100 Mio € hat sich Real Madrid den Waliser Gareth Bale kosten lassen. Nur wenige Stunden später war dann die Personalie Mesut Özil Geschichte bei den Königlichen. Er ging für die Hälfte des Geldes, also für 50 Mio €, zu Arsenal London. In der Bild-Zeitung äußert sich Heribert Bruchhagen sehr realistisch zu diesen Zahlen: „Das ist die Konsequenz aus dem immer mehr vorhandenen Geld. Wenn wir in Deutschland anstatt 420 Millionen 640 Euro vom Fernsehen bekommen, dann sind diese Millionen auf dem Markt. International finden die gleichen Quantensprünge statt. Ich bin dann immer noch beruhigt, wenn das Geld im Kreislauf der Vereine bleibt.“ Trotzdem betont der Vorstandsvorsitzende, dass diese Entwicklung nicht gesund sein kann. Die wirtschaftliche Lage in Spanien und Italien dürfte solche Transfersummen eigentlich nicht zulassen. Der 65jährige gibt ein weiteres Beispiel: „Paris St. Germain gibt 100 Millionen für Spieler aus und gleichzeitig gibt es in Paris Stadtteile, in denen viele Menschen am Existenzminimum leben.“ Die Summen sind nur noch schwer zu verkaufen und für den „normalen“ Menschen auch kaum noch zu verstehen. Immer wieder kehrt die moralisch klingende Frage auf: Kann ein einzelner Mensch wirklich 100 Mio € wert sein? Bruchhagen verneint diese Frage natürlich, erklärt aber „das ist derart virtuell und jenseits der Realität, dass man es fast schon wie ein Spiel sehen kann. Ähnlich wie Monopoly. Da wird auch mit Millionen hantiert und wer die Schlossallee hat, gewinnt am Ende.

Von diesen Dimensionen ist Eintracht Frankfurt weit entfernt. Die Summen, mit denen inzwischen auf dem Fußballmarkt hantiert werden, erscheinen einfach zu unrealitisch und utopisch. Heribert Bruchhagen kann dies aber nicht beurteilen, weil er keinen Einblick in die Finanzgrundlage dieser Vereine hat. Aber er muss schon kräftig durchatmen, wenn er die aktuellen Transfersummen liest: „Wenn ich bedenke, wie wir hier arbeiten. Wie wir Einnahmen- und Ausgabenseite betrachten, immer genau abwägen, was machbar ist – da fällt mir auch nichts mehr ein. Und genau aus diesem Grund habe ich die Verpflichtung von Niklas Bendtner am Ende abgelehnt, weil das eine Kategorie gewesen wäre, die bei Eintracht nicht geht. Auch wenn uns Arsenal sehr entgegen gekommen wäre.“ Den Fans möchte der Vorstandsvorsitzende keine großen Versprechungen machen. Es sei nicht planbar, dass irgendwann einmal ein Spieler für 10 Mio € zu Eintracht Frankfurt kommt. Die Hessen verfolgen andere Ziele: „Mittelfristig kann Eintracht nur das Ziel haben, ein fester Bestandteil der Bundesliga zu sein. Und wenn man normal ist, kann man dieses Ziel nicht aufgeben.“

Bruno Hübner hat damit die Aufgabe, aus verhältnismäßig wenig Geld viel herauszuholen. Die Spitze im Kader mit den vorhandenen Mitteln zu vergrößern ist dabei fast unmöglich. „Wir sind nicht in der Lage, wie zum Beispiel Hoffenheim, dass wir uns auf einer Position durch Neuzugänge verbessern. Wir müssen das über das Mannschafts-Gefüge machen, aber vor allem darüber, dass wir die Spieler, die wir haben, besser machen.“ Den Kader in der Breite stärker aufstellen und dann als Gemeinschaft stark werden – das hat die Adler in der vergangenen Saison ausgezeichnet. Und dabei hat sich ein Spieler in den Vordergrund gespielt, der vor einigen Jahren in der Bundesliga bei Arminia Bielefeld noch gescheitert ist. Stefan Aigner setzte von Beginn an Akzente und spielte sich auch in der neuen Saison schon wieder fest in den Kader. Daher lobt Bruchhagen: „Aigner hat eine enorme Leistungs-Steigerung bei uns erfahren. Er ist ein toller Bundesliga-Spieler geworden. Das muss unser Weg sein.“

Ein Blick zum Hamburger SV muss nun aber auch noch gerichtet werden. Der Bundesliga-Dino wollte zu schnell zu viel und legte sein Schicksal in die Hände von Investor Klaus-Michael Kühne. Dieser fordert nun, nachdem er im August 2012 mithalf, Rafael van der Vaart an die Elbe zu locken, schnelle Erfolge ein. Nachdem die ersten Bundesliga-Ergebnisse suboptimal waren, ging Kühne an die Öffentlichkeit und forderte Veränderungen. Heribert Bruchhagen freut sich, dass solche Verhältnisse bei Eintracht Frankfurt nicht vorherrschen. Bei den Hessen gibt es die klare Vorgabe, dass der Vorstand beschließt und der Aufsichtsrat genehmigt. Diese enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit führt dazu, dass der Aufsichtsrat noch nie etwas nicht genehmigt hat, was vom Vorstand beschlossen wurde. Daher schließt der Vorstandsvorsitzende noch einmal deutlich aus: „Zu so einer Investoren-Einflussnahme wird es bei Eintracht Frankfurt nie kommen, und damit wird es auch keine dritte Ebene geben, die irgendetwas kommentiert. Wir haben die sportliche Schieflage immer mitbedacht und in den erfolgreichen Zeiten eine finanzielle Basis geschaffen, um dann so etwas wie den Abstieg 2011 auch relativ pro-blemlos zu überstehen. Wir haben uns aus der Zweiten Liga wieder heraus gekauft, weil wir trotz Abstieg gut zehn Millionen in die Mannschaft investiert haben. Das kann nicht jeder. Und jetzt müssen wir dafür sorgen, dass wir uns wieder ein paar Rücklagen anschaffen.“ Mit der erfolgreichen letzten Saison und der daraus resultierenden Qualifikation zur Europa League wurde ein ganz wichtiger Schritt in die richtige Richtung getan!

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7 Kommentare

  1. und wieder mal zeigt Herr Bruchhagen seine ganze Kompetenz. Ich kann mich an kein Interview oder Kommentar von ihm errinnern, dem ich nicht zugestimmt hätte. Sind wir froh das er bei der Eintracht arbeitet. Viele Grüße an den HSV…mit ihm wären die Hamburger ein ständiger Anwärter auf die ersten fünf Plätze der Liga.

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  2. “ Bei den Hessen gibt es die klare Vorgabe, dass der Vorstand beschließt und der Aufsichtsrat genehmigt. Diese enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit führt dazu, dass der Aufsichtsrat noch nie etwas nicht genehmigt hat, was vom Vorstand beschlossen wurde“

    Nunja dann brauchen wir aber den Aufsichtsrat auch nicht.

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  3. @ Tom:

    Was eine Aktiengesellschaft braucht, entscheiden aber nicht wir, sondern der Gesetzgeber!! 🙂

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  4. Möge er lange bei uns bleiben. Allen Unkenrufen zum Trotz: Ohne ihn würden wir nicht die Rolle in der BL spielen die wir gerade spielen…

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  5. @ tom34

    So wie es das Zitat andeutet, funktioniert es auch nicht. Wenn Du das Interview komplett liest, liefert HB auch die Begründung, warum noch nie etwas nicht genehmigt wurde. er holt die entsprechenden Leute bei wichtigen und vorlagepflichtigen Entscheidungen eben frühzeitig ins Boot und stimmt das Vorgehen rechtzeitig ab.

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  6. @Rules: Wenn man die wichtigen Worte „enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit“ rauslässt, macht es in der Tat wenig Sinn. Ich denke dieser kurze Abriss macht deutlich, dass die Arbeit auf seiner sehr fruchtbaren und guten Basis verläuft, weshalb es bislang eben noch nie zu Unstimmigkeiten kam..

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  7. jeb ist schon klar. Aber es ist dann auch klar, das sich vorher mit dem Aufsichtsrat abgestimmt wird.

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