Marco Russ war in Porto maßgeblich am Ausgleich beteiligt.
Marco Russ war in Porto maßgeblich am Ausgleich beteiligt.

Es war eines dieser Spiele, für das Fans und Spieler gleichermaßen leben und wie man es nur in einem Europapokal-Wettbewerb erleben kann. Borussia Mönchengladbach lag am Donnerstagabend beim AC Florenz hoffnungslos mit 0:2 zurück und schaffte noch die Wende, oder besser gesagt das Wunder, zum 4:2-Sieg. In den Geschichtsbüchern der Eintracht muss nicht lange geblättert werden, um eine ähnliche magische Nacht zu finden. Vor fast genau drei Jahren war die SGE im Sechzehntelfinale der Europa League ebenfalls bei einem international gestandenen Top-Team zu Gast und schaffte vergleichbares. Im Estadio do Dragao, beim Champions League Stammgast FC Porto, lag die Eintracht mit 0:2 zurück und erkämpfte sich dank einer starken Moral ein 2:2-Unentschieden.

In der Bundesliga zu dieser Zeit im harten Abstiegskampf gefangen, diente die Euro League der Eintracht-Familie in der Saison 2013/14 als willkommene Abwechslung. Die Leistungen stimmten, die Ergebnisse ebenfalls und die Fans präsentierten sich auf internationaler Bühne ohnehin in Topform. Die Duelle mit dem FC Porto fielen für die Eintracht zu dieser Zeit in die so genannten „Champions League-Wochen“. Es ging in der Liga gegen Bayern München und Borussia Dortmund, im DFB-Pokal-Viertelfinale ebenfalls gegen den BVB und zwischendurch eben zweimal gegen die namhaften Portugiesen.

Der FC Porto wollte die Spiele gegen die Eintracht nutzen, um sich selbst aus seiner kleinen Krise zu befreien. In der Champions League gescheitert, in der Liga hinter Benfica Lissabon nur in der Verfolgerrolle, da sollte wenigstens in der Euro League überzeugt werden. Mit einer Serie von 81 (!) ungeschlagenen Heimspielen in Folge im Rücken begannen die Blau-Weißen gegen die durch und durch defensiv eingestellten Hessen druckvoll. Kaum einmal schaffte es die Eintracht sich zu befreien, während Porto vor allem über Quaresma und Jackson Martinez immer wieder gefährlich wurde. Frankfurter Nadelstiche waren selten und gelangen nur zweimal über Sebastian Rode (27.) und den angeschlagen ins Spiel gegangenen Kapitän Pirmin Schwegler (31.). Die fällige Führung der Portugiesen fiel mit dem Pausenpfiff. Quaresma, der zwei Jahre später Europameister mit Portugal werden sollte, düpierte Sebastian Jung und schlenzte überaus sehenswert zum 1:0 (44.) ein.

Im zweiten Durchgang legte die Eintracht ihre Zurückhaltung ab und überraschte die Gastgeber mit einer wesentlich offensiveren Verteidigung. Der FC Porto wurde jetzt früher attackiert, was zunächst aber auch wenig Chancen einbrachte. Das Spiel wurde nun aber immerhin wesentlich umkämpfter. In der 68. Minute setzte sich zunächst aber wieder die Klasse der Gastgeber durch. Nach einem Freistoß war die Eintracht-Deckung nicht auf der Höhe und kassierte das Tor zum 0:2-Rückstand. Varela netzte ein. Angetrieben von ihren 6.000 mitgereisten Fans gaben sich die Frankfurter aber noch nicht auf. Was es brauchte, war ein Tor aus dem Nichts und das besorgte in der 72. Minute Angreifer Joselu. Ein abgewehrter Ball landete in gut 20 Metern Torentfernung vor den Füßen des Spaniers, der per Direktabnahme versenkte. Ein Traumtor!

Die Hausherren versuchten zu antworten, Torhüter Kevin Trapp hielt die Gäste allerdings im Spiel, während das Momentum ohnehin langsam in Richtung der Frankfurter kippte. Nach einem Eckstoß, den Alex Meier verlängerte und Marco Russ in Richtung Tor stocherte, unterlief Alex Sandro beim Klärungsversuch ein Eigentor – der Ausgleich für den Außenseiter. Die Eintracht hielt das Ergebnis bis zum Abpfiff und hatte sich sensationell eine gute Ausgangsposition für das Rückspiel erarbeitet. „Ich dachte, die individuelle Klasse von Porto würde sich durchsetzen, aber es hat sich wieder einmal gezeigt, dass man mit Herz und Moral etwas erreichen kann“, jubelte Eintracht-Boss Heribert Bruchhagen.

Das Rückspiel, das nicht weniger spektakulär verlief, wird sicherlich in Zukunft auch nochmal seinen Platz in unserer Rückblick-Reihe finden. Unvergessliche Europapokal-Abende kann schließlich nicht nur Borussia Mönchengladbach und vielleicht eifert die Eintracht den Fohlen in dieser Saison ja noch in einer ganz anderen Kategorie nach. Der Durchmarsch von der Relegation in den Europa-Cup ist ja schließlich auch noch in Reichweite …

Tore: 1:0 Ricardo Quaresma (44.), 2:0 Varela (68.), 2:1 Joselu (72.), 2:2 Alex Sandro (77./ET).

FC Porto: Helton – Danilo, Maicon, Mangala, Sandro, Fernando (83. Ghilas), Josué (68. Eduardo), Herrera, Varela, Martinez, Quaresma. Trainer: Fonseca.

Eintracht Frankfurt: Trapp – Jung, Zambrano, Madlung, Oczipka, Russ, Schwegler, Rode (72. Barnetta), Flum (88. Lanig), Meier, Joselu (90. Aigner). Trainer: Veh.

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1 Kommentar

  1. Das Rückspiel zu hause war so ziemlich das krasseste spiel von der Stimmung her, dass ich live erleben durfte. Das ganze stadion hat über 90 min gesungen und ich hatte Gänsehaut pur! Auch wenn wir unglücklich nicht weiter gekommen sind, war das einer der schönsten Eintracht momente meines noch jungen Lebens 🙂

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