bild_eintracht-frankfurtAls Armin Veh verkündete, dass er seinen Vertrag bei Eintracht Frankfurt nicht mehr verlängern werde, begründete er dies auch mit dem Verweis auf den Nachbarn aus Rheinland-Pfalz. „Ich habe damit ein Problem, einen kleineren Etat zu haben als Mainz. Die haben inzwischen mehr Geld für den Kader, trotzdem können die immer sagen, sie sind ein kleiner Verein. Bei uns wird teilweise von den Leuten etwas verlangt, was wir mit den begrenzten Mitteln nicht erfüllen können“, ärgerte sich der Trainer der Hessen damals.

Entspricht diese Darstellung der Wahrheit? „Ich sehe die Mainzer mit uns mindestens auf Augenhöhe“, sagte Bruno Hübner im Gespräch im der Frankfurter Rundschau. „Zurzeit sehe ich sie sogar ein Stück weit vorne.“ Christian Heidel, Manager des 1. FSV Mainz 05, gibt zwar zu, dass man sich in großen Sprüngen angenähert habe, aber es werde „sehr, sehr schwierig, den Vorsprung zu verkürzen.“

Wie stellt sich die Lage für die Konkurrenten, die am Samstag um 15.30 Uhr aufeinander treffen, tatsächlich dar?

Betrachtet man zunächst den Umsatz, so haben die Frankfurter einen Vorteil. Seit 2009 verdoppelten die 05er zwar ihren Umsatz von 32,4 auf 75,5 Mio €, jedoch steigerten sich die Hessen, trotz des bitteren Abstiegs 2011, von 66 auf 90 Mio €. Wie aber kann es nun sein, dass die Mainzer das Paket Ja-Cheol Koo, welches insgesamt 10 Mio € schwer war, stemmen konnten und die Frankfurter nicht? „Das ist einfach so. Zu diesem Zeitpunkt konnten wir nicht“, stellt Hübner ernüchtert fest. Und große Sprünge sind auch in naher Zukunft nicht zu erwarten. Zwar liegen die Hessen im Tagesgeschäft, also beim Faktor Zuschauer und Sponsoring, vorne, jedoch erzielen die Rheinland-Pfälzer deutlich höhere TV- und Transfereinnahmen. „Fernseh- und Transfereinnahmen machen in unserem Etat mehr als 50 Prozent aus“, fasst Heidel zusammen.

Tatsächlich erzielten die Mainzer in den letzten fünf Jahren einen Transferüberschuss von 7 Mio €, während die Frankfurter 24,05 Mio € investierten und nur 10,29 Mio € einnahmen. Patrick Ochs und Marco Russ waren die einzigen beiden Spielern in den letzten Jahren, die zu einem nennenswerten Preis verkauft wurden. Die beiden Eigengewächse wechselten für 6 Mio € nach Wolfsburg. Die 05er hingegen bekamen alleine für Andre Schürrle insgesamt 14 Mio €, darüber hinaus auch noch für Christian Fuchs, Eugen Polanski und Adam Szalai 15,8 Mio €. Während die Eintracht darauf setzt, ihre Leistungsträger zu halten und den Verlockungen des Geldes zu widerstehen, dafür dann aber das Risiko einzugehen, Spieler wie Sebastian Rode ablösefrei zu verlieren, haben es sich die Mainzer zum Prinzip erhoben, Spieler möglichst günstig zu kaufen, zu entwickeln und dann teuer zu verkaufen. „Sie haben eine sehr gute Personalpolitik“, lobt Sportdirektor Hübner den Nachbarn.

Die krassesten Unterschiede bestehen aber bei den TV-Einnahmen. Axel Hellmann appelliert daher an die Mannschaft, dass man um jeden Platz im TV-Ranking kämpfen müsse. „Dramatisch können wir unsere Situation nur durch TV-Einnahmen verbessern“, betont Hübner. „Denn wir sind überall an der Grenze.“ Die Erlösseite sei fast ausgeschöpft. „Wir haben die Bude immer voll, einen super Sponsor auf der Brust.“ Und in der kommenden Saison mit Nike einen Ausrüster, der knapp drei Mio € im Jahr springen lässt. Davon aber bleibt für den sportlichen Bereich viel zu wenig hängen. Vom Gesamtumsatz fließen nur rund 30,5 Mio € ins Personal, bei den Mainzern 25,5 Mio €. Der Unterschied im TV-Ranking, derzeit werden die 05er 30 Mio € und die Frankfurter nur 21 Mio € kassieren, ist deshalb frappierend, weil dieses Geld fast Eins zu Eins in den Spielerkader gesteckt werden könnte.

Ein weiterer Knackpunkt ist das Thema Stadionmiete. Die positiven Geschäftszahlen der Mainzer resultieren nicht nur aus den Transfereinnahmen, sondern auch aus der Coface-Arena. Dort erwirtschaftet der Klub allein ohne Bandenwerbung rund 16 Mio € in der Saison. Zudem bringt der Verkauf der Namensrechte rund zwei Mio Euro jährlich, während die Eintracht von den 3,5 Mio, die die Commerzbank 2013/14 überweist, nichts bekommt, weil sie nicht Stadioneigentümer ist. Die Hessen berappen normalerweise neun Millionen Stadionmiete, wobei der Beitrag durch die acht zusätzlichen Heimspiele in Europa-League und DFB-Poka auf 11 Millionen angestiegen ist. Darüber hinaus müssen die Adler von den Werbeeinnahmen im Stadion und aus dem Trikotsponsoring durchschnittlich 18 Prozent Provision an Vermarkter Sportfive entrichten.

Trotz all dieser Probleme, bedingt durch die Altlasten, als den Hessen das Wasser bis zum Halse stand, haben sie aufgrund des Standorts weiterhin größere Vorteile. Dieser kann aber nur genutzt werden, wenn die Frankfurter in den kommenden Jahren ihre Jugendarbeit effektiv vorantreiben, ihr Scoutingnetz umfassender ausbauen und ein klares Konzept in der Transferpolitik entwickeln. Ansonsten wird der Nachbar auch in den kommenden Jahren neidisch Blicke aus der Mainmetropole auf sich ziehen.

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5 Kommentare

  1. Was mich wirklich mal interessiert, ist, ob es nicht Sinn machen würde, das Waldstadion zu kaufen und selbst zu vermarkten. Bei 126 Millionen Baukosten und einer jährlichen Stadionmiete von rund 9 Millionen, wären wir jetzt nach neun Jahren schon bei der Hälfte der Baukosten. (Müssen die 45 Millionen für die Infrastruktur einmalig berechnet werden?) Klar muss man die laufenden Kosten dazurechnen, aber die oben erwähnten Provisionen die jetzt abgehen, würden doch auch an die Eintracht gehen, das Geld der Commerzbank ging auch direkt an die Eintracht. Ist vielleicht ne Milchmädchenrechnung und unser Onkel Dagobert hat das sicher auch schon oft genug durch kalkuliert, aber das frag ich mich schon seit die Bayern ihr Stadion gekauft haben.

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  2. Das ist auf jeden Fall zu überlegen Rheinadler. Wenn wie oben beschrieben die Umsatzseite ausgereizt ist (das heißt die Erträge aus dem operativen Bereich), muss man überlegen, wie man diesen weiterhin steigern kann und da ist es unabdingbar hierüber nachzudenken.
    Da es schwierig ist einen derart hohen Kredit von Banken zu bekommen, würde ich mir konkret hierfür einen Investor ins Haus holen, den man anschließend durch die Einnahmen wieder herauskaufen kann.
    Die Miete ist schon eine enorme Belastung, die im Verhältnis zur Konkurrenz (zu) hoch scheint.

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  3. Leider komme ich erst jetzt wieder dazu auf deinen Kommentar zu antworten, Olga. Vielleicht bist du jetzt schon voll auf das Spiel fixiert, aber ich würde unser Thema gerne noch einmal aufgreifen. Vielleicht wäre es nicht mal das größte Problem einen Investor zu finden, denn die Zahlen müssten jeden überzeugen – die Frage ist, ob der Eigner ein Interesse daran haben könnte, die Kuh zu schlachten die er melken kann?

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