Die Eintracht feiert mit ihrem Sieg über Stuttgart den Einzug ins Pokalfinale. Große Freude bei den Spielern und Verantwortlichen. Ist das womöglich das Ende der Krise? (Bild: imago images / Eibner)

Nach zuletzt neun sieglosen Spielen in der Liga musste die Eintracht im Pokal-Halbfinale gegen den VfB Stuttgart irgendwie den Schalter umlegen, um die letzte große Chance auf einen erneuten Finaleinzug zu wahren. Die Formkurve sprach eindeutig für die abstiegsbedrohten Stuttgarter, die seit dem Trainerwechsel zu Sebastian Hoeness wieder in die Spur gefunden haben. Nach der ersten Halbzeit, in der man erneut sehr mutlos und wenig entschlossen agierte und zudem noch einen 0:1-Rückstand hinnehmen musste, hat wohl kaum noch jemand im Umfeld der Frankfurter an ein Comeback geglaubt. Die Adlerträger straften ihre Kritiker allerdings lügen und zogen am Ende mit einer Willensleistung ins Pokal-Finale ein. SGE4EVER.de hat das Spiel wie immer noch einmal analysiert:

Wenig Überraschungen in der Startelf und ein gewohntes Bild

Wie oben schon angedeutet erinnerte die erste Halbzeit der Hessen an die letzten Wochen. Die Mannschaft war bemüht, aber so wirklich Durchschlagskraft konnte sie nicht entwickeln. Trainer Oliver Glasner entschied sich überraschend erneut für Kapitän Sebastian Rode in der Mittelfeldzentrale neben Djibril Sow und das obwohl er in der letzten Pressekonferenz noch berichtete, dass Rode sich nach seinem letzten Einsatz über die volle Distanz die ganze Nacht mit Krämpfen plagte. Und genau das sah man dem Routinier auch an: Er wirkte erschöpft, wenig spritzig und konnte das zum Teil hohe Tempo der Stuttgarter nicht mitgehen und wirkte bereits Mitte der ersten Hälfte völlig entkräftet. Glasner wollte vermutlich nicht auf seinen Leader verzichten, erhoffte sich, dass der Kapitän die Mitspieler mitreißen könnte, aber in dieser Verfassung konnte Rode an diesem Abend nicht helfen. Im Gegenteil: Da Rode schwächelte, kam auch Sow immer wieder in Bedrängnis und leistete sich ein ungewohnt fahriges Spiel. Durch die fehlende Kontrolle im Mittelfeld war es für Stuttgart leicht die eigene Geschwindigkeit auszunutzen und die Pressingversuche der SGE zu überspielen. Völlig verdient, wenn auch erneut mit dem allerersten Torschuss, ging der VfB dann auch folgerichtig in Führung. Junior Dina Ebimbe, der auf der rechten Außenbahn für Aurelio Buta in die Formation rückte, konnte auf seiner Seite keine Akzente setzen und wirkte etwas verloren. Vorne bemühten sich Randal Kolo Muani, Mario Götze und Daichi Kamada zwar, aber sie waren ähnlich harm- und glücklos wie schon die letzten Wochen. Zur Halbzeit konnte man sich bei Keeper Kevin Trapp bedanken, dass der Rückstand nicht noch höher ausgefallen ist, denn Trapp rettete die Eintracht noch mehrfach vor einem weiteren Gegentreffer.

Die Auferstehung in der zweiten Halbzeit

Glasner reagierte noch in der Halbzeit auf die Erschöpfung von Rode und brachte Buta für ihn in die Partie. So konnte Ebimbe in die Zentrale rücken und Buta den Part auf der rechten Außenbahn übernehmen. Diese Änderung veränderte die Statik des Eintracht-Spiels enorm. Mit Ebimbe hatte man nun endlich wieder Zugriff in der Zentrale, Buta sorgte gleich für offensive Akzente und das Team wirkte insgesamt sofort griffiger und entschlossener. Die Halbzeit-Ansprache des Trainers hatte in jedem Fall ihre Wirkung nicht verfehlt und der frühe Ausgleich durch Evan N´Dicka, der nach Vorarbeit von Kolo Muani einfach mal draufhielt, sollte den Frankfurtern endlich die Überzeugung und den Mut zurückbringen. Im Anschluss war es dann Kamada, der sich einfach einmal ein Herz fasste und aus der Distanz abzog. Der Schuss ins Glück, denn sein Schuss bedeutete die Führung für die SGE und somit war das Spiel gedreht. Ausgerechnet Kamada und N´Dicka, die in den letzten Wochen immer wieder zurecht kritisiert wurden, da ihre Leistung so schwach war, dass der Eindruck entstehen konnte, dass sie aufgrund ihrer bevorstehenden Wechsel längst nicht mehr alles für die Eintracht geben. Noch viel wichtiger als die Tore der beiden waren jedoch die Reaktionen der Mitspieler. Egal ob Lucas Alario, der komplett außen vor zu sein scheint oder Raffael Borré – auch die Auswechselspieler rannten zum Jubel zu den Torschützen und die Mannschaft sendete ein eindrucksvolles Lebenszeichen. Was auch immer die letzten Wochen geschehen ist und mit dem Team los war, es scheint noch oder wieder zu stimmen in den Reihen der Frankfurter.

Und schon wieder ein Finale

Die Entwicklung der Eintracht in den letzten Jahren ist einfach phänomenal. Nach dem Pokalsieg 2018, dem Europa-League-Titel im vergangenen Jahr, stehen die Frankfurter nun tatsächlich schon wieder in einem Finale und können den dritten Titel in sechs Jahren einfahren. Die SGE hat sich zu einer echten Turniermannschaft entwickelt, die in den entscheidenden K.O.-Duellen immer auf dem Punkt da zu sein scheint und sich in diesen Spielen zu Höchstleistungen motivieren kann. Natürlich war auch in diesem Spiel insbesondere die erste Halbzeit sehr schwach und die zweite Halbzeit alles andere als perfekt, aber es ist schon ein mentaler Kraftakt in der momentanen Lage den Rückstand tatsächlich noch zu drehen und rechtzeitig zurück in die Spur zu finden. Es könnte ein Befreiungsschlag zur rechten Zeit gewesen sein, denn nun bleiben den Adlerträgern noch vier Wochen, um am 3. Juni auf den Punkt genau da zu sein, wieder zurück zu alter Stärke zu finden, um dem spielerisch starken Finalgegner im Vergleich zu Freiburg im Halbfinale Paroli bieten zu können. Die SGE aus der Hinrunde kann das in jedem Fall und hat auch mehrfach bewiesen, dass sie ein ebenbürtiger Gegner sein kann, aber dazu bedarf es eben einer großen Leistungssteigerung. Glasner wird nun gefordert sein über die Liga, die ja aktuell ebenso noch die große Chance der Qualifikation für das internationale Geschäft bietet, die Mannschaft zurück in die alte Form zu führen. Die Euphorie rund um das Endspiel könnte dabei helfen, nun noch einmal gemeinsam alles zu investieren und einen neuen Glauben und eine neue Überzeugung zu entwickeln. Ein weiterer Titel für die Eintracht innerhalb so kurzer Zeit wäre einfach ein weiterer riesengroßer Meilenstein in der Entwicklung der Hessen. Zudem wirkte auch Glasner, der zuletzt berechtigterweise viel Kritik einstecken musste, nach der Partie sichtlich gelöst. Sein Diver, das Feiern mit den Fans, die ihn mit Sprechchören feierten, es schien ein bisschen so, als ob nicht nur die Mannschaft wieder auferstanden wäre, sondern auch ihr Coach.

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7 Kommentare

  1. ich sag es mal so….eine schwalbe macht zwar noch keinen sommer aber es wird spürbar wärmer

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  2. „Ein erst zwölfjähriger Spanier brachte die Wende“ – oder eine ganz persönliche Halbfinalanalyse

    Wie fast jeden Mittwochabend gab’s ab sechs eine Stunde Yoga in meinem Sportstudio. Nach dem ersten anschließenden Saunagang fragte mich dann ein Mitsportler, ob ich nicht jetzt vor den Fernseher müsste. „Nee, die Vorberichterstattung spare ich mir. Entspannung vor dem Spiel ist wichtiger.“ Also zwei weitere Gänge und dann rechtzeitig vor der Glotze. Anderthalb Tassen Kräutertee, Schokolade, ein alkoholfreies Weizen und Erdnüsse im Teigmantel reichten dann bis zur Halbzeitpause, in der es mir mit dem Spiel auch irgendwie reichte. Der übliche WhatsApp-Dialog mit meinem Schwager war natürlich auch schon im Gange. „Wollen die Adler nicht ins Finale?“

    Für mich als Zuschauer aus der Ferne bot sich nur noch eine Hilfe an, ein zwölfjähriger Spanier musste rein – goldbraun, aus der Region La Mancha, ohne hohe Gehaltsforderungen aber mit viel Qualität – auch wenn er immer nur 38% bringt. Und diesmal reichten diese voll und ganz, denn schnell war nicht nur der Ausgleich erzielt sondern das Spiel vom bis dahin schlechtesten Adler gedreht, der dann zusammen mit unserem Juwel noch einen draufsetzte. Ein Gegentor und eine unbestimmte Menge spanischer 38% später war’s dann geschafft – Finale, olé!

    Aber liebe Adler, eins könnt ihr euch merken: Ich werde meine Leber nicht für euren Erfolg opfern. Ihr könnt auch sicher zwei (!) prima Halbzeiten spielen, wenn ihr das wirklich wollt, und ganz ohne hochprozentige Remote-Unterstützung!

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  3. Die Geschichte um Rose dreht sich nicht nur um das Stuttgarter Spiel. Wenn man sein Spiel genau beobachtet, wie ich es in den vergangenen Monaten getan habe, kann Rode leider nur selten auf Bundesliga-Niveau spielen, sowohl offensiv als auch defensiv. Er ist jetzt ein bisschen wie Timmy geworden. Er kann es über kürzere Zaubersprüche tun, aber nicht mehr.
    Wir haben ohne ihn und mit einem ordentlichen Sechser wie Ebimbe gespielt, in der letzten halben Stunde gegen Gladbach und in der zweiten Halbzeit an diesem Mittwoch. Der Unterschied ist offensichtlich. Mit Seppl auf dem Platz waren wir wie ein Mann, oder zumindest ein halber Mann minus. Das kann natürlich ausschlaggebend sein, da andere Spieler dann versuchen, das auszugleichen, und das Ergebnis ist das, was wir in der zweiten Saisonhälfte gesehen haben.
    Ich habe keinen Zweifel, dass OG all dies schon früher erkannt haben muss. Er hat bisher nicht gespielt, da Seppl der Kapitän und ein legendärer Spieler ist. Gegen Stuttgart zog er schließlich zur Halbzeit die Fäden. Es war kein reines Glück mit dem ersten Tor, gefolgt von weiteren in der zweiten Halbzeit, wie Rode andeutet, sondern eine andere, komplette Mannschaft ohne ihn und mit mehr Intensität und Rhythmus auf beiden Seiten des Feldes.

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  4. Ich halte sowohl Rode als auch Hasebe für wertvolle Spieler. Leider können beide nicht mehr so viele Spiele am Stück spielen wie sie es zuletzt getan haben. Das muss man akzeptieren und darf ihnen das nicht negativ ankreiden, beide geben aber alles und sind damit ein Vorbild für alle.

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  5. @ knorzkopp
    Stimmt, wollte Seppl gar keinen Vorwurf machen. Im Gegenteil, er ist eine Eintracht-Legende und sollte entsprechend behandelt werden. Fakt ist aber, dass er im Winter in vielen Spielen eine Belastung war.
    Makoto kann immer noch beitragen, teilweise aufgrund seiner Position.

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