Sechs Siege, zwei Unentschieden und nur eine Niederlage in neun Spielen: Das ist die bisher hervorragende Bilanz der Eintracht Frankfurt-Frauen in der aktuell laufenden Saison der Google Pixel Frauen-Bundesliga. Mit grandiosen 20 Punkten rangiert das Team von Cheftrainer Niko Arnautis auf dem zweiten Tabellenplatz, punktgleich mit Titelverteidiger FC Bayern München und Überraschungsteam Bayer Leverkusen. Lediglich Tabellenführer VfL Wolfsburg weist mit 22 Zählern eine bessere Punkteausbeute auf. Einziger Schönheitsfehler ist die unglückliche Heimniederlage gegen Werder Bremen (0:1), die jedoch nicht darüber hinwegtäuschen soll, dass die SGE-Frauen eine Saison wie aus einem Guss spielen. Das hat seine Gründe.
SGE-Frauen brillieren und dominieren
Seit der Spielzeit 2021/22 schloss die Eintracht die Saison immer auf dem dritten Platz ab und reihte sich damit neben Wolfsburg und Bayern zu den drei Schwergewichten der Frauen-Bundesliga ein. Auch für die aktuelle Runde wurde das Ziel, sich mindestens in die Top 3 einzunisten, klar deklariert. Dabei fing die Saison für die Adlerträgerin alles andere als optimal an. Mit der verpassten Qualifikation für die Champions League in den Play-Offs gegen Sporting Lissabon verzeichnete die Eintracht den ersten Rückschlag. Doch gerade das führte zur „Jetzt-erst-recht“-Haltung, wie SGE-Akteur Lisanne Gräwe im Interview mit der Fußballplattform „90min“ erklärte. „Im Ganzen würde ich sagen, dass es uns als Team zusammengeschweißt hat. Danach haben wir auch in der Liga top performt, sind nicht eingebrochen oder haben uns davon runterziehen lassen.“ Die 21 Jahre junge talentierte Gräwe konnte die bittere und schwerwiegende Verletzung von Tanja Pawollek für sich nutzen und hat einen großen Anteil an dem bisher erfolgreichen Weg der SGE. Mit ihren guten Leistungen ist sie aus der ersten Elf nicht mehr wegzudenken, sodass sie sogar zur deutschen Nationalspielerin unter Neu-Trainer Christian Wück avancierte. Apropos Nationalmannschaft, mit acht (!) Spielerinnen dominiert die Frankfurt-Fraktion die Mannschaft der DFB-Frauen, mehr als Titelverteidiger Bayern und mehr als der siebenfache Meister Wolfsburg. Auch die beiden Neuzugänge Elisa Senß aus Leverkusen und Nina Lührßen aus Bremen erwiesen sich als die erhofften Verstärkungen.
Die Eintracht-Frauen belegen nicht nur Platz drei, sie stellen mit 31 Treffern die beste Offensive und mit nur fünf Gegentoren die beste Defensive. Zehn der 31 erzielten Tore gehen auf das Konto von Offensivturbo Laura Freigang, die in der Vorbereitung offenbar viel Zielwasser getrunken hat. Zum Vergleich: In der gesamten Saison 2023/2024 fand die Nationalspielerin „nur“ neun Mal den Weg ins Tor. Bei den Hessinnen läuft es derzeit wie geschmiert. Nicht nur beim jüngsten 8:0-Kantersieg gegen den 1.FC Köln, sondern auch in den Spitzenspielen gegen Leverkusen (2:2 nach 0:2-Rückstand), Wolfsburg (3:0) und Bayern (1:1) setzten Arnautis‘ Spielerinnen gleich mehrere dicke fette Ausrufezeichen. Die Frankfurter Eintracht hat sich ergebnistechnisch und spielerisch weiterentwickelt. Sie hat es geschafft, den nächsten Schritt zu gehen und die Lücke zur Elite aus Wolfsburg und Bayern zu schließen. Die Eintracht befindet sich nicht nur auf bestem Wege, ihr gesetztes Ziel zu erreichen, sondern es zu übertreffen. Es muss so konstatiert werden, auch wenn der ein oder andere Frankfurter davon noch nichts wissen möchte: Die Eintracht-Frauen sind ein Meisterschaftskandidat. Oder doch nicht?
Senß drückt auf Euphoriebremse
Können die Adler-Frauen tatsächlich Meister werden? Träumen ist grundsätzlich im Fußball immer erlaubt, aber ist die Meisterschaft ein realistisches Ziel? Diese Frage mussten sich nicht nur die Eintracht-Männer „gefallen lassen“, sondern auch die Frauen, etwa Adlerträgerin Elisa Senß, die zu Gast beim Format „Heimspiel“ des Hessischen Rundfunks war. Angesprochen darauf jedoch drückte der Mittelfeldmotor leicht auf die Euphoriebremse: „Die Saison ist lang. Wir sind gut rein gestartet. Es ist noch viel möglich. Man kann noch viel schaffen und erreichen. Die Top 3 ist natürlich unser Ziel, dass wir auf ein Champions League-Platz kommen. Alles was darüber kommt, ist nochmal ein Bonus“, sagte Senß und glaubt an die Stärken ihrer Mannschaft: „Wenn wir so weitermachen, haben wir ganz gute Chancen.“
Freigang mit Titeltraum
Etwas anders gesinnt dürfte da ihre Mitspielerin Laura Freigang sein. Der Eintracht-Star sagte bereits vor der Spielzeit, dass sie mit ihrer Mannschaft einen Titel zelebrieren möchte. Im Interview mit Nele Schenker bei „Sky“ sprach sie über die positive Entwicklung ihres Teams. „Ich habe heute noch daran gedacht, was für eine Entwicklung wir genommen haben in den letzten Jahren. Ich weiß noch, als wir keine Ballbesitzmannschaft waren und ganz viel kämpfen mussten und viele frustrierende Spiele hatten“, erinnerte sich die Angreiferin und glaubt an einem möglichen Titelgewinn: „Ich bin einfach so glücklich, dass wir jetzt schon an einem Punkt sind, wo es unfassbar viel Spaß macht und wenn man das mit einem Titel krönen kann, dann wäre es optimal und ich traue uns das absolut zu, sonst hätte ich meinen Vertrag nicht verlängert.“ Doch auch die Wahlfrankfurterin weiß um den weiten Weg und appellierte an die Demut. „Es ist alles möglich, aber wir sind realistisch und bleiben am Boden. Dann macht es auch am meisten Spaß, wenn man sich da nicht so viel Druck macht.“
Auch Lara Prasnikar sieht die stetige Weiterentwicklung ihres Vereins und sprach im Podcast-Interview mit „Die Fußballshow“ darüber. „Wir haben jedes Jahr eine gute Saison gespielt, aber sind immer knapp unter die zwei besten Plätze gerutscht. Wir haben ein Ziel, an dem wir uns messen wollen, aber wir wollen von Spiel zu Spiel schauen. Wir wollen Punkte sammeln, gerade da, wo wir in den letzten Jahren gescheitert sind. Wir wollen gegen alle Vereine gewinnen, nicht nur gegen die Großen“, erklärte die Slowenin. Meisterschaft sei für die ehemalige Potsdamerin noch kein Thema, Ziel sei erstmal die Qualifikation für das internationale Geschäft. „Klar träumt jetzt jeder vom ersten Platz, aber wir sind noch weit davon entfernt“, betonte Prasnikar.
Aus Eintracht-Sicht bleibt zu hoffen, dass die Bodenständigkeit der Eintracht-Kickerinnen mit einem Titel, zum Beispiel der Meisterschaft belohnt wird.
4 Kommentare
Zweifellos freue ich mich über die aktuelle Top Form unserer Frauen Mannschaft. Und gleichzeitig finde ich es schade, dass insgesamt die Resonanz (zumindest gefühlt) ein wenig auf der Strecke bleibt, bei den vielen aktuellen positiven Meldungen unserer Männer Mannschaft.
Dabei traue ich unseren Frauen eher die Meisterschaft diese Saison zu als unseren Männern.
Vielleicht wird Laura Freigang ja jetzt die große Torjägerin, wie es ihr eigentlich bestimmt ist. Sie kann alles und ist dazu mannschaftsdienlich, nur in den letzten Jahren hatte man durchaus öfters den Eindruck, dass sie mehr aus ihren Chancen machen muss. Das hat sie jetzt geändert und es gibt auch so viel Torgefahr, Anyomi und Prasnikar haben zuvor meist mehr getroffen. Es sind irre begabte Technikerinnen wie Barbara Dunst und neue große Talente dabei. Wolfsburg wurde 4:0 platt gemacht und gegen Bayern in München das Unentschieden rausgeholt, inklusive einem versehentlich ausgeschlagenen Zahn von Giulia Gwinn durch Sophia Kleinherne. also zu lasch sind die Mädels auch nicht... Teils spielen sie berauschenden Fußball wie zuletzt beim 8:0 gegen Köln. Klar ist da mehr drin diese Saison.
Danke für den Bericht! Ich freue mich hier über alles, was mit Eintracht Frankfurt Fußball zu tun hat! Bundesliga Männer genauso wie Bundesliga Frauen. Aber auch U21 und gerne mehr U19 und andere U Teams.
Gegen Wolfsburg war es ein Tor weniger. Mich hat dabei jedoch die Art und Weise überzeugt. Sie haben dem Spiel ihren Stempel aufgedrückt, den Wölfinnen die Spielfreude genommen und eiskalt die 3 Tore gemacht. Wie Laura in dieser Saison aufdreht und zuverlässig trifft ist genial. Ein Glück, dass sie verlängert hat. Elfer schießt jetzt Sara, damit ist diese Baustelle auch geschlossen. Und dennoch ist der FC Bayern wie auch bei den Männern so gestopft und qualitativ entrückt, dass es in der Frauenbundesliga nur um Platz 2 geht. Wenn sie aber mal schwächeln sollten, muss die SGE in Schlagdistanz sein. Da hilft schon mal ein Sieg Hoffenheim...
Gruß SCOPE
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