Aufsichtsratschef Wolfgang Steubing sagte im Juni einen bemerkenswerten Satz, der in der öffentlichen Diskussion nur sehr wenig Beachtung fand – und wenn doch, dann eher mit einem Lächeln oder ungläubigen Kopfschütteln quittiert wurde: „In der Transferperiode eins gibt es so um die 20 Transfers bei einem Profiklub: Zehn Spieler kommen, zehn gehen. Diese Anzahl an Transfers würde ich persönlich nicht allein abwickeln wollen.“ Was sich nach großem Verschiebebahnhof oder ungewöhnlichem Umbruch anhört, sollte sich in dieser Spielzeit als eine ganz normale Marke erweisen.
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Anmerkung: Zu den Zugängen zählen auch zurückgekehrte Leihspieler und Akteure aus U23 und eigener Jugend. Ein Leihspieler, der zurückkehrte und sofort weitertransferiert wurde, taucht nur in der Reihe der Abgänge auf.
Insgesamt gab es diesen Sommer 387 Transferbewegungen – das heißt: Ein- und Verkäufe der einzelnen Vereine. Im Schnitt transferierten die Klubs somit 21,5 Akteure. Wundert es da, dass sich über die Hälfte der Bundesligisten im Umbruch befinden und sich prominent verstärkte Teams wie der FC Schalke 04, der Hamburger SV und freilich auch Borussia Dortmund zu Beginn der Saison noch verhältnismäßig schwer tun? Ein Grund für die hohe Anzahl an Transfers hat zu einem Teil damit zu tun, dass die Premier League durch den neuen TV-Vertrag die Schlagzahl noch einmal erhöht hat und noch aggressiver um neue Spieler wirbt. Leroy Sané, Henrikh Mkhitaryan, Ilkay Gündogan (alle drei zu Manchester City), Loris Karius und Ragnar Klavan (beide zum FC Liverpool) – alleine die Abgänge dieses Quintetts brachten 130 Millionen Euro in die Kassen der Bundesligisten aus Dortmund, Mainz und Augsburg.
Wer dann einen Akteur für viel Geld in Richtung Insel verkauft, hat sofort die Möglichkeit selbst aktiv zu werden und dafür teilweise zwei bis drei neue Spieler zu verpflichten. Es ist ein Weg, den sich das Umfeld der Eintracht von Mijat Gacinovic erhofft. Ganz nach dem Motto: Günstig verpflichten und nach einigen Jahren für viel Geld verkaufen – nicht nur für die Hessen, sondern auch für den größten Teil aller Konkurrenten ist genau dieses Szenario der “Masterplan”. Die Ausnahmen in diesem Sommer konnten in den ersten beiden Wochen zeigen, wo zu Beginn einer Spielzeit der Vorteil einer eingespielten Mannschaft liegt. Hertha BSC (2 Siege) und der 1. FC Köln (1 Sieg/1 Remis) sammelten mit soliden Partien und Torschützen, die bereits letzte Saison unter Vertrag standen, zusammen zehn von möglichen zwölf Punkten.
Ein Team zusammenzuhalten bedeutet aber nicht unbedingt, dass sich dauerhaft Erfolg einstellt. Bei der Eintracht wurde in den Jahren, als Friedhelm Funkel noch Trainer am Main war, genau dieser Umstand kritisiert. Hier hätte sich das Umfeld mehr Veränderungen gewünscht und einige Akteure, die viele Jahre die Schuhe für die Eintracht schnürten, gerne abgegeben – wahrscheinlich auch den heutigen “Fußballgott” Alex Meier. Werden diese Ausnahmen allerdings ausgeklammert, zeigt sich immer deulicher, dass Umbrüche keine Besonderheit mehr darstellen. Die Schlagzahl auf dem Transfermarkt wird wird weiter erhöht, die Betriebsamkeit noch reger und hektischer. Heute bereits lässt sich vorausahnen, dass anhand der hohen Anzahl an Leihspielern und des vorhandenen Tafelsilbers (Gacinovic, Branimir Hrgota, Lukas Hradecky) auch im kommenden Sommer wieder mit vielen Transferbewegungen zu rechnen ist – wobei dieser Umstand nicht nur auf die Eintracht, sondern auch auf andere Bundesligisten zutreffen wird.
2 Kommentare
stimmt
Gut wiedergegeben Chris.
Mal davon abgesehen, dass mir der Fußball von heute nicht mehr sonderlich gut gefällt (da hohe Fluktuation, jedes Jahr spielen die Leute woanders, so, dass man viele gar nicht mehr genau kennt und einschätzen kann), der Fußball durch das viele Geld und die Hektik bei Vereinen und vor allem bei Spielern und Beratern, nicht wirklich besser geworden ist, muss die SGE eine Antwort darauf finden.
Sie muss eine Antwort finden und sie versucht dies auch.
Jedoch ist eines klar, die SGE ist noch nicht in der Phase in der sie nachhaltig agieren, also Werte aufbauen kann. Das hat sie in den letzten drei Jahren verpasst und daher wird nun kurzfristig mit Leihspielern agiert um die gröbsten Lücken zu schließen. Hier hinken wir doch deutlich hinter einigen anderen her (die jetzt wirklich Werte und Mannschaften aufbauen). Das ist nicht in Stein gemeißelt, heißt, dass sich das sehr schnell wieder umkehren kann, Fehlschüsse dürfen wir jedoch keine mehr dabei haben (nun muss alles sitzen), sonst bekommen wir Probleme.
Schauen wir wie sich die Vereinsoberen hierbei anstellen und wünschen ihnen ein gutes Händchen.
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