Zum Inhalt Zum Hauptmenü

Wieder einmal enttäuschte Gesichter nach der Partie. Die Eintracht verliert auch in Berlin und steckt inzwischen in einer echten Krise. (Bild: imago images / Jan Huebner)

Eintracht in der Krise

Nach dem erwartbaren Ausscheiden in der Champions-League unter der Woche gegen Neapel, ging es für die Eintracht darum gegen Union Berlin zumindest in der Liga schnell zurück in die Erfolgsspur zu finden. Trotz ordentlicher ersten Halbzeit standen die Frankfurter am Ende mal wieder mit leeren Händen da. Aus einer Phase, für die man Erklärungen und Entschuldigungen suchte, ist inzwischen eine handfeste Krise geworden. Die SGE befindet sich mal wieder im Rückrunden-Sturzflug und die Suche nach Lösungen fällt auch Trainer Oliver Glasner inzwischen immer schwerer. SGE4EVER.de hat das Spiel wie immer noch einmal analysiert:

Eine gute Halbzeit reicht nicht

Das Spiel gegen Union Berlin ist im Grunde wie viele der letzten Spiele schnell analysiert. Man startet gut in die Partie, erspielt sich in der ersten Halbzeit sogar einige gute Tormöglichkeiten, die man einmal mehr nicht zu nutzen weiß und bekommt dann in der zweiten Halbzeit ein dämliches Standard-Gegentor und hat dem Rückstand dann nichts mehr entgegenzusetzen. Die Mannschaft schafft es nicht über 90 Minuten ein gutes Spiel abzuliefern. Gute Phasen in einem Spiel reichen schlichtweg nicht. Das Gegentor nach einem Eckball aus dem Nichts hat den Hessen einmal mehr den Stecker gezogen, ein richtiges Aufbäumen war danach nicht mehr zu erkennen und spätestens nach dem amateurhaft verteidigten zweiten Gegentreffer war das Spiel dann auch endgültig gelaufen. Ein einfacher Abschlag des gegnerischen Torhüters, den der Union-Angreifer gegen Tuta und Hrvoje Smolcic, die beide nicht gut aussahen, dann tatsächlich zum Tor verwerten kann, weil ausgerechnet der sonst so starke Kevin Trapp den Ball auch noch durch die Beine bekommt. Die SGE hat nicht nur kein Glück, sondern es kommt inzwischen auch noch Pech dazu. Union Berlin hat sich im Grunde über das gesamte Spiel keine echte Torchance herausgespielt und konnte trotzdem zwei Treffer erzielen.

Die individuellen Fehler sind eine Frage der Qualität

Die Eintracht leistet sich seit der Rückrunde in jedem Spiel mehrere individuelle Fehler, die sofort mit Gegentoren bestraft werden. Die Standard-Gegentore, schlechtes Verteidigungsverhalten und leichtsinnige Abspielfehler – für Trainer Glasner inzwischen längst kein Pech mehr, sondern vielmehr eine Frage der Qualität. Eine harte Aussage, die aber im Grunde der Wahrheit entspricht. All diese Gegentore sind nichts, was man trainieren oder durch taktische Anweisungen verhindern kann. Die Fehler sind so eklatant und in ihrer Häufigkeit bezeichnend dafür, dass die Qualitätsfrage durchaus angebracht ist. Zudem passieren diese Fehler völlig unabhängig von der Aufstellung in der Defensive. Ob mit oder ohne Routinier Makoto Hasebe, ob mit oder ohne Evan N´Dicka, ob mit Vierer- oder Fünferkette. Die Abwehr ist in jeglicher Formation in jedem Spiel für grob fahrlässige Fehler prädestiniert, die auf diesem Niveau eben eiskalt bestraft werden. Natürlich kann man in diesem Kontext auch Sportvorstand Markus Krösche kritisieren, der es sowohl im vergangenen Sommer, als auch im Winter versäumt hat, hier adäquate Alternativen zu verpflichten. Der Wegfall von David Abraham und das Karriereende von Martin Hinteregger konnten nie kompensiert werden und doch konnten die Frankfurter mit den gleichen Spielern in der Hinrunde zwischenzeitlich auf dem zweiten und am Ende auf dem vierten Tabellenplatz landen. Hier kommen schlussendlich die Probleme in der Offensive zum Tragen. Mit elf Gegentoren steht man in der Rückrundentabelle auf einem soliden siebten Tabellenplatz, während zehn eigene Tore Platz 10 bedeuten. Es ist auffällig, dass die Offensive die defensiven Probleme aktuell nicht mehr kompensieren kann. Einziger Lichtblick in Berlin: Die Adlerträger konnten in der ersten Halbzeit endlich überhaupt mal wieder eigene Chancen kreieren, auch wenn es am Ende ohne Torerfolg blieb.

In der Krise

Sieben Auswärtsspiele ohne Sieg, die letzten fünf Partien drei Niederlagen und zwei Remis. Nur vier Teams haben in der Rückrunde weniger Punkte als die Eintracht geholt. Die Hessen stecken inzwischen in einer handfesten Krise. Es ist auch mehr als eine reine Ergebniskrise, denn im Vergleich zur Hinrunde ist die Mannschaft nicht mehr zu erkennen. Viele individuelle Formkrisen, fehlendes Selbstbewusstsein und keine Leichtigkeit mehr. Irgendetwas ist mit dieser Mannschaft passiert und bisher findet auch Glasner keine Antwort auf die Misere. Die Ursachen könnten vielschichtig sein, wenn auch nur reine Spekulation: Sind zu viele Spieler mit möglichen Wechselgedanken beschäftigt (bei Daichi Kamada und N´Dicka ist es zumindest naheliegend)? Überträgt sich die Unruhe rund um Axel Hellmann oder andere interne Baustellen auf die Mannschaft? Gibt es wirklich ein Problem zwischen Glasner und Krösche? Stimmt es vielleicht grundsätzlich nicht in der Mannschaft? Wenn man an den Europa-League-Sieg zurückdenkt, hatten die Frankfurter sicherlich nicht die Mannschaft mit der höchsten Qualität und der Kader war im Vergleich zum heutigen sogar deutlich schlechter, jedoch darf man das Kollektiv und den Zusammenhalt nicht unterschätzen. Spielertypen wie Goncalo Pacienca oder Stefan Ilsanker waren enorm wichtig für das Binnenklima im Team. Sie haben ihre Rolle vorbildlich akzeptiert und trotzdem großen Anteil am Erfolg gehabt.

Zu wenig Rotation

Der jetzige Kader wird zudem in der Breite kaum genutzt. Glasner setzt im Grunde immer auf dieselben Spieler und kann so keinen Konkurrenzkampf entfachen. Bei der aktuellen Abwehrleistung ist es beispielsweise nur schwer zu verstehen, weshalb Almamy Touré überhaupt keine Rolle mehr spielt. Faride Alidou oder Paxten Aaronson könnten deutlich mehr Spielzeit erhalten, denn aktuell ist weder Mario Götze noch Kamada in sonderlich guter Form. Selbst Lucas Alario konnte gegen Berlin nach Einwechslung mehr Gefahr ausstrahlen und hätte mehr Spielzeit verdient. Es ist müßig über mangelnde Qualität im Kader zu diskutieren, wenn die vorhandenen Spieler so wenig Spielpraxis haben, dass sie sich kaum entwickeln können. Union-Trainer Urs Fischer hat sicherlich nicht die individuell besseren Spieler, hat aber am Sonntag gleich auf fünf Positionen rotiert und nimmt einen Qualitätsverlust für die Frische in Kauf. Viele Spieler in Reihen der Frankfurter wirken seit Wochen überspielt und eine Denk- und Verschnaufpause wäre angebracht. Wenn man Glasner etwas vorwerfen will, dann sicher genau das. Er hat seinen Kader bisher kaum genutzt und hält zu lange an Spielern in der Formkrise fest. Ihm fehlt die Konsequenz – vielleicht ist mit seiner denkwürdigen Pressekonferenz nach der Partie nun jedoch der Wendepunkt erreicht.

Ein Weckruf zur rechten Zeit?

Wer Glasner die letzten Jahre verfolgt hat, weiß, dass er so noch nie war. So wütend hat man ihn bisher nie gesehen. Er hat sich lange vor seine Mannschaft, vor jeden Einzelnen gestellt, aber seine Geduld scheint aufgebraucht zu sein. Dieses öffentliche Anzählen der eigenen Mannschaft kann ein Trainer im Grunde genau einmal machen und vermutlich hat sich Glasner auch sehr bewusst für dieses Stilmittel entschieden. Er möchte sein Team wachrütteln, die Spieler am Ehrgeiz packen und nun Härte demonstrieren, da das ständige Schützen bisher ohne Erfolg blieb. Glasner ist ein kluger und erfahrener Trainer und er wird wissen, was seine Mannschaft aktuell braucht und vielleicht ist so ein Weckruf genau das, was das Team nun braucht, um am Ende nicht auch noch die Qualifikation zur Europa-League zu verspielen. Die Champions-League-Plätze sollten vorerst Geschichte sein – der Blick geht nun nach hinten, denn mit Wolfsburg und Leverkusen punkten die Jäger erfolgreich und die SGE wird sich keine lange Schwächephase mehr erlauben dürfen. Bei all der Qualität, die eigentlich in der Mannschaft steckt – gerade im Vergleich zu den letzten Jahren, ist es umso enttäuschender, dass es eine solche Entwicklung genommen hat, jedoch geht es nun einzig und allein darum, die Europa-League zu sichern. Nach der Länderspielpause wird ein Sieg gegen Bochum daher absolute Pflicht sein und auch im DFB-Pokal sollte man noch einmal alles in die Waagschale werfen, denn sonst könnte es tatsächlich noch ungemütlicher im Frankfurter Stadtwald werden.

 

Weitere Artikel

14 Kommentare

Fallback Avatar 1. transzendierer 21. März 23, 07:10 Uhr

Wie immer sehr präzise Analyse von Laura, die alle wichtigen Punkte benennt, die in den Debatten der letzten Tage gefallen sind. Rode hatte ja auch letztens darauf hingewiesen, dass kein Druck von der Bank käme. Das war eher an die Ersatzspieler gerichtet. Ich fand, Alario war in den 25 Minuten aktiv, vielleicht sollte er gerade gegen Bochum mit Kolo Muani mal ran. Auch Jakic hätte ich mir gewünscht, da er ein Mentalitätsspieler ist und manchmal verrückte Sachen macht.

Die Abwehr macht Fehler, ja, aber wenn Randal, Daichi oder Borré in der ersten Halbzeit vorne das 1-0 machen, dann wird auch die ganze Mannschaft sicherer.

Außerdem fehlt mir die Kompaktheit. Als ich Gilloise gegen Union gesehen habe, dachte ich, ja, so muss man gegen eine spielerisch beschränkte Mannschaft spielen: als Mannschaft komplett verschieben, pressen, stressen, zu Fehlern zwingen. Aber diese Dynamik gibt es bei uns gerade nicht, dazu keine Vertikalpässe, keine gemeinsame Bewegung auf dem Feld.

Dafür muss nun das Trainerteam Lösungen finden. Es steht in der Verantwortung. Die Probleme Hellmann/Holzer und Glasner/Krösche (so es sie gibt) sollten überhaupt keine Rolle spielen bei einer Fußballmannschaft.

4
Fallback Avatar 2. Peru 21. März 23, 07:30 Uhr

Vielleicht setzt sich auch mal der Mannschaftsrat zusammen und redet Tacheles. Der Trainer gibt die Richtung vor. Die Mannschaft folgt.
Es ist keine Zeit mehr für Eitelkeiten und Befindlichkeiten. Der Patient Eintracht Frankfurt ist krank und es gilt, schnellstmöglich Heilung herbeizuführen.
Also MÄNNNER, auf gehts. Pressen, kämpfen und siegen.

3
Fallback Avatar Der User hat SGE4EVER.de finanziell unterstützt, als es um den großen Relaunch 2024 ging. 3. SchobbeindeKopp 21. März 23, 07:31 Uhr

Ich schließe mich meinen beiden Vorrednern an.

Wir werden die Kurve bekommen, da bin ich mir sicher.
Ich verstehe auch nicht, warum Glasners menschliche und nachvollziehbare Reaktion in den Medien so hochgehängt wird. Es ist sein gutes Recht sich nicht öffentlich zu äußern und die Probleme dann intern klar anzusprechen.
Vor der Saison haben viele hier im Forum von den internationalen Plätzen am Ende der Saison gesprochen, mit dem Zusatz "ob es für die CL reichen wird, oder EL, werden wir dann sehen".
Ja, wir haben jetzt in der CL gespielt.
Ja, auch ich finde die CL geil.
Ja, die CL bringt expotentiell mehr Geld als die EL.
Jedoch bleibe ich für mich dabei kleine Schritte nach vorne zu gehen und da gestehe ich meiner Eintracht auch eine Formkrise, die sie aktuell hat, zu.
Probleme gehören angesprochen und gelöst. Wenn diese sechs Spiele andauern, dann ist das nicht schön, aber auch kein Weltuntergang.
Auch als nicht Übermannschaft, sind und bleiben wir Europas beste Mannschaft.
Jetzt gilt es sich in der spielfreien Zeit zu sammeln und gestärkt anzugreifen.
Auf jetzt!

7
Avatar Der User hat SGE4EVER.de mit mind. 100 € finanziell unterstützt, als es um den großen Relaunch 2024 ging. Ob Stehblock, VIP-Loge, Currywurst oder Handkäs-Häppchen - Hauptsache SGE4EVER.de! Denn der User unterstützt das Onlinemagazin mit einem monatlichen oder jährlichen Betrag und genießt zudem besondere Vorteile: Werbefreiheit, Gewinnspiele etc. 4. Block42 21. März 23, 07:45 Uhr

Gute Zusammenfassung! In der WM Pause und besonders zum Jahreswechsel hat Krösche es gesagt: die Vergangenheit zählt nicht mehr, wir müssen nach vorne schauen und weiter erfolgreich sein. Hat er damals schon gespürt, dass es in die falsche Richtung geht oder irgendwas nicht rund läuft?
Bei Platz 6 zu diesem Zeitpunkt kommt mir das Wort Krise zu früh, aber das ist wahrscheinlich die über Jahrzehnte liebgewonnene Eintrachtbrille, mit der man alles etwas schöner sieht und solche Phasen mehr als gewohnt ist!

4
Fallback Avatar 5. sge2785 21. März 23, 08:06 Uhr

Der Hauptschuldige für die Abwehrproblematik ist Martin Hinteregger. Budget war verplant als er seinen Geistesblitz hatte. Wieso eigentlich nicht schon im April? Nun ja, hing vermutlich doch mit seinem hochintelligenten Schobbe-Cup zusammen. Das Loch in der Abwehr ist auf Strecke zu groß. Nicht Krösche, nicht Glasner, Hinti.

72
Avatar 6. vor11 21. März 23, 08:15 Uhr

Heute titeln mehrere Medien über ein Interesse von Tottenham an Glasner.
Wenn sich die Trainer-Diskussion nun auch noch anheizt und Glasner keine klare Aussage trifft,
dann werden die nächsten Wochen noch ungemütlicher!
Gefühlt jedes 2. Jahr das selbe in der Rückrunde, Kovac - Bayern, Hütter - Gladbach, Glasner - ???
In einem anderen Beitrag hat es ein User auf den Punkt gebracht: z.B. Freiburg und Streich / Union und Fischer, da werden Nägel mit Köpfen gemacht und in Ruhe weitergearbeitet. Bei uns ist eine Saison mal Ruhe und dann geht das gleiche Theater wieder von vorne los.
Die Diva ist nicht abgeschafft, sie wird in uns immer weiterleben.

2
Fallback Avatar 7. schurschikhan 21. März 23, 10:50 Uhr

Na ja, wenn man die ganze Zeit seinen Fehlpässen hinterherlaufen muss, ist man halt irgendwann platter als die Gegner. Oder?

So ganz bin ich auch nicht mit der Aussage einverstanden, dass die Qualität letzte Saison schlechter war. Mit Kostic hat man seinen besten (Unterschieds-) Spieler verloren, der in Kombination mit N'Dicka ein saustarkes Duett gebildet hat. Daneben Hinti als starker Innenverteidiger, der etwas Körperlichkeit reingebracht hat, die aktuell fehlt und mit Abstrichen im Prinzip nur von N'Dicka, Muani und Rode auf den Platz gebracht wird.

Ich erinnere nur an die Welklasseleistung von Kostic und Hinti in Barcelona. Gefühlt haben die beiden das Spiel "alleine" gewonnen.

4
Avatar Ob Stehblock, VIP-Loge, Currywurst oder Handkäs-Häppchen - Hauptsache SGE4EVER.de! Denn der User unterstützt das Onlinemagazin mit einem monatlichen oder jährlichen Betrag und genießt zudem besondere Vorteile: Werbefreiheit, Gewinnspiele etc. 8. Marie 21. März 23, 11:58 Uhr

Treffender Artikel, die Frage ist: Wie führt der Weg heraus, aus der Krise?
Am 31.03. vs. Bochum oder 4 Tage später im Pokal vs. Union?
Ich befürchte, eher nicht.
Bochum kommt mit breiter Brust, 2 Siege in Folge, gegen namhafte Gegner, ohne Gegentor, es war sehenswert, wie die den FC zu Hause "zerlegt" haben. Tuta gelb gesperrt. Nationalspieler auf Reisen, kommen teilweise (Borre Kamada) erst 30.3. zurück. Max nach gutem Start zuletzt auch mit Problemen.
Revanche vs. Union im Pokal?
Gefühlt hat unsere Krise mit der Verletzung von Ebimbe begonnen, Verletzung Lindström hat diese noch verstärkt, was gibt Hoffnung?

8
Fallback Avatar 9. kenny11 21. März 23, 13:03 Uhr

Es liegt nicht nur an der Qualität. Vielleicht mal in Freiburg und bei Union nachfragen. Da habe ich noch nie ein lamentieren vernommen. Auch hat sich die letzten Jahre kaum jemand von der Jugend aufgedrängt. Das Thema ist nicht leicht zu beantworten, nur es an der Qualität festzumachen halte ich zu kurz gedacht.

3
Fallback Avatar 10. Olga 21. März 23, 13:08 Uhr

Die Eintracht hat nun über Jahre am Zenit gespielt. Es wurde im Grunde genommen (fast) das Maximum des Möglichen herausgeholt.

Tolle Arbeit vieler (insbesondere der Entscheider im sportlichen Bereich) war hierfür die Grundlage.

Die Prioritäten waren genau so wie es der heutige Fußball erfordert.

Schnelle Spieler, dynamische Spieler, Durchsetzungsvermögen…zudem eine verlässliche, stabile Achse im Zentrum.

Wir haben das besser erkannt und umgesetzt als viele der Konkurrenten und sind deshalb in Rekordgeschwindigkeit vom Abstiegskandidaten zum ernsthaften Konkurrenten um Europa/CL mutiert.

Darüberhinaus haben wir selbst gegen die stärksten Gegner in Pokalwettbewerben Paroli bieten können, egal ob Bayern, Barca oder Chelsea. Wir waren mit unserem überfallartigen und schnellen Konterspiel für jeden gefährlich und deswegen auch gefürchtet, so dass die Gegner gegen uns nie mit „Mann und Maus“ stürmten sondern stets eine Absicherung hinten ließen was uns bzw. unserer Defensive natürlich sehr zu Gute kam.

Wie schon geschrieben ging es immer weiter nach oben…und nun haben wir, zumindest in meinen Augen, zum ersten Mal eine Phase in der wir gefühlt deutlich weniger bringen als wir eigentlich könnten.
Sicher auch in anderen Jahren hatten wir Phasen in denen es nicht so lief aber 1. waren die in der Regel nicht so lange wie die aktuelle und 2. haben wir heute eine Mannschaft die vom Potential her nochmal über denen der letzten Jahre anzusiedeln ist.

Wir sind breiter besetzt als letztes Jahr weshalb wir nicht mehr mit nur 11 oder 12 Spielern spielen müssen wie in der vergangenen Rückrunde, wo die Spieler auf dem Zahnfleisch gingen und alle Kraft in den Cup setzten.

Trotzdem läuft es nicht wirklich und damit meine ich nicht die Ergebnisse sondern die Spielweise an sich! Die ist nicht mehr schnell und dynamisch also Eintrachtlike wie in der Hinrunde oder den Jahren zuvor.

Woran liegt das?

Ist es wirklich so, dass Kamada und N’Dicka mit ihrer mäßigen Leistung, weil möglicherweise/angeblich mit dem Kopf woanders, hieran großen Anteil haben?

Warum trifft das dann gefühlt nur uns? Spieler von Freiburg, Union oder anderen Konkurrenten führen sicher auch Gespräche mit anderen Vereinen und bei denen läuft es auch.
Daher würde ich das eher vernachlässigen.

Was jedoch augenscheinlich ist, ist dass sehr viele Spieler gleichzeitig unter Normalform spielen und das seit Wochen und das gibt mir zu bedenken denn dann liegt das in der Regel nicht an den Spielern!

Ich bin seit eh und je großer Glasner Fan, hatte jedoch zuletzt die Gedanken, dass Glasner möglicherweise etwas verändert hat am Spielsystem. Lässt er zB defensiver spielen weil er die Verteidigung entlasten möchte? Somit würden die Offensivstärken vieler Spieler (unsere meisten Spieler haben ihre Stärken in der Offensive) beschnitten so dass sie nicht mehr die bekannte Leistung bringen können.
Aber nein, den Gedanken verwarf ich, denn Glasner hat nach spätestens drei, vier Wochen immer die richtigen Schlüsse gezogen wenn etwas nicht lief und dann kleine Schrauben gedreht, so dass das große Ganze wieder ins Lot kam.

Was ist es dann? Warum spielen wir seit Wochen überwiegend schwach, langsam und in die Breite, was auch der Grund ist, weshalb wir (außer jetzt gegen Union und teils gegen Wob) kaum mehr klare Chancen kreieren.

Ist es die Defensive, die Unsicherheit ausstrahlt und alles beeinflusst? Nein auch das glaube ich nicht, da es dieselbe Defensive ist wie in der Hinrunde auch.

Die Offensive ist glaube ich der Ansatzpunkt und das sehe ich tatsächlich anders als der Coach, mit dem ich ansonsten eine gefühlte Schnittmenge von 200 % habe.

Was ist anders als in vielen Spielen der Hinrunde und zum letzten Jahr?

Für mich ist wie oben beschrieben Geschwindigkeit elementar wichtig im Fußball und da waren wir top besetzt auf Außen und in der Mitte!

Und jetzt? Gegen Union hatten wir dort keinen Knauff, keinen Ebimbe (verletzt), keinen Lindström (verletzt), keinen Kostic (weg)…

Wir hatten folgende Spieler:

Kolo (sehr schnell)
Borre (Mittel)
Götze (Max Mittel)
Kamada (Mittel)
Buta (etwas mehr als Mittel)
Lenz (langsam)

Wir haben ein Tempothema!

Bis wir vorne sind kann der Gegner sich in aller Regel wieder stellen und das war in der Hinrunde nicht der Fall und auch nicht in den Jahren zuvor.

Gegen Union hatten wir einige gute Chancen, das Spiel klammere ich aus, wobei ich Union zuvor zwei Spiele gesehen habe und die momentan richtig schwach sind, aber die Spiele vor Union bis zum ersten Spiel nach der langen Pause generieren wir im Schnitt viel zu wenige klare Chancen! Und das liegt in meinen Augen wie geschrieben daran, dass uns in der Offensive das Tempo abgeht. Das führt dazu, dass wir nicht durchkommen, viel in die Breite spielen, Bälle verlieren und hierdurch öfter unter Druck geraten als zuvor. Und dann werden die Schwächen in der Defensive deutlich die wir vorher durch ein tolles Offensivspiel kaschieren konnten.

Ich glaube nicht daran, dass wir viele kleine Probleme haben, sondern dass wir ein großes Thema haben was sich auf fast alle Spieler auswirkt! Es macht uns zu einem gewöhnlichen Verein der mal knapp gewinnt und mal knapp verliert und nicht mehr zu den Verein den vorher selbst die stärksten Gegner gefürchtet haben.

Und das ist nicht ungefährlich denn der Weg von unten nach recht weit oben ist bei guter Arbeit kurz…etwas gutes kaputt zu machen geht wie man weiß in der Regel schneller.

Daher ist die Situation genauestens zu analysieren um die richtigen Schlüsse hieraus zu ziehen.

8
Fallback Avatar 11. sge2785 21. März 23, 14:17 Uhr

Das aktuell fehlende Tempo ist definitiv ein Problem auch wenn man sagen muss, dass wir mit Lindström nicht viel besser waren in der Rückrunde. Natürlich fehlte uns aber die Konterstärke speziell in den letzten Spielen. Das Hauptproblem bleibt aber, dass mit Hinti ein Spieler ging an dem Ndicka und Tuta sich hochzogen und vor dem die generischen Stürmer schon am Vortag die Hosen voll hatten. Die herausragende Offensive kann das Niveau (bei der Anzahl an Spielen) nicht konstant halten was menschlich ist. In dieser Phase fehlt dann eine stabile Defensive unter der Führung eines Leitwolfs der nicht auf die 40 zugeht und seine Auszeiten braucht.
Wenn Du vorne nur noch wenige Tore schiesst, dann darfst du hinten halt mal keine bekommen. In Wolfsburg schiessen wir zwei aber gewinnen nicht, gegen Stuttgart (letzter) schiessen wir eins aber spielen nicht zu Null (obwohl die ohne Stürmer angereist sind), gegen das Kölner Fallobst (Tigges und wie sie alle heißen) kassieren wir drei. Das meint Glasner und damit hat er recht. Selbstverständlich ist aber die Art und Weise falsch sowas öffentlich zu kommunizieren. Das unterscheidet OG von einem Jürgen Klopp, der seine Mannschaft auch dann (öffentlich) schützt, wenn er mit Milner oder 17 jährigen antreten muss und man von ihm erwartet um den CL Titel mitzuspielen. In Wolfbsurg verhielt sich Glasner ähnlich als es mal kurzfristig nicht lief. Das gilt es (unabhängig von seinen herausragenden Fähigkeiten) zu kritisieren. Er muss diese Themen intern ansprechen, nicht extern. Das sind die paar wenigen Prozentpunkte, die ihm (noch) fehlen im Vergleich zu Weltklasse Trainern. Hinzu kommt aktuell, dass das Selbstvertrauen und die Selbstverständlichkeit weg sind. Das sieht man an Spielern wie Götze, Sow, Kamada, Ndicka usw. Ob es mit fehlendem Fokus oder fehlendem Erfolgserlebnis zusammenhängt kann man nur spekulieren. Auffällig ist wie gesagt, dass wir Jahr für Jahr in der Rückrunde einbrechen. Warum weiß vermutlich niemand so genau. Seine Mannschaft öffentlich zu vernichten hilft aber i.d.R. nicht. Naja, nun wartet tatsächlich ein „Schicksalsspiel“ gegen Bochum. Wenn das nicht gewonnen wird, dann haben wir ein echtes Problem. Stand heute ist die größte Sorge, dass Hellmann sich nicht klar zur SGE bekennt.

10
Fallback Avatar 12. Olga 21. März 23, 14:39 Uhr

Grüß dich sge2785,

ich kann das von Dir geschriebene und von OG kritisierte total nachvollziehen.

Es ist ärgerlich wenn gefühlt jedes Spiel ein oder zwei kindische Fehler zu Gegentoren führen.

Weißt Du, ich glaube halt einfach nicht, dass wir mit dieser Mannschaft Spiele zu null gestalten können…Sicher, das ein oder andere mal, aber die Statik ist einfach nicht darauf ausgelegt, nachhaltig defensiv stabil zu stehen.

Warum?

Wir haben jeweils Aussenbahnspieler die ihre größten Qualitäten in der Offensive haben:

Knauff
Ebimbe
Buta

Max
Lenz (bei ihm ist es aufgrund der läuferischen Schwäche defensiv wie offensiv gleichermaßen mau)

Das heißt wirklich Defensive Stabilität ist auf den außen schonmal nicht zu erwarten.

Wie ist es im Zentrum?

—————-Kamada———Sow—————

Beide nicht wirkliche 6er!

Rode war hier immer gesetzt aber bei ihm merkt man nun zunehmend die körperlichen Strapazen.

Bleibt Jakic. Aber Jakic ist natürlich nach vorne bei weitem nicht der Faktor wie die oben genannten. Nichts desto trotz ihn könnte man stellen.

Beiertet mit der Aufstellung der oben beiden (favorisierten) ist klar, dass du auch durch die Mitte keine defensive Stabilität bekommst. Der Fokus sowohl auf außen als auch im Zentrum ist nach vorne gelegt und damit hatten wir brutalen Erfolg.

Nun klappt es nach vorne nicht mehr und schon bricht alles zusammen weil auch die Entlastung jetzt plötzlich fehlt.

Ich bin bei Dir, ein Typ a la Hinteregger fehlt aber auch klar ist, dass die Lücken zwischen Buta und Tuta (rechts) oder dem LM/LIV auch weiter bestehen würden durch die der Gegner kombinieren könnte.

Ich nehme das alles gerne auch in Kauf nur müssen wir eben wieder dahin kommen den Gegner deutlich mehr in dessen Defensive zu fordern, dann hören die vielen Angriffe durch die Gegner auch wieder auf und beschränken sich auf wenigere so wie in der Hinrunde oder in den zurückliegenden Spielzeiten.

Ich bin gespannt wie OG das hinbekommen kann, denn die Verletzungen einiger schneller Spieler tun weh. Das Puzzle bzw. die Balance passen nicht mehr und das wirkt sich in meinen Augen auf viele Spieler aus.

7
Fallback Avatar 13. sge2785 21. März 23, 15:09 Uhr

Servus,
ich gebe Dir recht, dass es nicht ausnahmslos an der IV liegt. Es fehlt ganz sicher u.a. auch ein richtiger 6er und das schon länger. Normalerweise müsste Sow ein "Box-to-Box" Spieler sein, der von einem defensiveren Akteur abgesichert wird. Spielt Kamada neben ihm, muss er selbst tiefer stehen. Sow war an der Seite von Gelson Fernandes stärker und aktuell ist es so, dass wir mit Rode viel gefestigter agieren. Ich bin außerdem der Meinung, dass es Jakic an Qualität fehlt, auch wenn er punktuell aushelfen kann. Als er für ihn Rode reinkam gegen Stuttgart waren wir schlagartig eine Klasse schlechter.
Trotz dieser Tatsache und weiteren Punkten bei denen ich Dir zustimme, wäre mMn nichts wichtiger als eine absolute Stütze in der Dreierkette. Es ist schon sehr auffällig, dass Tuta und Ndicka schlechter spielen seit Hinti (und auch Abraham) weg ist (sind). Hasebe ist in dem Alter nur eine Notlösung mangels Alternativen. Der Plan im Sommer hieß ja, dass Tuta in diese Rolle schlüpft. Dieser Plan ist gescheitert. Deshalb hätte man spätestens im Winter reagieren müssen, was scheinbar zu teuer war (St. Juste oder Lindelöf sollten eben deshalb kommen). Bin sehr gespannt wer außer Pacho im Sommer bei uns aufschlägt und das Kommando übernimmt. Wir haben außer Teilzeitarbeiter Rode und Torwart Trapp keinen Leader im Team. Hinti und Abraham waren solche Spieler und müssen ersetzt werden. Speziell in Krisenzeiten braucht es diese Typen.

3
Fallback Avatar 14. tschabum 21. März 23, 19:37 Uhr

Ich war schon Eintracht-Fan, als noch "Schädel-Harry" den Sechzehner beackerte. Und ich poste in diesem Forum gefühlt alle zwei Jahre. Aber ich lese regelmäßig ... wie viele hier. Denn wenn Laura ihre Zusammenfassung schreibt, sind meine Kommentare überflüssig. Manchmal packt mich der heilige Zorn, wie z.B. nach dem Spiel bei Union. Denn dann fällt es mir schwer, das verbale Maschinengewehr im Schrank zu lassen und ich bemühe mich, die Blitze anderweitig abzuleiten. Und das gelingt mir aufgrund der Gelassenheit des Alters i.d.R. ziemlich gut. Meint zumindest meine Frau. Auch weil ich weiß, dass ich mich in vielen Eurer Kommentaren wiederfinden werde. Und da bin ich wieder bei Laura. Vielen Dank an Dich, aber auch an alle aus Eurer Redaktion, die diese Plattform mit ihren Beiträgen beleben.
Heute aber mal explizit mein Dankeschön an den "Ballwechsel" zwischen "Olga" und "sge2785". Warum soll ich da meinen Senf dazugeben, wenn Ihr alle relevanten Themen auf den Punkt bringt?
Klar bin ich leidgeprüfter Anhänger. Und immer, wenn ich denke, dass die Diva in Rente ist, lacht sie mir ins Gesicht. Grrrmmmpffff ...
Hoffe auf Platz 6 am Ende der Saison. Wär echt schön. Und das Glasner irgendwie gehalten werden kann. Wie erleichtert bin ich, dass ihm endlich mal der Kragen geplatzt ist. Hellmann ist ohnehin schon weg. Und sowohl Holzer als auch Fischer sind für mich störende Nebengeräusche. Auf das Biotop Glasner + Mannschaft kommt es an. Wie schön wäre es, nächste Saison wieder europäisch zu spielen ...

1

Du musst eingeloggt sein, um einen Kommentar zu schreiben.

Weitere Artikel