Omar Mascarell wurde in sechs Saisonspielen bereits fünfmal eingesetzt.
Omar Mascarell wurde in sechs Saisonspielen bereits fünfmal eingesetzt.

Wofür steht eigentlich der Spieler Omar Mascarell? Diese provokante Frage warf die „Frankfurter Rundschau“ nach der Niederlage gegen den SC Freiburg in den Raum – und sorgte damit durchaus für ein gewisses Stirnrunzeln bei den Beobachtern der Begegnungen von Eintracht Frankfurt. Der defensive Mittelfeldmann, der im Sommer für rund eine Millionen Euro von Real Madrid kam und mit einem Vertrag über drei Jahre – samt Rückkaufoption – ausgestattet wurde, zeigte vor allem in den ersten Partien, wozu er tatsächlich in der Lage ist. Im DFB-Pokal gegen den 1. FC Magdeburg war es sein technisch feiner langer Ball, der den Weg zum Torschützen Branimir Hrgota fand. Nur eine Woche später am 1. Spieltag gegen den FC Schalke 04 zeigte der Spanier, weshalb er für die Hessen wertvoll sein könnte. Er antizipierte gut, machte die Räume zusammen mit Makoto Hasebe dicht, brachte die Bälle über kurze Distanz sicher zum Mitspieler und warf sich – wenn auch nicht immer als Gewinner hervorgehend – furchtlos in die Zweikämpfe.

Mascarell hat sich schnell eingefunden in seiner neuen Heimat am Main. Er erlebte bereits im Jahr 2010 eine große Umstellung, als er mit 17 Jahren von der Ferieninsel Teneriffa in die spanische Hauptstadt wechselte und dort seine ersten Schritte unter dem großen Trainer Jose Mourinho – der ihm seinen bislang einzigen Einsatz im Trikot der ersten Mannschaft von Real ermöglichte – gehen durfte. Der inzwischen 23-Jährige wagt in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ einen Vergleich zwischen dem Portugiesen und seinem heutigen Coach Niko Kovac: „Es ist schwer, zwei Trainer zu finden, die identisch sind. Trotzdem gibt es Gemeinsamkeiten zwischen den beiden. Beide haben einen sehr starken Charakter. Beide wollen unbedingt gewinnen. Das leben sie in jedem Training vor. Sie fordern eine hohe Intensität, Leidenschaft und Kampfgeist ein. Es war eine Ehre, unter Mourinho trainieren und mein Debüt feiern zu dürfen. Genauso dankbar bin ich Niko Kovac, dass er mir vertraut und mir meine Rolle gewährt.“

Mascarell spielte neben seiner Zeit in Spanien auch schon in England bei Derby County in der dortigen zweiten Liga. Der bissig agierende Mann mit der Nummer 39 auf dem Rücken präsentiert sich als weltoffener, neugieriger Mensch, der sich darüber freut, neue Kulturen kennenzulernen. Er musste deshalb auch nicht länger darüber nachdenken, ob er die Herausforderungen in England oder Deutschland tatsächlich annimmt: „Wenn sich die Chance bietet, muss man sie ergreifen. Das ist mein Motto. In Frankfurt kann ich mich als Spieler und Mensch weiterentwickeln.“ Von der Stadt zeigt er sich bereits begeistert, sie hätte viele Facetten zu bieten und stehe für eine schnelle Integration: „Ich habe auch Kontakt zu Menschen gefunden, die mit dem Fußball nichts zu tun haben.“

In den Mittelpunkt der Tätigkeit am Main rückt dennoch freilich der Sport und der Erfolg mit der Eintracht. Mascarell spricht fast ehrfürchtig von dem Traditionsverein und wagt einen kühnen Vergleich: „Von der Tradition her ist das durchaus mit Real Madrid zu vergleichen. Als Weltverein ist Real überall auf diesem Planeten bekannt. Der Klub gilt als bester Verein der Welt. Aber auch die Eintracht verfügt meines Wissens über einen hohen Bekanntheitsgrad. Sie hat sehr treue Fans, die die Mannschaft in großer Zahl überall hin, auch zu Spielen ins Ausland, begleiten.“ Für den Mittelfeldmann ist die Dimension, in der er sich nun bewegt, deutlich größer als es noch in der Vorsaison bei Sporting Gijon der Fall gewesen ist. Im El Molinón – 30.000 Zuschauer fassend – waren im Schnitt rund 23.000 Besucher anwesend. In dieser Spielzeit erlebten Mascarell und die Kollegen bislang im heimischen Waldstadion sehr stimmungsvolle Partien gegen Schalke, Bayer 04 Leverkusen und Hertha BSC. Zwei Siege und ein Remis vor dem eigenen Publikum sorgten dafür, dass der Saisonstart als ordentlich bewertet wurde. Der Spanier zeigt sich zufrieden und will die Dinge realistisch einschätzen. Das Ziel ist der Klassenerhalt, sollte dieser allerdings frühzeitig geschafft sein, „sind wir die Letzten, die sich gegen einen oberen Tabellenplatz wehren würden.“ Er sieht viel Potenzial in Frankfurt und ist der Überzeugung, dass „wir hier Großes erreichen können.“

Es ist diese neue Mentalität, die Kovac, Sportvorstand Fredi Bobic und Sportdirektor Bruno Hübner zur Eintracht holen wollten. Eine gewisse Unbekümmertheit, Siegermentalität und den nötigen Biss, sich Schritt für Schritt nach vorne zu kämpfen und weiterzuentwickeln. Sein Landsmann Jesús Vallejo steht ebenfalls für diese Eigenschaften. Der 19-Jährige hat sich einen Stammplatz erkämpft und wird von Mascarell gelobt: „Auch in Spanien konnten sich bereits alle davon überzeugen, was für ein Vollprofi Jesús schon in jungen Jahren ist. Er bringt eine große Reife mit und packt die Dinge an.“ Beide mussten sich dennoch zunächst an die Bundesliga gewöhnen, die höheres Tempo und mehr Intensität abverlangt, als es in Spanien der Fall ist. Mascarell zeigt sich beeindruckt davon, dass jedes Spiel so bestritten wird, als sei es das letzte Spiel: „Es ist Vollgasfußball in vollen Stadien mit einer herausragenden Stimmung. Ich genieße das in vollen Zügen.“

Mascarell will die Spiele nutzen und sich für die großen Aufgaben in seiner Karriere noch anbieten. Die spanische Nationalmannschaft ist genauso ein Traum für ihn, wie auch ein Platz in der Startelf von Real Madrid. Er bleibt dennoch realistisch: „Es wird schwierig, aber unmöglich ist es nicht. Ich will mich in Frankfurt für die spanische Nationalmannschaft empfehlen.“ Dafür wird er trotz bisher ansprechender Leistungen allerdings noch eine Schippe drauflegen müssen. Die Konkurrenz in der Nationalmannschaft ist groß und der Weg dorthin ein weiter. Ob er gelingt? Eine gute Leistung im nächsten Spiel gegen den FC Bayern München wäre mit großer Sicherheit eine Möglichkeit, sich anzubieten und in das Notizbuch des Nationaltrainers Julen Lopetegui aufgenommen zu werden.

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4 Kommentare

  1. Omar spielt einen ganz feinen Fussball: ruhig, mit Übersicht für den Raum und seine Mitspieler. Zudem zeichnet er sich durch eine gute Ballbehandlung aus. Von allen neuen Spielern gefällt der mir am besten. Er ist für den Zusammenhalt des Spieles und das Umschaltspiel enorm wichtig.

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  2. Macht wirklich Spaß ihm zuzusehen. Und er hat noch Verbesserungspotential. Er und Vallejo sind beide Topleute und noch ziemlich jung. Zumindest bei ihm habe ich die Hoffnung ihn länger hier zu sehen,

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  3. Wenn er so weiter macht, werden wir ihn auch nächste Saison sehen, da er für uns gut genug ist, aber für Geldvereine (noch) uninteressant ist und bei Real eh keine Chance hat.

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