Eintracht-Trainer Dino Toppmöller war sichtlich enttäuscht nach dem Ausscheiden. War seine taktische Herangehensweise die richtige in diesem so wichtigen K.O.-Duell? (Foto: imago / Schüler)

Ich weiß, dass Ihr an dieser Stelle alle mit meiner Analyse gerechnet habt und ich habe gestern Abend auch gedacht: Laura, schlaf eine Nacht drüber und morgen wirst du das Spiel sicher objektiv analysieren können. Ich muss Euch gestehen, dass ich auch einen Tag später nicht in der Lage bin hier von taktischen Fehlentscheidungen, zu ängstlichem Aufstellen und zu wenig Durchschlagskraft zu schreiben. Aus diesem Grund habe ich mich für ein Kommentar entschieden – es handelt sich natürlich nur um meine subjektive Gefühlswelt, aber vielleicht kann der ein oder andere von Euch nachempfinden, was ich nach dem bitteren Ausscheiden aus der Conference-League durchlebe.

Die Eintracht-DNA ist verloren gegangen

Ich habe wirklich versucht die gebetsmühlenartig wiederholt geforderte Geduld aufzubringen. Wir hatten einen großen Umbruch, wir haben wichtige Säulen verloren, haben einen neuen Trainer, viele junge talentierte Spieler – ja es braucht Zeit, aber wie viel Zeit denn noch? Wir sind erbärmlich in Saarbrücken aus dem DFB-Pokal ausgeschieden und auch gestern Abend haben wir uns nicht wie Eintracht Frankfurt International präsentiert. Natürlich hatten wir auch in der Vergangenheit schlechte Spiele, insbesondere in den Bundesliga-Rückrunden waren das oftmals Phasen, in denen man schon gar keine Lust mehr hatte noch hinzusehen, aber in diesen Zeiten hatten wir trotzdem diese unglaubliche Gier nach K.O.-Duellen. Unsere K.O-Duelle haben oft über Durststrecken in der Liga hinwegtäuschen können, denn wenn eines dieser K.O-Spiele angestanden hat, das Flutlicht im Stadtwald anging, dann war sie da, die Eintracht die wir alle lieben. Eine Synergie aus Fans und Mannschaft, leidenschaftlicher und aufopferungsvoller Kampf und die pure Gier nach dem Weiterkommen. Diese DNA, die wir in den letzten Jahren bei unserer Eintracht implementiert haben – sie ist weg. Sie ist schlichtweg nicht mehr existent und genau das ist, was mir große Sorge bereitet. Unsere SGE hat immer von Emotionen gelebt und da war es auch ganz egal welche Taktik der Trainer vorgegeben hat oder welche Spieler auf dem Feld standen. Diese neu geformte Mannschaft von Eintracht-Trainer Dino Toppmöller hat diese Emotionen nicht und es ist deutlich zu spüren, dass auch im Umfeld diese Emotionen allmählich verloren gehen.

Wenn selbst negative Emotionen ausbleiben

Wir alle haben mit unserer Eintracht Höhen und Tiefen erlebt. Natürlich waren die letzten Jahre vor allem von großartigen Erfolgen geprägt, die auch die Erwartungshaltung enorm gesteigert haben, aber es gab auch Zeiten, da waren die Emotionen negativ. Ich erinnere mich an die zweite Amtszeit unter Armin Veh oder auch die letzte Rückrunde unter Oliver Glasner. Ich habe zu diesen Zeiten zumindest Wut und Enttäuschung empfunden, im Stadion oder vor dem Fernsehen mitgefiebert und mich aufgeregt, aber wisst ihr was eigentlich das allerschlimmste ist? Die Spielweise der Mannschaft über die gesamte Saison, die ständig fehlende Leidenschaft, das pomadige Aufbauspiel – es hat mir selbst negative Emotionen genommen. Ich fühle eigentlich gar nichts mehr und genau das ist das, was alle Alarmglocken bei mir angehen lässt. Toppmöller wurde von Timmo Hardung als „Weltklassetrainer“ angekündigt und natürlich hatte auch die Geschichte um Vater Klaus Toppmöller seinen Charme. Der neue Trainer fand schwierige Bedingungen vor und gab in der Not auch vielen Jugendspielern eine Chance. Aber nicht nur der eigenen Jugend, auch vielen anderen neuen jungen Spielern wie Hugo Larsson gab Toppmöller das Vertrauen. In der Not formte er auch Omar Marmoush zu unserem besten Stürmer und entwickelte den Ägypter weiter. Trotzdem ist bis heute unklar, für was der Fußball von Toppmöller stehen soll. Die angekündigten „Troublemaker“ habe ich bis heute selten bis gar nicht gesehen und die Abkehr von der in der Vergangenheit so erfolgreichen Spielweise ist frustrierend.

Passt diese Spielweise zu Eintracht Frankfurt?

Wir sind nicht der FC Bayern München und wir haben auch einfach nicht die Spieler, um hintenrum alles spielerisch zu lösen. Wie viele Gegentore haben wir aufgrund dieser unpassenden und riskanten Spielweise schon kassiert? Während wir nach vorne absoluten Angsthasenfußball spielen, hatten wir zu Beginn der Saison zumindest eine stabile Defensive, die die fehlende Offensivkraft irgendwie auch erklären konnte. Es ging zunächst um Kompaktheit und Sicherheit. In den letzten fünf Spielen haben wir inzwischen zehn Gegentore kassiert. Wir spielen also Sicherheitsfußball ohne Sicherheit, oder was ist das Konzept? Aus den letzten 16 Spielen wurden lediglich vier Spiele gewonnen – die Tendenz geht doch ganz klar in die falsche Richtung. Wenn selbst der gegnerische Trainer nach dem Spiel überrascht ist, dass die Frankfurter im eigenen Stadion nur wenig Offensiv auftreten, fragt man sich schon, was der taktische Plan gestern war? Und dann gibt es da eben auch noch so zwischenmenschliche Themen, die man nicht verstehen muss: Sebastian Rode, der Europa-Held mit dem imaginären Turban auf dem Kopf – die personifizierte Europa-Eintracht wäre laut Timothy Chandler in der Lage gewesen von Beginn an zu spielen, wird aber erst viel zu spät eingewechselt? Wieso? Braucht es da nicht auch etwas mehr Fingerspitzengefühl? Es war doch klar, dass es sein kann, dass dies der mögliche letzte europäische Auftritt unseres Kapitäns werden könnte. Toppmöller setzte lieber erneut auf Mario Götze im defensiven Mittelfeld, der als sogenannter Führungsspieler in den letzten Wochen sicher alles ist, aber keine Säule für die jungen Spieler. Götze ist auf der Position und im Allgemeinen zu viel mit sich selbst beschäftigt und gemeinsam mit dem ebenfalls aktuell schwach agierenden Ellyes Skhiri ist das Frankfurter Mittelfeld in den letzten Wochen die große Schwachstelle. Kaum gewonnene Zweikämpfe, keine Dominanz und kein Zugriff auf den Gegner.

Lest auf der nächsten Seite, woran es der Mannschaft fehlt, wieso „Reaktion zeigen“ lediglich zur Floskel geworden ist und das Fazit des Kommentars.

Autor Laura Krüger

Laura Krüger gehört seit 2016 zum Team von SGE4EVER.de und nutzt ihr Fußballwissen am liebsten für die Spielanalysen. Früher schnürte sie selbst die Fußballschuhe für die Frauenmannschaft von Eintracht Frankfurt und hat daher schon einmal den Adler auf der Brust tragen dürfen.

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58 Kommentare

  1. Ich fordere zwei Wechsel:
    Krösche raus und Götze raus. Beide identifizieren sich nicht mit der SGE…sind auf Karriere und Geld bedacht.
    Der Fisch stinkt vom Kopf.

    Und wenn Dino, den ich ansonsten sehr schätze, und dem ich abnehme, dass er für die Eintracht durchs Feuer geht, nicht endlich Götze aus der Startelf verbannt, dann steht der für mich (rein fachlich!!) auch auf der Kippe.
    Wir brauchen jetzt nen Coach mit Eiern! Einen, der unpopuläre Maßnahmen trifft und ein paar Spieler aussortiert. Götze als Allererstes, direkt auf die Tribüne. Da reichts qualitativ einfach nicht mehr. Für ihn könnte ein Jugendspieler auf die Bank. Auch Trapp für mich derzeit fraglich.. Vielleicht vorerst durch Grahl ersetzen, bis er TOPFIT ist.
    Bei uns reißen derzeit Spieler das Maul auf (Interviews nach dem Spiel), die Alle nicht liefern. Ob Trapp, Götze oder so leid es mir tut, auch Rode.
    Als Coach würde ich direkt mal einfordern, dass nur noch die ans Mikro dürfen, die auch konstant Leistung bringen, wie Chaïbi, Marmoush, Koch, Pacho, auch Larsson.
    Ja, alles Neuzugänge..aber alles Spieler, die konstant lieferten. Und dementsprechend für mich auch Spieler, die in der Hierarchie des Kaders nun weiter oben stehen und sagen müssen, wie der Hase läuft. Diese Spieler sollten alle mehr Verantwortung ‚bekommen‘ und die, die (derzeit!) Woche für Woche nix zum Erfolg beitragen, sollen sich mal brav hinten anstellen..sich überlegen, was sie bei der Eintracht eigentlich wollen (Bsp Max in der Vorrunde..das hat super funktioniert!!) und dann hoffentlich Druck auf die Leistungsträger machen.
    Das ganze Team-Management ist scheiße und da nehm ich nicht nur den Trainer, sondern auch Hardung und Krösche in die Pflicht. Eintracht ist nicht Leipzig!!

    Bisher hab ich die Leute immer belächelt, die schrieben: ’schon wieder einer mit RedBull-Historie‘
    Ob Glasner, Dino, Krösche, Hardung, Ilsanker,..
    Ich fühl euch langsam. Es kommt mir vor, als sei mit diesen Verpflichtungen der Businessgedanke erst so richtig eingekehrt.
    Glasner wollte trotz schwacher Phase nicht verlängern, das sagt doch was aus!
    Damit zerbrach uns in der Rückrunde alles. Bei Hütter (RB Salzburg) wars genauso.
    Krösche meinte, er hätte bisher keine Zeit für ne Vertragsverlängerung gehabt. Äh, entscheidet er selbst, wann er verlängert? Wer bewertet denn seine Arbeit? Er selbst?
    Ich hab von Anfang an gesagt:
    ‚Ich mag Krösche nicht. Für mich ist er ein Technokrat o.s.ä. Aber ich muss nicht jeden mögen..ich mochte Bobic auch nicht…und er machte nen Topjob.‘ und hab dafür jede Menge Dislikes bekommen.
    Ich würd inzwischen jeden mit RB-Historie rausschmeißen.
    Bei Dino? Dem geb ich noch n bissi. Der hat wesentlich mehr Historie mit der Eintracht als mit RB. Er redet zwar auch von Invest und Ähnlichem, doch er kennt und lebt die Eintracht. Dino ist für mich schlichtweg AUTHENTISCH. Auch wenn er noch viel zu lernen hat, eh klar.
    Mit Ausnahme von Hellmann und ein paar Kickern gibts sonst keinen mit viel Bezug zur Eintracht. Und selbst wenn sie Bezug haben (Barkok, Da Costa) und bleiben wollen, werden sie, mit Ausnahme von Timmy, aussortiert.
    Auch Spieler, die wirklich gerne für die Eintracht spielten, und gar nicht weg wollten, wurden aussortiert. Paciencia, Borré, Lenz, Jakic..auch früher schon Gacinovic.
    Viele Abgaben ohne Not, und zwar von Vereinsseite.
    Dass von der EL-Sieger-Truppe nur noch Trapp, Rode, Chandler und Hase übrig blieben, sagt doch alles!! War diese Truppe denn soo schlecht? Und warum wollten sooo viele Spieler weg? Ich bezweifle, dass man Spielern wie Kamada, Lindstrøm, Sow, N’dicka usw ein Gehalt in der Höhe von Götze zahlen wollte. Und das nenn ich dann Mismanagement.
    Götze hat so gut wie nichts für die Eintracht geleistet, ist aber der Topverdiener. Das sagt doch alles. Es geht jetzt mehr um Trikotverkäufe und Selbstdarstellung als um ein funktionierendes Mannschaftsgebilde.

    Ich fühle Rafa Borré. Er war zwar nur kurz da, aber man merkte: der brannte, auch für den Verein. Doch es gab von Beginn der letzten Saison für den absoluten Held der Vorsaison keinen Platz mehr. Das war schon unter Glasner so und dessen taktischer Inflexibilität zuzuordnen. Borré hätte perfekt neben KM spielen können. Irgendwann war Borré angepisst. Das ist auch verständlich. Aber gut: eine schwächere Saison haben viele. Borré wurde am Deadline-Day zu Bremen verliehen. Und zwar wurde der Deal so gemacht, das man ihn zur Rückrunde nur für viele Millionen von Bremen zurückholen kann. Unglaublich!!!
    Wie gut würde uns derzeit ein Borré vorne stehen und was hätte ein Borré gestern das Messer zwischen den Zähnen gehabt?
    Allein dieser Wechsel zeigt doch die ganze Inkompetenz von Krösche, was eine funktionierende Mannschaftszusammenstellung betrifft.
    Nun ging also Smolcics Kumpel Jakic. Ich weiß nicht, wie gut Smolcic deutsch spricht..doch er wurde nicht besser und strahlt auf dem Platz nix mehr aus. Auch Jakic gewann mit uns die EL, nur so nebenbei. Es wurden zuletzt relativ sinnlos Spieler hin und hergeschoben, als wären wir Man United.
    Und dann die Kommunikation: ‚Kalajdzic hilft uns SOFORT weiter‘.

    In aller Regelmäßigkeit wird Erfolg gefordert. In den Jahren zuvor gab es da mehr Leichtigkeit als Erfolgsdruck. Keiner hatte den Titel der EL gefordert. Im Gegenteil hieß es: ‚Der Kader braucht Zeit‘ und in der BL murkste man so rum. Doch nun haben wir den ‚besten Kader aller Zeiten‘ und wenn du Krösche fragst, bestätigt der dir das.
    Hä? Wenn ich in solch einem wichtigen Spiel mal ganz unabhängig von der Taktik, die Leistung der einzelnen Spieler durchgehe, dann gibts da doch nen Denkfehler.
    Forza SGE

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  2. Die Einwechslung gestern von Chandler war der Sargnagel für Dino – den wechselt man nur ein, wenn man 6:0 oder höher führt und noch maximal 5 Minuten zu spielen sind. So unglaublich – jeder im Stadion hat sich gewundert und dann klar gesehen, dass Chandler es aktuell nicht kann – wie auch ohne Einsatzzeiten.

    Leider war Chrystal Palace schnell – Oliver Glasner ist nicht zu haben. Egal, solange Dino Trainer bleibt wird es nicht mehr besser werden. So blutarm – unglaublich. Eine echte Idee, wer nun kommen könnte, hab ich zwar auch nicht – aber es muss ein neuer Trainer kommen!

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  3. Wir alle wollten das es mit toppmöller eine Erfolgsgeschichte wird, alleine wegen der Zeit mit Klaus Toppmöller. Ich gehöre zur #proGlasner fraktion und gab toppmöller dennoch mein volles Vertrauen und alle Zeit. Aber nun hoffe ich das Niko am Sonntag einfach im Waldstadion sitzen bleibt und sich eine Eintracht Trikot überzieht 🙂
    #antiBalbesitzfussball #StandJetzt

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  4. Danke Laura! Aus dem Herzen ausgesprochen, was viele Eintracht-Fans gerade beschäftigt. In guten wie in schlechten Zeiten standen wir frierend in den Stehblöcken, mit unseren verwitterten Fahnen, auswärts oder im G-Block, haben sie alle kommen und gehen sehen: Die Helden, die Legenden, die Söldner, die Abgreifer, die Pharisäer – aber egal was passierte, die Eintracht DNA hat uns immer zusammengehalten. Die Wucht, das Tempo, die Leidenschaft, die Gier auf die Mannschaft und diese geile Community. Gestern hatte ich zum ersten Mal das Gefühl, dass die Eintracht-Familie sich fast indifferent abwendet, sich dem Schicksal ergibt, keine Lust mehr auf diesen Beamtenfussball hat. Und das ist die emotionale Entkernung des Vereins. Der schleichende Tod! Ich möchte meine Eintracht noch nicht aufgeben, aber da muss sich nicht nur auf der Trainerbank was ändern, sondern auch in der Führung!

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  5. Wir standen fast alle hinter dem Experiment Toppmöller. Auch wemn er ein Muani Opfer ist und auch ein Krösche Opfer ist, muss man ein Experiment auch beenden können. Problem, Krösche hat mit seinen Fehleinschätzungen, Afrika Cup und der Maßgabe Werte zu schaffen statt auf Fußballer mit Esprit und Erfahrung zu setzen, den Azubi Toppi verheizt. Hält er an ihm fest, gibt es den Menschen Krösche, lässt er ihn fallen ist er der kaltblütige RB Manager. Die gearschten sind wir Fans, für die es keinen 2., 3. „Karriere“ Weg gibt. Immer wenn man als Fan in den letzten Jahren dachte, jetzt gehts bergab, kam unverhofft ein Sieg daher. Der Punkt ist erreicht, aber diesmal…

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  6. Am Ende der Saison wird abgerechnet und das Liga-Ergebnis entscheidet für die kommende Saison.

    Wir stehen auf Platz 6! Ich hätte vor der Saison damit überhaupt nicht gerechnet.

    Es kann nicht immer nur bergauf gehen, denn Aktien schwanken auch. Wenns am Ende der Saison Platz 6 ist, dann passt doch alles.

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  7. Also ich für meinen Teil möchte nochmal ein paar angetäuschte Freistösse von Nkounkou und Chaibi sehen. Die sind wahnsinnig effektiv und der Gegner kann sich auch nach zehn Versuchen nicht darauf einstellen. Was man wohl als Spieler denkt, wenn man so einen Schwachsinn im Spiel ständg wiederholen soll.

    PS: Chaibi schiesst in der 45+1 Minute einen Freistoss direkt (ohne Nils) aufs Tor. Der Torwart fischt ihn gerade noch so aus der Ecke.

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  8. Wer jetzt nicht die Krösche Frsge stellt, macht einen Azubi verantwortlich, geht’s noch?

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