Bruno Hübner und Fredi Bobic schauen zusammen mit Moderator Axel „Beve“ Hoffmann auf den Geburtstagskuchen.
Bruno Hübner und Fredi Bobic schauen zusammen mit Moderator Axel „Beve“ Hoffmann auf den Geburtstagskuchen.

Am 8. März 1899 traf sich eine Gruppe, bestehend aus 15 Mann, im Frankfurter Bahnhofsviertel und gründete den Verein Victoria Frankfurt. „In roter Bluse, weißem Gürtel und schwarzer Hose“ waren die Spieler – so überliefern es die Schriften – gekleidet. Als Spielort diente die „Hundswiese“ an der Eschersheimer Landstraße. Die erste Partie der Vereinsgeschichte gegen den 1. Bockenheim FC 1899 fand am 19. März statt und wurde 4:1 gewonnen. In den vergangenen 118 Jahren kamen viele kleinere, aber auch einige größere Pokale in die Vereinsvitrine. Deutscher Meister 1959, vierfacher DFB-Pokal-Sieger und UEFA-Cup-Gewinner 1980 . Der letzte Erfolg liegt inzwischen lange zurück, 1988 stemmten Siegtorschütze Lajos Detari und Co. nach einem 1:0-Erfolg gegen den VfL Bochum letztmals den nationalen Pokal in die Höhe.

Der im hessischen Mainz-Kastel geborene Bruno Hübner war in den 80er Jahren häufiger ein Gegner der Eintracht. Sein erstes Bundesligaspiel überhaupt für den 1. FC Kaiserslautern hatte er ausgerechnet im Waldstadion. Bis zu seiner Einwechslung führte der Gastgeber mit 2:0, die Pfälzer konnten allerdings noch ausgleichen. Hübner erinnerte sich noch an eine Partie vom 10. Dezember 1983: „Ich habe mal ein 1:0 gemacht auf dem Betzenberg.“ Es war der Siegtreffer, der den damals abstiegsbedrohten Hessen – die sich später erst in der Relegation gegen den MSV Duisburg retten sollten – weh tat. Für den heutigen Sportvorstand Fredi Bobic zog seine erste Begegnung mit der Eintracht ebenfalls ein positives Erlebnis nach sich. Der damals noch 22 Jahre alte Angreifer mischte im Trikot des VfB Stuttgart die Bundesliga auf, traf in jedem seiner ersten fünf Bundesligaspielen einmal und stellte damit einen bis heute bestehenden Rekord auf – ausgerechnet bei einem 4:1-Heimsieg gegen die Hessen. „Ich konnte Stefan Kuntz damit ablösen. Das macht mich schon stolz, dass dieser Rekord bis heute hält.“

Entspannt und gelöst ob der sportlich entspannten Situation präsentierten sich die beiden Verantwortlichen der Geburtstagsveranstaltung des Vereins im Eintracht-Museum. Wichtiger als der Blick in die Vergangenheit ist freilich der in die Gegenwart. Hübner ist bereits seit Sommer 2011 bei den Hessen tätig. „Ich will einfach Mensch bleiben“, gab der Wiesbadener sein Motto preis. Dabei hatte es der 56-Jährige nicht immer leicht bei den Hessen. Im vergangenen Jahr stand er heftig in der Kritik, nach einigen Flops wurde die Ablösung lautstark gefordert und es schien nicht mehr so, als könne er sich von der schwierigen Spielzeit erholen. „Ich habe hier schon viel Haue bekommen und erinnere mich vor allem an unseren Fußball-Zauberer Ansgar Brinkmann. Er hat im „hr-Heimspiel“ Marco Fabián jegliche Klasse abgesprochen. Was daraus wurde, sieht man heute – jetzt ist er unser wichtigster Mann. Ich musste deshalb lernen, wie emotional und beleidigend der Fußball sein kann“, ließ Hübner tief in sein Seelenleben blicken und gab letztlich zu: „Wenn es schlecht läuft, gehe ich nach vorne und wenn es gut läuft, lieber zwei Schritte zurück. Das hat mich schon sehr viel Kraft gekostet.“

Bobic ist nach einem erfolgreichen Start bei den Hessen von einem solchen Reibungsverlust noch weit entfernt. Der 45-Jährige wurde zu Beginn sehr kritisch beäugt und musste sich gegen enorme Widerstände durchsetzen. Dies gelang ihm dank kluger Transfers und klarer Worte an den Mikrofonen. Er kündigte an seinem ersten Tag sofort an, jeden Stein im Verein umdrehen und Veränderungen vorantreiben zu wollen. Dafür braucht es vor allem finanzielle Mittel. Der größte Teil dessen, was etwa durch den Einzug in das Halbfinale des Pokals eingenommen wurde, soll in die Mannschaft gesteckt werden. Hübner ist es allerdings wichtig, dass der Klub auch in Zukunft von seinen Emotionen und der Tradition lebt. „Da hängen wir infrastrukturell hinterher. Wenn man sieht, was andere haben, dann haben wir noch viel Arbeit vor uns“, gab der Sportdirektor zu.

Bobic wollte diesen Worten nicht widersprechen und betonte: „Ich habe kennenlernen müssen, dass wir ein gewaltiges strukturelles Problem haben.“ Es sei nicht möglich, hier eine schnelle und kurzfristige Lösung herbeizuführen. Die TV-Gelder steigen zwar im kommenden Jahr – allerdings für alle Teams. Ein durchschnittlicher Akteur wird somit noch teurer, weshalb die Hessen keine großen Sprünge machen können. Umso wichtiger seien deshalb die Investitionen in die Infrastruktur – und Reisen, wie etwa in die USA. „Die Menschen freuen sich auf uns – schließlich ist Frankfurt bekannt. Das wird für uns eine tolle Geschichte – und kann uns auch wirtschaftlich etwas bringen“, drückte er seine Freude über die bevorstehende Sommertour in die Staaten aus. Das Ziel für die kommenden Jahren ist klar gesteckt: Die Verantwortlichen wollen alles dafür geben, die Konkurrenzfähigkeit zu sichern – und zwar über die Gelder, die durch eigene Kraft, sprich: sportlichen Erfolg, erwirtschaftet werden können

Der Sportvorstand verschließt sich dem Thema Investor nicht, allerdings müsse dafür noch die Schranke 50+1 fallen. Bis dahin kann die Eintracht nur über eine clevere Transferpolitik Mehreinnahmen generieren, frei nach dem Motto: Günstig kaufen und teuer verkaufen. Oder bei Leihgeschäften Glück haben, wie etwa mit Jesús Vallejo. Bobic lobte den Spanier: „Er hat sich nicht für das Geld, sondern für den sportlichen Weg entschieden. Er war sehr interessiert an der Stadt, war akribisch vorbereitet und wollte alles wissen. Jesús ist ein unfassbarer Junge für sein Alter. Er will und wird seinen sportlichen Weg gehen, weil er fußballerisch besser werden will.“ Es sind solche Akteure, die die Eintracht auch in Zukunft finden muss, um die nächsten Schritte gehen und vielleicht mal wieder einen großen Titel holen zu können.

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2 Kommentare

  1. Es war die legendäre Hundswiese, nicht „Hundewiese“, auf der die Victoria trainierte. Und in Kastel stand zu römischen Zeiten in der Tat ein Kastell, aber trotzdem schreibt man es mit einem „l“. Viele Grüße aus dem Lektorat 😉

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