kempfEs sind ernüchternde Zahlen, welche die Zeit von Marc-Oliver Kempf im Trikot der Frankfurter Eintracht begleiten. Fünfmal lief das Eigengewächs in der Bundesliga für die Hessen auf – und es hagelte jedesmal eine Niederlage mit einem Torverhältnis von insgesamt 1:15 Toren. Einzig in der Europa League beim 1:0 Sieg bei Girondins Bordeaux durfte der Innenverteidiger über einen Erfolg bei den Profis jubeln. Ansonsten aber stand der in Lich geborene Abwehrspieler im Schatten von Carlos Zambrano, Bamba Anderson, Alexander Madlung und Marco Russ. Seine Chancen auf Einsätze wären wohl auch in dieser Spielzeit, trotz des langen Ausfall Zambranos, minimal gewesen.

Dabei konnte Kempf in der Sommerpause enorm viel Selbstvertrauen tanken. Zusammen mit Marc Stendera gewann er in Ungarn die U19-Europameisterschaft. Mit starken Leistungen in der Viererkette war der junge Hesse ein Garant dafür, dass die deutschen Jungnationalspieler nur zwei Gegentreffer im gesamten Turnier kassierten. Zweikampfstark, dynamisch und gut im Spielaufbau präsentierte sich der seit neun Tagen 20-jährige. Nicht wenige Fans der Eintracht hatten die Hoffnung, dass er sich doch noch beim Heimatverein durchsetzen könnte. Immer wieder wurde Kempf großes Talent bescheinigt, Chancen bekam er aber zu wenige. Als dann das Angebot vom SC Freiburg kam, ging es auch ganz schnell. An Interessenten mangelte es zwar zu keinem Zeitpunkt: Schon im Winter zuvor platzte ein Transfer zu Juventus Turin, die sogar ein „ernsthaftes Angebot vorgelegt haben“, wie Bruno Hübner damals bestätigte. Aber das Angebot der Schwarzwälder war das überzeugendste.

KempfStatt „Bella Italia“ ging es dann also für knapp 900.000 Euro in den Breisgau. „Der SC Freiburg genießt zurecht den Ruf, dass sich junge Spieler hier sehr gut und in Ruhe weiterentwickeln können. Ich möchte beim Sport-Club den nächsten Schritt machen und mich dauerhaft in der Bundesliga etablieren. Ich will und werde hier viel lernen und freue mich auf die neuen Herausforderungen„, schwärmte der 19-Jährige nach seinem Wechsel. Und unter Christian Streich startete Kempf sofort durch. Von Beginn an war der Hesse Stammspieler, erzielte am 4. Spieltag gegen Hertha BSC Berlin sogar seinen ersten Bundesligatreffer (2:2). Dann aber erlitt er einen Rückschlag: Gegen den SV Werder Bremen am 7. Spieltag wurde Kempf zur Halbzeit verletzt ausgewechselt, fiel danach wegen Patellasehnenprobleme wochenlang aus. An der Wertschätzung, die er durch den Trainer erfuhr, änderte dies jedoch nichts. Gegen den SC Paderborn am 14. Spieltag kam der „Nachwuchs-Europameister“ noch spät in die Partie, in der Woche darauf, gegen den Hamburger SV, stand Kempf dann aber wieder in der Startelf. Er überzeugte weiterhin mit beständig guten Leistungen, traf am letzten Hinrundenspieltag gegen Hannover 96 (2:2) sogar zum zweiten Mal in dieser Spielzeit. Es war ein tolles Halbjahr für Kempf, auch wenn die Freiburger auf dem letzten Tabellenplatz stehen. Sein Pflichtspieldebüt im neuen Dress feierte er – wie sollte es auch anders sein – ausgerechnet am 1. Spieltag in der alten Heimat – und verlor mit 0:1 im Waldstadion. „Für uns war das natürlich ein Auswärtsspiel, aber für mich persönlich tatsächlich auch ein bisschen Heimspiel. Meine Familie wohnt ganz in der Nähe, meine Freunde waren im Stadion, das war alles schon sehr vertraut„, gab er nach der Partie im Interview mit der vereinseigenen Zeitung zu Protokoll. Am kommenden Samstag wird der Hesse, sollten die muskulären Probleme bis dahin abgeklungen sein, seinen zwölften Einsatz für Freiburg bestreiten. Es war ein Wechsel, der sich bislang für ihn voll ausgezahlt hat.

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