Niko Kovac bezweifelt, dass die Doppelspitze Hrgota und Meier in der Bundesliga funktionieren kann.
Niko Kovac bezweifelt, dass die Doppelspitze Hrgota und Meier in der Bundesliga funktionieren kann.

Branimir Hrgota war Mitte Juni der erste Spieler, den die Eintracht zur neuen Saison verpflichten konnte. Der Linksfuß, geboren im heutigen Bosnien und Herzegowina und aufgewachsen in Schweden, hat den Hessen zu Beginn der neuen Spielzeit durchaus schon Freude bereitet. Im letzten ernstzunehmenden Testspiel vor dem Pflichtspielauftakt gelang ihm gegen Celta Vigo ein Doppelpack, eine Woche später traf er technisch sehenswert zum 1:0 im DFB-Pokal beim 1. FC Magdeburg. Der 23-Jährige präsentierte sich in einer beeindruckenden Frühform und schien sich einen Stammplatz im Sturm der Hessen zu erobern. Beim 1:0-Auftakterfolg gegen den FC Schalke 04 zeigte er die nächste gute Leistung und hatte Pech, dass eine große Chance von Ralf Fährmann noch auf die Latte gelenkt werden konnte. Hrgota agierte in dieser Partie als zentraler Stürmer, Alex Meier hatte sein Betätigungsfeld hinter den Spitzen.

Zwei Wochen später nach der ersten Länderspielpause bildeten die beiden Offensivakteure eine Doppelspitze. Die Partie beim SV Darmstadt 98 ging sehr unglücklich mit 0:1 verloren und es war ausgerechnet Hrgota, der eine große Chance vergab, statt auf den völlig freien Meier abzulegen. War dieser Moment der große Knackpunkt? Der Neuzugang ist seitdem etwas aus dem Fokus gerutscht und kam am letzten Samstag – obwohl die Hessen im zweiten Durchgang den SC Freiburg so harmlos blieben – nicht zum Einsatz. Niko Kovac zog dem Angreifer zehn Minuten vor dem Ende der Partie bei 0:1-Rückstand Linksverteidiger (!) Taleb Tawatha vor. Es war ein deutliches Ausrufezeichen des Trainers, der aktuell mit Hrgota nicht zufrieden ist und mehr fordert: „Er ist nicht weg vom Fenster. Aber Fußball ist ein Geschäft, in dem man besser sein muss als seine Mitspieler.“

Der Durchbruch blieb ihm somit bislang auch bei der Eintracht verwehrt. Der Ex-Gladbacher gibt im Gespräch mit „Bild“ zu, dass ihn die Degradierung verärgert hat: „Klar war ich enttäuscht und auch sauer, dass ich plötzlich auf der Bank saß. Wer anders reagiert, wäre fehl am Platz.“ Aus diesem Tiefschlag will er neue Kraft schöpfen und wieder einen kleinen Neuanfang wagen: „Das gehört zum Fußball dazu. Ich weiß, dass ich meine Chance bekomme, dann hole ich mir den Stammplatz zurück. Ich will zeigen, dass ich ein guter Bundesliga-Spieler bin!“ Hrgota, der 2012 von Jönköpings Södra IF an den Niederrhein wechselte und dort in 88 Pflichtspielen 19 Treffer erzielte, hat einen Makel, den auch schon Lucien Favre kritisierte: Die Defensiv-Arbeit ist noch nicht ausgeprägt genug. Kovac erwartet hier eine deutliche Steigerung: „Ich muss aggressiver beim Pressing drauf gehen, mehr nach hinten arbeiten. Aber ich weiß jetzt, was der Trainer will und werde es zeigen.“

Doch ist derzeit Platz für Hrgota in der ersten Elf? Meier ist gesetzt und konnte in allein drei Heimspielen jeweils einen wichtigen Treffer zu starken sieben Punkten beitragen. Das Experiment mit beiden zusammen in der Startelf wird Kovac nicht noch einmal wagen: „Wenn der eine kommt, muss der andere weichen.“ Hinter den Spitzen blühte inzwischen Marco Fabián, der innerhalb der englischen Woche zwei Treffer erzielte und ebensoviele Tore vorbereitete, auf. Ob Hrgota ein Mann für die Flügel ist, kann noch nicht abschließend bewertet werden, ansonsten wäre er mit Sicherheit eine Alternative zu Haris Seferovic, der sich sich noch immer in einer veritablen Krise befindet. Hrgota muss in dieser Zeit, wo der Schweizer auf Länderspielreise ist, im Training hart arbeiten und zügig Fortschritte erzielen. Von seinem Optimismus hat der höflich und immer freundlich lächelnde Stürmer nichts eingebüßt. Im Testspiel am Dienstag gegen den KSV Klein-Karben traf er fünfmal.

Diesen Schwung gilt es mitzunehmen in die nächsten Wochen, in denen der Spielplan einige „Kracherduelle“ für die Eintracht vorgesehen hat. Nach der Länderspielpause kommt der große FC Bayern München zu Gast ins Waldstadion. Die Eintracht hat zuletzt im April 2011 gegen den deutschen Rekordmeister überhaupt einen Treffer erzielen können. Sebastian Rode überwand Hans-Jörg Butt – was allerdings zu wenig war, da Theofanis Gekas ein verhängnisvolles Luftloch trat und Mario Gomez einen Strafstoß zum 1:1 verwandelte. Der Rest ist Geschichte, die – zumindest heute – nicht mehr näher betrachten werden soll. In den letzten acht Begegnungen seit dem Wiederaufstieg 2012 gab es sieben Niederlagen bei 0:17 Toren. Hrgota will deshalb noch lange nicht in Ehrfurcht erstarren und hofft auf den ersten Eintracht-Sieg seit dem 20. März 2010, als Juwhel Tsoumou und Martin Fenin eine längst verloren geglaubte Partie noch in den letzten vier Minuten drehen konnten.

Hrgota selbst sammelte mit den Gladbachern gute Erfahrungen in seinen vier Jahren bei der Fohlenelf. Die Münchener konnten die letzten vier Partien gegen die Borussia nicht gewinnen. „Die Bayern sind schlagbar“, stellt er daher klar – auch wenn der Respekt freilich groß ist: „Klar, wir wissen, dass sie sehr, sehr stark sind. Sie sind nicht umsonst seit Jahren die Nummer eins. Aber andere Mannschaften haben bewiesen, dass sie zu knacken sind. Wir müssen es nur in den Kopf kriegen: ‚Bayern ist schlagbar‘ und dürfen nicht raus gehen mit dem Gedanken: ‚Ein 0:0 ist toll.‘ Klar, ein Punkt gegen Bayern ist gut, aber wir wollen mehr.“

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13 Kommentare

  1. mission impossible ist es jedenfalls nicht. Wie sagte einst Franz Beckenbauer: „geht’ts raus un spielt’s Fußball“
    Auf Jetzt!!

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  2. Oder wie Niko Kovac sinngemäß mitteilen ließ: Simplemente podéis salir y júgar a futbol.

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  3. „Wir haben die dämlichste Mannschaft der Liga, das Mögliche verabscheuen sie, für das Unmögliche geben sie alles.“ (Fundstück aus dem Netz)
    Deswegen 1:1. Mindestens.

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  4. wie immer gilt: sch… buy€rn München! Zuckerwatte essende sofa tv-„fans“. einfach ekelhaft
    und weiterhin gilt: noch 40 Punkte
    letztes Jahr im Heimspiel stand schon mal die null. jetzt noch ein Christoph Preuss fallrückzieher tor (schütze: ich oder jemand anders) und gut is.

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  5. Der 20. März 2010 war die Geburtsstunde eines Weltklasse-Fußballer, leider keiner von uns. Der junge Bursche wurde eingewechselt und verschuldete mit zwei Riesenfehlern die Bayern – Niederlage. Bei allem Jubel dachte ich, den armen Kerl sieht man nie wieder. Denkste! Ach ja, es war? Richtig der typische Österreicher 🙂 Alaba.

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  6. „Schütze ich oder jemand anders“, ReinholdFanz kann alles, auch unterhalten 😉

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  7. Danke für die Blumen Joe.
    Da ich mich pünktlich zu Länderspielpause in ein Herbstrainingslager verabschiede, werde ich erst wieder nach dem Buy€rn Spiel online sein. Darf ich Dich bitten, dass Du meine realistische Punktrechnung als Kommentar übernimmst?
    Ich habe schon mal alle drei möglichen Szenarien vorgerechnet:
    Szenario 1) 40-3= noch 37 Punkte
    Szenario 2) 40-3= noch 37 Punkte
    Szenario 3) 40-3= noch 37 Punkte

    Danke

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  8. Reinhold Fanz kann auch rechnen (-:
    Grüße aus der Dominikanischen Republik … zum Bayernspiel lass ich mich natürlich einfliegen (-:

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  9. Eigentlich ist die Taktik doch recht easy. Den Ribery solange auf die Füße treten bis er ausflippt. Irgendwann zieht der Schiri schon rot 😀
    Wir brauchen gegen die Bayern 9 Kämpfer, die rennen rennen rennen und AMFG vorne drin der die 2 Buden macht die wir brauchen. So einfach ist das !

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  10. Die Bayern packen wir. Zuhause sind wir eine Macht.
    Bitte die Spieler in Sandhausen schonen, damit sie fit gegen München sind.

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