In der heutigen Ausgabe der Frankfurter Neuen Presse hat sich Klaus Veit mit der Stellungnahme der Eintracht Frankfurt Fußball AG zu den Vorfällen am Samstag auf dem Gelände des Waldstadions auseinander gesetzt. Gern veröffentlichen wir für euch den Artikel in voller Länge.

Der Warnschuss eines Polizisten, abgefeuert am Samstag auf dem Gelände des WM-Stadions, könnte ausgerechnet in der heißen Phase des Abstiegskampfes zur Zerreißprobe zwischen der Frankfurter Eintracht und ihren heißesten Fans werden. Denn die Stellungnahme des Fußball-Bundesligisten zu diesem Vorfall, verfasst nach der Auswertung der Berichte von Polizei, eigener Unternehmenssicherheit, Fanbeauftragten und Ultras, sorgte bei vielen betroffenen Anhängern für große Verärgerung. Sie hatten sich erhofft, dass die Eintracht zumindest andeutet, dass die Reaktion des Zivilbeamten hätte überzogen gewesen sein können.

In ihrer ungewöhnlich wachsweichen Pressemitteilung erklärte die Eintracht jedoch lediglich, dass sie „bedauert zutiefst die Vorkommnisse, die aus der Enttäuschung der Fans heraus nach der sportlichen Leistung in Mainz entstanden ist“. Bei früheren, halbwegs vergleichbaren Vorfällen, hatte sie sich durchweg stärker hinter das Vorgehen der Ordnungshüter gestellt.

Während die Polizei zunächst von „schweren Ausschreitungen“ gesprochen hatte, benutzte die Eintracht nun die Formulierung „es kam zu einer erheblichen Eskalation“, ohne genau darauf einzugehen, wer der Auslöser war. Die Ultras vertreten die Ansicht, dass der Beamte überfordert gewesen sei und zur Waffe griff, als sich die Lage bereits entspannt hatte.

Unumstößliche Fakten sind neben dem Warnschuss 19 Festnahmen. Den meisten wird unerlaubtes Eindringen aufs Stadiongelände vorgeworfen. Ob dem so ist, werden Juristen entscheiden. Eine Gruppe von rund 30 der insgesamt etwa 250 Ultras wählte zwar den kürzeren Weg über, beziehungsweise unter einem verschlossenen Tor hindurch, aber anscheinend waren nicht alle Tore geschlossen worden. Sie wollten zu einem vereinbarten Treffen mit der Mannschaft in der Nähe der Wintersporthalle, also auf der anderen Stadionseite.

Klaus Lötzbeier, bei Fan-Fragen verantwortliches Vorstandsmitglied, erklärte auf Anfrage, dass „wir keine Anzeigen gegen die vorübergehend Festgenommenen stellen werden. Das ist nicht vorgesehen.“ Ob Stadionverbote ausgesprochen werden, sei noch nicht entschieden.

Aus der Erklärung des Bundesligisten geht auch hervor, dass seine eigene Abteilung „Unternehmenssicherheit“ die Polizei gebeten hatten, bei der Rückkehr des Mannschaftsbusses am Stadion präsent zu sein. Die Ultras versicherten jedoch später, dass sie zwar die Spieler zur Rede stellen, aber weder ihnen noch dem Bus Gewalt antuen wollten. Die wenigen existierenden TV-Bilder zeigen keine einzige Gewaltaktion.

So sei die Frage erlaubt, was wäre passiert, wenn kein Polizist am Stadion gewesen wäre? Durchaus wahrscheinlich, dass es auf der Otto-Fleck-Schneise zu einer Sitzblockade vor dem anrollenden Mannschaftsbus gekommen wäre, dass Trainer und Spieler ausgestiegen wären, von den gefrusteten Anhängern zunächst beschimpft worden wären, ehe die Profis dann in einer sich ergebenden (hitzigen) Diskussion versichert hätten, alles zu geben, um in den verbleibenden zwei Spielen den drohenden Abstieg noch abzuwenden.

So aber kam es zur Eskalation, diverse Medien sprangen gerne auf den Zug auf, aus einem Warnschuss wurden Schüsse, aus gefrusteten Anhängern gewaltbereite Monster und aus einem eventuell überforderten jungen Zivilbeamten eine eigentlich tragische Gestalt. Die Polizei muss nun versuchen, das Misslingen einer von ihr gut gemeinten Aktion nicht zugeben zu müssen, die Ultras haben einen weiteren Grund, sich missverstanden und in die Ecke „Gewalttäter“ gedrängt zu fühlen.

Und mittendrin steht Eintracht Frankfurt, die sowohl die Polizei als auch ihre lautstärksten Fans braucht. Kein Wunder, dass die Erklärung in einem solchen Fall weicher als gewöhnlich ausfällt.

Von: Klaus Veit

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6 Kommentare

  1. Wollte eben im anderen Beitrag diesen Artikel schon verlinken, denn Klaus Veit gelingt es mal wieder am ehesten, nicht ins Vorurteil gegen eine der beiden Seiten zu verfallen. Schade dass nicht mehr Journalisten so wie er an Themen rund um die Fans herangehen. Leider reden da fast alle von Dingen, die sie selbst nie kennengelernt haben.

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  2. OUT OFF TOPIC:

    Frankfurter und Offenbacher kommen in eine Schlägerei, wobei jeweils 1 Fan ein Ohr abgerissen wurde. Diese konnten wieder angenäht werden – wurden allerdings vertauscht!

    Wochen später wurde der Frankfurter vom Chirurgen gefragt, wie es ihm geht.
    „Gut, aber das falsche Ohr sieht einfach scheiße aus.“
    „Da haben Sie es trotzdem noch gut erwischt. Der Offenbacher ist gestorben – das Ohr hat ihn abgestoßen!“ 🙂

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  3. Ich meinte zwar explizit seine Artikel zu „Themen rund um die Fans“, aber davon abgesehen würde ich den verlinkten Kommentar auch 1:1 unterschreiben.

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  4. Liebe SGE Fans!!! Bin seit 1976 SGE Fan und habe solche Ausschreitungen wie letzten Samstag noch nie bei Eintracht erlebt. Eintracht musste in letzter Zeit permanent Geldbußen an DFB bezahlen. Und nun drohen schlimmere Strafen. Das hilft absolut NULL der SGE!! Und ich finde es auch oberpeinlich als waschäschter Frankfurter!! Bitte unterlasst in Zukunft sowas!! Ich kann zwar den ganzen Frust verstehen (bin ja auch nur noch am kotzen), aber derartige Massnahmen bringen absolut nichts! Im Gegenteil! Es wirft NUR negatives Licht uff SGE und Frankfurt!!!!

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