Die Eintracht kommt gegen Levski Sofia nicht über ein Unentschieden hinaus. Gerade aufgrund des späten Gegentreffers war die Enttäuschung beim Team nach Abpfiff groß. (Foto: imago images/ HMB-Media)

Die Eintracht reiste nach dem schmeichelhaften 1:0-Erfolg gegen Darmstadt zum UEFA-Conference-League-Playoff-Hinspiel nach Bulgarien und wollte dort gegen Levski Sofia eine gute Ausgangssituation für das Rückspiel in der kommenden Woche erspielen. In einem echten Hexenkessel hatten die Frankfurter weiterhin insbesondere in der Offensive große Probleme. Dieses Mal sollte die 1:0-Führung nicht reichen, denn die Hessen kassierten kurz vor Schluss noch den Ausgleich zum 1:1. Die Mannschaft hat sich noch nicht gefunden und SGE-Trainer Dino Toppmöller ist noch auf der Suche nach der richtigen Aufstellung. SGE4EVER.de hat das Spiel wie immer noch einmal analysiert:

Toppmöller zeigt sich bisher flexibel

So ärgerlich der Ausgang des Spiels auch war und so eklatant auch die Probleme insbesondere in der Offensive noch sind – man muss Toppmöller lassen, dass er rotiert, auf frische Kräfte setzt und sich auch taktisch immer wieder etwas einfallen lässt, um den Gegner bestmöglich bespielen zu können. Gerade in der Vergangenheit gab es bei den Frankfurtern in der Regel nur ein System und zuletzt auch oftmals nur wenige Spieler, die überhaupt in Frage kamen, um in der Startelf zu stehen. Auch hat Toppmöller gegen Sofia seine fünf Wechsel genutzt und so versucht Einfluss zu nehmen. Systematisch war zunächst nicht erkennbar, ob die Eintracht mit einer Fünfer- oder Viererkette agierte. Jens-Petter Hauge, der in die Startelf rückte, spielte in der Fünferkette den linken Verteidiger, ist jedoch sehr häufig aufgerückt, um den rechten Außenverteidiger des Gegners früh aus dem Spiel zu nehmen. Deshalb sah es meistens wie eine Viererkette aus, jedoch erklärte Toppmöller später, dass es eine asymmetrische Aufstellung war, da Hauge bewusst aus der Fünferkette rausschieben sollte und man deshalb mehr oder weniger in einer Viererkette agierte. Hauge war bemüht und spielte seinen Part in der Taktik diszipliniert. Trotzdem wirkte es so, als ob diese Position seine eigentlichen Stärken nicht wirklich zum Vorschein bringen konnte. Er konnte sich von dort aus nur wenig in Szene setzen und hatte nur diese eine große Chance in der zweiten Halbzeit. Als der Norweger in einer Umschaltsituation allein auf das gegnerische Tor lief, legte er sich den Ball leider zu weit vor und die Großchance verpuffte. Auch wenn er etwas glücklos wirkte, sah man trotzdem den neuen Hauge, den Hauge mit mehr Ernsthaftigkeit und auch mehr Selbstbewusstsein. Seine dauerhafte Position wird die linke Außenverteidiger-Position aber sicher nicht werden.

Offensive Probleme

Während die Dreierkette um Robin Koch, Tuta und Willian Pacho ganz gut funktionierte und auch Aurelio Buta auf der rechten Verteidigerposition seinen Job solide erledigte, blieb die Offensive weiterhin ein großes Problem bei den Hessen. Der Spielzug zum 1:0 durch Randal Kolo Muani war ein Parade-Beispiel dafür, wie es funktionieren kann, wenn die Mannschaft schnell spielt, konzentriert im Passspiel ist und auch der Abschluss aus der zweiten Reihe mal gesucht wird. Diese klaren Aktionen waren jedoch viel zu selten zu sehen. Buta konnte sich sehr häufig über die rechte Seite bis zur Grundlinie durchsetzen und scheiterte wie zuletzt schon oft schlussendlich an der finalen Hereingabe. Die SGE ist über die Außenbahn auf beiden Seiten offensiv weiterhin zu schwach besetzt. Eigentlich so schwach, dass das System der Fünferkette nur wenig Sinn ergibt, weil man sich damit eines weiteren Mittelfeldspielers beraubt. Die Hessen werden kurz vor Transferschluss noch einmal genau überlegen müssen, ob sie nicht doch noch (auf beiden) Außenbahnen nachlegen sollten. Neben den schwachen Hereingaben über Außen sind auch die offensiven Standardsituationen weiterhin ein großes Ärgernis. Egal wer es gegen Sofia versuchte, die Standards kamen allesamt schlecht. Während man sich defensiv bereits verbessert zeigt bei ruhenden Bällen des Gegners, sucht man in der Offensive weiterhin nach dem passenden Schützen. Einzig Kolo Muani zeigte sich trotz des vielen Trubels um ihn weiterhin treffsicher. Bisher war er in jedem der drei ersten Pflichtspiele der Mann für den entscheidenden Treffer. Bei der aktuellen Problematik ist es nur schwer vorstellbar, wie eine Offensive ohne den Franzosen aussehen könnte. Die große Abhängigkeit von Kolo Muani könnte dadurch zu einem echten Problem werden. Wenn bis zum kommenden Donnerstag ein passendes Angebot bei der Eintracht eintrifft, kann es also durchaus sein, dass die Adlerträger das Rückspiel ohne ihren Top-Torjäger bestreiten müssen. Der Einzug in die Gruppenphase der Conference-League ist von großer Bedeutung für den Verein und sollte keinesfalls verpasst werden.

Toppmöllers schwierige Kader-Situation

Toppmöller hat es in den ersten Wochen als Cheftrainer nicht leicht. Während man zunächst dachte, dass der Kader früh beisammen wäre, sieht es inzwischen so aus, als könnte in der letzten Transferwoche noch einiges passieren. Der Abgang von Kolo Muani würde die gesamte Statik des offensiven Spiels verändern, denn wer auch immer der potenzielle Ersatz für den Franzosen sein wird, es kann nicht davon ausgegangen werden, dass dieser Kolo Muani 1:1 ersetzen kann. Hier wird Toppmöller die Offensive anders strukturieren und die Last auf mehreren Schultern verteilen müssen. Auf den Außenbahnen fehlt, wie oben schon erwähnt, weitere Verstärkung und auch die Innenverteidiger-Position sollte weiterhin im Fokus von Sportvorstand Markus Krösche sein. Tuta ist nun schon so lange in einem Formtief, dass man mittlerweile nicht wirklich beurteilen kann, ob es noch ein Tief ist oder er damals einfach überperformt hat. Die Krankheitswelle im Team, die frühe Verletzung von Kapitän Sebastian Rode, die vielen Ungewissheiten im Kader – es kann sich zum jetzigen Zeitpunkt eigentlich auch noch kein Team gefunden haben. Toppmöller wird wie jeder andere Trainer, der mit neuen Ideen und Konzepten zu einem Verein stößt, seine Zeit brauchen und diese sicherlich auch bekommen. In Bezug auf die Qualifikation für das europäische Geschäft hat der Trainer aber diese Zeit schlichtweg nicht. Die Eintracht sollte nächste Woche vor heimischen Publikum alles investieren, um die eigentlich höhere Qualität im Vergleich zum Gegner auch auf den Platz zu bringen. Nun steht jedoch zunächst noch das Spiel gegen den 1. FSV Mainz 05 an. Ein Spiel, bei welchem man insbesondere auswärts, in den letzten Jahren nicht allzu erfolgreich war. Um gegen die Mainzer eine echte Chance zu haben, werden die Hessen den Kampf annehmen- und in der Offensive deutlich kreativer agieren müssen, denn die Defensive der Mainzer wird es der SGE sicherlich noch schwerer machen, als die Defensive von Sofia, die eigentlich auch einige ungenutzte Räume anbot.

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11 Kommentare

  1. Inzwischen ist ja bekannt geworden, dass in der Mannschaft ein Grippevirus grassiert; auch bei Kevin Trapps Interview nach dem Spiel am Donnerstag konnte man das hören. Insofern bin ich nun vorsichtig optimistisch, dass das seltsam kraftlose Verhalten vieler Spieler damit zusammen hängt und es nun besser wird. Die Fragezeichen rund um die Außenbahnen, Tuta und natürlich Kolo bleiben aber trotzdem.

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  2. Gute Analyse!

    Ich denke dafür das wir uns noch in der Findungsphase befinden, waren die Ergebnisse trotz schlechter Leistung nicht schlecht. Ich rechne in Mainz mit nichts und lasse mich hoffentlich positiv überraschen!

    Sollten die Baustellen geschlossen werden (LV) und diese verdammte Transferphase rum sein (und wir wissen wer schlussendlich im Kader steht) erhoffe ich mir a) Ruhe und b) ein System welches eingespielt werden kann.

    Irgendwie hab ich das Thema Kostic noch nicht abgehakt; hier ist vielleicht aber auch der Wunsch Vater des Gedanken.

    Wir werden es sehen. Fussball ist halt was schönes… man schaue auf den VFB, gewinnen 5:0 gegen extrem schwache Bochumer und gestern gehen sie 5:1 unter.

    Ich wünsche ein schönes, erfolgreiches WE!
    Barth

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  3. Das war Vollgas Fußball von den Leipzigern!
    So was wünsche ich mir von Frankfurt.
    Und nicht nur Ballgeschiebe hinten rum.
    Potenzial hat die Mannschaft dazu.

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  4. @718s: Aber nur Vollgas in HZ 2 und u.a. Mit freundlicher Unterstützung des Herrn Nübel.

    War aber unabhängig davon, wirklich schön anzusehen.

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  5. Ich bin da wenig optimistisch bzgl der Grippe. Die Seuche geht nicht nur bei denen um.

    Nun gut, die Behelfs PK hat mir verschiedene Aspekte gezeigt, die mir vorher nicht so ganz klar waren. Ich verstehe zumindest, was Topmöller da macht und warum.

    Die Karre ist also (noch) hecklastig ausgelegt. Er will nicht alles auf einmal, sondern zunächst die defensiven Aspekte geklärt haben, bevor er die Balance nach vorne verschiebt.

    Okay, kann man machen. Wobei etwas Offensivpressing ja auch eine defensive Maßnahme sein kann. Oft auch ist (Aufbau unterbrechen).

    Ich bin nun kein Fan davon, bei eigenem 1:0 einem unterklassigen Gegner Handball um den eigenen 16er zu erlauben.

    Aber sein Plan, sein gutes Recht. Wir werden sehen….

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  6. @ffm71
    Das muss man aber noch klarstellen. Die Seuche geht um, korrekt. Aber natürlich nur bei der Gruppe, die meinte, sie vertraut da mal blind auf irgendwelche neuartigen Sachen.

    Ich habe seit Ende 2019 keine Seuche gehabt. Andere starke Menschen, die sich nicht haben verarschen lassen, haben auch keine Seuche. Schon komisch. Und jetzt kannst du mich titulieren wie du möchtest, es ist mir egal. Denn ich bin gesund!

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  7. Hey Laura, wie so oft sehr gute Analyse.

    Möchte mal zwei, drei Punkte aufgreifen.

    1. Toppmöller zeigt sich flexibel. Stimmt, das ist auch gut so und er hat auch die Möglichkeiten da der Kader sehr breit ist und Flexibilität hergibt. Diese Möglichkeit war in den letzten Jahren so nicht gegeben aber ganz klar, Daumen hoch an der Stelle.

    2. Toppi schwierige Kadersituation

    Das KANN so kommen, bislang jedoch hat er den komplettesten und qualitativ breitesten Kader aller Trainer bei Eintracht Frankfurt der letzten Jahre zur Verfügung.

    JEDE Position ist mit mindestens einem Spieler besetzt den man dort guten Gewissens stellen kann.

    Einzige Position wo man sich stand heute verstärken könnte ist links. Aber selbst da kann man, wie letzte Saison gesehen, Knauff hinstellen.

    3. Probleme in der Offensive

    Ja die sind augenscheinlich. Die Spiele gleichen sich, angefangen in der Vorbereitung. Wir spielen trotz hoher Qualität vorne wenige Chancen heraus. Das muss schnell besser werden und das ist nun der Job von Toppi.

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  8. Die möglichen Abgänge von Muani und Lindstrōm bringen natürlich Unruhe in die Mannschaft. Und verletzen möchten die sich auch nicht. Das wird sich aber in einer Woche erledigt haben. So oder so.

    Sollte Muani gehen, fände ich das sehr schade, weil er ein Unterschiedsspieler ist.

    Was mir aber schon in der Rückrunde aufgefallen ist: Unser Spiel ist immer mehr nur auf ihn zugeschnitten. Das macht uns berechenbarer.

    Ich glaube die Hinrunde der letzten Saison hat es gezeigt. Muani war noch nicht DER Star und wir waren variabel im Offensivspiel. Es hört sich vielleicht verrückt an, aber ein Abgang könnte uns dabei helfen, das Toreschießen wieder auf mehrere Schultern zu verteilen. Muani schießt aktuell aufgrund seiner Qualität zwar immer noch seine Tore, hat aber bei weitem nicht mehr die Räume und auch viel weniger Chancen.

    Das heißt jetzt nicht, dass ich für einen Abgang bin, weil sich unser Spiel auch mit Muani weiterentwickeln kann. Aber sollte er gehen, würde ich nicht unbedingt schwarz sehen. Zumal wir genügend Geld bekommen, um Ersatz zu holen. Unsere Verantwortlichen werden vorbereitet sein.

    Übrigens hatten wir gefühlt eine ähnliche Situation als Silva gegangen ist. Wie sich die Saison danach entwickelt hat, wissen wir alle.

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  9. @7

    Die Präventivverteidigung ist nicht nötig. Ich bin liberal, fast schon libertär. Was andere machen, oder lassen….nicht mein Bereich. So lange das nicht in meinen Bereich eingreift, geht es mich nix an.

    Viele Leute haben gerade grippale Infekte, sei es auf den Atemwegen, oder im Magen- Darm Trakt. Die hatten wir regelmäßig auch schon vor 2019 und die gehen auch nicht weg.

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  10. @9 das liegt aber daran, dass die beiden 10er im System seit einem halben Jahr kaum Torgefahr generieren. Götze und Lindström finden kaum Abschlüsse. Kamada war da noch der beste in der Kategorie was man ja auch an den Scorern sieht. Götze immerhin endlich mal wieder mit nem (Zufalls-)assist gegen Sofia. Bei Lindström geht ja schon seit einiger Zeit gar nix mehr in der Hinsicht.
    Ebimbe wäre mal interessant. Da geht spielerisch was verloren, dafür bekommst du mehr Punch und Direktheit vorne rein. Der bekommt eigentlich immer Schüsse im Spiel aufs Tor.

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