Rainer Falkenhain (Mitte) 1994 bei einer Pressekonferenz mit Dragoslav Stepanovic (links) und dem Vater des heutigen SGE-Trainers, Klaus Toppmöller. (Bild: IMAGO / Alfred Harder)

1993 lieh sich der damalige Leiter der Lizenzspieler-Abteilung Rainer Falkenhain auf Wunsch des damaligen Trainers Klaus Toppmöller eine Replik der Meisterschale vom DFB aus, um damit den Spielern das Ziel der Saison zu verdeutlichen. Heute ist Falkenhain als Vorstandsberater für die Eintracht tätig und sprach im Eintracht-Podcast über das Auf und Ab in den neunziger Jahren sowie die Entwicklung der Fanszene durch den Abstieg.

Den Grundstein für eine Veränderung in der Vereinspolitik, die das sportliche Geschehen in der Folgezeit prägen sollte, sieht Falkenhain in der Entscheidung, den ehemaligen Spieler Bernd Hölzenbein 1988 als Vizepräsidenten in das Präsidium aufzunehmen, was ein Novum darstellte. Er holte in der Winterpause nach der Entlassung Feldkamps Jörg Berger als neuen Trainer, der den Klassenerhalt schaffte. Zudem verpflichtete Hölzenbein im darauffolgenden Sommer einige Neuzugänge, wie etwa Bein und Falkenmayer, was einen Aufwärtstrend auslöste und wodurch die Eintracht sich im folgenden Jahr für den internationalen Wettbewerb qualifizieren konnte.

„Wir waren alle relativ sicher, in Rostock zu gewinnen“

Auf Berger folgte später Stepanovic, der „einen super Fußball“ spielen ließ und „viel Feuer und Begeisterung entfachte“, weswegen die Eintracht in der Saison 1991/92 auch gegen fast alle direkten Konkurrenten gewann, wie sich Falkenhain erinnert. Dennoch habe es mehrere Gründe zum Scheitern der Meisterschaft gegeben, wie das Vergeben eines Matchballs gegen Bremen am vorletzten Spieltag und den nicht gegebenen Elfmeter im Spiel gegen Rostock. Ein weiterer wichtiger Grund war allerdings auch die komplizierte und daraus resultierende frühere Anreise, wodurch das Abschlusstraining in Rostock stattfand. Durch die frühere Anreise sei aber auch die übliche Routine verändert und dem Spiel damit einen besonderen Stellenwert gegeben worden, was sich im Endeffekt vermutlich schlecht auf die Spieler ausgewirkt habe. Falkenhain ist sich sicher: „Auch der Steppi hätte vermutlich heute anders entschieden, aber es ist jetzt nicht mehr zu ändern.“ Aufgrund der guten Saisonleistung sei es sehr schade gewesen, allerdings habe die Mannschaft die Dinge, die sonst so gut funktionierten, im entscheidenden Spiel in Rostock nicht abrufen können, was möglicherweise am „zu großen Druck, zu großer Sicherheit oder am Nervenflattern lag“.

Internationales Geschäft hatte anderen Stellenwert

Obwohl Rostock aus der Sicht von Falkenhain in den folgenden Jahren einen für die SGE schwierigen Spielort darstellte, war die Saison als Ganzes gesehen ein Erfolg, da sich die Eintracht abermals für das internationale Geschäft qualifizierte. „Nur damals hatten die internationalen Spiele nicht so eine Strahlkraft wie heute“, erklärt Falkenhain, was allerdings auch an den Gegnern lag, die häufig aus dem Osten Europas kamen und nicht so attraktiv gewesen seien. Im Gegensatz dazu stünden die heutigen Spiele im Europapokal, durch den die Eintracht – im Gegensatz zu damals – die Möglichkeit erhält, gegen viele internationale Topclubs zu spielen. Falkenhain: „Ich werde das Spiel gegen Barcelona nie vergessen, das überstrahlt sogar das Finale gegen Sevilla und den Supercup gegen Real Madrid.“

Toppmöller als Steigerung zu Berger und Stepanovic

Nachdem Stepanovic 1993 auf eigenen Wunsch hin den Club in Richtung Leverkusen verließ, wurde zu Beginn der neuen Saison Klaus Toppmöller neuer Trainer, den Falkenhain als „Steigerung zu Berger und Stepanovic“ und einen „sehr wichtigen Vertrauten“ beschreibt, der ein großer Motivator und sehr begeisterungsfähig war, die Sprache der Spieler gesprochen habe und wie einer von ihnen war. Die Rolle als Motivator zeigte sich für Falkenhain zum Beispiel darin, wie Toppmöller Yeboah erklärte, wie er Torschützenkönig werden kann und ihm die Toranzahl, die er in der Lage sei zu schießen, vorrechnete. Unter ihm sei das fußballerische Element noch mal gestärkt worden und er trat mit dem Ziel an, Meister zu werden. Zu allen Heimspielen und einigen Auswärtsspielen nahm Toppmöller seinen damals 12-jährigen Sohn Dino mit, der so seine ersten Erfahrungen mit der Eintracht sammelte.

Veränderung der Fankultur durch die 2. Liga

Durch den erstmaligen Abstieg 1996 aus der Bundesliga, den Falkenhain als „schlimmer als die verpasste Meisterschaft ’92“ beschreibt, veränderten sich einige Dinge im Club, wie die Zielsetzung unter Ehrmantraut, der weg von dem „Glamour und Glanz, (von dem man in Frankfurt immer träumt)“ der bisherigen Jahre wollte, um sich stattdessen auf das zu beschränken, was man in der 2. Liga wirklich brauche. Und auch die Fanszene veränderte sich: Es entstand die aktive Fanszene, wie die Ultras 97. Es gingen viel mehr Menschen ins Stadion als in den vorherigen Jahren – selbst bei den entscheidenden Spielen im Meisterschaftskampf 1992 war das Stadion nicht ausverkauft.

Dieser Trend bestätigte sich nochmals 1999, als es in Liga eins um das Erreichen des Klassenerhalts ging und das Stadion in den letzten Heimspielen immer ausverkauft war. Falkenhain spricht heute von einer „großen Euphorie (bei den Fans)“. Für ihn selbst war der Nichtabstieg nach dem 5:1 zuhause gegen Kaiserslautern „fast wie ein kleiner Titel, weil man ein Finale hatte mit dieser Dramatik, mit diesen sensationellen Toren, mit diesem Übersteigertor, was immer ewig bleiben wird.“ Denn aufgrund all seiner positiven und negativen Erlebnisse ist Falkenhain der Meinung, dass man „nochmal von einer Meisterschaft träumen darf„.

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8 Kommentare

  1. Lieber Rainer,

    lass uns lieber noch ein paar Jahre träumen und und als Mannschaft lieber erstmal dauerhaft international festsetzen.
    Step-by-step 😉

    Aber generell: groß träumen um großes zu erreichen !!!

    Schönen Sonntag
    cCf

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  2. 1999 lautern. Live dabei unvergessen.
    2003 Reutlingen live dabei unvergessen
    Relegation Nürnberg live dabei unvergessen

    Es sind nicht nur Titel die unsere Eintracht prägen…darauf bin ich stolz.

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  3. Ich lesen nur „Rostock“ und “ Saison 91/92″ und schon habe ich schlechte Laune und bin wieder traurig. Auch nach über 30 Jahren noch. Diese Wunde wird die Zeit bei mir wohl niemals heilen…

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  4. Rostock fühlt sich an wie:

    Elfmeter ohne gegnerischen Torwart. – Vergeigt, von mir aus auch betrogen.

    Ich muss das nicht haben, dass man mich daran erinnert.

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  5. Rostock war schlimmer als der erste Abstieg, das war irgendwie vorauszusehen.
    Hatte so etwas wie „Der alte Mann und das Meer“. Ziel vor Augen und dann doch nicht erreicht.

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  6. Ich hatte mit einer Bier Flasche meinen glastisch zerstört. Die Wunde wird ewig da sein, aber träumen darf man.
    Mittlerweile ist es wieder fast realistisch. Noch zwei drei Jahre oben mitspielen und dann zuschlagen.

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