-Pokalfinale. „Ich bin aktuell sehr zufrieden. Wir hatten auch in der Vergangenheit gute Spiele, aber es nicht immer geschafft, das Ergebnis zu bringen. Erfreulicherweise hat sich die Mannschaft inzwischen mit tollen Leistungen und Ergebnissen belohnt“, lobte Arnautis sein Team. Dabei sah es im Herbst letzten Jahres nicht gerade rosig aus. Im Tabellenmittelfeld dümpelte man herum, ohne eine gewisse Steigerung zu erkennen. Die mediale Kritik über die Fusion wurde zu dieser Zeit lauter. Wir haben uns minimal mit tollen Spielerinnen verstärkt. Der Rest war eins zu eins die gleiche Mannschaft wie letzte Saison. Die Verstärkungen merkt man vor allem in der Stabilität der Defensive. Die Kritik war zwischendurch berechtigt, aber wir sind ruhig geblieben, weil wir wussten, was wir noch optimieren müssen. Mit Eintracht Frankfurt haben wir optimale Bedingungen.“ Der gebürtige Frankfurter Bub sollte recht behalten: Die SGE-Frauen gewannen die letzten fünf Pflichtspiele in Serie und haben einen Höhenflug gestartet.

„Mediale Präsenz ist wichtig“ – Stadionbesuch lohnt sich

„Wir sind froh, dass wir spielen dürfen und kennen die Regeln, die wir versuchen, bestmöglich einzuhalten. Trotzdem kann es immer jemanden treffen“, sagte Arnautis über die Corona-Pandemie, die einmal auch sein Team traf. Mehrere positive Fälle sorgten dafür, das sich der komplette Kader inklusive Staff für zwei Wochen in Einzel-Quarantäne begeben musste: „Wir sind immer wieder erleichtert, wenn die Tests negativ ausfallen.“ Ohne ihre treuen Anhänger aus FFC-Zeiten musste das Frankfurter Team sich zunächst an die Geisterspiele gewöhnen. Während keine Fans ins Stadion am Brentanobad dürfen, müssen sie die Spiele ihrer Mannschaft von zuhause aus verfolgen. Im Vergleich zu den Männern ist das mediale Angebot jedoch deutlich geringer. „Es ist wichtig, dass die mediale Präsenz da ist. Das läuft hier bei Eintracht Frankfurt sehr gut. Wir werden wahrgenommen und erkannt. Das ist der richtige Weg. Fußball in Deutschland ist Volkssport Nummer eins und Deutschland ist ja immer daran interessiert, vorne dabei zu sein. Das wünsche ich mir auch für den Frauenfußball“, so der Cheftrainer, der aber auch weiß, dass die Finanzen eine große Rolle spielen: „Man sollte das aber nicht zu sehr vergleichen, weil die Männer nun mal auch viel mehr an Geldern einspielen.“

Im internationalen Vergleich ist Deutschland längst nicht mehr die klare Nummer eins im europäischen Fußball. „In England fließen Millionen, damit „Sky“ und „BBC“ die Bildrechte ausstrahlen dürfen. Da zeigt sich die Richtung an, wohin es geht. In Deutschland werden wir da sicher nachziehen. Vereine und Verbände werden gute Ideen entwickeln“, gab Arnautis zuversichtlich zu Protokoll. Was die Spielerfinanzen betrifft, hat er eine klare Meinung: „Die Gehälter sollte man nicht vergleichen, aber zum Beispiel durch die Medien sollten wir zusehen, dass wir mehr Gelder einnehmen. Ich kann nur sagen: Kommt zu uns ins Stadion, wenn es wieder möglich ist, und feuert uns an. Es lohnt sich.“ Der Vergleich zwischen Mann und Frau im Sport sei zudem schwierig und sollte wenn möglich vermieden werden. Einen Unterschied hob der Coach allerdings hervor: „Die Top-Spielerinnen können sehr schnell oben ankommen. Auch Mädchen, die im Junioren-Bereich lange in Jungen-Mannschaften spielen, können den Sprung mit 16, 17 Jahren schon schaffen. Im Männerfußball sind das eher die Ausnahmen, bei den Frauen gibt es dafür aber keinen A-Junioren-Bereich. Nach der U17 kommt direkt die erste Mannschaft.“

Neuausrichtung als Ausbildungsverein

Seit 2017 trainiert der Frankfurter mit griechischen Wurzeln die Frauenmannschaft aus der Mainmetropole. Die glorreichen Jahre des 1. FFC Frankfurt waren damals schon Geschichte und der FFC richtete sich als Ausbildungsverein neu aus. Das soll aber nicht so bleiben: „Wir haben eine sehr, sehr junge Mannschaft zusammengestellt, auf die wir dann auch gesetzt haben. Die Mädels haben großes Vertrauen bekommen und haben sich gut entwickelt, wie zum Beispiel Laura Freigang, Sophia Kleinherne oder Tanja Pawollek, um mal ein paar Namen zu nennen. Dieser Erfolg macht uns stolz und gibt uns recht, dass wir auf die richtige Philosophie gesetzt haben. Wir wollen aber kein Ausbildungsverein bleiben, sondern mit den Mädels die nächsten Schritte gehen. Das eine schließt das andere nicht aus. Wir wollen weiterhin Spielerinnen bis hin zur Nationalmannschaft ausbilden, aber auch Leistungsträgerinnen in Frankfurt halten.“ 

Wenn der Erfolg mittelfristig ausgebaut werden soll, ist dieses Vorhaben auch dringend notwendig. Auf den ersten Champions-League-Platz hat die SGE derzeit sieben Punkte Rückstand. Ein Ergebnis, mit dem man arbeiten kann. „Natürlich haben wir das Ziel, um den dritten Platz zu spielen. Dafür geben wir jeden Tag alles, aber uns fehlt noch ein bisschen was. Wir sind noch im ersten Jahr und haben das Pokalfinale erreicht. Unser Torverhältnis spiegelt unsere Dominanz wieder. Wir wissen aber auch, dass wir in ein paar Spielen zu wenig gepunktet haben. In Zukunft wollen wir mehr Spiele gewinnen. Mittelfristig wollen wir uns dahin entwickeln. Dafür brauchen wir den Kader, die Infrastruktur und optimale Bedingungen“, erklärte Arnautis und führte seine Vorstellung über eine optimale Infrastruktur näher aus: „Wir brauchen optimale Räumlichkeiten und Trainingsbedingungen. Das wichtigste ist ein sehr, sehr guter Trainingsplatz.“

„Die Mannschaft hat es sich verdient, im Waldstadion vor Fans zu spielen“

Ein großer Traum von ihm, der schon bald in Erfüllung gehen wird, ist, dass seine Mannschaft wieder vor Fans spielen darf. „Die Mannschaft hat es sich verdient und würde sich sehr freuen, wenn sie im Waldstadion vor Fans spielen darf“, meinte der 41-Jährige. Kleine Hoffnung hat er noch auf ein Pokalfinale vor Fans. In Köln trifft Eintracht Frankfurt am 30. Mai auf den VfL Wolfsburg und will es den Männern von 2018 nachmachen: „Natürlich haben wir das Ziel, im Pokal für eine Überraschung zu sorgen. Unsere Männer haben es vor ein paar Jahren vorgemacht und die nehmen wir uns als Vorbild. Die Mädels werden brennen. Ich sage immer: Gib dein Leben auf dem Platz, dann wirst du auch belohnt. Wir werden alles daran setzen, die Überraschung zu schaffen. Wir glauben daran. Wenn ich daran denke, brenne ich jetzt schon.“

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1 Kommentar

  1. Richtiges mittelfristiges Ziel für die Frauen, wenn wir die aktuellen „Kräfte“ in der Frauenliga betrachten.

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