RussMarco Russ zeigt Präsenz – sowohl auf dem Spielfeld, als auch an den Mikrofonen der Journalisten. Der 30-jährige Hanauer ist ein gern gesehener Gesprächspartner, weil er Klartext spricht und sich nicht verbiegen lässt. Das Hauptthema in und um den Stadtwald herum ist – wie sollte es auch anders sein – die Zahl 41: So oft nämlich klingelte es bereits im Kasten der Frankfurter Eintracht. Aber die Defensivproblematik ist nicht erst seit dieser Saison ein Problem: „Das war unter Trainer Veh schon nicht anders. Wie viele Konter wir da bekommen haben! Wie viel Torwart Trapp da gerettet hat! Die Schwäche ist nicht erst seit Trainer Schaaf da. Unter Veh haben wir auch viele Gegentore gefressen„, nimmt der Defensivallrounder den neuen Coach im Interview bei BILD gegen die Angriffe von Außen in Schutz. Man dürfe ferner nicht vergessen, dass mit Pirmin Schwegler, Sebastian Rode und Sebastian Jung viel Qualität in der Defensive verloren ging.

Aber müsste die Achse vor Kevin Trapp dann nicht noch viel tiefer und massiver stehen? Ist es nicht gefährlich, so offensiv zu agieren und sich immer wieder auf einen offenen Schlagabtausch einzulassen, mit dem derzeit praktizierten 4-2-2-2 die Mitte zu öffnen? „Es liegt nicht am System„, widerspricht Russ dieser Interpretation. „Ob wir vorne Fehlverhalten zeigen oder in der eigenen Hälfte – das spielt keine Rolle. Unser Problem ist, dass wir die Kontinuität nicht über 90 Minuten hinkriegen.“ Ein Musterbeispiel für eine konstant gute Leistung über 90 Minuten gab es vor neun Tagen gegen den VfL Wolfsburg. Das Spitzenteam aus der Autostadt wurde das gesamte Spiel über hart bearbeitet, die Mannschaft stand kompakt und verteidigte konzentriert. Am Samstag kommt die nächste Mannschaft aus dem oberen Bereich der Tabelle ins Waldstadion – allerdings hat deren Spielweise so gar nichts mit der, der Wolfsburger gemeinsam. Der Drittplatzierte FC Schalke 04 kam gut aus der Winterpause heraus und kassierte 2015 erst einen Gegentreffer. Unter Roberto di Matteo, der vor der Saison angeblich auch mit den Hessen Gespräche führte, stehen die Gelsenkirchener hinten sicher, wie seit Jahren nicht mehr. „Die Null muss stehen“ – den von Huub Stevens geprägten Satz setzen die Ruhrpottler derzeit perfekt um.

12.12.2014, Fussball, 1. BL, TSG Hoffenheim - Eintracht FrankfurtEs deutet sich ein spannendes Duell zwischen der drittbesten Offensive und der viertbesten Defensive der Bundesliga an. „Ich bin gespannt, was uns gegen die erwartet. Die ganze Liga beschwert sich ja ein bissl über den Stil, den sie zurzeit spielen. Mit fünf Mann hinten und dreien davor. Aber sie holen die Punkte„, kann Russ den Gegner nur schwer einordnen. Knacken die so unorthodox, unberechenbar auftretenden Hessen den Königsblauen Defensivriegel? Und schafft es die Mannschaft von Trainer Schaaf endlich einmal wieder, dass hinten die Null steht? Das letzte mal gelang dies am 13. Spieltag im Heimspiel gegen Borussia Dortmund (2:0). Erst zweimal überhaupt konnte der Kasten in dieser Saison sauber gehalten werden. Kein Wunder also, dass Trapp, der am 1. Spieltag gegen den SC Freiburg beim 1:0 Sieg das Tor hütete, bissig reagiert, wenn er auf die Anzahl der Gegentreffer angesprochen wird. „Ich kenne keinen Torwart, der mit 41 Gegentoren fröhlich ist„, kann Russ seinen Schlussmann gut verstehen. „Beim WM-Halbfinale ist Neuer sogar bei einer 7:0-Führung ausgerastet, als Brasilien traf. Es ist für keinen schön, in einer der Schießbuden der Liga zu stehen. Und Kevin hat Ambitionen, will in die Nationalelf. Da kann er so gut halten wie er will – mit 41 Gegentoren ist das keine gute Empfehlung. Wir machen ihm das Leben schwer. Dass er angefressen ist – nicht auf uns, sondern durch die Situation – kann ich verstehen.“

Allerdings gab es den letzten Wochen auch Dinge, über die man sich im Lager der Eintracht freuen konnte. Erst verlängerte Bamba Anderson, dann zog Kevin Trapp nach und jetzt soll auch noch Geld akquiriert und in die Verstärkung des Kaders gesteckt werden. Man muss versuchen, den Stamm mit Spieler wie Trapp, Meier, Zambrano, Oczipka, Aigner oder mir über mehrere Jahre zu binden“, hofft Russ, der seine Karriere bei den Hessen beenden möchte, zunächst auf weitere Erfolge bei den langatmigen und schwierigen Vertragsverhandlungen – und dann auch auf Volltreffer auf dem Transfermarkt: „Wenn dazu noch ein, zwei gute Spieler dazu kommen, dann könnte hier in den nächsten Jahren was gehen. Ich bin gespannt.“

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5 Kommentare

  1. Er sagte übrigens auch er hoffe Carlos würde „einlenken“!
    Scheint wohl bis jetzt nicht ganz so mit dem Angebot zufrieden zu sein.
    Mal schauen ob er weiterhin zur wichtigen Achse bei der SGE gehören wird oder nicht.

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  2. Sorry ich finde Russ mutiert immer mehr zur laberbacke schlechthin. Fakt ist doch, dass er mit seinen 30 immer noch eine gewisse Reife und Spielintelligenz vermissen lässt. Man nehme das VW Spiel: WIr führen 1:0, haben Wolfsburg im Griff. Der nicht mehr ganz taufrische Russ, in dieser Partie als IV aufgeboten, meint mal wieder den Messi machen zu müssen und rennt nach vorne. Zugegeben das Hack Spitze 1,2,3 mit Seferovic sah gut aus, aber danach isser natürlich nicht wieder mitzurück. Auch wenn die Chance gut war, hatten wir da schon dermaßen Suff, dass das 1:1 wegen vermeintlichem Abseits abgepfiffen wurde.
    Was soll eine solche Aktion? Es ist Bullshit. Russ ist über seinen Zenit hinweg und will es nicht einsehen. In meinen augen einer, den man vertickern sollte. Ich frage mich ernsthaft, warum man in der Winterpause nicht bei Vestergaard zugegriffen hat. Jung, entwicklungsfähig und talentiert. Dann hätte man in der Causa Zambrano auch wesentlich bessere Karten gehabt. So laufen wir Gefahr im Sommer mit einem Bamba, der in meinen Augen OK ist, und einem Russ, der sicherlich nicht besser wird dazustehen. Das ist mehr als subotimal…

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  3. Dass Du diese geile Aktion (Doppelpaß mit Haris, sogar einen doppelten!) als „Bullshit“ abtitulierst bzw. schlecht redest ist in meinen Augen total daneben; das war eine geile Aktion,die mir richtig Spaß machte; das ist Fussball!!

    Sonst bin ich auch ganz anderer Meinung; Russ hat seitdem er wieder hier ist einen enormen Sprung gemacht; ist kaum aus der Mannschaft wegzudenken und nicht umsonst sehr hoch im Kurs bei Schaaf.

    Außerdem hat die Personalie Russ wahrlich nichts, aber auch gar nichts, mit der Personalie Zambrano zu tun.

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  4. Marko Russ hatte sich in früheren Jahren hier bei der SGE ganz gut „eingerichtet“ und war mit seinem Weggang zu VW verschmerzbar, auch wegen der 3.0 Mio€ Ablöse.

    Nach seiner Rückkehr, nicht ganz freiwillig und auch unter Verzicht auf Gehalt, sehen wir einen anderen MR.
    Wesentlich professioneller, gut austrainiert, mit Engagement vorneweg für das Team – und – er stellt sich auch in schwierigen Situationen der Öffentlichkeit.
    MR hat dazugelernt !!
    Er schöpft im Moment „sein“ Leistungsvermögen (vgl. mit Messi sind Unsinn) als IV oder VI optimal aus, bringt sich absolut ein und ist bei der SGE z.Zt. der einzige Abwehrspieler mit Offensivpower. Da verzeihe ich (nicht zu oft) gelegentliche Stockfehler.

    Wenn man es so sieht, kann er wirklich für einige Mitspieler Ansporn sein, in ähnlicher Weise sich weiter zu entwickeln.

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  5. Ähmmm die Offensive ist wohl kaum unser Problem. Wäre das Tor im direkten Gegenstoß gefallen hätten wir das DIng verloren. Was bringt da der schöne Doppelpass? Nix…. Ich verstehe nciht, warum bei unserer Offensive noch der IV nach vorne rennen muss wenn wir 1:0 führen. Was hat das für einen Sinn?? FÃœr mich ist es daneben, sich als FÃœhrungspersönlihckeit in einem Team etablieren zu wollen und dann mit solchen Aktionen massivst eine Führung zu riskieren.
    Da kriegt jeder Bezirksligakicker eine drauf für so ein taktisches verhalten,…

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