Sebastién Haller könnte nach den Abgängen von Leistungsträgern in der Teamhierarchie nach oben rücken.

Sebastién Haller ist nach wie vor der Rekordtransfer der Einracht und könnte in seiner zweiten Saison bei den Frankfurtern bereits eine Führungsrolle übernehmen. Der Franzose sieht den erneuten Umbruch bei den Hessen gelassen und will – wie die Mannschaft – nochmal eine Schippe drauf legen. Helfen könnte dabei ein Landsmann.

Mit Teamgeist und Freude zum Erfolg – rückt Haller in der Hierarchie nach oben?

Am Dienstagvormittag versprühte das Team von Adi Hütter trotz sommerlichen Temperaturen erneut viel Freude am Spiel und aneinander. Die Mannschaft in zwei Gruppen aufgeteilt, die abwechselnd im Kraftraum und auf dem grünen Rasen aufzufinden war, ist trotz der Vorbereitung und dem drückenden Wetter bestens gelaunt. Das bestätigt auch Sebstién Haller: „Mit all dem was wir letztes Jahr erlebt haben, denke ich, sind wir noch enger zusammengerückt. Es ist viel lachen und viel Freude im Training dabei.“ Bezeichnend ist eine Situation, bei der Marc Stendera bei einer Torschussübung den Ball von außen nicht ganz optimal auf Sebastién Haller in die Mitte spielt. Der Stürmer sprintet schnurstracks auf das kleingewachsene Eigengewächs der Frankfurter zu und wäscht ihm erstmal den Kopf. Während die Kiebitze rund um den Trainingsplatz wohl um die Gesundheit des 22-Jährigen Stenderas fürchteten, fangen die beiden Spieler an heftig zu lachen. Nicht nur an dieser Situation wird deutlich sichtbar, dass Haller in dieser Runde womöglich mehr Verantwortung übernimmt. Vor allem neben dem Platz. Schon im Trainingslager in den USA wurde deutlich, dass der 24-Jährige Offensivspieler viel für den Teamspirit tut und vor allem für die humoristische Note in der Mannschaft gut ist.

Besser werden lautet das Motto – neue Spielphilosophie erinnert an Utrecht

Auch sportlich will der ehemalige U21-Nationalspieler nochmal eine Schippe drauf legen. „Mehr Tore schießen, mehr Spiele machen und noch wichtiger sein für das Team“, nennt er seine Ziele. Aber nicht nur persönlich will er sich weiterentwickeln. Obwohl der Kader noch nicht komplett ist, Rückkehrer noch erwartet werden, Zu- und Abgänge ebenso, will man die vergangene Saison nicht nur bestätigen: „Wir wollen Jahr für Jahr besser werden und besser spielen. Hoffentlich gelingt es uns, besser zu sein als letzte Saison.“ Auch Haller weiß um den immensen Umbruch, den die Eintracht verkraften muss. Gerade die Leistungsträger Hradecky, Wolf, Mascarell und Boateng hinterlassen eine große Lücke. Für den Franzosen allerdings kein Grund zur Sorge: „Bevor ich nach Frankfurt kam, wusste ich, dass das passieren wird.“ Spieler wollen eben den nächsten Schritt machen und sich verändern. Das gehöre zum Geschäft dazu. Und bei Kevin-Prince Boateng wurde das Team nicht komplett kalt erwischt: „Bei ihm haben wir schon ein bisschen geahnt, dass er gehen könnte.“ All das sei total normal: „Das müssen wir verstehen und uns darauf vorbereiten.“

Haller gut gelaunt und selbstbewusst nach der Einheit am Dienstagvormittag.

Vorbereiten muss sich das Team auch auf ein neues System, eine neue Spielidee. Haller fühlt sich dabei an seine vergangene Station beim FC Utrecht erinnert: „Mehr Pressing, mehr Spiel mit dem Ball, eine Menge Umschaltspiel. Das ist anders als unter Niko Kovac“, zieht er den Vergleich zu Hütters Vorgänger. In der Vorbereitung gelte es nun sich darauf einzustellen, die Ideen zu verinnerlichen und auf den Platz zu bringen. „Ob das passt, werden wir im Wettbewerb sehen.“ Im September könnte man eine erste Bilanz ziehen, ob der Kader besser ist als der vergangene und wie das Team die Philosophie des neuen Trainers auf den Platz bringt. Möglich, dass bis dahin auch noch eine weiter Verstärkung für ganz vorne kommt. Mit Luka Jovic, Goncalo Paciencia und Haller streiten sich drei Spieler um maximal zwei Plätze. Angst hat der bullige Stürmer aber keine vor weiteren Konkurrenten: „Wenn du performen und besser werden willst, brauchst du Konkurrenz. Wenn die Verantwortlichen denken, wir brauchen noch einen weiteren Angreifer, ist das kein Problem für mich.“ Er müsse ohnehin liefern und Woche für Woche Leistung bringen, um seinen Startplatz zu sichern.

Haller schwärmt von N’Dicka – Falette und er helfen bei Integration

Um den kämpft auch Hallers Landsmann Evan N’Dicka. Der 18-Jährige Innenverteidiger hinterließ bis dato einen ordentlichen Eindruck, könnte möglicherweise auf Anieb eine Verstärkung sein. Haller kennt N’Dicka, wenn auch nicht persönlich, aus seiner Zeit aus Auxerre, wo der Senioren- und Jugendbereich eng verzahnt war, sodass die beiden sich trotz ihres Altersunterschiedes über den Weg gelaufen sind. „Er ist ein richtig guter Junge, der sich selbst verbessern will.“ Wenn er dran bleibe, werde das auch klappen, denn „er hat die Qualität für die Bundesliga“, prophezeit Haller. Besonders er und Simon Falette kümmern sich um den großgewachsenen U20-Nationalspieler Frankreichs. „Wir sprechen viel mit ihm, weil er lernen muss, wie es läuft.“ Die beiden Landsmänner klären ihn über das Verhalten auf und neben dem Platz auf und lernen auch fleißig Englisch und Deutsch mit ihm. „Er ist allein, das ist nicht einfach, aber wir versuchen ihm so gut es geht zu helfen.“ Haller, N’Dicka und Falette: Franzosenpower in Frankfurt. Ob sich die Eintracht was vom Weltmeister abschauen könne, wurde Haller dann noch gefragt. Da muss er schmunzeln: „Ich hoffe, wir können so gut spielen wie sie. Aber das wird schwierig.“ Besser als letzte Saison soll es in jedem Fall werden.

Impressionen der Trainingseinheit am Dienstagvormittag: Trainer Adi Hütter lässt seine Männer intensiv Pressingformen trainieren.

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7 Kommentare

  1. Die haben alle ein Jahr Prince School hinter sich. Haller erinnert mich in seiner lockeren Art auch ein bisschen an Will Smith. Nicht nur er, aber auch Gacinovic und andere werden nun in der Hierarchie nach oben rücken.

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  2. Muss immer noch an die tollen Tore von Haller denken: Volley aus halber Höhe im vollen Lauf oder der ‚Seitfallzieher‘. Einfach sensationell. Bitte diese Saison wieder; am besten gleich bei den Euro-Spielen.

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  3. Wer von Euch beobachtet während der vergangenen 9-10 Jahre, sagen wir seit Skibbe, insb. aber von der Veh-Schaaf-Veh-Ära bis Hütter regelmäßiger das Training und dessen Methoden und könnte/möchte insofern einmal etwas zu den entsprechenden Auffälligkeiten berichten?
    Wenn Hütter es mit seiner Spielweise wirklich ernst meint – und so weit ich das aus den wenigen bisherigen Einblicken beurteilen kann, dürfte es daran wohl keinen Zweifel geben – fehlen uns dann hinten wie vorne nicht noch 2-3 richtig schnelle Spieler?

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  4. Reden ist immer einfach. Beim ersten Punktspiel werden wir sehen was davon dann noch übrig ist. Hoffentlich viel 🙂

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  5. @zizou:

    „Wenn Hütter es mit seiner Spielweise wirklich ernst meint – und so weit ich das aus den wenigen bisherigen Einblicken beurteilen kann, dürfte es daran wohl keinen Zweifel geben – fehlen uns dann hinten wie vorne nicht noch 2-3 richtig schnelle Spieler?“

    Kommt drauf an, was du unter richtig schnell verstehst.
    Wir haben durchaus vorne wie hinten schnelle Spieler.

    Defensiv:
    Abraham, Falette, Chandler, Willems, Beyreuther, DaCosta.
    Bei N’Dicka kann ich selbst keine Einschätzung abgeben, aber laut Bobic ist er sehr schnell.

    Offensiv:
    Rebic, Gacinovic, Müller, Jovic, Blum.

    Damit hätten wir hinten wie vorne schnelle Startelfkandidaten und BU’s. Ich denke, in der Zentrale ist es dann wichtiger den Ball schnell verarbeiten und sauber weiter spielen zu können. Da scheinen wir mit Stendera, Torro und DeGuzman auch Leute zu haben, die dazu in der Lage sind.

    Die größter Gefahr besteht für mich darin, dass in Pressingphasen und Ballbesitzphasen die Räume nicht zu groß werden. Gerade wenn man da während der Spiele variieren will, braucht es einen klaren Taktgeber. Es wird spannend, ob wir durch die offensive Spielweise mehr Tore als Gegentore dazubekommen.

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  6. @eldelabeha
    -Richtig schnell sind (vermutlich nicht nur für mich;-)) Abraham, Rebic, Blum und wohl auch noch Müller
    -Ziemlich bzw. überdurchschnittlich schnell sind Chandler, da Costa, Tawatha, Hrgota(?) (Wolf ist beim BVB jetzt eher einer unter vielen ziemlich Schnellen)
    -Schnell (bzw. schnell genug) sind Gacinovic, Jovic, Falette, Willems, De Guzman, Kamada, Fabian, Hasebe, Salcedo, Torro(?) Beyreuther(?) Cavar(?) Allan(?) Knothe(?)
    -Nicht (besonders) schnell sind Stendera, Fernandes, Haller und Russ

    Soweit meine unmaßgebliche Einschätzung inkl. der neuen Spieler und derjenigen, die bislang kaum oder gar keine Gelegenheit hatten, sich zu beweisen und von denen ich demnach auch m.o.w. kein Bild habe.

    Fazit: Nach dem (designierten) Abgang von Rebic sehe ich dann einen einzigen(!) „richtig schnellen“ ausgewiesenen Stammspieler – welcher inzwischen 32J. ist und außer als ultimativer Nothelfer nach hinten (was nicht unterschätzt werden darf) von Grund auf eher wenig Qualitäten als Umschaltspieler für Offensivaktionen mitbringt. Über DB hast du dich vor ein paar Tagen recht klar geäußert – wobei ich nach wie vor arg hoffe und wünsche, dass er sich jetzt endlich durchsetzt. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass er als Alibi-Quotenpassdeutscher zwar sicherlich im Kader bleibt, aber im günstigen Fall als Offensiv-BU fungieren wird. Nicolai Müller ist definitiv ein hoffnungsvoller Nachfolger von MW, de facto jedoch Rekonvaleszent mit entsprechendem Ausfallrisiko bzw. Schonbedarf. Wenn es – wie aktuell – bei Oberschenkelzerrungen bleibt, kann er eher von Glück reden. Bleibt er gesund, dürfte er in der RR bzw. kommende Saison wieder voll im Saft sein.
    Wer weiß schon, was sich bis Ende August und dann im Winter personell noch tut. Vorläufig würde ich aber davon ausgehen, dass wir den (mutmaßlichen) Hütter-Fussball diese Saison wohl nur in Ansätzen sehen werden.

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