Fantalk: „Ein Unentschieden akzeptiere ich nicht!“

Dass Eintracht Frankfurt derzeit ein gelernter Neuner abgeht, ist bereits zu genüge diskutiert worden. Aber was ist mit den übrigen Spielern? Liegt es vielleicht an ihnen, das entstandene Vakuum in der Spitze  durch eigene Tore zu kompensieren? Fehlen der SGE neben einem Stürmer in dieser Spielzeit auch die Führungsfiguren auf und neben dem Platz? Zum Abschluss des Bundesligaspieltags trifft die SGE am heutigen Sonntagabend auf den 1. FC Heidenheim: Verlieren verboten! Ist die Partie für die Eintracht zu diesem Zeitpunkt der Saison bereits ein Schlüsselspiel? Darüber diskutierten die Teilnehmer im heutigen SGE4EVER.de-Fantalk!

Der Fantalk ab sofort auch auf YouTube

Der Fantalk erscheint während der Saison an jedem Bundesliga-Wochenende, an dem Eintracht Frankfurt ein Heimspiel bestreitet, sonntags zwischen 11:30 Uhr und 12:30 Uhr auf SGE4EVER.de und im Laufe des Tages auch auf YouTube. Ihr wollt auch einmal mit uns diskutieren? Dann bewerbt euch über das Fantalk-Bewerbungsformular und seid bei einem der nächsten Fantalks, die per Online-Videokonferenz geführt werden, dabei.

An der heutigen Debatte nehmen SGE4EVER.de-Kommentar-Moderator Christian Michel und die beiden Eintracht-Fans Rainer Aßmann und Heico Becker teil. Die Moderation übernimmt SGE4EVER.de-Chefredakteur André Eichhorn.

Und noch ein Hinweis in eigener Sache: Im Rahmen unserer Startnext-Kampagne freuen wir uns über eure Unterstützung. Für das heutige Spiel haben wir uns dann noch etwas Spezielles überlegt: Unsere Redaktion unterstützt die Kampagne mit jedem SGE-Tor – sei auch du mit dabei!

These 1: Ausreden zählen nicht: Stürmer sind nicht die einzigen Spieler, die Tore schießen dürfen.

Christian: „Das ist ja ein Problem, das sich schon seit Saisonbeginn so durchzieht. Das Problem liegt nicht ganz Vorne. Wir kreieren einfach zu wenige Torchancen. Niemand kommt überhaupt in die Situation, überhaupt ein Tor schießen zu können. Es liegt nicht an der Chancenverwertung, sondern an der Chancenerzeugung.“ 

Heico: „Das sehe ich ähnlich. Ich bin von der Spielweise enttäuscht. Wir spielen zu sehr Tiki-Taka im Mittelfeld und kreieren einfach zu wenige Torchancen. Es werden viele vertikale Pässe gespielt und kaum Bälle in die Tiefe. Das ist zu wenig. Da fehlt nicht nur ein Stürmer.“ 

Rainer: „Da muss ich widersprechen. Das Problem liegt ganz Vorne. Das Spiel hat sich seit Kolo Muanis Abgang einfach verändert. Omar Marmoush in allen Ehren, aber er kann keine Bälle halten. Er macht keine Räume frei. Weil er damit zu einfach zu verteidigen ist, bindet er keine gegnerischen Spieler und unser Mittelfeld kann dadurch keine Chancen kreieren. Das Problem liegt darin, dass wir im Sturm nicht für Ersatz gesorgt haben.“

Christian: „Es war gut und richtig, wie wir die Saison begonnen haben. Dass der Fokus erst einmal auf der Stabilisation der Abwehr liegt, hat auch sehr gut geklappt. Marmoush lässt das Herz auf dem Platz und versucht zwar alles, aber es gibt einfach zu oft Situationen, wo die Strafraumbesetzung einfach nicht passt. Es ist dann die Mischung aus Spielermaterial und Spielsystem, das Gesamtbild passt nicht. Man erkennt zwar, wie die Tore zustande kommen sollten, aber das ist relativ leicht zu verteidigen. Da fehlt uns ein Plan B.“

Rainer: „Nach dem Muani-Abgang ist es auch für die Mannschaft schwer, innerhalb kürzester Zeit ein neues System zu lernen und etwas daraus zu machen. Man hätte frühzeitig für Ersatz sorgen müssen.“

Christian: „Was wir an Abschlüssen gegen Thessaloniki und Wolfsburg hatten, war in Ordnung. Wenn man das Gesamtbild betrachtet, sind wir auf einem Weg. Torchancen wurden ja kreiert, paradoxerweise sind ausgerechnet das die Spiele, die wir dann verloren haben. Die Mannschaft entwickelt sich, das wird aber noch zwei bis drei Monate brauchen. Wichtig ist, dass wir die Spiele, die wir nicht gewinnen, wenigstens nicht verlieren. Das haben wir bis hierhin hinbekommen. Ich sehe das Problem eher darin, nicht oft genug nach vorne zu kommen.“ 

Heico: „Wir sind aber auch einfach zu leicht ausrechenbar. Alles über die Außen. Keine Schüsse aus der zweiten Reihe. Nichts Überraschendes.“

Rainer: „Es ist derzeit keine Genialität da.“

These 2: Die SGE hat ein Führungsspieler-Problem. Sebastian Rode ist verletzt und Ellyes Skhiri ist nicht in Form. Nur Robin Koch übernimmt Verantwortung. Ohne Führungsspieler fehlt der Plan.

Heico: „Da bin ich zwiegespalten. Für mich ist es eher ein „Problemchen“. Klar Rode ist verletzt, aber auch Götze ist einfach nicht ganz bei der Sache. Er meckert zu viel. Ich habe auch das Gefühl, dass Trapp etwas überdreht. Da fehlt das Feingefühl, wann ich vorangehen muss und mal auf den Tisch hauen muss und wann zurückgefahren werden muss.“

Rainer: „Die Eintracht hat kein Führungsspieler-Problem. Trapp und Koch sind Führungsspieler. Bei Götze denke ich eher, dass er viel zu sehr bei der Sache ist. Ich sehe ihn als Führungsspieler. Perspektivisch sehe ich auch Hugo Larsson als spielerischen Führungsspieler. Rode ist ist auch einfach zu oft verletzt, um der Mannschaft das geben zu können, was sie in solchen Situationen braucht.“

Christian: „Ich sehe kein Führungsspieler-Problem. Betrachtet man die Abgänge, haben wir keinen Führungsspieler verloren. Also dürften wir da nicht schlechter aufgestellt sein, als im letzten Jahr. Vielmehr haben wir mit Robin Koch und teilweise mit Ellyes Skhiri Führungsspieler dazubekommen. Larsson ist da für mich auch einer mit dem Potenzial. Auch bei Götze habe ich Hoffnung, dass sich der emotionale Zustand wieder verbessert. Aufgrund seiner derzeitigen privaten Situation ist das auch absolut verständlich, dass er nicht so performt, wie wir es von ihm gewohnt sind.“ 

Rainer: „Götze sehe ich auch als Führungsspieler. Ich muss auch mal eine Lanze für ihn brechen. Er diskutiert zwar oft, aber dabei ist auch zu berücksichtigen, dass er oft angegangen und gefoult wird, wo er sich wirklich nie fallen lässt. Zu oft bekommt er das dann auch nicht gepfiffen. Da habe ich Verständnis, dass dir irgendwann der Kragen platzt.“ 

Heico: „Bis zum Winter müssen wir da jetzt durch und uns auch mal mit Unentschieden zufrieden ergeben. Im Winter erwarte ich dann aber drei bis vier Toptransfers, um in der Rückrunde durchstarten zu können. Wenn wir den 4. Platz erreichen sollten, wovon ich ausgehe, geht ein riesen Essen für die heutigen Teilnehmer auf mich! Ehrenwort!“

These 3: Das Spiel gegen den 1.FC Heidenheim ist schon jetzt ein Schlüsselspiel und wird zeigen, wohin der Weg der SGE in dieser Saison führen wird. Will sie oben mitspielen, muss ein Sieg her.

Rainer: „Ich fange mal hinten bei der These an. Wenn du oben mitspielen willst, musst du jedes Spiel gewinnen, egal ob gegen Bayern München oder Heidenheim. Aber ja, heute das Spiel ist sehr wichtig. Gegen einen Aufsteiger muss man zuhause gewinnen, Punkt. Momentan ist es bei uns eben die Situation, dass man wenige Torchancen hat. Aber trotzdem sage ich voller Euphorie und Optimismus für heute, dass es ein Befreiungsschlag wird. Ich sage 4:0 und dann kommt auch noch ein wenig Geld in die Kasse von SGE4EVER.de, da kann man ja auch noch einmal darauf hinweisen. Es ist für mich ein absolutes Schlüsselspiel, auch im Hinblick auf die Länderspielpause. Dann kann mit einem Dreier in die Länderspielpause gehen, man kann Kräfte sammeln und sich ein bisschen erholen und dann geht der Weg nach oben.“

Christian: „Ich würde nicht sagen, dass der Weg nach oben geht, wenn wir heute gewinnen, sondern eher: Wenn wir nicht verlieren, dann haben wir den Weg nach unten gestoppt. Ich sehe das Glas eher halb leer. Ich sehe ein paar Parallelen zum Spiel gegen Fürth, als Borré in der 96. Minute den Siegtreffer gemacht hat, damals wurde der Bock auch umgestoßen. Es wird Zeit, wir müssen es heute gewinnen, auch wegen des psychologischen Faktors in der Länderspielpause. Allein wegen der Anspruchshaltung und des Kaderwerts wäre alles andere als ein Sieg heute mehr als eine herbe Enttäuschung. Das Wie ist mir dabei komplett egal, Hauptsache man gewinnt.“

Heico: „Ich stimme euch zu. Es ist ein Schlüsselspiel und zuhause darfst du heute nicht verlieren, ganz einfach. Da ist mir das Wie ebenfalls komplett egal. Aber ich erwarte eigentlich von den Spielern eine Trotzreaktion zu Donnerstag, nach dem Motto: „Jetzt erst recht“. Ich erwarte, dass die Spieler rausgehen und sagen: „Wir sind Eintracht, das ist unser Stadion und ihr habt hier nichts zu holen“ – das ist das, was mir derzeit etwas fehlt. Ein Unentschieden würde ich heute nicht akzeptieren, es müssen hier drei Punkte her. Du brauchst den innerlichen Aha-Effekt.“

Rainer: „Ich glaube es ist auch wichtig, wie das Spiel heute losgeht. Wir hatten einige Spiele, in die wir nicht reingekommen sind. Heute muss gebissen, es muss gerannt, es muss gekämpft werden. Die Heidenheimer müssen wissen und vom ersten Moment an spüren, dass es unser Stadion ist. Das Schlüsselspiel heute muss jeder merken.“

Heico: „Genau, wenn Heidenheim den Platz betritt, müssen sie merken, dass das Stadion unter Strom steht! Die Leidenschaft muss heute von der ersten Minute an da sein: „Wir sind Eintracht und die drei Punkte bleiben im Stadion!“ 

Christian: „Was wir gerade nicht haben ist das Momentum. Wenn man schaut, wir haben viele junge Spieler und viele Neuzugänge. Da fehlt derzeit der Befreiungsschlag, mit dem sich das Selbstvertrauen bilden kann und dass sich die Spieler mehr trauen. Das kennt man ja aus vielen Bereichen des Lebens: Wenn es läuft, dann läufts und wenn es nicht läuft, dann läuft es nicht. Bei uns läuft es derzeit eher nicht. Und das ist dann wie ein Dominoeffekt, das sieht man in den Spielen, zum Beispiel am Donnerstag. Da gab es mehrere Situationen, in der wir bessere Chancen hätten bekommen können, wenn man mehr Selbstvertrauen hat und den riskanteren Pass spielt. Das genaue Gegenteil ist derzeit Stuttgart, bei denen läuft es. Und ich hab bei uns das Gefühl, dass auch die Fans, da erwische ich mich selbst dabei, sagen, dass es heute eh nichts mehr wird.“

Heico: „Da habe ich mich auch schon selbst dabei erwischt, das kenne ich so auch nicht. Ich möchte hier aber Omar Marmoush herausheben, der für die Eintracht brennt. Er peitscht die Fans an. Und das erwarte ich von allen. Dass sie rennen, dass sie grätschen, dass sie brennen – und das bis zum Schlusspfiff. Das fehlt mir bei vielen im Moment.“

Die Tipps für das Spiel: 

Rainer: „Wir hauen die heute 4:0 weg, ganz einfach. Zweimal Marmoush, einmal Chaibi und einmal Larsson.“

Heico: „4:0 ist eine starke These. Ich würde sagen 3:1.“

Christian: „1:0 durch ein Heidenheimer Eigentor.“