Bruno Hübner fühlt sich in der zweiten Reihe sichtlich wohl.
Bruno Hübner fühlt sich in der zweiten Reihe sichtlich wohl.

Die Namen Niko Kovac und Fredi Bobic überstrahlten in den letzten Wochen alles rund um Eintracht Frankfurt. Hier der akribisch arbeitende Trainer, dort der netzwerkende und sich immer meinungsstärker äußernde Sportvorstand. Im Schatten der beiden Ex-Profis arbeitet Sportdirektor Bruno Hübner und hält sich aktuell merklich zurück. Der 55-Jährige ist nach der Sommer-Transferperiode, in der vor allem er den Weg vor die Mikrofone antrat, in den Hintergrund abgetaucht und beobachtet ruhig und unaufgeregt, wie die Mannschaft sich entwickelt. Für die Zusammenarbeit mit Bobic, die anfangs von Außen durchaus skeptisch bewertet wurde, findet er im Gespräch mit dem „kicker“ lobende Worte. Sie sei, im Gegensatz zu der mit dessen Vorgänger Heribert Bruchhagen, verschieden: „Moderner. Kommunikativer. Ich möchte jetzt überhaupt nicht von besser oder schlechter reden, weil die Maßeinheiten – hier über zwölf Jahre, dort weniger als fünf Monate – zu unterschiedlich sind.“ Fakt sei aber, dass sich der neue Mann als „Teamplayer“ erweist: „Ich genieße die Zusammenarbeit.“

Bruchhagen stand bei den Hessen immer in der Gesamtverantwortung und musste – mit Ausnahme seiner letzten Spielzeit, als er Verantwortlichkeiten an Axel Hellmann abgab – viele Bereiche abdecken. Inzwischen wurde eine Aufgabenverteilung vorgenommen, in der jeder seinen Platz hat. Bobic kann sich verstärkt um den operativen Bereich kümmern und sportliche Entscheidungen noch schneller vorantreiben. Dieser Schritt sei, so erklärt Hübner, geplant gewesen: „Die verschiedenen Gremien haben viele Gespräche geführt und überlegt, wie der Verein modern aufgestellt werden soll. Da entschied man sich für drei Vorstände. So kann jeder die Kräfte bündeln und sich auf seinen Aufgabenbereich konzentrieren.“ Der Sportdirektor hat keine Probleme damit, dass Bobic als das Gesicht des Vereins gilt. Kovac habe es ebenfalls verdient, die Blicke der Öffentlichkeit auf sich zu ziehen und im Rampenlicht zu stehen. Hübner rückt deshalb vor allem die Zusammenarbeit, den direkten Austausch und die Tatsache, als vollwertiges Mitglied in einem Dreiergespann zu agieren, in den Mittelpunkt: „Besonders wichtig ist mir der respektvolle Umgang miteinander – auf allen Ebenen im Klub.“

Die Ideen austauschen, Netzwerke aufbauen und die Aufgaben klar verteilen. So wickelt derjenige den Transfer ab, der das entsprechende Netzwerk und die nötigen Kontakte hat – allerdings nicht im Alleingang: „Natürlich herrscht ein ständiger Austausch mit Bobic, Kovac und unserem Kaderplaner Ben Manga.“ Das letzte Wort habe aber Bobic, er sei letztendlich verantwortlich für den Abschluss mit Spieler und Verein. Hübner nimmt diese Rolle voll an und denkt aktuell nicht daran, aus dem zweiten Glied in die vorderste Reihe bei einem Klub zu rutschen: „Für mich war das nie ein Gedanke. Ich fühle mich in meiner Rolle wohl, und ich kann mich gut selbst einschätzen. Wichtig ist, eingebunden zu sein, eine gute Zusammenarbeit, und das ist hier der Fall. Es passt so.“

Marco Fabián scheint nun doch bei der Eintracht anzukommen.
Marco Fabián scheint nun doch bei der Eintracht anzukommen – und war zuletzt auch als Siegtorschütze für Mexiko erfolgreich.

Wintertransfers möglich

Der Sportdirektor erholt sich von in diesen Wochen von der schwierigen Spielzeit 2015/16, die auch an ihm nicht spurlos vorbeigegangen ist. Er geriet in die Kritik, vor allem die Wintertransfers, die erst sehr spät zündeten, wurden ihm angekreidet. Es wäre nicht verwunderlich, wenn Hübner nach den starken Auftritten von Millioneneinkauf Marco Fabián eine gewisse Genugtuung verspürt. Die positive Entwicklung von Oldie Szabolcs Huszti oder die Tatsache, dass Änis Ben-Hatira im Schlussspurt der vergangenen Spielzeit noch wichtige Treffer und Vorlagen zum Klassenerhalt beitragen konnte, taten ihr übriges. Dazu rechnet ihm das Umfeld hoch an, mit Kovac einen Trainer an Land gezogen zu haben, der für eine gewisse Frische steht und Veränderungen konsequent vorantreibt.

Hübner schließt nicht aus, dass sich die Eintracht auch in diesem Jahr in der zweiten Transferperiode noch einmal nach Verstärkungen umsehen wird. Er erwähnt die Vorteile: „Ich finde Wintertransfers interessant. Bestes Beispiel ist Marco Fabian. Ein solcher Spieler braucht eine Eingewöhnungsphase. In Frankfurt ist es schwieriger, sich einzugewöhnen, als bei Topmannschaften. Dieser Prozess dauert bei Teams unserer Kategorie immer etwas länger, deshalb darf man unsere Wintertransfers nicht sofort bewerten, sondern perspektivisch betrachten.“ Der Kader der Hessen hat weiteren Optimierungsbedarf und womöglich kann, sollte die Mannschaft die ordentliche Auftaktbilanz von zehn Punkten weiter ausbauen, bereits zum Jahreswechsel der eine oder andere zukunftsorientierte Deal vollzogen werden.

Hamburg-Spiel als „Richtungsweiser“

Auf die Eintracht warten dabei in den kommenden Wochen schwierige Aufgaben. Heimspiel gegen den FC Bayern München, dann gehen die Reisen zum Hamburger SV und Borussia Mönchengladbach und zwischendrin kommt der FC Ingolstadt zur zweiten DFB-Pokal-Runde ins Waldstadion. Vor allem die Partie in der Hansestadt am 8. Spieltag bezeichnet Hübner bereits zu dem frühen Zeitpunkt in der Saison als Richtungsweiser. „Wir wissen, dass es immer Phasen geben wird, in denen es nicht gut läuft. Daher sind wir gewappnet.“ Der Sportdirektor hofft freilich, dass es eine relativ ruhige Saison gibt und die Mannschaft nicht in den Abstiegsstrudel gerät, bleibt aber realistisch in der Bewertung: „Wir stellen uns auf eine Saison ein, die schwerer wird, als viele hier im Umfeld glauben.“ Die vergangene Saison hat gezeigt, wie schnell ein Verein von oben nach unten durchgereicht werden kann. Nach sieben Partien standen die Frankfurter mit neun Punkten ordentlich da, um danach völlig den Faden zu verlieren und sich erst in letzter Sekunde über die Relegation zu retten.

Dieses Szenario soll sich nicht mehr wiederholen – weshalb auch an anderer Stelle investiert wurde: „Unser Hauptproblem waren die vielen Verletzungen. Wir können das nicht immer wieder mit neuen Spielern kompensieren. Also haben wir den Hebel rund um den Spieler angesetzt. Stichwort Prophylaxe.“ Ein Name, der dafür steht, ist Osteopath Thorsten Ammann. Die Verantwortlichen haben erkannt, dass es zu viele Verletzungen gab, die einfach zu verhindern gewesen wären. Die Osteopathie ist eine Alternativ-Medizin: In Europa werden darunter unterschiedliche befunderhebende und therapeutische Verfahren verstanden, die manuell, also mit den bloßen Händen des Behandlers ausgeführt werden. Ammann wurde auf Wunsch von Kovac, der als Spieler mit Osteopathie in Verbindung kam, verpflichtet. Der Kroate sagt bei „Bild“: „Ich haben gesehen, dass es hilfreich ist, denn die Osteopathie verwendet gewisse Techniken, die Physio-Therapeuten, Masseure und auch Ärzte nicht haben. Ich bin begeistert, die Spieler sind es auch.“ Der Trainer erklärt weiter: „Es geht um Körperstatik, um muskuläre Dysbalancen (Ungleichgewicht/d. Red.) und auch um die inneren Organe. Wenn die Blase drückt, weil du zu wenig trinkst, zieht das an den Bändern, das kann sich auf die Muskulatur auswirken.“ Hübner bestätigt gegenüber der Zeitung, dass Ammann –  aktuell auf Honorarbasis arbeitend – womöglich ab Januar fest angestellt werden soll.

Treibt Niko Kovac seine Karriere auch über 2017 bei der Eintracht voran?
Treibt Niko Kovac seine Karriere auch über 2017 bei der Eintracht voran?

Hübner prophezeit Kovac eine große Karriere

Es ist ein weiterer Beleg dafür, wie ernst die Ideen und Vorschläge von Kovac bei der Eintracht genommen werden. Der Coach hat einen Plan im Kopf, den er in Frankfurt verwirklichen möchte. Doch wie lange noch? Der Vertrag läuft kommenden Sommer aus und die Verantwortlichen wollen schnellstmöglich verlängern. Hübner bestätigt, wie zuvor schon Bobic, dass ein ständiger Austausch vorherrsche und Kovac viel Respekt entgegengebracht werde. Er wisse genau, dass eine Ausweitung des Vertrags angepeilt wird. Hübner sieht darin sogar eine „Win-win-Situation“ für alle Seiten und zeigt sich zuversichtlich: „Ich glaube, dass wir eine Vertragsverlängerung erreichen werden. Von Kovac hat er eine ganz hohe Meinung: Ein Teamplayer, der nie zufrieden ist. Trotz des ordentlichen Starts mit zehn Punkten. Er strebt das Optimum an – ist im taktischen Bereich, in der Außendarstellung, im Umgang mit den Spielern nahezu optimal.“ Hübner prognostiziert eine glorreiche Zukunft für den Kroaten: „Ich hoffe, dass er noch lange bei der Eintracht bleibt, weil er ein Trainer ist, der eine große Karriere vor sich haben kann.“

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11 Kommentare

  1. Meine Befürwortung der Verlängerung mit Kovac, hat die SGE sofort.
    Ich denke da passen mehrere Mechanismen und die unterschiedlichen Charaktere zusammen.
    Da wird zur Zeit sehr akribisch und präzise gearbeitet, auch wenn es mal fahrlässige Ausrutscher gab und bestimmt noch geben wird.

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  2. Als nich 100% Überzeugter von Hübner möchte ich gerne meine Hut vor der öffentlichen Selbsteinschätzung von BH zum Ausdruck bringen. Nicht alltäglich in der heutigen Medienlandschaft, wo sich alle als die Macher ohne Schwächen positionieren müssen. Und bevor alle wieder auf Bruchhagen einschlagen, sollten wir auch den folgenden Satz von Hübner beachten (Thema Unterschied Bruchhagen/Bobic – welcher moderner und kommunikativer wäre): „Ich möchte jetzt überhaupt nicht von besser oder schlechter reden, weil die Maßeinheiten – hier über zwölf Jahre, dort weniger als fünf Monate – zu unterschiedlich sind.“
    Warten wir also lieber mal eine Saison ab, genauso wie bei Kovac. Natürlich muss man schnell den Vertrag verlängern, auch wenn sich vielleicht rausstellen sollte, dass er doch nicht der richtige ist. Es wäre fatal, wenn wir außer 7 neuen Spielern auchnoch einen Trainer suchen müssten, dann wären wir wieder die letzten die auf Spielersuche gehen können.

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  3. Ich verstehe die Aussage zu den Wintertransfers nicht:

    „In Frankfurt ist es schwieriger, sich einzugewöhnen, als bei Topmannschaften. Dieser Prozess dauert bei Teams unserer Kategorie immer etwas länger…“

    Liegt der Grund hier an der „geringeren“ Qualität / Preis der Wintertransfers oder weil die Vereine „unserer Kategorie“ darin nicht so erfahren sind?

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  4. @3.
    Sich in einem Spitzenteam bzw. in einem Team wo es läuft einzugewöhnen ist leichter, als in Teams wo es kriselt und jeder kleine Fehler seziert wird und alles in Frage gestellt wird. Da wird meistens nach jedem Spiel wieder alles umgeworfen, und man fängt wieder bei Null an. Jeder hat mit sich selbst zu tun.

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  5. Alles schön und gut, aber wir wissen doch, dass (Trainer-)Verträge nicht das Papier wert sind, auf denen sie geschrieben sind…Abfindungen bei Rausschmiss sind toll für den Trainer; will er sich jedoch beruflich verbessern, kann ein Verein ihn eh nicht halten! Von daher sollten Jahresverträge reichen. Planungssicherheit? Jibbet nicht!

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  6. @Grantler
    Klar das ist auf jedenfall ein gutes Argument und so bei Fabian auch geschehen.

    @ Frankyfurter
    Aber auch ein Trainer generiert Ablösesummen im Millionenbereich.

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  7. So gut auch Bobic (ich sagte damals lange vor seinem ersten Arbeitstag schon, dass ihm doch alle bitte erstmal überhaupt die Chance geben sollten und ihn nicht gleich im vorab verurteilen sollten!) bisher funktioniert verbietet es sich streng genommen, seine Arbeit mit der von Bruchhagen zu vergleichen.

    Ich meine die Arbeit des jeweiligen zu Beginn seiner Tätigkeit….. ich will nicht unken und nichts unbelegbares in den Raum stellen – aber ob Bobic bei uns angefangen hätte unter den gleichen miserablen Bedingungen wie seinerzeit Bruchhagen vorfand wage ich stark zu bezweifeln.

    Ich für meinen Teil werde die Sanierung und die gute Aufstellung unseres Vereins Bruchhagen niemals vergessen.

    Nun arbeiten andere, aber all diese Leute profitieren sehr von seiner guten und gradlinigen Arbeit!

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  8. @eagle: Ich habe auch von Bobic oder Kovac und wem auch immer nie ein schlechtes Wort über Bruchhagen gehört. Und du hast vollkommen recht – wie er unseren Verein saniert hat war grandios und ich glaube, dass es keinen im Umfeld gibt, der ihm das nicht hoch anrechnet und nie vergessen wird.

    Und dennoch kam der Absprung zum Schluss etwas zu spät, was nicht nur an ihm, sondern auch einfach daran lag, dass die Suche nach einem Nachfolger sich viel zu lange hinausgezögert hat. Das letzte Jahr hätte man sich gewünscht, dass er in aller Ruhe alle Arbeiten übergeben und sich sozusagen in eine Art „Grüß-Gott-August“-Position hätte zurückziehen können.

    Aber es geht auch gar nicht darum, die Arbeiten miteinander zu vergleichen. Wichtig ist, dass jetzt die richtigen Schlüsse gezogen werden und der Verein hoffenltich in eine positive Zukunft geführt wird. Ich bin sehr gespannt, ob der ordentliche Saisonauftakt weiter ausgebaut werden kann.

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  9. So Herr Kovac auf meine Hilfestellung mussten Sie lange warten 🙂 Hier meine Aufstellung gegen Bayern.

    Hradecky
    Chandler Vallejo Abraham Hector Otsche
    Fabian Mascarell
    Rebic Hrogota
    Meier

    Meier ist für mich unantastbar. Erhoffe mir das die zu erwartenden langen Bälle in den Lauf kommen und nicht auf den Mann. Hier sind Rebic und Hrogota in der Ballbehandlung sicherlich besser als ein Serfo der den Ball auf den Körper braucht. Außerdem könen die beiden dribbeln und ggf. selbst dann abschließen, oder auf Meier ablegen. Sollten wir eine Standard kriegen, könnte Hector wieder zur Waffe werden. Bloß dann nicht auskonntern lassen. Auf geht`s: Mission Sensation

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  10. Die Zeit von HB war ein Glücksfall für die Eintracht, die sich unter ihm gut konsolidiert hat. Dafür bin ich ihm sehr dankbar. Auch wenn wir finanzielle keine großes Schritte machen können hat er die Eintracht in seiner Zeit erfolgreich geführt. Die Ära Bruchhagen ist nun vorbei und bislang liest sich die kurze Amtszeit von Bobic auch gut. Mit wenig Geld ( Ligaschlußlicht in den Transferausgaben) habe ich alle Achtung vor der Leistung von Bobic, Hübner und vor allem Kovac. Hätte nicht gedacht, dass es in der Mannschaft so gut klappt. Dennoch werden wir nach 10 Spieltagen erst Wissen, wo wir in der Liga hingehören. Die nächsten 3 Spiele werden es zeigen und die werden kein Zuckerschlecken.

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  11. es wird mal wieder Zeit für ein gutes altes Lied :
    „Zieht den Bayern die Lederhosen aus !“
    warum denn eigentlich nicht ?
    Forza SGE !

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