Die Spannung steigt minütlich. In Frankfurt ist das Europa-Cup-Fieber in jeder Ecke zu spüren. Erscheint die Teilnahme an diesem Wettbewerb für Teams wie den FC Schalke 04 oder Bayer Leverkusen als Strafe, so ist dies bei Eintracht Frankfurt ganz anders. Die Europa-League als Highlight, welches man sich hart in 34 Bundesliga- und 2 Qualifikationsspielen erkämpft hat. Im ganzen Verein habe sich, wie Bruno Hübner berichtet, „ziemliche Anspannung“ breitgemacht. Es bedurfte viel Arbeit, die Uefa zufrieden zu stimmen. Die Etiketten mussten von den Wasserflaschen entfernt werden, ebenso die Papierservietten, welche das Logo des Eintracht-Caterers ziert und der O-Saft wurde in Karaffen ausgeschenkt. „Für uns ist der ganze Ablauf Neuland„, merkt Hübner nach den „außergewöhnlich langen und intensiven Meetings“ in der Frankfurt Rundschau an.

Das dieser Ablauf heute überhaupt Einzug erhält, war vor zwei Jahren noch undenkbar. „Vor zwei Jahren haben wir gegen Ingolstadt und Aue in der zweiten Liga gespielt – und jetzt im Europapokal gegen Bordeaux„, erinnert Armin Veh an den steilen Aufstieg der Hessen. Deshalb drückt der Trainer jetzt auch erst einmal auf die Euphoriebremse. Nicht die Frankfurter, sondern Girondins Bordeaux sei der Favorit in der Gruppe F, „sie haben eine riesige Tradition, und auch von ihrem Tabellenplatz dürfen wir uns nicht blenden lassen.“ Auch Bruno Hübner fordert zu mehr Respekt auf: „Wenn ich mich im Umfeld so umhöre, dann kann man fast den Eindruck gewinnen, als würden wir die mal mit links mitnehmen und locker gewinnen. Wir sprechen hier immerhin von Bordeaux, die waren sechsmal Meister (zuletzt 2009, anm. d. Red.).“ Trotz allem wollen die Adler wieder ihr Spiel durchbringen.

Von diesem schwärmt Francis Gillot: „Die Eintracht attackiert immer. Es ist ein interessanter Gegner, gerade in der Offensive. In ihren Spielen ist immer viel los.“ Der gegnerische Trainer geht sogar so weit, dass er sagt, dass es in Frankreich nicht viele Mannschaften mit diesem Offensivpotential gebe. Für seine Mannschaft, die wahrscheinlich auf Konter ausgerichtet sein wird und auf ihre Stärke bei Standards baut, kommt die Europa-League zum falschen Zeitpunkt. Der Saisonstart des sechsmaligen franzöischen Meisters verlief nicht wie gewünscht. Zwar hatte man mit dem AS Monaco, Paris St. Germain und dem AS St.-Etienne drei schwierige Gegner, die Ansprüche im Südwesten Frankreichs sind aber andere. „Wir sind in einer misslichen Lage„, gab Gillot zu. Er richtet den Fokus auf die Liga und lässt deshalb mit Lamine Sane, Joel N’Guemo, Hadi Sacko und Marc Planus National- und Stammspieler zu Hause. Somit werden Spieler auflaufen, „die ihr erstes Pflichtspiel überhaupt machen.“ Ob dies jetzt als beruhigend für die Eintracht zu werten ist, sei einmal dahingestellt. Die Zeitung „Sudouest“ ist skeptisch, was die Wende bei Bordeaux betrifft: „Angesichts dessen, was die Mannschaft bisher gezeigt hat, ist das schwer zu glauben.“

Die Hessen stehen vor einer schwierigen Partie gegen einen unangenehm zu spielenden Gegner, der in den schwierigen Partien in der heimischen Liga nur 7 Gegentore bekam. Torwart Cedric Carrasso ist ehemaliger Nationaltorhüter und die Abwehrreihe vor ihm gilt als kopfballstark. Probleme haben sie, wie die bislang erst drei erzielten Treffer zeigen, in der Offensive. Im Angriff ist der 1,94m große Cheick Diabate ist dabei oft auf sich alleine gestellt, wie die Frankfurter Rundschau anmerkt.

Also müssen sich die Adler vor allem auf ihre eigenen Stärken verlassen und probieren, ihr Spiel durchzudrücken. Schließlich möchte man nicht vom Feld gehen, wie im November 2006, nach der Partie gegen Newcastle United: „Das war ein richtig geiles Spiel. Besser können wir nicht spielen„, sagte Friedhelm Funkel damals. Und der englische Trainer Glenn Roeder bekannte: „Eintracht hat sagenhaft gespielt, exzellent.“ Das damalige 0:0 war aber zu wenig und so schied man zwei Wochen später bei Fenerbahce, nach eigener 2:0 Führung, durch ein 2:2 aus. Die Vorraussetzungen, die heute vorherrschen, sind nicht mehr vergleichbar mit dieser Zeit. 2006 qualifizierte man sich über den DFB-Pokal für den Uefa-Cup, heute über die Liga für die Europa-League. Und mit diesem Bewusstsein gehen die Frankfurter das Abenteuer Europa auch an. Und sie wollen auch im nächsten Jahr noch dabei sein: „Unser Ziel ist ganz klar, und da wollen wir kein Geheimnis draus machen: Wir wollen international überwintern„, machte Bruno Hübner noch einmal deutlich. Neben dem Imagegewinn gibt es natürlich auch etwas Geld in die Kasse, welches immer gebraucht werden kann. Die Eintracht erhält bereits fix einen Grundbetrag von 1,3 Mio € von der Uefa und dazu noch 1,62 Mio € aus dem Marketingpool. Jeder weitere Punkt bringt Prämien. Für einen Sieg gibt es 200.000 €, für ein Remis 100.000 € und für das Weiterkommen als Gruppenerster 400.000 €, als Gruppenzweiter 200.000 €, zusätzlich erhalten alle Teilnehmer der letzten 32, also auch die aus der Champions League ausgeschiedenen, noch einmal 200.000 €. Im Optimalfall hätte man folgende Rechnung:

1,3 Mio + 1,62 Mio = 2,92 Mio € fix + 6 x 200.000 € = 4,12 Mio € + 400.000 € = 4,52 Mio € + 200.000 € = 4,72 Mio €. Dafür müsste es optimal laufen, man sollte aber erkennen, dass auch in der Europa-League durchaus Geld im Pott liegt. Die Zuschauereinnahmen sind hier noch nicht mit eingerechnet!

Noch knapp 7 Stunden bis zum Anpfiff. Ob mit Alex Meier oder ohne, ist noch immer unklar. Während die Bild-Zeitung und die Frankfurter Rundschau schreiben, dass er wohl dabei ist, geht der Kicker nicht davon aus. Das Fachmagazin geht erst von einer Rückkehr gegen den VFB Stuttgart aus.

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1 Kommentar

  1. Freu mich wie ein Schnitzel – Haupttribüne, 11 k !!!!!! Seit Jahren kann ich mal wieder ins Stadion, hoffe die Stimmung wird genauso geil, wie ich es mir erhoffe

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