Vor dem Heimspiel gegen den Hamburger SV hat sich die Redaktion der Frankfurter Rundschau mit Sebastian Rode unterhalten.

Frankfurter Rundschau: Lesen Sie eigentlich Zeitungen, Herr Rode?

Sebastian Rode: Natürlich lese ich Zeitungen. Ist doch klar.

Frankfurter Rundschau: Kaufen Sie die am Kiosk oder lesen Sie die Artikel im Internet?

Sebastian Rode: Meistens im Internet. Die Frankfurter Zeitungen sind ja im Pressespiegel zusammengefasst, und den lese ich auch.

Frankfurter Rundschau: Da müssen Sie sich ja zurzeit vorkommen, als seien Sie im Märchenland.

Sebastian Rode: Momentan gibt es eine Menge, was auch explizit über mich geschrieben wird. Und ziemlich positiv. Da macht es Spaß, Zeitung zu lesen.

Frankfurter Rundschau: Ziemlich positiv ist reichlich untertrieben. Da ist die Rede vom Stern am Eintracht-Himmel, vom kommenden Nationalspieler, und Vorstandschef Heribert Bruchhagen adelte Sie als besten Spieler der letzten zehn Jahre.

Sebastian Rode: Es macht mich stolz, so etwas zu hören. Aber ich weiß das richtig einzuordnen, ich bewerte das nicht über. Der Weg in die A-Nationalmannschaft ist noch ein weiter. Und das Lob von Heribert Bruchhagen freut mich. Aber ich muss jede Woche meine Leistung bringen.

Frankfurter Rundschau: Es ist ja immer eine Frage, wie man mit Lob umgeht. Es gibt Spieler, die tragen die Nase schnell mal etwas höher.

Sebastian Rode: Ich bilde mir nichts darauf ein. Ich weiß, wie schnell es im Fußball nach oben gehen kann − und nach unten.

Frankfurter Rundschau: Aber worin liegt der Hype um Ihre Person auf einmal begründet? Sie waren in der zweiten Liga auch schon herausragend. Ist das nur die Klassenzugehörigkeit?

Sebastian Rode: Der Hype in der Bundesliga ist größer, das mediale Interesse ebenso. Wenn man in der zweiten Liga mit Eintracht Frankfurt spielt, wird es wahrscheinlich als Selbstverständlichkeit angesehen, dass man gewinnt und gut spielt. Aber wenn man in der ersten Liga gegen Leverkusen gewinnt und in Hoffenheim, dann wird das anders wahrgenommen.

Frankfurter Rundschau: Wie geerdet und bodenständig muss man sein, um nicht abzuheben?

Sebastian Rode: Das ist ein Charakterzug von mir. Ich bin halt einfach so. Ich hebe nicht ab. Das Umfeld hält mich am Boden, die Familie, Freunde, die Freundin. Und durch die zwei schweren Knieverletzungen weiß ich auch, wie schnell es in die andere Richtung gehen kann.

Frankfurter Rundschau: Sagt die Freundin dann: ,Seppl, pass auf, Du must hier trotzdem spülen und den Müll rausbringen?’

Sebastian Rode: Klar. Ich bin ja jetzt mit meiner Freundin in eine eigene Wohnung gezogen. Es gibt mehr zu tun, Dinge, die mir meine Mutter sonst abgenommen hat. Zu Hause ist alles wie immer, da kann ich abschalten, da komme ich nicht auf die Idee, mir große Gedanken zu machen.

Frankfurter Rundschau: Spüren Sie Ihre neue Popularität auch im Privatleben? Können Sie noch, sagen wir, ins Loop 5 gehen und shoppen?

Sebastian Rode: Das geht noch locker. Natürlich ist es anders als vor anderthalb Jahren, jetzt werde ich erkannt. In einem Möbelhaus fragte mich neulich jemand, ob er ein Foto machen könne.

Frankfurter Rundschau: Und?

Sebastian Rode: Klar kann er. Das ist kein Problem, das mache ich gerne. Sie müssen es auch mal so sehen: Ich sehe ein Strahlen im Gesicht, wenn nur ein Foto von mir gemacht wird. Das finde ich immer noch bemerkenswert.

Frankfurter Rundschau: Ist es für Ihre Freundin auch so normal?

Sebastian Rode: Nein, sie muss sich noch daran gewöhnen. Für sie ist es überraschend, wenn mich beim Einkaufen einer anspricht. Für sie bin ich ja nur ein normaler Mensch, ihr Freund.

Frankfurter Rundschau: Muss man mehr aufpassen? Haben Sie Angst, dass sie privat fotografiert werden?

Sebastian Rode: Nein, so empfinde ich das nicht. Ich fühle mich nicht unter ständiger Beobachtung. Ich finde das Ganze noch angenehm.

Frankfurter Rundschau: Geht Ihnen ihr Aufstieg zu schnell?

Sebastian Rode: Das nicht. Aber manchmal ist es schon komisch. Vor einem Jahr war ich noch froh, wenn ich zur U21 eingeladen wurde…

Frankfurter Rundschau: …und heute werden Sie von der U21 heimgeschickt, weil Sie zu gut sind und andere sich dort beweisen sollen.

Sebastian Rode: Kann man so sehen.

Frankfurter Rundschau: Und nun bilden Sie auch noch gemeinsam mit Pirmin Schwegler das Herzstück der Eintracht, wie Bruchhagen sagte. Haben Sie mal überlegt, was hätte sein können, wenn Sie nicht die beiden schweren Knieverletzungen gehabt hätten?

Sebastian Rode: Natürlich habe ich schon mal gedacht, ob wir damals mit Offenbach noch aufgestiegen wären, wenn mir nicht das Kreuzband gerissen wäre. Wer weiß, ob ich dann da wäre, wo ich heute bin. Ich hake das unter Schicksal ab.

Frankfurter Rundschau: Aber durch die Verletzungen sind Sie demütiger geworden?

Sebastian Rode: Auf jeden Fall. Man spürt, wie schnell alles gehen kann. Man ist in der Reha weit weg von der Mannschaft, ganz alleine. Der Weg zurück ist sehr lang, das ist keine einfache Zeit. Aber wenn man zurückkommt, dann stärker als zuvor.

Frankfurter Rundschau: Haben Sie heute noch Angst um Ihre Knie?

Sebastian Rode: Nein, gar nicht. Ich habe überhaupt keine Probleme. Alles super.

Frankfurter Rundschau: Haben Sie ihre Spielweise verändert, noch vor einem Jahr wirkten Sie etwas zu ungestüm.

Sebastian Rode: Das hat Trainer Armin Veh ja damals selbst gesagt, dass ich zu unruhig sei. Deshalb hat er mich erst nach Außen gestellt. Aber jetzt bin ich ruhiger am Ball. Das kommt von alleine, mit jedem Spiel holt man sich mehr Erfahrung und mehr Sicherheit.

Frankfurter Rundschau: Wie ist das Zusammenspiel mit Pirmin Schwegler?

Sebastian Rode: Wir haben das gleiche Spielverständnis, da muss man auch auf dem Platz nicht viel reden, die Abstände stimmen. Wenn der eine nach vorne geht, bleibt der andere hinten. Wir können uns aufeinander verlassen.

Frankfurter Rundschau: Spüren Sie diese Verantwortung, dass Sie sich in ihrer Position keinen Fehlpass erlauben können?

Sebastian Rode: Man weiß, wenn man jetzt den Ball verliert, wird es eng. Aber durch das Selbstvertrauen und die Sicherheit am Ball, mache ich mir darüber keine Gedanken.

Frankfurter Rundschau: Was ist das Erfolgsgeheimnis der Eintracht?

Sebastian Rode: Jeder ackert für den anderen, das habe ich in der Vergangenheit hier schon anders erlebt. Es passt einfach. Wir haben hinten mit Carlos Zambrano noch einen superaggressiven Innenverteidiger bekommen, da ist man sicherer. Aber wir müssen aufpassen, dürfen uns nicht blenden lassen. Nehmen Sie die letzte Saison, da haben wir hier den FSV 6:1 geputzt und dann in Paderborn auf den Sack bekommen. Das geht ganz schnell. Aber man muss auch klar sehen: Wir haben die überragende Ausgangsposition, bei einem Sieg neun Punkte vor dem HSV zu stehen.

Frankfurter Rundschau: Aber jetzt kommt ja van der Vaart.

Sebastian Rode: Ja, es scheint es so, als ob wir nicht gegen den HSV spielen, sondern gegen van der Vaart. Na ja, er ist ein Spieler wie jeder andere. Natürlich mit außergewöhnlichen Fähigkeiten. Wir müssen zusehen, dass wir Freistöße rund um den Strafraum vermeiden.

Frankfurter Rundschau: Und nun die Kardinalfrage: Wann unterschreiben Sie Ihren neuen Vertrag?

Sebastian Rode: Wir sind immer noch in Verhandlungen. Aber es gibt keinen Stress, ich habe noch zwei Jahre Vertrag.

Frankfurter Rundschau: Aber Sie würden bei hier bleiben?

Sebastian Rode: Wenn alles passt, gibt es keine Probleme.

Frankfurter Rundschau: Also passt es noch nicht. Es hört sich nicht mehr unbedingt an wie zuletzt, als die Unterschrift kurz bevor zu stehen schien. Woran hängt es? Am Geld? An der Perspektive?

Sebastian Rode: Wie gesagt, es muss alles passen. Das Gesamtpaket muss stimmen.

Frankfurter Rundschau: Aber international würden Sie schon gerne spiele?

Sebastian Rode: Ja. Am liebsten in der Champions League. Mit dieser Melodie im Rücken einlaufen, das will ich erleben.

Das Gespräch führten Ingo Durstewitz und Thomas Kilchenstein

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4 Kommentare

  1. Nicht abheben?! Ich hoffe, daß es bei ihm klappt, aber gesagt haben es schon viele!! Und den Hinweis mit der Championsleaguemelodie bewirkt bei mir auf jedenfall Skepsis. egal, heute zählt nur Hamburg und die gilt es zu schlagen!

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  2. Das er die Championsleague Melodie beim einlaufen hören will, heißt nicht, das er abhebt oder nicht bodenständig ist.
    Das ist seine Zukunftsvision. Warum auch nicht…..
    Man wird ja wohl noch träumen dürfen.
    Ob er dieses Ziel mit der Eintracht erreicht ist die nächste Sache.
    Aber wenn wir uns in der Liga festigen und wir 2015 einen fetten Betrag von Chelsea für Sebl überwiesen bekommen soll mir das auch recht sein.
    Aber noch spielt er bei uns und das hoffentlich bis 2016. Heute drei Punkte gegen den HSVanderVaart und alles ist in Butter.

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  3. Das was in den Verhandlungen noch nicht „stimmt“ ist mit absoluter Sicherheit die Grenzsetzung der Ausstiegsklausel.
    Da sollte Rode tatsächlich etwas Demut beweisen und Gottvertrauen. Eine Festsetzung unter 10 Mill. ist m.E. nicht annehmbar – für die SGE. Und bei stabilen Leistungen von Sebbi finden sich in 2 oder 3 Jahren mehrere Vereine, für die eine feste Ablöse um die 11 oder 12 Millionen ein besseres Handgeld dartsellt.

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