Enttäuschte Gesichter bei der Eintracht nach der verdienten 0:3-Niederlage gegen Bayer 04 Leverkusen. (Foto: imago images / osnapix)

Nach dem Gala-Auftritt gegen die Bayern in der Vorwoche und der frustrierenden Niederlage in Aberdeen unter der Woche, sollte es für die Eintracht am Sonntag ausgerechnet gegen den Spitzenreiter der Bundesliga gehen. Mit Bayer Leverkusen erwartete die SGE ein noch stärkerer Gegner, als es die Bayern vergangene Woche waren. Während man in der ersten Halbzeit noch gut mithalten konnte, sollte man spätestens in der zweiten Hälfte die Grenzen ganz deutlich aufgezeigt bekommen. SGE4EVER.de hat das Spiel wie immer noch einmal analysiert:

Keine Torgefahr ohne Stürmer

Die Gelb-Sperre von Omar Marmoush zwang Eintracht-Trainer Dino Toppmöller erneut zu Kreativität. Schlussendlich entschied sich der Coach gegen die beiden etatmäßigen Stürmer Nacho Ferri und Jessic Ngankam und versuchte es mit Fares Chaibi als „falsche Neun“. Der Algerier, der unter der Woche ohnehin angeschlagen war, wirkte bemüht, konnte aber auf dieser Position nicht die erhoffte Durchschlagskraft entwickeln. Die Hessen versuchten von Beginn an hoch zu pressen und schafften es so auch, die sonst so ballsicheren Leverkusener vor große Probleme zu stellen. Die sich daraus ergebenden Umschaltmomente konnten jedoch nie wirklich Gefahr erzeugen. Während die Adlerträger das Spiel phasenweise sogar bestimmten, auch wenn keine echte Torchance daraus resultierte, war es am Ende doch Leverkusen, die mit ihrer ersten echten Torgelegenheit eiskalt zuschlugen. Victor Boniface setzte sich gegen den nur zuschauenden Tuta durch und erwischte dann auch noch Keeper Kevin Trapp auf dem falschen Fuß, der den haltbaren Ball einfach durchließ. Zu diesem Zeitpunkt der ersten Hälfte ein echter Nackenschlag, denn die Frankfurter verkauften sich teuer und hielten gut mit. Der entscheidende Unterschied war, dass der Tabellenführer mit Boniface einen echten Vollblutstürmer auf dem Feld hatte, den die SGE bereits die gesamte Hinrunde so schmerzlich vermisst. Sie investierten trotzdem viel, die Mannschaft hatte auch die so oft vermisste Leidenschaft von der ersten Minute an gezeigt. Bayer konnte durch die Führung das eigene Selbstverständnis zurückerlangen und wurde zunehmend stärker, während die Hessen zunehmend ideen- und kraftloser wirkten.

Eintracht bekommt die Grenzen aufgezeigt

Als in der zweiten Hälfte der zweite Treffer für Leverkusen fiel, wirkte die Mannschaft von Toppmöller desillusioniert und frustriert. Während Bayer nach und nach noch mehr Qualität einwechseln konnte, musste Toppmöller seine erschöpften Stammspieler nach und nach durch Spieler ersetzen, die bisher noch nicht die Qualität nachgewiesen haben, einen echten Impact auf das Spiel zu nehmen. So schön es auch ist, dass die Nachwuchsspieler wie Ferri oder Elias Baum ihre Chancen erhalten – es ist zugleich eben auch ein Zeichen, dass der Kader trotz der großen Größe nicht ideal zusammengestellt ist. Neben der spielerischen Überlegenheit war deshalb auch dies ein großer Unterschied an diesem Abend. Leverkusen hat einen breiteren und deutlich ausgewogeneren Kader. Zudem ist der Spitzenreiter bisher von Verletzungspech verschont geblieben und konnte deshalb seit Wochen mit derselben Mannschaft auflaufen, die sich inzwischen enorm eingespielt hat. Die Hessen haben weder diese qualitative Breite, noch das Glück, dass ihre Leistungsträger von Verletzungen verschont geblieben wären. Robin Koch, der nach Verletzung endlich zurückkehrte, zog sich ausgerechnet bei einer eigentlichen Abseitsstellung auch noch eine erneute Verletzung zu und droht erneut auszufallen. Ein Sinnbild für das aktuelle Pech der Frankfurter. Die zweite Halbzeit war auch etwas wie eine kleine Offenbarung. Eine Offenbarung der Problemzonen im Kader und ein klarer Arbeitsauftrag an Vorstand Markus Krösche, der im Winter geschickt und klug auf dem Transferfenster agieren muss, wenn die SGE eine Chance haben möchte, sich auch in diesem Jahr des Umbruchs erneut für das europäische Geschäft zu qualifizieren.

Mit letzter Kraft gegen Gladbach

So frustrierend der Abend in Leverkusen auch wieder einmal war: Die Eintracht hat auch schon früher dort in erstaunlicher Regelmäßigkeit hoch verloren. Das 0:3 ist daher im Grunde eigentlich kein Beinbruch, sollte jedoch die Schwachstellen klar aufgezeigt haben. Bis auf das ärgerliche Pokalaus in Saarbrücken ist die Eintracht unter Berücksichtigung der Umstände eigentlich auch noch voll im Soll. Mit einem Sieg im letzten Heimspiel gegen Gladbach könnten die Frankfurter den Anschluss an die oberen Tabellenplätze halten und hätten eine gute Ausgangssituation für die das neue Jahr. Toppmöller wird dann beweisen müssen, ob er mit neuen Spielern und einem stärkeren Kader seine Spielidee besser umsetzen kann. Bisher wird vieles noch auf den Umbruch, den fehlenden Stürmer und die Verletzten geschoben, aber mit entsprechenden Neuzugängen wird die Schonfrist auch für Toppmöller ablaufen. Er wird ein Konzept entwickeln müssen, wie die SGE gegen tiefstehende Gegner zu Lösungen kommen kann. Zudem wird er auch die Defensive, die aktuell wieder viel zu viele individuelle Fehler macht, stabilisieren müssen. Diese Zeit werden die Verantwortlichen dem neuen Trainer geben und das auch völlig zurecht. Krösche wird den Kader auch aufräumen und sich von Spielern wie Jens-Petter Hauge oder Jessic Ngankam (leihweise?) trennen müssen. Gerade in der Offensive und im Hinblick auf den Afrika-Cup wird Krösche zudem mehrere Lösungen präsentieren müssen. Nun gilt es aber erst einmal gegen Gladbach nochmal alles zu investieren und mit der letzten Kraft einen wichtigen Sieg zum Abschluss des Jahres einzufahren.

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4 Kommentare

  1. Letztendlich waren wir noch gut bedient mit dem 0:3.
    Ich denke so muss man es sehen.
    Auch ein z.B. 0:6 wäre durchaus möglich gewesen.
    „Vizekusen“ könnte tatsächlich mal ihren Beinnamen verlieren in 2024.
    Einen Titel sollten sie diesmal wohl holen können.
    Muss man neidvoll anerkennen.

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  2. @1 stimme ich voll zu, hätte in Hz.2 auf Grund der Chancen die die hatten ganz leicht böse für uns enden können.
    Und es wäre schön, wenn die Lederhosen diesmal nicht Meister werden würden. Momentan sieht es so aus, als wäre Lev. dafür reif.

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  3. Also Wirtz natürlich oft schier unmöglich zu verteidigen, wenn er verletzungsfrei bleibt ist er eines der größten Talente derzeit und wird noch mehr durchstarten. Allerdings macht Boniface diesen Haken nach rechts sehr oft als letzter Mann, er legt sich den Ball eher auf den rechten Fuß. Das hat Tuta zu passiv verteidigt, da waren sie vielleicht nicht gut genug vorbereitet, den Move hätte man schon sehen können. Ich hätte mir aber auch nur Chancen ein Unentschieden ausgemacht wenn Wirtz ausgefallen wäre, der Einsatz war fraglich. Leverkusen ist einfach zu gut drauf zur Zeit.

    Pachos Sprint ganz am Ende, 3-4 Meter aufgeholt, um per Grätsche zu stören, das hat mir die Laune n bisschen gerettet, was ne Granate der Typ, wie er den einfach noch ganz easy rausfischt nach fast 90 Min., unfassbar.

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