Der Moment für EuropaSeine Karriere als Sportkommentator begann der heute auf Mallorca lebende Fußball-Liebhaber in den 80igern beim ZDF. Dort berichtete er erstmals über Fußball-Welt- und Europameisterschaften sowie über die Olympischen Spiele. Es folgten später weitere Sender, wie Premiere und DSF. Der deutsche Fußball-Fan kennt den 2004 an Darmkrebs erkrankten und mittlerweile geheilten TV-Moderator aber vor allem aufgrund seiner prägnanten Stimme. Denn was ihn besonders auszeichnet, ist die Vielzahl an verschiedenen Sport-Kuriositäten, die er stimmlich in seiner Karriere begleitet hat. Der unvergessene Tonnentrit von Jürgen Klinsmann 1997, als er nach einer Auswechslung auf dem Weg in die Kabine ein Loch in eine Werbetonne trat oder den unglaublichen Wechselfehler von Otto Rehhagel im Jahre 1998. Es war schon kurios, als „König Otto“, damals noch als Coach vom 1. FCK in der Partie gegen den VfL Bochum, den vierten Nicht-Europäer einwechselte und daraufhin mit Sicherheit eine solche Berühmtheit erlangte, weil Dahlmann dieses Malheur mit seiner temperamentvollen Stimme so gut begleitete und damit ein Stück Fußball-Historie prägte. Nicht umsonst erhielt er 1999 vom Verband Deutscher Sportjournalisten (VDS) den 1. Preis im Bereich Fernsehen für seine Reportage.

Geboren in Gelsenkirchen-Buer schlägt sein Herz trotzdem nicht nur für die „Blauen“, wie er damals in vielen Interviews immer wieder gerne erklärte: „Auch andere Clubs wie Essen, Frankfurt, Mainz, Kaiserslautern, Karlsruhe. Meistens hängt es von den handelnden Personen ab. Mag ich diese sehr, so steigt auch die jeweilige Sympathie für den Club.“ Kein Wunder also, dass auch viele Sport-Ereignisse rund um die Eintracht von dem um Natürlichkeit und Authentizität bemühten TV-Mann so emotional begleitet wurden.

Unvergessen dabei vor allem das Traumtor von Jay-Jay Okocha am 31. August 1993 gegen den Karlsruher SC. Es war die 87. Minute, als der Nigerianer beim Stand von 3:1 durch den Strafraum der Badener kurvte, mehrmals einen Schuss antäuschte und dabei seinen Gegenüber Oliver Kahn zur Weißglut brachte und ihn am Ende nach einem Schuss vergebens ins Leere hechten ließ. Das Stadion stand Kopf und auch Dahlmann war völlig aus dem Häuschen und konnte seine Emotionen nach dieser Demütigung nicht mehr aufhalten: „Liebe Zuschauer! Die Zeit für meinen Bericht ist zwar abgelaufen, aber egal. Ich zeig‘ ihnen dieses Tor jetzt noch hundertmal. Sollen sie mich rausschmeißen deswegen, ich zeig ihnen die Szene bis zum Umfallen!“ Wer die Exstase im Stadion erleben möchte, schaut sich das nachfolgende Video an:

Gut 17 Jahre später gab es eine ähnliche Situation beim Frankfurter Publikum, als es auf der Tribüne kein Halten mehr gab. Es war die 62. Minute: Unsere Eintracht lag im Spiel gegen Bayer Leverkusen im April 2010 1:2 im Rückstand, als der Brasilianer Caio einen Hammer auspackte. Aus gut 40 Metern fasste sich der für 3,8 Millionen Euro verpflichtete Offensivspieler ein Herz und platzierte den mit viel Schnitt geschossenen Ball in der rechten oberen Torwartecke. Rene Adler konnte diesen Traumschuss nicht verhindern und stand nur fassungslos auf der Linie, als das Spielgerät unter der Latte in seinem Tor einschlug. Auch Dahlmann wirkte kurz fassungslos: „HOI, HEY, HEY! Was war das denn? Was war das für ein Tor? Wo hat er den denn hergeholt? Caio, ein Traumtor! Traumtor für Eintracht Frankfurt!“ Es war auch an diesem Ostersamstag auch eines dieser verrückten Spiele, die man als Eintracht-Fan so schnell nicht vergisst! Aber seht selbst:

Doch damit nicht genug, denn den Hessen gelang kurz vor Schluss sogar noch der 3:2-Siegtreffer als Innenverteidiger Maik Franz mit einem ähnlichen Traumtor das Waldstadion in ein Tollhaus verwandelte. Der Fallrückzieher des Raubeins, der Mitte Januar dieses Jahres seine Karriere beendete, war das i-Tüpfelchen der klasse Leistung der Frankfurter. „Was ist denn hier los? Was ist denn hier los? Fallrückzieher von Maik Franz!„, konnte es der Reporter nicht fassen und ließ seinen Emotionen abermals freien Lauf:
Und dann gab es noch diesen Moment für Europa am Ende der Saison 2012/2013. Eintracht Frankfurt gegen den VfL Wolfsburg. 1:2 stand es im Waldstadion, während es zeitgleich bei den Hamburgern 0:0 gegen Leverkusen stand. Nur ein Tor bei den Hanseaten und der Traum von Europa wäre bei den Hessen dahin. Doch in der 88. Minute tat sich plötzlich was auf dem Videowürfel über dem Spielfeld. Ein quälender Vorspann. „Frankfurter Neue Presse präsentiert..“ Und plötzlich explodiert das ganze Stadion, eine ohrenbetäubende Lautstärke für jeden, der in diesem Moment im Stadion zugegen war. Die Werkself aus Leverkusen ging hochverdient in Führung und somit hätte der HSV kurz vor Schluss zwei Tore gebraucht, um der SGE die Träume vom Europapokal noch zunichte zu machen. Und wieder war es Dahlmann, der diese einzigartige Berichterstattung begleitete: „Ich habe Kunde das ein Tor gefallen ist..“ Und eine gefühlte Ewigkeit verging, als der Nebensatz folgte: „für Leverkusen, Kiesling hat getroffen!“ Und weiter: „und die Nachspielzeit, jetzt kommts, die Leute jetzt hier werden aufspringen, Gänsehaut in Frankfurt. Jetzt der Jubel, schauen sie sich das mal an – das Ergebnis, Frankfurt feiert seine Niederlage hier, das ist eine verrückte, eine aberwitzige Situation…Sie feiern“ – flippt Dahlmann wieder völlig aus und… hört doch einfach selbst rein.

Ein Gänsehautmoment, den sich jeder Frankfurter vermutlich um die 100 Mal angeschaut haben wird und der durch diese ausnahmslos emotionale Begleitung von Dahlmann noch einmal zu etwas ganz Besonderem wird. Fußball ist sein Leben. Und mit diesen einzigartigen gefühlsbetonten Berichterstattungen gilt er zurecht als einer der größten und ehrlichsten Reporter seiner Zunft. Wir hoffen, dass in der Zukunft weitere „Klassiker“ durch diesen Mann begleitet werden. Und am liebsten mit Frankfurter Beteiligung.

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5 Kommentare

  1. Bin seit Ende der 80er Eintracht Fan, danke an die Redaktion
    die Eintracht und Jörg Dahlmann für die schönen Momente.
    Habe gerade eine Freudenträne verdrückt. Welch tolle Momente.
    An dieser Stelle nochmals vielen Dank für die tolle Arbeit die ihr hier macht.

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