Ein historischer Abend im Frankfurter Waldstadion. Die Eintracht feiert den ersten Champions-League-Heimsieg in der Vereinsgeschichte. (Bild: imago images / osnapix)

Nach einem starken Spiel gegen Borussia Mönchengladbach ging es für die Eintracht im vorletzten Gruppenspiel der Champions-League gegen Olympique Marseille darum ihre Chance auf ein Weiterkommen zu sichern. Die Ausgangssituation war klar: Die SGE war zum Siegen verdammt, um das Erreichen des Achtelfinales noch aus eigener Kraft schaffen zu können. Durch die Sperre von Tuta war Oliver Glasner einmal mehr zum Umstellen der Defensive gezwungen und Hrvoje Smolcic kam so zu seinem Champions-League-Debüt. Es war daher umso beeindruckender wie die Hessen auch diese Hürde meisterten und als Mannschaft dem Druck standhielten und einen spannenden Champions-League-Fight lieferten, der nun mit dem 2:1-Sieg noch alle Chancen auf ein Weiterkommen offen hält. SGE4EVER.de hat das Spiel wie immer noch einmal analysiert:

Eine erste Halbzeit zum Staunen

Das Spiel sollte gleich mit hohem Tempo und vielen Angriffsszenen starten. Die Eintracht war direkt in der Partie und konnte nach eigenem Pressing und Ballgewinnen wie die letzten Wochen sofort gekonnt umschalten und mit traumhaften Kombinationen in die gefährlichen Räume vordringen. Was sich die letzten Spiele bereits abzeichnete, sollte sich auch gegen Marseille bestätigen. Die Abläufe und Automatismen in der Offensive funktionieren immer besser. Die Adlerträger strotzen vor Selbstvertrauen und Spielfreude. Das Zusammenspiel von Mario Götze, Djibril Sow, Daichi Kamada, Jesper Lindström und Randal Kolo Muani entwickelt sich mehr und mehr zur Augenweide. In einem Spiel, dass sofort zu einem offenem Schlagabtausch wurde, konnte die Mannschaft von Oliver Glasner gleich in der dritten Spielminute ein Ausrufezeichen setzen. Nachdem Lindström bei einer Hereingabe clever durchließ, konnte Kamada zur frühen Führung einschieben. Auch der zwischenzeitliche Ausgleich ließ das Team nahezu kalt, denn kurze Zeit später traf Kolo Muani nach wunderbarem Doppelpass im Strafraum mit Götze zur erneuten Führung. Es ergaben sich noch weitere gute Gelegenheiten, die die Hessen allerdings nicht nutzen konnten, jedoch konnte Marseille die eigenen Chancen ebenfalls nicht nutzen und das vor allem auch dank Kevin Trapp, der einmal mehr der auf diesem Niveau so dringend gebrauchte Rückhalt war.

Abnutzungskampf in der zweiten Halbzeit

In der zweiten Halbzeit warf Marseille noch einmal alles in die Waagschale. Der Druck der Franzosen wurde größer und dann verletzte sich auch noch ausgerechnet Christopher Lenz, der sich nach unzähligen Verletzungen endlich zu seiner alten Stärke zurückkämpfte. Für ihn kam Luca Pellegrini in die Mannschaft und die Abwehrformation war mit Smolcic in der Zentrale, Kristijan Jakic als rechter Innenverteidiger und nun auch noch Pellegrini kräftig durcheinander gewirbelt. Wie die Mannschaft diese Ausfälle immer wieder im Kollektiv auffängt ist einfach beeindruckend. Jeder kämpft für den anderen und auch wenn den Spielern auf ihren fremden Positionen einmal Fehler passieren, kommt eben ein anderer und bügelt den Fehler aus. Sinnbildlich dafür war eine Szene mit Eric Junior Ebimbe. Der junge Franzose ist so etwas wie der Senkrechtstarter der SGE, der sich auf der rechten Verteidigerposition mit seinem Willen und seiner Geschwindigkeit trotz fremder Position festgespielt hat und doch passieren ihm auf der ungewohnten Position eben auch Stellungsfehler. Als er in der zweiten Hälfte einmal gefährlich überspielt war, eilte sofort Jakic aus dem Zentrum heraus und konnte den gefährlichen Angriff stoppen. Dieses Beispiel lässt sich auf alle Mannschaftsteile übertragen und war der Schlüssel zum Erfolg. Trotz der vielen Ausfälle ist der Kader noch immer breit genug, um in wichtigen Phasen gute Impulse zu setzen. Die Einwechslung von Sebastian Rode ist dafür das Paradebeispiel. Er kam in einer Phase, in der Lindström und Kolo Muani große Schwierigkeiten hatten die Bälle vorne festzumachen und so keine Entlastung mehr da war. Mit der Hereinnahme des Kapitäns für den völlig ausgelaugten Lindström kam die Ballsicherheit zurück. Kamada rückte eine Position nach vorne, Rode schloss gemeinsam mit Sow wichtige Räume im Mittelfeld und vorne konnten die spielstarken Kamada und Götze die Bälle endlich wieder halten und so phasenweise Marseille auch vom eigenen Strafraum fernhalten.

Endspiel in Lissabon und zwischendurch das Top-Spiel gegen Dortmund

Dieser Sieg hat am Ende viel Kraft gekostet. Sowohl die Eintracht, als auch die Franzosen wirkten zum Schluss der Partie völlig erschöpft. Dieses Spiel, was lange mit offenem Visier geführt wurde, wie ein echtes Endspiel eben, kostete alle Beteiligten viel Kraft. Auf dem Niveau der Champions-League werden die kleinsten Fehler bestraft und so mussten die Frankfurter trotz schwindender Kräfte die Konzentration bis zum Abpfiff hochhalten. Dieser Sieg war deshalb ein echter Kraftakt. Die Euphorie war nach Spielschluss riesengroß und jeder war froh, dass das gewollte Endspiel in Lissabon erreicht wurde und doch stellt sich die Frage, wie diese Mannschaft zwischendurch auch noch gegen den BVB bestehen soll. Auch Dortmund spielte unter der Woche ein intensives Spiel gegen Manchester City, hat jedoch einen Regenerationstag mehr zur Verfügung und kein Entscheidungsspiel kommende Woche vor der Brust, da man durch das Remis gegen City bereits für das Achtelfinale qualifiziert ist. Das Erreichen dieses Achtelfinales ist für die Eintracht eine echte historische Chance – eine Chance, der jetzt vielleicht auch alles untergeordnet werden muss? Glasner ist nicht der Typ, der jetzt wegen dem Lissabon-Spiel die weiße Fahne hisst und das Spiel am Samstag abschenkt, aber es stellt sich schon die Frage, wie diese Mannschaft, die 125 Kilometer gelaufen ist gegen Marseille, ein weiteres intensives Spiel gegen Dortmund wegstecken und dann topfit für das Endspiel sein soll. Ein schmaler Grat, denn natürlich geht es auch in der Liga darum, dass man unbedingt oben dabei bleiben möchte und doch ist man vielleicht geneigt dazu zu sagen, dass ein Sieg in Lissabon der wichtigere Erfolg wäre. Es wird spannend inwiefern Glasner im Hinblick auf Lissabon aufstellt und wie das Team am Samstag auftritt.

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12 Kommentare

  1. Ach, das sind doch durchtrainierte junge Männer, die packen das schon.
    Den Flow nutzen und eine historische Saison spielen, das muss das Ziel sein.

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  2. Schwierig. Wir spielen in 15 Tagen 5 Partien. Abschenken darf man eigentlich gar keins davon. Die Bundesliga ist wichtig um nächste Saison wieder europäisch zu spielen. In der Champions League würden wir aber fürs weiterkommen, und das geht nur mit einem Sieg, alleine 9 Millionen an Prämie bekommen, plus Heimspiel, plus TV Gelder. Nur irgendwann ist der Sprit in manchen Tank halt leer. Keine leichte Aufgabe für Glasner.

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  3. Wenn ich nicht falsch liege haben doch alle bis auf N’Dicka und Trapp nicht immer durchgespielt bzw. wurden immer mal wieder ein- oder ausgewechselt. Tuta steht wieder zur Verfügung und von daher denke ich nicht das OG jetzt komplett eine „neue Mannschaft“ aufstellen wird.

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  4. OG muss, kann und wird rotieren. Der Kader gibt das her. Und die aktuelle mannschaftliche Geschlossenheit ist ideal, um den vermeintlichen Back Ups ihre Chance zu geben. Zudem ist der BVB gerade jetzt der perfekte Gegner. Die werden unseren Umschaltpartisanen genau die richtigen Räume bieten. Das wird ein Hammerspiel.

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  5. Stimmt alles, so ziemlich.
    Englische Wochen, alle Spitzenmannschaften haben sie.
    Wir sind jedoch noch in der Vorrunde,
    noch gute Witterungsverhältnisse und
    eine relativ hohe Leistungsdichte im Kader. Dann ausgewogene Trainings- und Belastungssteuerung und die Physios machen auch ihren Job.
    So könnten wir gut in die Winterpause kommen.
    Nur blöd, dass jetzt auch Lenz erneut verletzt ist und Tourre für die CL nicht gemeldet ist. Glasner wird wieder eine starke Lösung finden.

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  6. Nebenbei:

    Es wird ein Abgang Gosens von Inter Mailand gerüchtet, weil er so gut wie nie zum Zug kommt. Bayer soll interessiert sein, unsere Eintracht wohl auch… Wenn wir in das Achtelfinale einziehen, könnte es vielleicht finanziell stemmbar sein.

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  7. Gosens würde wohl nur als Leihe in Betracht kommen. Dessen Gehalt dürfte für uns nicht stemmbar sein.

    Zum BVB: sie haben stark aufgespielt gegen den VFB. Erstes eindrucksvolles Spiel. Der VFB hat aber auch kaum gegen gehalten.
    Zudem ein 0:0 den City.
    Die sollten wir keinesfalls unterschätzen, auch wenn Reus ausfallen sollte.
    Die sind auf den einzelnen Positionen hochgradig besetzt.

    Es wird spannend. Die Eintracht wird sicher brennen für dieses Spiel und alles reinwerfen. Glasner dürfte wohl nur Tuta reinbringen und sonst nichts an der Aufstellung ändern.

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  8. @ 7 Ich weiß nicht warum, aber die Tatsache, daß OG direkt nach unserem Sieg gegen Marseille vom BVB sprach und das er selbst in seinen 4 Jahren noch keinen Punkt gegen diese Manschaft hat holen dürfen,…hat mich beruhigt ! Weil ich sofort wusste, er unser …ja UNSER MANN, der wohl Beste Trainer der vergangenen Jahrzente, wird alles daran setzen unseren Lauf auch gegen diese Manschaft forzusetzen. Wir spielen zuhause und brauchen uns in keinster Weise verstecken !! Ja, sie haben gegen den VFB aufgespielt, aber wirklich gegen einen sich ergebenden Gegner,…..das kommende Spiel ist eines auf Augenhöhe und der BVB spielt gerne mit Ballbesitz ( eig simultan zu unserem letzten BL Spiel, das liegt uns ) Ausserdem wird weder ein Süle, noch ein Hummels auch noch ein kleines Ländchen im Spintduell gegen unsere Jungs da vorne sehen ! Ich freue mich auf dieses Spiel bereits seit Wochen, weil ich den BVB für überschätzt halte, sowohl das Team, als auch den Trainer . Sie haben Ihre größten Trümpfe bereits in der vergangenen Saison verloren……ich werde auf dieses Spiel wetten ! Denke es wird ein klarer Sieg !!
    Forza CL SGE !

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  9. BVB hat gegen City fast schon überperformt, Hummels & Co. waren 1000 %ig motiviert, dass Haaland bloss kein Tor schießt.
    Gegen unsere Gazellen wird die Motivation wahrscheinlich nicht so hoch sein. Trotzdem wird es schwer und kein Selbstläufer. Aber wir sind auch nicht schlecht drauf 😉

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  10. Es stimmt, dass wir einen Tag weniger Pause haben. Aber wir müssen auch nicht rumreisen. Ich denke, dass gleicht sich ungefähr aus.
    Hab grad mal geschaut: Nach dem Auswärtsspiel in Tottenham muss Sporting am Samstag zum nächsten Auswärtsspiel bei Arouca. Das ist zwar nur der Tabellenelfte in der portugiesischen Liga, aber immerhin sind die seit fünf Spielen ungeschlagen.
    Wir sollten uns gut anschauen, wie Union Berlin den BVB bezwang.

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  11. Bitte, lass doch die Büchse zu. Das liegt unter deim Niveau. Das kann Pahl von FFH. Aber kein seriöser Jounalist hebt den Trainer oder eine Mannschaft auf solch eine fadenscheinige Ausrede, die Spieler seien müde. Son Quatsch. Sorry.
    Menschen bis 30 Jahre können 2 Spiele je Woche bei vollster Belastung leicht und locker erledigen. Das kann niemals ein körperliches Problem darstellen. Da muß man schon Herzkrank sein. Keine Ahnung, was bei Pelle los ist. Das Thema darf man meiner Meinung auch niemals auf machen. Da gibs immer die Gefahr, dass sich da einer rausreden will.
    Die sind jung, die können rennen.
    Das sind 3 Std Laufen bei 100std Massage und 70std Schlafen. Hallo. Die lachen sich kaputt.
    Komplett anders und weit schwieriger ist es, die psychischen Hochphasen punktgenau zu legen. Psychisch platt, ja, das geht sicher gut. Alles eine Sache der Überzeugung, denke ich. Nicht einfach aber immer möglich.
    Dortmund, Sporting, Augsburg usw, alles superwichtig. Immer Vollgas. Keine Gnade.
    Oder ham die ihre Millionen in Münzen im Rucksack immer dabei. Lächerlich. Echt.

    Seit wann gewinnt Dortmund egtl mehr als 2 Spiele am Stück…und seit wann wir…

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  12. Oh, schaut mal, wie viele Best-of-Stats eines Teams es auf dieser Seite gibt, locker 30 verschiedene, das war mir noch nie bewusst. 😀

    Hier z.B. sieht man die meisten angekommenen Pässe in der gegnerischen Hälfte, Sow noch kurz vor Götze, der auch mehr oft effiziente Risikopässe spielt. Dann Ndicka, Tuta, Jakic auch alle 3 sehr gute Pässe, auch bei langen Bällen.

    Könnte man fast aus jeder Statistik n schönen Artikel basteln, liebe sge4ever-Redaktion. 😉

    https://www.fussballtransfers.com/verein/eintracht-frankfurt/top-spieler/erfolgreiche-paesse-gegnerische-haelfte

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