Es gibt in Interviews nur wenige Momente, in denen Alex Meier richtig aus sich rausgeht und etwas tiefer in sein Innenleben blicken lässt. Der 34-Jährige, der seit bald 13 Jahren die Fußballschuhe für die Frankfurter Eintracht schnürt, bleibt stets professionell und achtet genauesten auf seine Wortwahl. Angesprochen auf die US-Stadt Miami fing der Toptorjäger der Hessen bei “FFH” allerdings zu lachen an und geriet ins Schwärmen: “Da gehe ich hin, seitdem ich 18 bin. Man kann dort einfach alles machen: An den Strand gehen, Party machen, das Sportprogramm ist riesig, das Essen vielfältig und das Wetter super.” Meier liebt die Sonne, er hätte nichts dagegen, “wenn wir jeden Tag 35 Grad hätten.”
Ein Wechsel in die Staaten spielt in den Planungen des Offensivspielers derzeit allerdings keine Rolle. “Ich konzentriere mich nur auf die Eintracht”, wischte er mit Nachdruck alle Gerüchte um seine Person zur Seite und erklärte, wie diese überhaupt aufkamen: “Ich wurde nur gefragt, ob ich mir das vorstellen kann und da habe ich gesagt: ‘Wenn es ein Abenteuer gibt, dass mich reizt, würde ich das machen’ – aber momentan kann ich mir das gar nicht vorstellen!” Fußballerisch ist das gebürtige Nordlicht sowieso zu “100 Prozent Hesse” geworden. Meier fühlt sich wohl am Main und ließ zuletzt bereits durchklingen, dass die Stadt Frankfurt zu seiner Heimat geworden ist.
Dennoch vergisst er nicht, wo er herkommt. Die Partie gegen den Ex-Klub Hamburger SV stellt daher in vielerlei Hinsicht eine besondere Partie dar. Da ist vor allem der Name Heribert Bruchhagen, der in den vergangenen Tagen die Schlagzeilen beherrschte. Meier erwähnte im Gespräch mit “Bild” das besondere Verhältnis zum neuen Vorstandsvorsitzenden der Hanseaten: „Er war immer für mich da. Nicht nur fußballerisch, sondern auch menschlich. Ein Förderer. Er hat mich oft ins Büro geholt und wir haben über alles Mögliche gequatscht. Er war der größte Grund, warum ich so lange hier bin.“ Wenn Bruchhagen in seiner langen Zeit bei der Eintracht von einem Spieler schwärmte, dann war dies immer der von den Fans zum “Fußballgott” erhobene Meier. Der Ostwestfale erzählt dann gerne die Geschichte, wie er die Eltern von einem Wechsel in die angeblich so gefährliche Stadt Frankfurt überzeugen musste.
Am Samstagabend ruht die Freundschaft ab 18.30 Uhr für 90 Minuten. „Er weiß, ich bin Sportsmann. Er ist Sportsmann. Ich hoffe, wir gewinnen”, stellte der in Buchholz an der Nordheide geborene Rechtsfuß klar. Nach fünf Bundesliganiederlagen in Folge soll die Delle ausgebeult und wichtige drei Zähler gesammelt werden – ansonsten, so die Sorge im Umfeld, müsste der Blick wohl bald in die untere Region wandern. Ein Grund dafür ist neben den zuletzt so vielen Gegentreffern auch die Anzahl der geschossenen Tore. Branimir Hrgota traf bei der 1:2-Niederlage gegen den SC Freiburg, ansonsten blieben die gegnerischen Schlussmänner unbezwungen.
Meier, der zu diesem Zeitpunkt in den vergangenen Jahren häufig schon im zweistelligen Bereich lag, traf ebenfalls erst fünfmal. „Das Problem ist, dass ich nicht so viele Chancen bekomme und dementsprechend keine Tore schießen kann”, erklärte er seine Flaute, von der er sich jedoch nicht aus der Ruhe bringen lässt: “Aber ich arbeite natürlich für die Mannschaft, und irgendwann fällt auch mal wieder einer rein.” In den letzten Partien wurde wieder – auch wenn es gegen den FC Bayern München drei Gegentore gab – die gewohnte Kompaktheit hergestellt. Die Mannschaftsteile standen enger zusammen und bereits tief in der gegnerischen Hälfte wurde erfolgreich gepresst. Meier ist daher tiefenentspannt und überzeugt: “Wir schaffen die 40.“ Das Team dürfe allerdings nicht nachlassen und die Situation komplett unterschätzen: “Das ist so. Nie eine Feier planen, bevor es was zu feiern gibt!“
Würde eine Spielzeit, in der nach 19 Spielen 35 Zähler auf dem Konto standen, als erfolgreich gelten, wenn am Ende mit 40 Punkten nur Rang elf oder zwölf herausspringt? “Wenn du dann zeitweise Dritter warst wie wir, wären vielleicht manche enttäuscht. Aber ich glaube, man muss Schritt für Schritt nach vorne kommen. Das ist besser, als eine Saison weit oben und die nächste wieder weit unten zu spielen”, ordnete Meier die Situation realistisch ein. Allerdings kann auch er nicht leugnen, dass ein Sieg im DFB-Pokal und die damit verbundene Qualifikation zur Europa League seinen Reiz hätte. Es werde zwar verdammt schwer, doch die Gedanken an tolle Fahrten rufen auch beim Kapitän der Eintracht große Emotionen hervor: “Die Europa-League-Saison war schon was Besonderes. Mit Heimspielen wie Porto, auswärts in Bordeaux mit 13 000 Fans – obwohl ich da nicht dabei war. Oder die Reise nach Aserbaidschan. Das war ein Highlight.“
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