Einst Publikums-Liebling, gegangen als Europa-League-Sieger: Martin Hinteregger. (Bild: Heiko Rhode)

Martin Hinteregger ist ein Mensch, der von seinen Emotionen lebt. Der dann am besten auf dem Fußball-Platz ist, wenn er die Freude am Sport vollauf genießen kann. Im Laufe der Europa-League-Saison merkte „Hinti“, dass es aber gerade daran inzwischen bei ihm gemangelt hatte: „Alle waren schon in der Kabine und die Fans wollten, dass ich noch einmal rauskomme“, berichtete er im Interview mit „Sky Sport Austria“ vom legendären Barcelona-Spiel im Frühjahr 2022. „Ich bin da gestanden vor 35.000 Frankfurtern, ganz alleine im Camp Nou. Ich bin noch einmal hingelaufen und habe mich feiern lassen. Das muss eigentlich für jemanden sehr viel auslösen. Aber in dem Moment war es für mich nur: Das war geil, aber als ich weggegangen bin, habe ich keine Freude mehr an diesem Sport gespürt. Ich hatte das Gefühl, dass ich nicht mehr glücklich bin. Ich bin in den Bus eingestiegen und habe mir gesagt: Wenn mir das nicht mehr richtig Freude bereitet und mich nicht mehr richtig glücklich macht, dann muss ich einen anderen Weg in meinem Leben finden.

Die später aufgetretene Kontroverse um den „Hinti Cup“ jedenfalls war kein Auslöser für seinen Rücktritt. Im Gegenteil: Ursprünglich, so berichtet es Hinteregger, sollte der „Hinti Cup“ der Ort sein, an dem er sein Karriere-Ende vor seinen Fans verkünden wollte. Letztendlich hatte er durch den medialen Gegenwind die Ankündigung lediglich etwas vorgezogen.

Unzufrieden mit den Medien

Generell, die Medien – ein Thema, das Hinteregger auch heute noch umtreibt und ihn zunehmend vom Fußball-Business entfremdet hatte. Gewurmt hat ihn während seiner Zeit als Fußball-Profi die eine oder andere Geschichte. Etwa der Umgang mit Filip Kostic in Frankfurt, dem die Presse öffentlich vorwarf, er wolle sich einen Vereinswechsel erstreiken: „Das war totaler Schwachsinn. Als ich das in meiner ersten offiziellen Pressekonferenz gesagt habe, habe ich viele Feinde gegen mich gehabt. Weil ich gesagt habe: ‚Was schreibt ihr für eine Scheiße!? Das ist absolut nicht wahr, was ihr schreibt!’ Das hat mich so aufgeregt, dass die Fußball-Welt und die Medien oftmals so unfair sind.

Aus seiner Sicht gehen der Fußball und die Medien immer weiter auseinander. „Hinti“ fragt rhetorisch: „Warum geben die Fußballer immer so gräßliche Interviews? Wer schaut sich denn noch Interviews nach dem Spiel an?“ David Alaba etwa würde seit zehn Jahren immer die selben Antworten geben: „Er hat damit zwar nie ein Problem. Er wird nie angegriffen. Aber es ist nicht seine Meinung. Und das ist sehr schade, dass eine so große Persönlichkeit, mit die größte in Österreich, seine Meinung nicht preisgeben darf, weil er Angst hat, dass dies irgendwie gegen ihn verwendet wird.

Typen wie er, die dann doch einmal geradeaus sagen, was sie denken, würden häufig medial fertig gemacht. Hinteregger hat deshalb einen Wunsch: „Es wäre so schön, wenn die Journalisten wieder einen Schritt auf die Spieler zukämen und die Spieler auf die Journalisten. Und dann wieder coole Interviews stattfinden. Nicht jedes Wort gleich ausgeschlachtet wird.

Aber auch mit der Vereinspolitik bei der SGE eckte der Österreicher an. Hinteregger: „Ich war mit der einen oder anderen Sache nicht einverstanden. Das hätte mich aber nie belasten dürfen – das ist nicht mein Job. Mein Job ist auf dem Fußballplatz Leistung zu bringen. Vielleicht habe ich mich von dieser Sache so ablenken lassen, was mir noch weniger Freude bereitet hat und dann habe ich auch auf dem Platz nicht mehr die Freude gehabt. Das habe ich Oliver Glasner öfters während der Saison mitgeteilt. Er war mir während dieser Zeit eine große Hilfe.

Hinteregger schätzt seinen neuen Lebensabschnitt

Die Zeit ohne den Profi-Fußball kann er inzwischen in vollen Zügen genießen und neue Projekte angehen, etwa im Bereich des Amateur-Sports. „Ich bin nicht mehr fremdgetrieben“, sagt er dazu bei „Sky Sport Austria“. „Ich kann selbst entscheiden, was ich tue. Dieses jeden Tag zuhause sein, das ist schon etwas Spezielles und Besonderes für mich. Jetzt lerne ich Kärnten noch einmal ganz neu schätzen. Ich habe früher in meinem Fußballer-Leben nie einen Kühlschrank voll gehabt. Warum? Du bist alle zwei, drei Tage weg, dann bist du wieder im Nationalteam. Du hast eigentlich nie einen geregelten Tagesablauf haben können. Du hast nie mit Freunden etwas geregelt, etwas planen, eine Familienfeier veranstalten können. Am Wochenende war immer Spiel. Und, und, und. Es gibt auch sehr viele Sachen, die positiv waren, aber das waren so Kleinigkeiten, die ich jetzt noch mehr zu schätzen weiß.

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18 Kommentare

  1. Ein toller Typ ! Er hätte uns dieses Jahr viel geholfen mit seiner Mentalität und Willensstärke. Dieser Typ fehlt uns. Das ist aber nur die Fan Sicht.
    Für mich persönlich eine lebende Legende und hoffe er bleibt wie er ist und kann sein Leben genießen. Das hat er sich erarbeitet und verdient. Es waren so viele geile Momente mit ihm.
    Forza SGE

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  2. Ich sehe es wie Hinti und es ist schon eine absurde Situation mit diesen Medien und Journalisten. Mannschaften, Spieler und Vereine leiden unter der Ausschlachtung von medialen Hetzjagten, Vermutungen, Falschinformtionen, Spekulationen und zum Teil Verfolgung. Das macht viel kaputt und keiner kann in Ruhe arbeiten oder Vorgänge sauber besprechen. Gleichzeitig habe ich als Fan an dieser Art von Berichten gar keine Interesse und möchte lieber gute und emotionale Interviews hören und lesen. Diese ganze Spekulationen und Zahlen um Kolo, Kamada, Lindström hilft keinem. Das selbst die regionale Medien da so mitspielen nervt mich schon lange. Gerade FR, FNP und OP sollten die Eintracht unterstützen. Am Ende bleibt die Frage: Warum ist das so ätzend geworden? Im Interesse von Spielern, Vereinen und Fans kann es nicht sein. Für wen wird das dann gemacht???

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  3. Na ja, irgendwie müssen die Zeilen und Spalten ja gefüllt werden oder willst du nur von Spielergebnissen, Verletzungen und Vertragsabschlüssen lesen?

    Medialen Hetzjagden, geht’s eigentlich noch? Wer nicht möchte, kann sich sehr gut aus dem Medienzirkus heraushalten. So ist es beispielsweise, um bei Hinti zu bleiben, nicht nötig während der Spielerkarriere ein Buch herauszubringen, Journalisten mit zu Flugstunden zu nehmen oder ein Restaurant zu eröffnen.

    Momentsche, da war doch was mit Hetze, Medienopfer und der Macht der Presse. Ah, hier, die Tage der vielen neuen User bei sge4ever. Es lohnt sich bei Kommentar Nr. 1 zu beginnen um die Entstehung und Verfestigung einer Dolchstoßlegende zu verfolgen.

    https://www.sge4ever.de/nach-vorwuerfen-hinteregger-wehrt-sich/comment-page-1/#comments

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  4. Ich würde mir wünschen, Hinti würde um das ein oder andere Mikro Mal nen Bogen machen. Die gleiche Presse, denen er Hetze vorwirft, hat ihn im Herbst 21 massiv geschützt. Über die vielen Eskapaden, die er sich geleistet hat, wurde gar nicht berichtet. Wäre er wirklich verfolgt worden, hätten die ihn in dieser „Phase“ locker in der Luft zerreissen können. Ich bin nun wirklich kein Freund des Sportjournalsimus – im Gegenteil. Schmierfinken trifft es am besten. Und wie sehr uns der Leader und Fels in der Brandung fehlt, kann man Schwarz auf Weiß in der Standart-Gegentor-Statistik nachlesen. Aber bei manchem Interview kann ich nur den Kopf schütteln. Da fehlt ihm mMn ein gehöriges Maß an Selbstkritik.
    Im Kern hat er natürlich recht. Dass Menschen des öffentlichen Lebens nicht mehr anecken dürfen und nur noch weichgespühlte Interviews geben, ist traurig. Das liegt aber mMn weniger am Journalismus als viel mehr an der Gesellschaft, die meines Erachtens keine gute Streitkultur mehr hat. Da schließe ich mich mit ein, da gibt es an der ein oder anderen Stelle defiziete bezüglich Akzeptanz, an denen ich arbeiten muss.

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  5. @Fozzi, sehr differenziert. Da möchte ich dir gerne zustimmen. Auch Hinti nutzt die Medien, die sich anbieten, um seine Sicht der Dinge öffentlich zu machen. Selbst das oben zitierte Interview hätte er nicht geben müssen. Aber im Kern beschwert er sich darüber, dass man am Mikro nicht mehr sagen kann was man gerade denkt. Glasner – Qualität kann ich nicht trainieren, Bobbie – dann fängst du eine…etc. Geht schon aber wir leben in einer medialen Gesellschaft. Jeder Pups ist sofort im Internet und in Meldungen oder in Posts hier bei sge4ever. Damit umzugehen heißt Medienkompetenz und nicht das übliche bashing auf die Medien. Die sollten sich natürlich auch besinnen und nicht wirklich jeden scheiß abschreiben. Gutes Beispiel dafür ist für mich der Kicker. Wenn dort eine Meldung aufpoppt ist in der Regel sogar was dran. Weil die Redaktion dort offensichtlich bereit ist zu warten bis Meldungen recherchiert oder sinnvoll bestätigt werden. Geht auch. Tja und die Spieler verdienen, also Profis verdienen ne Menge, müssen dafür auch eine Menge mitmachen wie flache Interviews geben. Also ich könnte das aushalten. Nach der Karriere kann man dann als Loddar oder Didi jede Menge Zeug erzählen und bekommt immer noch Geld dafür.
    Trotzdem, am Ende fehlt mir Hinti auch. Schade, dass er sich so entscheiden musste.

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  6. Das ist ja das absurde. Wenn wir die ewig gleichen Phrasen hören, wenden wir uns gelangweilt ab. Wenn einer offen spricht, nageln wir ihn an die Wand. Das ist tatsächlich ein gesellschaftliches Problem, was im Fußball nur stärker auffällt.

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  7. Ja auf der einen Seite ist es nur noch ein Medienzirkus in dem man durch die Manege getrieben wird und nicht Mal mehr „frei“Schnauze ausdrücken darf, sondern nur einstudierte Frasen berichten darf , aber andererseits sind das alles Profis die liefern müssen und dafür fürstlich bezahlt werden. Machen wir uns doch nichts vor, jeder durchschnittliche Buli-Spieler hat nach ein paar Jahren ausgesorgt , bzw mehr Geld zur Verfügung als 90 Prozent der Otto-Normal-Verbraucher! Das Mediengeschäft gehört halt heutzutage zur Aufgabe eines Fußballprofis, aber ich finde die Aufwandsentschädigung die Sie dafür bekommen,mehr als üppig!
    Hinti hat seinen Weg gewählt und ist ausgestiegen, hat aber natürlich auch von dem Medienrummel profitiert! Das ist wie üblich keine schwarz oder weiß Lösung,sondern die Lösung liegt wie sie oft immer in der Mitte!

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  8. Da sind ja wieder die üblichen Verdächtigen, wenn es darum geht gegen Hinti auszuteilen und besonders sticht mir da @4 wutzelspeck wieder ins Auge.
    Aus dem Medienzirkus raushalten kannst du dich nur, wenn du entweder nichts sagst, oder nur einstudiertes Sätze und nicht was du wirklich denkst.

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  9. Tom, ich teile nicht gegen Hinti aus, sondern halte Phrasen von Hetze und Verfolgung für schwachsinnig.

    Offensichtlich reicht es heutzutage nicht aus, ohne Anleitung auf einen Artikel und die dazugehörigen Kommentare zu verweisen.

    Deshalb: Schaut mal auf die Up- und Downvotes. Am Anfang Daumen hoch in dreistelliger Zahl und kaum welche nach unten, weil Hinti ein Zeichen (gegen das offensichtlich versehentliche Vertragsverhältnis mit einem ganz weit Rechtsaußen) gesetzt hatte. Je weiter die Diskussion voranschritt, desto mehr driftete sie in Richtung man bzw. „die Medien“ (ein österreichische Journalist berichtete über die Verbindung!) im linksrotgrün versifften Deutschland wollten aus dem armen Martin einen Nazi machen. Und eben das blieb hängen, obwohl es nachweislich nicht stimmte.

    Einen ähnlichen Weg schlägst du mir gegenüber ein. Was hab ich geschrieben? Man kann auch einen gewissen Abstand zur Journaille halten. Was kommt bei raus? Buhuuuu, der böse Wutzespeck macht unseren guten Martin fertig.

    Das ist Humbug bzw. mangelndes Textverständnis und im Bezug auf das von mir angeführte Beispiel fehlende Medienkompetenz.

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  10. Wenn einer wie Hinti seine persönliche Meinung sagt, ob er damit recht hat oder nicht, dann stürzen sich die Medien darauf, dass solltest auch du so stehen lassen und das wäre bei anderen Spieler genauso. Nur sagt doch kaum noch ein Spieler seine Meinung, damit er einigermaßen Ruhe hat.
    Und im Übrigen, jemand im gewissen Sinne als doof hinzustellen, nur weil er den von dir erwähnten Artikel anders deutet als du, finde ich schon sehr arrogant und erweckt zumindest den Eindruck, dass keine andere Meinung als deine richtig sein kann.

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  11. Es sei dir zugestanden das für arrogant zu halten, nur lass mir auch meine Meinung über Leute, die mir das Wort im Mund herumdrehen und auch mit einer Anleitung nicht akzeptieren wollen, was eigentlich offensichtlich ist.

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  12. PS:
    „…wieder die üblichen Verdächtigen, wenn es darum geht gegen Hinti auszuteilen und besonders sticht mir da @4 wutzelspeck wieder ins Auge.“ ist durchaus als Hetze zu werten. ist durchaus als Hetze zu werten.

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  13. @4
    Der zur Kenntnisnahme verlinkte Kommentarthread ist zwar so anstrengend wie unappetitlich in der Lektüre, nichtsdestoweniger treten auf weitgehend erhellende Weise einige weltanschauliche Tendenzen eines Teils der Userschaft relativ unverhohlen zu Tage, wobei die wesentlichen Aspekte der Angelegenheit auch in der Polarität, z.T. zwar stark redundant, aber immerhin deutlich thematisiert werden. Das ist jedenfalls erheblich interessanter als die allermeisten, der hier üblichen Hinterlassenschaften.
    Und wenn man den Begriff „Hetze“ in dieser Sache überhaupt zurecht bemühen darf, dann insbesondere, wenn von „Dolchstoßlegende“ schwadoniert wird.

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  14. @14
    Eine Anleitung, damit ich, oder andere endlich der selben Meinung sind wie du? Nicht dein Ernst, oder?

    Und ja, du bist mir eben aufgefallen, als immer besonders aktiv, wenn es was gegen Hinti zu schreiben gibt.
    Nenn es von mir aus Hetze wenn du will, ich nenne es meine Meinung und Beobachtung.

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  15. Zeig mir doch mal einen, ein einziger reicht, Kommentar, in dem ich ernsthaft etwas gegen Hinti geschrieben hätte.

    Ich hab den Eindruck, dass, sobald sein Name fällt, die schärfste Version des Paragraphen wider die Majestätsbeleidigung erneut Gültigkeit erlangt.

    Meine Fresse, man könnt grad glauben er sei eine Lichtgestalt wie Pol Pot, Mao oder der Föhrer. Bei denen reichte auch alles jenseits von Jubel um Scherereien zu bekommen.

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