Ex-Abwehrchef und Publikumsliebling: Martin „Hinti“ Hinteregger (Bild: Heiko Rhode)

Die Nachricht von seinem vorzeitigen Ende bei Eintracht Frankfurt, für das Martin Hinteregger über drei Jahre aktiv war und wo er zum absoluten Publikumsliebling avancierte, traf im Juni 2022 viele aus heiterem Himmel. In einem öffentlichen Statement erklärte er damals, sich zudem mit seinen 29 Jahren aus dem gesamten Profifußball zurückzuziehen. Mittlerweile lebt der heimatverbundene Österreicher wieder in der Region Kärnten, kickt dort für den ansässigen SGA Sirnitz in der fünften österreichischen Liga und hat nun mehr Zeit, sich seinen zahlreichen Hobbys, wie der Jagd zu widmen.

Neben seinem persönlichen Ziel mit dem SGA Sirnitz, sprach Hinteregger im Interview mit der „Sport-Bild“ auch über den scheidenden Trainer der Frankfurter Eintracht und das anstehende DFB-Pokal-Finale in Berlin.

„Wenn ich noch da wäre, würde man nicht über die Qualität diskutieren“

„Hinti“, wie er in Frankfurt genannt wird, verließ die Eintracht im Sommer 2022. Die Lücke, die der Publikumsliebling in der Defensive hinterließ, konnte bis heute weder durch die Verpflichtung eines neuen Innenverteidigers noch durch das vorhandene Defensivpersonal kompensiert werden. Vielmehr ist der fehlende Baustein in der Frankfurter Hintermannschaft im letzten halben Jahr Sinnbild für die unübersehbaren Differenzen zwischen Sportvorstand Markus Krösche und Cheftrainer Oliver Glasner geworden. Zum Verhältnis der beiden hat Hinteregger eine klare Meinung: „Menschlich sind beide sehr, sehr gute Typen. Beide sind sehr klar und haben ihre Vorstellungen. Es ging da auch immer nur um Sachliches. Oliver konnte vielleicht nicht alle Neuzugänge so gebrauchen. Die Eintracht vielleicht wirtschaftlich nicht alle Wünsche erfüllen.“

Der Trainer stellte die Qualität der Abwehr zuletzt öffentlich zur Debatte. „Wenn ich noch da wäre, würde man nicht über die Qualität diskutieren“ ist sich Hinteregger sicher und erklärt seine Sichtweise: „Nach schlechten Leistungen der Abwehr war immer ich verantwortlich, da ging es nicht um die Qualität der Spieler. Das habe ich lernen müssen. Jetzt gibt es diesen Alleinverantwortlichen nicht mehr, und da müssen Tuta oder Evan N‘Dicka lernen, dass sie die Kritik ab­bekommen. Diese Diskussionen gab es schon immer, und ich denke, sie wird es auch weiterhin geben.“ So sei nicht er nicht richtig ersetzt worden, sondern eher Filip Kostic: „Solche Spieler sind nicht bezahlbar. Die Dominanz von außen, die man von der Eintracht kannte, war nicht mehr da.“ Zudem habe man mit Luca Pellegrini als ausgemachten Kostic-Ersatz danebengegriffen, auch Christopher Lenz sei nach vorne kein klassischer Außenbahnspieler.

„Normalerweise wäre man nach so einem Erfolg Trainer auf Lebenszeit“

Mittlerweile ist klar: Oliver Glasner wird Eintracht Frankfurt am Saisonende verlassen und seinen bis 2024 datierten Kontrakt nicht erfüllen. Hinteregger, der mit seinem Landsmann als Trainer mit dem Europa-League-Titel im vergangenen Jahr den größten Erfolg seiner Karriere feierte, rechnete nicht mit einem vorzeitigen Abschied Glasners aus der Bankenstadt: „Ich war überrascht wie viele andere, dass es nach zwei erfolgreichen Saisons mit ihm zu Ende geht. Ich habe schon gedacht, dass er eine neue Ära prägen wird.“ Auch ein bisschen traurig über den Glasner-Abschied sei der 30-Jährige, da man gesehen habe, dass es nur an kleinen Puzzle-Stücken gelegen hat, dass man nicht ganz oben angreifen kann. „Vielleicht ein Kostic-Ersatz und ein, zwei Abwehrspieler. Es wäre cool gewesen zu sehen, wie er den nächsten Schritt mit zwei, drei Spielern mehr hätte probieren dürfen“, so Hinteregger. Aber die Schnelllebigkeit des Fußballs sei so. Er ergänzt: „Normalerweise wäre man nach so einem Erfolg ja Trainer auf Lebenszeit.“

Aus Hintereggers Sicht werde es schwer, einen besseren Trainer zu finden als Glasner, zumal der Nachfolger ohnehin vor einer besonderen Herausforderung stehen werde: „Der neue Trainer hat sicher kein leichtes Erbe nach diesen Erfolgen und bei diesem Umbruch, der ansteht.“ Das größte Problem aber werde sein, wenn künftig die absoluten Führungsspieler wie Sebastian Rode, Timmy Chandler oder Kevin Trapp wegfallen werden. „Ihre Bedeutung im Team und auch für die Fans darf man nicht unterschätzen“, mahnt der 30-Jährige. Probleme, einen neuen Trainer-Job zu finden, werde Glasner nach den Erfolgen mit der Eintracht keine haben: „Ich denke, dass er nächste Saison von einem Topklub Trainer wird – wenn er keine Pause machen will.

Die „Macht der Eintracht Fans“ als Schlüssel zum Erfolg

Auch die eigene Trainerkarriere soll nicht zu kurz kommen. So wird Hinteregger zur neuen Saison als Spielertrainer in Sirnitz auf und neben dem Platz stehen. Was ein Engagement im Profibereich angeht, könne er sich das zusammen mit Alex Meier vorstellen. „Mit dem habe ich noch sehr viel Kontakt und in seinem Training (U16-Mannschaft der SGE, Anm. d. Red.) werde ich sicher demnächst mal hospitieren“, ist der Österreicher überzeugt.

Fürs Pokalfinale schreibt Hinteregger den Eintracht-Fans eine bedeutende Rolle für den Ausgang des Spiels zu: „Wenn die erst die Macht von Eintracht Fans in einem Finale spüren … Mein Gefühl ist, dass es wieder in die Verlängerung geht, und da werden wir dann den größeren Biss zeigen.“ Er selbst könne leider nicht persönlich in Berlin dabei sein, da er an diesem Tag mit seinem Heimatverein spiele, bei dem er mittlerweile als Stürmer auf Torejagd geht: „Ich bin aktuell mit einem Tor – insgesamt 21 – vorne in der Torschützenliste. Das will ich verteidigen!“

Bundesliga-Torschützenkönig wird der 30-Jährige vermutlich nicht mehr. Vielleicht aber wird er in ferner Zukunft auf der Trainerbank des ein oder anderen Bundesligisten wiederzufinden sein. Dem Adler im Herzen werde er auf jeden Fall immer verbunden bleiben, wie er in seinem damaligen Statement bekräftigte.

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32 Kommentare

  1. ich war übrigens „überrascht“ vom Hinti-Aus.

    Als Trainer in einer U sicher ne gute Idee in der Zukunft.

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  2. Schau an……nun kann sich n‘dicka doch einen Verbleib in Frankfurt vorstellen!

    Vielleicht schätzt er seine Leistungen mittlerweile ohne Rosa Brille ein.

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  3. Die Berater sind eine Pest des Profisports.
    Spieler werden öfter von Ihnen zu Vereinswechseln gedrängt, die dann ungut ausgehen (aber nicht für das Portemonnaie des Beraters).
    Ich bin mir nicht sicher, glaube aber gelesen zu haben das die Bundesliga jährlich einen dreistelligen Millionenbetrag an Beraterkosten hat. Warum zahlt das nicht der Spieler? Wenn ich einen Unternehmensberater, Coach oder Anwalt benötige, muss ich den i.d.R. selbst bezahlen.

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  4. Frage in die Runde…
    Da ich leider kein Glück hatte und weder bei der Eintracht noch beim DFB ein Ticket bekommen habe – habe ich mich entschlossen das Finale im Waldstadion public viewing zu schauen. Kann mir jemand sagen ob die Tickets dafür auch die kostenlose An und Abreise mit der Bahn beinhalten??? Bei Heimspielen ist dies ja grundsätzlich der Fall…

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  5. Wenn n’dicka tatsächlich bleiben sollte wäre der pacho Einkauf ja überflüssig gewesen. Oder kann pacho auch in der Dreierkette in der Mitte spielen? Dann hätten wir mit smolcic, n’dicka und pacho drei linksfüsser.

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  6. Das mit N‘Dicka steht auch in der BILD. Er kann sich vorstellen bei der SGE zu bleiben aber seine Berater wollen anderswo unterbringen, wegen auslaufenden Vertrags und somit Handgeld für die Berater.

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  7. @8 bessom89

    Bei den Public Viewing Tickets ist auch das RMV Kombiticket enthalten, wie bei den Heimspielen.

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  8. @spiderschwein
    Wäre doch überragend, wenn er doch bleiben würde!
    Ein pacho muss erstmal ankommen, belgische Liga ist ja trotzdem noch was anderes als Buli.
    Und IV kann man nicht zuviel haben, siehe diese Saison.
    Wenn man mit dreierkette weiter spielt, muss halt ein IV in die Mitte rücken. Jung sind beide noch, also durchaus zügig erlernbar. Einen rechtfuss braucht man dennoch noch zusätzlich.
    Bei Viererkette kann N’Dicka den defensiven LV spielen (keine Ahnung, ob pacho das kann). Offensiver LA wäre dann Max oder Marmoush.
    Zumal N’Dicka bei einer Verlängerung ja dann noch Einnahmen bei Verkauf generieren würde.
    Also ich persönlich würde eine N’Dicka Verlängerung als die positivste Meldung der letzten Wochen bezeichnen.

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  9. Wenn Ndicka bleibt, ist das klasse. Aber das warten wir mal ab. Gesprochen iwrd wohl erst nach Saisonende, was richtig ist. Wenn er bleibt, sind wir hinten ganz gut aufgestellt. Wirtschaftlich ist es sowieso gut, weil wir dann Ablöse bekommen, wenn er nach der nächsten Saison weg will. Mal schauen, was da noch kommt.

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  10. Bzgl N’Dicka: Habe ein seltsames Gefühl. Warum sollte man mit jemandem verlängern, der erst – vielleicht auf Grund geldgieriger Berater – die SGE verlassen will, dann merkt, daß er in England doch nicht soviel verdient, wie er meint, das ihm zusteht. Dann ist ihm die Eintracht auf einmal wieder gut genug und er kommt wieder angekrochen. Ich glaube, da würde ich eher sagen ‚Nein, Danke‘.

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  11. w/@1
    Ich kann überhaupt nicht verstehen weshalb ich für einen umgefallenen Sack Reis soviele
    dislikes bekomme. Wo doch täglich sicherlich tausende oder mehr Säcke umfallen.

    mein post hat sich im übrigen nur auf die Schlagzeile und nicht auf den Artikel bezogen.
    In diesem Sinne, allen ein schönes Wochenende und 3 Punkte bei S04.

    Frage an die Redaktion: Wie wäre es mit einem schönen Bericht über die Meisterfeier der U21?

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  12. @16: Er kommt nicht angekrochen. Und warum er bleiben will, dass weißt du genausowenig wie ich. Ich freue mich, wenn das klappt. Der Junge ist 22 , da darf er auch mal irren oder seine Meinung ändern. Angekrochen kommen weder er noch wir. Das ist ein Gespräch auf Augenhöhe, dass für beide Seiten positiv sein kann

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  13. Evan ist nicht mehr 22, sondern bald 24.
    Hat er jemals wirklich gesagt, dass er geht? Ich weis nur, dass er nicht verlängern wollte

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  14. @8 bessom89

    Was kostet denn eine Public Viewing Karte?

    danke für die info.
    cCf

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  15. @ 16 Strolch, wenn unsere Verantwortlichen in der Causa Kostic ähnlich reagiert hätten … In solchen Angelegenheiten ist Fantasie gefragt. Und diese brächte ich bei einer evtl. Vertragsverlängerung aufs Papier. Quid pro quo. 🙂

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  16. ich würde eine Verlängerung jedoch recht zeitig eintüten! Sonst geht das Rumgeeiere spätestens nach dem Pokalsieg wieder los!!

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  17. Wenn N’dicka bei der Eintracht doch noch verlängern sollte, dann würde weder er noch seine Berater leer ausgehen, einschließlich entsprechendem Handgeld.
    Allein mir fehlt der Glaube

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  18. Ich fände es super, wenn N’Dicka bleibt. Die Idee, dass Spieler aus absoluter Verbundenheit zum Verein ein Leben lang hier spielen, ist in der heutigen Zeit illusorisch.
    Rode wollte es bei Bayern und Dortmund probieren, Trapp bei PSG, Alex Meier wollte auch wechseln und Kostic einen Wechsel sogar erzwingen – alles heute Ikonen und Identifikationsfiguren der Eintracht.

    Das Einzige, wovor ich Angst habe ist, dass die Berater von N’Dicka die Eintracht benutzen, um den Preis (für N’Dicka, aber vor allem für sich) bei anderen Vereinen hoch zu treiben. Weil das sind richtige Geier.

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  19. @ 18 Du weißt ja genau Bescheid. Ich bleib dabei, das Verhalten von N’Dicka ist mir zu blöd. Monatelang keine Leistung bringen, aber dann angekrochen kommen, wenn er wo anders nicht unterkommt. ‚Nein Danke‘ Er hatte seine Chance.

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  20. @29: Ich kann die Sichtweise verstehen, ist aber im Profifußball und der Verantwortung die der Verein auch jedem einzelnen Mitarbeiter gegenüber hat, völlig absurd. Du möchtest also einen Spieler „aus Prinzip“ ablösefrei gehen lassen und damit Millionen verbrennen? Und da sprechen wir noch nicht über die Verdienste die N’Dicka ohne Zweifel bei der Eintracht hat

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  21. Hinti und AMFG14: für mich das Traumduo auf der Trainerbank. Beeilt euch mit eurer Ausbildung, dalli, dalli.

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  22. Leider ist es im Profifußball so, das nicht der Spieler wechseln will, sondern er wird durch seine Berater gewechselt. Den Burschen verkauft man das dann als den nächsten Schritt und mehr Kohle verdienen sie auch, und wenn sie dann absaufen landen sie irgendwo unglücklich auf einer Ersatzbank oder werden in die Provinz verliehen. Scheiß Geschäftsmodell

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