War zufrieden nach dem 1:1 gegen Leipzig und lag mit seiner Aufstellung richtig: Eintracht-Trainer Adi Hütter, der unter anderem auch Torschütze Aymen Barkok (li.) von Beginn an gebracht hatte.

Als Fans und Experten am frühen Samstagabend etwa eine Stunde vor Anpfiff die Startaufstellung von Eintracht Frankfurt vernahmen, haben sich einige vielleicht verwundert die Augen gerieben. Trainer Adi Hütter hatte mit der Elf, die er im Heimspiel gegen RB Leipzig von Beginn ans ins Spiel schickte, überrascht. Am Ende sollte ihm die Leistung der Mannschaft und der gewonnene Punkt durch das 1:1-Unentschieden jedoch Recht geben. 

„Zufrieden“ sei er mit dem Zähler. Es sei ein Unentschieden, dass „in Ordnung geht“, gab Hütter nach dem Spiel Auskunft über seine Gefühlslage. Die Sachsen sind ja auch nicht irgendwer. Das Team von Julian Nagelsmann bringe Woche für Woche in der Bundesliga Leistung. Eine Champions-League-Mannschaft sei da im Frankfurter Stadtwald zu Gast gewesen, die schließlich schon Paris St. Germain geschlagen habe, erinnerte Hütter noch mal an den Gegner. So war es auch nicht verwunderlich, dass die Leipziger in einem „intensiven Spiel“ besser mit dem Ball umzugehen wussten. Das, was die Adler über weite Strecken vermissen ließen. „Das Spiel nach vorne wurde nicht gut umgesetzt“, ließ Hütter verlauten, ohne anzumerken, dass die Nagelsmann-Elf neben der Angriffswucht auch der auch noch das Verteidigen im Repertoire hat. „Leipzig hat uns nach vorne nicht viele Möglichkeiten gegeben“, musste der 50-Jährige zugeben.

Was seine Jungs in den 90 Minuten jedoch taktisch auf den Platz gebracht hatten, damit war Hütter mehr als einverstanden. „Kompliment an die Mannschaft, was die taktische Disziplin betrifft. Das ist das, was mir heute besonders gut gefallen hat“, betonte der Coach. Damit sprach Hütter insbesondere die Einsatzbereitschaft seines Teams an und wurde präziser: „Wenn wir hier nicht gelaufen und gekämpft hätten, wäre das Spiel anders ausgegangen.“ Nur wenige Torchancen habe seine Mannschaft zugelassen. „Wir waren diszipliniert und in vielen Situationen sehr aufmerksam“, erklärte Hütter, und schob nach: „Außer beim Gegentreffer von Yussuf Poulsen“, der in der 57. Spielminute zum 1:1-Ausgleich getroffen hatte. Der Ärger darüber hielt sich beim Österreicher jedoch in Grenzen. „Es ist ein Punkt, den wir gerne mitnehmen“, hob er noch mal hervor.

Hütters Personal-Puzzle und Durms Trainingsfleiß erfolgreich

Ganz zu erwarten war das Ergebnis kurz vor dem Spiel mit Blick auf die überraschende Aufstellung nicht. Doch am Ende seien solche Spekulationen „hypothetisch. Vielleicht hätten wir mit zwei Spitzen, einem Zehner und der gleichen Mannschaft, die vorher gespielt hat, gewonnen“, fabulierte Hütter, doch sah sich in seinen Entscheidungen mit Blick auf den Spielverlauf sowie das Ergebnis auch ein Stück weit bestätigt: „Ich glaube, wir haben die richtige Aufstellung für dieses Spiel gefunden.“ Mit allen neu in die Mannschaft gekommenen war er „sehr zufrieden“. Was er sich vorgestellt habe, sei umgesetzt worden. Mit Aymen Barkok, Evan N’Dicka, Djibril Sow und Erik Durm hatte der Fußballlehrer gleich vier Spieler von Beginn an gebracht, die es in dieser Saison bisher noch nicht in die Startelf geschafft hatten. 

Barkok, der am Samstag in der 43. Minute mit seinem dritten Bundesliga-Tor im 50. Spiel zum „wichtigen 1:0“ getroffen hatte, hatte sich über seine Einwechslungen in den vergangenen Spielen bereits für die Startformation aufgedrängt. Ihn von Beginn an zu bringen, war also mehr oder weniger eine Konsequenz der Leistungen des Spielers. Der junge N’Dicka, der gegen Leipzig zu seinem Saisondebüt kam, sei wegen seines unbestrittenen Talents und aufgrund seiner Qualität sowieso ein Akteur, der in den Augen Hütters eigentlich spielen müsse, einfach auch der Spielpraxis wegen, sagt der Übungsleiter der Hessen. Er sei froh dass er mehrere Möglichkeiten auf der Innenverteidiger-Position habe. Sow kann in dieser Saison immerhin schon den einen oder anderen Kurzeinsatz für sich verbuchen. 

Umso mehr überraschte aber die Hereinnahme von Durm. Dieser stand in der aktuellen Spielzeit noch nicht einmal im Kader. Aus dem Wartestand ging es also direkt auf den Platz. Und der Spieler zahlte das Vertrauen zurück. Auch wenn er beim Gegentreffer nicht ganz schuldlos war. „Beim Tor kann er mehr Druck auf den Ballführenden machen, um die Flanke zu verhindern. Ansonsten war ich zufrieden mit seiner Leistung“, bescheinigte ihm Hütter einen insgesamt soliden Auftritt. Nach langer Zeit habe Durm ein „ordentliches Spiel“ gemacht. Für den 28-jährigen Außenverteidiger sei es dabei nicht einfach gewesen, „gleich gegen so einen starken Gegner und Gegenspieler wie Angelino zu spielen.“ Der Spanier war es dann auch, der die Vorlage zum Ausgleichstreffer gab. 

Für den Spieler selbst kam der Einsatz überraschend. Erst am Morgen des Spieltags habe er davon erfahren. „Ich habe mich riesig gefreut, weil ich nie aufgehört habe, im Training Gas zu geben. Ich bin sehr glücklich, die Chance bekommen zu haben“, sagte Durm nach dem Spiel. Das Warten und die Disziplin haben sich gelohnt. Hütter bestätigte Durms Trainingsfleiß und erklärte seine Entscheidung, ihn von Beginn an zu bringen, wie folgt: „Ich habe mich für ihn entschieden, weil er nicht nur gut, sondern auffällig gut, sogar außergewöhnlich gut trainiert hat. Auch im Testspiel gegen Nürnberg gehörte er zu den Besten. Wenn jemand so auffällig trainiert, dann hat er auch die Berechtigung, eine Chance zu bekommen. Er hat seinen Einsatz mit seiner Leistung gerechtfertigt.“

Und dann war noch … 

Bei all den Startelf-Debütanten, über die alle nach der Partie redeten, wollte Hütter einen Spieler nicht vergessen: Filip Kostic. Der durfte zwar am ersten Spieltag schon über volle 90 Minuten gehen, danach stoppte ihn jedoch eine Innenbandverletzung, die er sich am zweiten Spieltag zugezogen hatte. Nach seiner Einwechslung kurz vor Abpfiff gegen Stuttgart spielte er gegen Leipzig von Anfang an auf seiner angestammten linken Seite. „Ich freue mich, dass er 90 Minuten durchgehalten hat“, sagte Hütter ganz nebenbei – und ist in der Offensive nun wieder um eine Option reicher.

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5 Kommentare

  1. Ich bin schon seeeehr froh, dass Ndicka und Kostic wieder da sind. Die Jungs haben einfach richtig Qualität. Ich stelle Mal die niemals überprüfbare These auf, dass wir mit den beiden mindestens 2 Punkte mehr hätten und damit mindestens auf Platz 7 stünden.

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  2. Da selbst Adi das vorne zu harmlos war, glaube ich nicht, dass wir das System am nächsten Wochenende in Berlin oder gegen Wolfsburg wieder sehen. Es muss das Ziel sein gegen Berlin oder Wolfsburg zu gewinnen, von daher sollte man vor allem Union auch aktiv unter Druck setzen, dass die gar nicht erst Ihr Spiel aufziehen können.
    Gegen den BVB könnte ich mir eine ähnliche taktische Herangehensweise aber wieder gut vorstellen.

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  3. @euroadler

    Deswegen Hasebe für Ilsanker und vllt. sogar Dost für Kamada. 5 – 3 – 2 defensiv und dann offensiv 3 -5 – 2. Durm und Kostic ziehen ja gerne mit hoch. Dost halt um auch mal die langen Bälle zu halten oder weiterzuleiten. Gerade auch gegen einen Gegner der nicht Leipzig heisst, fände ich das sehr spannend.

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  4. Für Durm freue ich mich besonders, vielleicht packt er es ja doch noch…

    Einträchtliche Grüße

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  5. @3
    Gibt bestimmt da einige Möglichkeiten. Die Variante mit Hasebe anstatt Ilse auf der 6 würde ich auch mal ausprobieren.
    Etwas dagegen spricht aber Hase B teilweise rustikaler Einsatz auf der 6, da sehe ich ihn auch etwas Gelb-Rot gefährdet 😉
    LG

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