Oliver Glasner, der neue Trainer von Eintracht Frankfurt, stellte sich heute gemeinsam mit Vorstand Sport Markus Krösche vor (Bild: IMAGO/JanHuebner)

Vor gut einem Monat machte Eintracht Frankfurt um den neuen Sportvorstand Markus Krösche die Verpflichtung des neuen Cheftrainers Oliver Glasner bekannt. Mit dem 46-jährigen gebürtigen Salzburger übernimmt ab sofort der nächste Österreicher Verantwortung auf der Frankfurter Trainerbank und wird versuchen, den eingeschlagenen Erfolgsweg fortzuführen. Glasner ist, im Vergleich zur Verpflichtung von Hütter vor drei Jahren, kein unbeschriebenes Blatt in der Bundesliga. Er kommt vom finanzstarken VfL Wolfsburg, mit dem er in seiner ersten Saison den siebten Platz erreichte, welcher gerade noch für die Europa-League-Qualifikation reichen sollte. Im DFB-Pokal scheiterte er damals in der 2. Runde an RB Leipzig und von der Europa League musste er sich im Achtelfinale durch eine Niederlage gegen Shakhtar Donetsk verabschieden. Nach dem Spiel in Donetzk hatte Wolfsburg ähnlich wie die SGE nur wenig Vorbereitungszeit auf die neue Saison. Auf seine vergangene Saison zurückblickend konstatierte Glasner auf seiner heutigen Antritts-PK, bei der er gemeinsam mit Vorstand Sport Markus Krösche auftrat: „Durch das Ausscheiden in der Europa-League-Qualifikation (1:2-Niederlage bei AEK Athen, Anm. d. Red.) gewannen wir Trainingszeit, die wir zuvor so nicht hatten.“ Das wäre ausschlaggebend für die erfolgreiche letzte Saison der Wolfsburger gewesen. Tatsächlich startete der VfL Wolfsburg mit vier Unentschieden in die vergangene Saison und gewann danach fünf von sieben Spielen.

Glasner sieht den Tanz auf drei Wettbewerben als „Dreifachbelohnung“

Die Dreifachbelastung mit der SGE mit den Spielen in Bundesliga, DFB-Pokal und Europa League empfindet Glasner dagegen als eine „Dreifachbelohnung“. Es sei „etwas Herausragendes, was die Mannschaft in der letzten Saison erreicht“ habe und „in diesem Jahr möchte man die Wettbewerbe möglichst lange genießen und herausziehen.“ Er habe im Vergleich zu seiner letzten Saison nun etwas mehr als fünf Wochen Vorbereitungszeit bis zum ersten Pflichtspiel im DFB-Pokal und ein Ausscheiden aus einem Wettbewerb „brauchen wir dieses Jahr nicht“. Der Österreicher fügte hinzu: „Dafür spielen wir Fußball. Nicht um auf dem Platz zu trainieren und die Mannschaft abzuschinden, sondern im Stadion vor hoffentlich vollen Rängen zu zeigen, was wir können.“

Glasner will „schnell mit hoher Intensität loslegen“, die EM-Spieler bekommen drei Wochen Urlaub

Damit die Mannschaft bis zum ersten Pflichtspiel gut funktioniert, wird Glasner ab dem Zeitpunkt des Trainingsbeginns am Donnerstag „schnell mit hoher Intensität loslegen“. Er sei dabei Frankfurts Ex-Trainer Adi Hütter, den er in seinem Urlaub in Österreich zu einem kurzen Gespräch traf, dankbar, da sie von ihm schon eine hohe Intensität gewohnt waren und nicht erst auf höhere Belastungen eingestellt werden müssten: „Wir können auf einem guten Fundament aufbauen“. Ziel von Glasners Vorbereitung sei es, „gemeinsam mit den Spielern eine Idee für den Fußball zu entwickeln, den wir spielen wollen“. Zu Beginn der Vorbereitung sei der Kader zwar „leider nicht komplett“, doch dies betreffe auch andere Mannschaften. Bis der Kader komplett wird könne es noch dauern, denn nach dem jeweiligen Ausscheiden in der Europameisterschaft werden die Spieler ihre „verdienten“ drei Wochen Urlaub erhalten. In Bezug auf die nun bevorstehende Interaktion mit den Spielern der Eintracht fangen Glasners Augen an zu leuchten: „Die Vorbereitung ist eine schöne Zeit für mich als Trainer. Natürlich gibt es anfangs ein paar Themen ums ‚Drumherum‘, doch dann geht es um die Kernaufgabe. Mit der Mannschaft auf dem Platz zu stehen, sich mit den Spielern zu beschäftigen und auszutauschen, ihnen mit Analysen etwas mitzugeben. Das ist genau das, was mir am meisten Spaß macht. Und dafür haben wir in der Vorbereitung nun ganz viel Zeit. Jetzt kommt Fußball pur und darauf freue ich mich.“

Glasner möchte im Kader „nicht zu viel verändern“

Glasner habe mit einigen Spielern schon Kontakt gehabt und ihm gefällt der Kader der Eintracht. „Der Kader sieht sehr gut aus. Es ist eine gute Mischung aus erfahrenen und hungrigen Spielern. Viele sind im besten Fußballalter. Das Ziel ist es, nicht zu viel zu verändern.“ In der vergangenen Saison habe die SGE 69 Tore geschossen, bei denen viele auf das Konto von Topstar André Silva gingen. Glasner merkte an, dass es in Wolfsburg mit Wout Weghorst ähnlich gewesen sei. Doch er möchte sich beim Toreschießen nicht zu sehr auf einzelne Spieler fokussieren, sondern vielmehr sei es sein Ziel „auch andere Spieler torgefährlicher zu machen“. In Bezug auf die begehrten Topstars wie Filip Kostic und André Silva sagte Glasner: „Sie wissen, dass sie hier bei einem ambitionierten Club und damit sehr gut aufgehoben sind. Im Fußball wissen wir bis September nicht, was passiert.“ Sein neuer Chef Markus Krösche fügte hinzu: „Wir sind mit Spielern und Beratern im Austausch und werden sehen, wie sich die Dinge entwickeln.“ Es gäbe derzeit einen schwierigen Transfermarkt, denn erfahrungsgemäß würde der Markt im Jahr einer Europameisterschaft etwas später starten. Er glaube auch nicht, dass der Markt „wie in der Vergangenheit anspringen würde“. „Ich hab das Gefühl, dass darauf warten, dass die Engländer ihre Portemonnaies aufmachen“, so Krösche. Alle Mannschaften hätten derzeit das Problem eines zu großen Kaders und Verträgen, die vor der Coronazeit abgeschlossen wurden. Dementsprechend hätten alle Vereine hohe Ausgaben und zudem die zu kompensierenden Einnahmenverluste: „Die Ablösesummen, die vielleicht dann fließen, werden nicht komplett reinvestiert werden.“

Systemfrage zweitrangig: „Vielleicht werden wir auch verschiedene Systeme spielen“

Transfers werden grundlegend auch aufgrund der angestrebten Taktik und des Systems des Trainers getätigt. Glasner möchte das offensiv ausgerichtete Spiel der Eintracht nicht ändern: „Diese Kreativität und Unberechenbarkeit möchten wir beibehalten.“ Doch er möchte auch „ein Stück mehr Balance in der defensiven Absicherung ins Spiel bringen, um hinten den Laden etwas öfters dicht zu halten“. Man werde versuchen, „den Gegner früh unter Druck zu setzen und dabei versuchen, schnell nach vorne zu spielen“. Der neue Trainer der SGE sei „vorbehaltlos“ bezüglich des angestrebten Systems. Er verwies dabei auf seine vorherigen Trainerstationen: „Beim SV Ried habe ich vom 4-4-2 auf ein 3-5-2 umgestellt, weil wir defensiv Probleme hatten. Beim Linzer ASK bin ich mit einem 4-4-2 aufgestiegen und habe in der Bundesliga auf ein 3-4-3 geswitcht.“ Er denke, dass es ganz wichtig sein werde, gemeinsam mit der Mannschaft herauszufinden, in welcher Formation sie sich wohl fühle. „Ich habe alle Systeme schon gespielt. Das alles Entscheidende wird sein, welche Verhaltensweisen wir an den Tag legen.“ Es sei das Ziel „möglichst variabel zu sein“ und die Mannschaft auf das Spiel des Gegners anzupassen. Er verwies dabei auf Krösches alten Trainer des vergangenen Jahres, Julian Nagelsmann. Dieser sei „wohl einer der flexibelsten“ Trainer, bei dem das System drei bis vier mal im Spiel gewechselt werden könne. Daher erachte er die Systemfrage „erstmal als zweitrangig“. Erst möchte sich Glasner in den kommenden Wochen und Monaten den Verhaltensweisen seiner Spieler widmen, „um dann vielleicht auch verschiedene Systeme zu spielen“.

Wolfsburg in der Champions League: „Naja, jetzt wäre es mir andersherum vielleicht ein Stück weit lieber gewesen“

Vorstand Sport Krösche wählte den neuen Cheftrainer anhand dieser Kriterien aus und beobachtete ihn schon zu seinen Linzer Zeiten. Glasner spiele „offensiv, mutig und aktiv“. Und dabei würden die Implementierung eines Spielstils und die individuelle Weiterentwicklung der Spieler im Vordergrund stehen. Die Gespräche mit Glasner hätten begonnen, als beide noch für ihre Vereine in Leipzig und Wolfsburg tätig waren. Im Telefongespräch sei Glasner schnell klar geworden, dass „dass wir ähnliche Ideen haben, wie man die Zukunft des Vereins gestalten kann.“ Ihn habe „das Wachstum und dieser Ehrgeiz bei der Eintracht gereizt. Ich bin megaehrgeizig.“ Er sei zu Beginn seiner Trainerkarriere von der Bundesliga in die zweite Liga gewechselt um bei einem Club zu trainieren, „der wachsen wollte“. Und genau das reize den neuen Trainer der SGE: „Hier gemeinsam was aufzubauen und zu schaffen. Das ist das Schönste!“ Und doch waren die ersten Gespräche wohl noch nicht ganz ausschlaggebend. „Es ist mir ganz, ganz wichtig gewesen, die Saison mit dem VfL Wolfsburg noch erfolgreich zu Ende zu spielen. Das ist uns am Ende mit dem Einzug in die Champions League auch gelungen. Naja, jetzt wäre es mir andersherum vielleicht ein Stück weit lieber gewesen, denn dann würden wir mit der Eintracht in der Champions League spielen“, so Glasner lachend. Doch er freue sich auch auf die Abende mit „einem großen Traditionsverein“ in der Europa League. Er verfolgte die Auftritte der SGE in der Europa League bereits in der Vergangenheit am Fernseher. Auch heute Abend läuft wieder Fußball im TV. Deutschland gastiert im Wembleystadion und sieht sich England gegenüber. Während Krösche sich das Spiel „ganz entspannt zu Hause“ anschauen wird, setzt der sympathisch auftretende Glasner Prioritäten: „Ich habe eine Wohnungsbesichtigung ausgemacht. Ich dachte Deutschland spielt um 21 Uhr. Zur Halbzeit muss ich weg. Wahrscheinlich geht das Spiel ohnehin in die Verlängerung und dann bin ich wohl rechtzeitig wieder da.“

- Werbung -

4 Kommentare

  1. Herzlich Willkommen beim besten Club auf diesem Erdball, Oliver Glasner !
    Viel Glück und Erfolg während ihrer Zeit bei unserer Eintracht !

    14
    0
  2. Von mir auch ein Herzliches Willkommen bei der Eintracht! Auf ein neues Kapitel! Auf geht’s SGE!

    11
    0

Keine Kommentare mehr möglich.

- Werbung -