Hängende Köpfe nach einer schwachen Leistung. (Foto: IMAGO / Uwe Kraft)

Nach dem Pokalerfolg unter der Woche gegen Darmstadt 98 ging es für die Frankfurter schon am Wochenende wieder um wichtige Liga-Punkte. Die Konkurrenz konnte bereits im Vorfeld punkten und die Hessen standen vor der Partie enorm unter Druck nachzuziehen. Als ein „ungewohntes Gefühl“ beschrieb Chefcoach Oliver Glasner am Ende die bittere 0:3-Niederlage gegen den 1. FC Köln am vergangenen Wochenende. Gut eingestellte Domstädter kauften der Eintracht jeden Schneid ab und gewannen schlussendlich, auch in der Höhe, völlig verdient. SGE4EVER.de hat das Spiel, wie immer, noch einmal analysiert:

Pass- und Zweikampfschwäche in einem umkämpften Spiel

Glasner veränderte seine Startformation zwei Positionen im Hinblick auf das letzte Pflichtspiel gegen Darmstadt 98: Sebastian Rode blieb auf der Bank und machte Platz für Djibril Sow und  Jesper Lindström spielte nach auskurierter Oberschenkel-Verletzung anstelle von Rafael Borré wieder vom Beginn an. Doch gerade Letzerer stellte sich im Nachhinein als Problem heraus, denn der Däne erwischte einen rabenschwarzen Tag im Eintracht-Dress. Mit einer Passquote von gerade einmal 50% ging jedes zweite Zuspiel am Mitspieler vorbei und auch gewann Lindström nur 38% seiner Zweikämpfe. Zwar setzte er sich zu Beginn des Spiels einmal sehr sehenswert auf dem rechten Flügel durch und zog in den Strafraum, sein Zuspiel auf Randal Kolo Muani war dann aber zu ungenau, sodass der Ball aus guter Position versandete. Um ein Haar hätte er dennoch das 1:0 aus Frankfurter Sicht vorbereitet, als er die wohl größte Eintracht-Chance durch Randal Kolo Muani per sehenswerter Direkt-Weitergabe einleitete. Kolo Muani aber wartete im Strafraum einen Augenblick zu lang, sodass die Kölner Hintermannschaft den Ball vom Fuß des Franzosen ins Toraus spitzeln konnten. Die Kölner standen den Hessen permanent auf den Füßen, gingen hart in die Zweikämpfe und zerstörten das Kombinationsspiel der SGE immer wieder geschickt mit gezielten Fouls. Der fehlende Spielfluss tat den Adlerträgern nicht gut – das Spiel wurde mit zunehmender Spieldauer immer fahriger und die Spieler haderten allmählich mit dem Schiedsrichter, der körperlichen Härte und fanden kein adäquates Gegenmitteln, um sich von dem andauernden Druck zu befreien. Im Grunde war es jedoch genau das zu erwartende Spiel der Kölner, dieses Mal konnte das Team von Glasner allerdings die passende Antwort darauf nie finden.

Problem: Aufbauspiel unter Druck

Vergleicht man die Werte der Gesamt-Passquote und der gewonnenen Zweikämpfe mit den vorherigen Spielen so werden die Probleme des Spiels alleine schon durch die Zahlen offenbar: Gegen den 1. FC Köln gewann die SGE 46% ihrer Zweikämpfe. Gegen Darmstadt waren es noch 53%, gegen Hertha BSC Berlin immerhin 49%. Besonders spannend aber ist, dass die Frankfurter gegen die Domstädter nur 550 Pässe spielten. In beiden vergangenen Spielen waren es bei gleicher Spieldauer immer 100 mehr. Dies legt die Fahrigkeit des Frankfurter Spiels dar: Das Aufbauspiel funktionierte überhaupt nicht. War es in den vergangenen Wochen immer die  Sahne-Seite der Eintracht durch schnelles und stringentes Aufbauspiel die Gegner schwindelig zu spielen, konterte Köln dies durch robuste Zweikampfführung und cleveres Anlaufen clever aus. Spielern wie Mario Götze war die Frustration deutlich anzusehen, hatte er doch in den letzten Wochen den so erfolgreichen Fußball der Hessen gelenkt wie kaum ein Zweiter. Die Eintracht tat sich unheimlich schwer gegen die früh anlaufenden Kölner und unter Druck ging der Ball immer wieder verloren. Und genau in diesen Umschaltsituationen des Gegners kam deutlich zum Vorschein, dass immer dann wenn die Fünferkette nicht vollständig hinten ist, die Dreierkette alleine große Probleme bekommt. Köln hat daher eine der großen Schwächen der Frankfurter aufgezeigt: Immer dann wenn die Mannschaft von Glasner aufrückt, gibt es sehr viel Platz und Probleme im defensiven Stellungsspiel. Auch Spielglück war nicht unbedingt auf der Seite der Gäste aus Hessen, denn die zweiten Bälle landeten allermeistens bei den Kölnern. So auch vor dem 0:3. Vor allem fatal zeigte sich das beim 0:2, als die hochstehenden Außenverteidiger und die aufgerückten Verteidiger für den Eckball der Eintracht zum massiven Problem wurden. Die Absicherung nach hinten funktionierte überhaupt nicht mehr und so konnte Köln in einer Überzahl-Situation relativ unbedrängt zum Torerfolg kommen. Die Eckballvariante war kurz gespielt und naiv ausgeführt – ein Gegentor, dass man vermutlich nur einmal bekommt, weil der Lerneffekt besonders groß sein.

Standard-Schwäche und normale Formschwankung

Und das leidige Thema der Standard-Schwäche zeigte sich auch wieder deutlich gegen Köln. Sowohl das 1:0, als auch das 3:0 waren Standard-Situationen, die die Frankfurter nicht gut verteidigten. Insgesamt kassierten die Adlerträger bereits 13 Gegentore nach Standardsiuationen – zu viel, wenn man wirklich in dieser Saison die Qualifikation für die Champions-League erreichen möchte. Glasner selbst räumte nach dem Spiel ein, dass man in Situationen von hohen Bällen durchaus einen Nachteil habe, weil viele der Frankfurter Verteidiger physische Nachteile in der Körpergröße mitbrächten. Das Verteidigen von Standards sei eine Schwäche seiner Mannschaft fasste der Trainer treffend zusammen. Insgesamt muss man aber sagen, dass das 0:3 eine zu erwartende Formschwankung der Adlerträger war. Die Mannschaft hat mehrere Schritte nach vorne gemacht in dieser Saison, aber das Niveau komplett konstant ganz oben zu halten, ist noch nicht ganz darstellbar. Die SGE ist eben noch keine Spitzenmannschaft und hat viele junge Spieler in ihren Reihen, die noch mitten in ihrer Entwicklung stecken und noch nicht konstant im Drei-Tages-Rhythmus auf bestem Niveau performen können. Es war die erste Niederlage seit dem 29. Oktober (damals unglücklich 1:2 gegen Borussia Dortmund). Glasner resümierte nach dem Spiel, dass dieses 0:3 seine Mannschaft nicht umwerfe. Wie es nun aus hessischer Sicht weitergeht und ob eine Reaktion des Teams auf den schwachen Auftritt in Köln kommen wird, wird sich schon am kommenden Samstag gegen Werder Bremen zeigen. Bisher hat es der Trainer immer geschafft die Mannschaft schnell zurück in die Spur zu bekommen und gerade im Hinblick auf das große Spiel gegen Neapel darf sich das Team auch keine Schwäche mehr erlauben. Die wichtigste Phase der Saison mit einem historischen Erlebnis in der Champions-League steht kurz bevor.

 

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12 Kommentare

  1. Ich weiß, dass die Analysen von Laura sehr beliebt sind hier, daher kann ich direkt Entwarnung geben: Das war nur eine Krankheits-Vertretung. Laura analysiert ab dem nächsten Spiel wieder wie gewohnt. 🙂

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  2. Was ist passiert? Wir haben ein Spiel mit einer weniger guten Leistung verdient verloren. Spitzenmannschaft ja? Nein? Schwierige Frage. Aktuell nach 20 Spieltagen 2 Punkte hinter CL-Platz 4. Spitze ja , nein ? Wenn wir den ersten Spieltag mal ausklammern : Siege gegen Leibzig und Union , Unentschieden gegen Freiburg und Bayern , Niederlage gegen Dortmund (das Wie brauche ich glaube ich nicht zu erwähnen). Spitze ja , nein ? Erst 5 Niederlagen , Leibzig und Union 4 , Freiburg 5 , Dortmund 6 . Da sind wir auch dabei. Die übrigen Verdächtigen Leverkusen , Gladbach , Hoffenheim ziemlich hinter uns. Mit 35 Punkten wären wir letztes Jahr zum jetzigen Zeitpunkt sogar dritter gewesen. Dieses Jahr wird oben besser und gleichmäßiger gepunktet und trotzdem sind wir noch voll im Geschäft. Spitzenmannschaft ja , nein? Für mich eindeutig ein JA

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  3. Bin größtenteils einverstanden mit der Spielanalyse, aber bei Lindström bin ich komplett anderer Meinung. Er war unser Altivposten offensiv, fast immer wenns gefährlich wurde, war Lindström beteiligt.
    Sicherlich ist der letzte Ball oder Hereingabe in die Mitte immer ungenau oder zum Mann gekommen, aber da von einem „rabenschwarzen Tag“ von Lindström zu sprechen, ist völlig überzogen.
    Der Kicker hat es übrigens ähnlich gesehen und ihn zusammen mit Trapp und N’dicka die beste Note gegeben.

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  4. Interessante Randnotiz zum Spiel:

    Köln hatte 3 Spieler aus der Eintracht Jugend in der Startelf, während die Eintracht im gesamten Kader lediglich einen eigenen Jugendspieler hatte (der im übrigen so gut wie nie spielt…)

    Hoffe wir bekommen das Problem zeitnahe geregelt :O

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  5. Als erstes in Köln haben wir noch nie gut ausgesehen, darum ist Köln so ein Ergebnis wo ich sage kann passieren.
    Wichtig ist jetzt nicht Neapel sonderlich Werder, denn da wirds ähnlich.
    Meiner Meinung nach braucht es mal eine Änderung in der Start elf.
    Jakic, borre und oder smolic.
    Ich glaube das kamada gegen Neapel richtig gut ist darum gegen Werder mal wechseln.

    Aber das ist meine Meinung, ich bin halt auch nicht so nah an der Mannschaft.

    Mit Oliver Glasner haben wir wie einen der besten Trainer der Liga.
    Auf geht’s Mund abbutze und weiter

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  6. Ist schon was dran, wir sind noch nicht das Spitzenteam, dass in der BL mit 95 % Leistung aber noch vielmehr ohne absolute Konzentration und Leidenschaft Spiele gewinnt.
    Bei aller Energie von Köln, die 1.Hz ging an die Eintracht. Was fehlte war einfach die Konzentration und Genauigkeit im 16er. Warum der Zusammenbruch in der 2. Hz ist mir allerdings unklar. Das 0 : 1 hat alle mental runter gezogen. Wir
    Solche Tage gibt es und auch solche Abschnitte im Verein.
    Fragt mal bei Liverpool oder Chelcea nach, oder bei den Pillen.
    Wichtig ist jetzt, dass es eine „Eintagsfliege “ war. Niemand von uns kann irgendetwas noch daran ändern. Ich glaube auch , dass 2 oder 3 Änderungen in der Starformation gut täten, auch in Hinblick auf Neapel. Dennoch ist es die Aufgabe von OG und allen im Verein, jetzt die Spannung für Werder auf 105% aufzubauen.
    Forza SGE !

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  7. @3 Habt ihr das Spiel alle wirklich live oder alternativ im TV gesehen? Oder bewertet ihr Lindström lediglich aufgrund von teils aussageloser Statistiken??
    Bsp. mal wieder die Zweikampfquote, Lindström 38%.Nimmt man die Zahl einfach so als Parameter, ohne einzelne Szenen des Spiels gesehen zu haben und unabhängig davon wo und in welchen Situationen der ZK verloren wurde, dann ist die schlechte Beurteilung verständlich.
    Nun ein Gegenbeispiel: Tigges vom FC hatte offiziell eine ZK Quote von 75%,folglich muss er wohl ein Bombenspiel gemacht haben. Aber in der Realität war er der schlechteste Mann beim FC, bei den FC-Fans ging stets ein unzufriedenes Raunen durch die Reihen wenn der am Ball war. Bei ihm kann man nun wirklich von einem rabenschwarzen Tag reden. Aber doch nicht bei Lindström…

    So will auch nicht länger darauf rumreiten, wollte es lediglich mal klarstellen.

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  8. @9: Lindström war nicht gut oder wahlweise auch schlecht. Ich habe das Spiel gesehen, und das ist meine Meinung. Aber es ist auch vollkommen okay, das er mal nicht gut ist.

    Er hat jede Menge gute Spiele gemacht und ist insgesamt top.

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  9. Hinrunde 1. 3 Spiele, 2 Punkte 3:8 Tore

    1:6 Bayern
    1:1 in Berlin
    1:1 Köln

    Rückrunde 1. 3 Spiele, 4 Punkte 4:4 Tore

    1:1 in Bayern
    3:0 Berlin
    0:3 in Köln

    Also alles im soll

    Habt ihr euch schonmal die Ergebnisse von Köln gegen uns angeschaut, in Köln gab es eigentlich nie was zu holen.

    Köln hat zuhause gegen große Mannschaften immer gut gespielt.

    Also alles in der Spur…

    Bremen wird geschlagen und dann mal sehen was gegen Neapel so geht

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  10. Danke für die aufmunternde Statistik @batigoal1982

    Ich persönlich freue mich über die Leistungen in dieser Saison und kann den 21. kaum erwarten.

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