12.09.2015, Fussball, 1. BL, Eintracht Frankfurt - 1. FC KölnSeine Benotungen in den letzten vier Spielen erinnern an eine Achterbahnfahrt. Die Bewertungen von SGE4EVER.de, vom „Kicker“ und von anderen Medien sind ein Beleg dafür, dass Luc Castaignos entweder einer der spielentscheidenden Spieler ist oder aufgrund zu geringer Beteiligung kaum in Erscheinung tritt. Während er in Stuttgart und Köln je zwei Treffer erzielen konnte, trat er gegen Augsburg und in Hamburg nur wenig in Erscheinung. Diese Schwankungen sind mit Sicherheit zum Teil dem noch fast jugendlichen Alter des 22-Jährigen und der kaum abgeschlossenen Eingewöhnung in Frankfurt geschuldet. Sie hängen aber natürlich auch mit dem Spielsystem des Gegners und den angebotenen Räumen zusammen.

Der Eindruck, den Luc Castaignos bereits im Trainingslager hinterließ, war so verheißungsvoll, dass Trainer Armin Veh das bei ihm in seiner ersten Amtszeit vorherrschende System mit einem Stürmer zugunsten einer Doppelspitze aufgab. „Luc ist schnell und beweglich. Das Kopfballspiel kann er noch verbessern, das Timing ist nicht optimal„, charakterisierte ihn der Trainer im kicker und vertraute ihm von Anfang an. Auch Sportdirektor Bruno Hübner hält viel von dem Niederländer, auch wenn er sich wünscht, er spielte ein wenig robuster. Der Trainerstab sah ihn von Anfang an als Stoßstürmer, auch wenn Veh sich kurzzeitig mit dem Gedanken trug, ihn auf dem linken Flügel einzusetzen: „Den Plan habe ich allerdings schnell verworfen. Luc braucht die Freiheiten zentral, um in die Lücken zu kommen.

Luc Castaignos
Luc Castaignos

Im Nachhinein mutet die Verpflichtung von Castaignos für 2,5 Millionen Euro wie ein Schnäppchen an, denn vor gerade einmal drei Jahren legte Twente Enschede noch sechs Millionen Euro für das vielsprechende Talent auf den Tisch – und das, obwohl Eintrachts Nummer 30 zuvor bei Inter Mailand nur einen Einsatz (aber immerhin ein Tor) vorzuweisen hatte. Castaignos will die Zeit in Italien trotzdem nicht missen: „Ich habe dort mit großen Spielern trainiert und viel über den Fußball gelernt. Es war wichtig für meine Entwicklung.“ Kicker-Korrespondent Jan Leerkes weiß zu berichten, dass seine Landsleute das anders sehen: „Viele Experten denken, dass er zu früh ins Ausland gewechselt ist. Es wäre besser für seine Entwicklung gewesen, wenn er bei Feyenoord Rotterdam geblieben wäre.“

Der Wechsel zu Twente war für Castaignos eine Konsequenz aus den zu geringen Einsatzzeiten bei Inter: „2012 war es mir dann wichtig, in den Spielrhythmus zu kommen, deswegen bin ich nach Holland zurück. Es war für mich der nächste Schritt.“ Für einen jungen Stürmer konnte er in den Niederlanden durchaus überzeugende Werte aufweisen: Für Twente traf er in jeder Saison zweistellig (10, 14 und 13 Tore), doch Enschede entwickelte sich nicht so positiv wie der Jungstar. Statt aus dem Schatten der großen niederländischen Verein Ajax Amsterdam, Feyenoord Rotterdam oder PSV Eindhoven zu treten, übernahm sich der Verein und verschuldete sich bis über beide Ohren. „Wegen des Financial Fair Play war man nicht mal mehr in der Europa League gestartet, obwohl man sich dafür über die Fair-Play-Wertung qualifiziert hatte„, weiß Jan Leerkes zu berichten. Folglich musste Castaignos deutlich unter Wert verkauft werden.

Luc Castaignos und Haris Seferovic
Luc Castaignos und Haris Seferovic

Allerdings war Eintracht Frankfurt nicht der einzige Interessent. Der Hamburger SV bemühte sich um den 1,88 Meter großen Angreifer, kam aber zu spät (wir berichteten), da die SGE mit ihrem Chef-Scout Bernd Legien den Transfer offenbar besser vorbereitet hatte. Auch Leicester City buhlte in Person des früheren Inter-Trainers Claudio Ranieri um die Dienste von Castaignos. Den Ausschlag für einen Wechsel zu Eintracht Frankfurt gab schließlich ein Stadionbesuch beim letzten Heimspiel der Saison 2014/15 gegen Bayer Leverkusen: „Die Atmosphäre hat mich beeindruckt. In Holland war es nie so laut.“

Der Wechsel zur SGE wurde dem Sohn eines Franzosen und einer kapverdischen Mutter auch deshalb vereinfacht, weil er in Haris Seferovic einen Sturmpartner gefunden hat, mit dem er sich nicht nur auf dem Platz, sondern auch privat gut versteht. Sie unterhalten sich zumeist auf italienisch. Castaignos spricht neben holländisch zudem französisch, englisch und ein ausbaufähiges deutsch.

Nach fünf Spieltagen hat es den Anschein, als sei Bruno Hübner neben Lukas Hradecky, Stefan Reinartz und David Abraham auch mit dem jungen Niederländer eine gute Verpflichtung gelungen. Wenn er die bisherigen Leistungen auf Dauer bestätigen sollte, werden die Fans noch viel Freude an ihm haben und ihm auch manche Leistungsschwankung verzeihen.

 

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