Freude ja, Euphorie nein. Adi Hütter weiß den Sieg gegen Hannover realistisch einzuordnen. (Foto: imago/Sven Simon)

Er hatte das Heimspiel gegen Hannover zu einer Partie mit gehörig Druck ausgerufen und diesen direkt an seine Mannschaft weitergegeben. Die Forderung von Adi Hütter war vor dem 6. Spieltag klar: Siegen, ohne Wenn und Aber. Sein Team hat die Antwort auf dem Platz gegeben, in Euphorie bricht der Österreicher aber dennoch nicht aus.

Luft nach oben – trotz verdientem Sieg

Nach dem Spiel und der anschließenden Pressekonferenz folgte eine klare und nüchterne Analyse. Von einem klaren 4:1, das ohne Zweifel für Mannschaft und Umfeld immens wichtig war, lässt sich Adi Hütter nicht blenden. „Grundsätzlich haben in der Summe noch einige Luft nach oben“, blickt der 48-Jährige auf die Performance seiner Mannschaft. Im Vorfeld hatte der Vorarlberger den Druck bewusst auf seine Männer gelegt: „Schönrederei bringt nichts. Die Jungs können die Tabelle auch lesen. Aufgrund der Spiele am Samstag hat sich der Druck automatisch nochmal erhöht.“ Und sein Team konnte mit dem Druck durchaus umgehen: „Die Mannschaft hat heute eine Reaktion gezeigt. Und der Sieg war auch in dieser Höhe verdient.“ Verdient vor allem, weil das Team Moral zeigte: „Sie haben versucht von der ersten Minute an das Spiel zu gewinnen!“

Mutige Ausrichtung wird belohnt – Hütter kündigt weitere Rotationen an

Ein Sieg, der Balsam für die Seele der zuletzt geschundenen Eintracht-Seele war. Vor allem die Performance in Mönchengladbach unter der Woche bereitete durchaus Sorgen. Entsprechend überraschend war die mutige Ausrichtung gegen die 96er in einem 3-1-4-2 System: „Das war eine risikoreiche Systematik. Aber wenn du nicht mutig bist, wird es schwierig, Spiele zu gewinnen“, machte Hütter mit einem Augenzwinkern deutlich, wofür seine Philosophie steht. Gleich fünf Spieler rotierten in die Startelf im Vergleich zur 1:3-Niederlage bei der Borussia. Darunter auch die Debütanten Allan und Russ. So viele Veränderungen, weil die Leistung im Rheinland nicht zufriedenstellend war? „Nein, die Wechsel sind den vielen Spielen geschuldet“, wagt Hütter schon einen Blick auf den Rest der Woche, wo es am Donnerstag gegen Lazio Rom und Sonntag auswärts nach Sinsheim geht, bevor sein Team erstmals etwas durchschnaufen kann. „Da ist Rotation angesagt.“ Vor allem weil der ehemalige Salzburger seinem Team in Gladbach „fehlende Frische“ attestierte.

Standardschwäche? „Hart und fair angesprochen“

Die machte sich vor allem auch in der Konzentration bemerkbar. Bei Standards war sein Team dort noch schlampig unterwegs, was sich gegen Hannover schlagartig ändern sollte. Binnen kürzester Zeit brachte Hütter seine Mannschaft wieder in die Spur. Erfolgsgeheimnis? „Fakten bringen. Die mussten wir aufzählen. Wir haben von neun Gegentoren fünf per Standards bekommen. Das haben wir klar analysiert und hart und fair angesprochen.“ So einfach kann Fußball manchmal sein. Gut, am Samstag habe man die Standards natürlich auch noch intensiv trainiert. Und gegen die Niedersachsen habe man gesehen, „dass wir mit de Guzman Wucht haben, ein toller Schütze.“ Der neu dazugekommene Russ stellte zusätzlich eine Verstärkung für die Luftkämpfe dar. „Mit den Standards haben wir den Gegner heute vor Probleme gestellt.“

Hinten dicht, vorne Power und Qualität – Hütter tritt auf Euphoriebremse

Defensiv zeigten sich die Hessen äußerst stabil. Der 33-Jährige Russ, der für den verletzten Abraham in Startelf und Kapitänsamt rutschte, bekam gleich auch noch ein Sonderlob: „Er ist ein super Typ für die Mannschaft. Bei ihm weiß man einfach, was man hat. Er hat die Mannschaft als Kapitän aus Feld geführt und als Sieger zurückgebracht.“ Auch sein Nebenmann Makoto Hasebe konnte die entscheidenden Duelle für sich entscheiden und kehrt immer besser zu alter Form zurück. Das wiederum ist ein wichtiger Grund dafür, dass das Team sich aktuell mit der Dreierkette leichter tut als mit der von Hütter eigentlich favorisierten Viererkette: „Makoto ist jetzt auch physisch in einem sehr guten Zustand. Vorher konnte er das noch nicht so gut abrufen. Er macht das hinten souverän.“ Die Vierkette allerdings habe er nicht zu den Akten gelegt: „Wir können weiterhin variabel bleiben.“

Vorne ist man das ohnehin. Mit dem Dreiergespann Rebic, Haller und Jovic hat Hütter in der Zukunft die Qual der Wahl. „Da ist es eigentlich egal, welche Konstellation es ist.“ Alle haben bereits gezeigt, dass sie miteinander können. „Die passen alle zusammen. Wir haben offensive Power, Qualität, wo die Jungs die Tore machen können.“ Entscheidend sei aber, dass die Ganze Mannschaft funktioniert. Und da sieht Frankfurts Ãœbungsleiter noch Luft nach oben: „Nach der Pause hatten wir 10, 15 Minuten nicht mehr so den Zugriff. Der Sieg war in dieser Phase ein Befreiungsschlag, aber jetzt den Ball schön flachhalten. Ich bin kein Trainer, der jubelhochjauchzend ist, aber auch keiner, der zu Tode betrübt ist.“

 

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1 Kommentar

  1. Das will ich auch nach dem Euro-Endspiel lesen, ein Spruch für die Geschichtsbücher. Hütter über Russ: „Er hat die Mannschaft als Kapitän aus Feld geführt und als Sieger zurückgebracht“! 🙂 Aber nein, Ball flach halten!

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