Auf der Pressekonferenz im Vorfeld des Auswärtsspiels gegen den Hamburger SV gab es einen Niko Kovac zu beobachten, der so häufig nicht zum Vorschein kommt. Der stets freundlich und zuvorkommende Trainer von Eintracht Frankfurt fand auf einmal überraschend deutliche und fordernde Worte, als sich das Thema um seine mögliche Vertragsverlängerung drehte. Nach den üblichen Sätzen, dass er sich mit dem Verein in Gesprächen befinden würde, öffnete Kovac unerwartet die Türen und gab einen Einblick hinter die Kulissen der Eintracht. Man merkte dem Kroaten an, dass das Thema schon länger auf seiner Zunge liegt, also sprudelte es förmlich aus ihm heraus. Es war zwar keine Brandrede, denn der Trainer der SGE sprach wie gewohnt mit ruhiger Stimme, jedoch gab er die Richtung klar vor, indem er seine eventuelle Unterschrift unter das Arbeitspapier nicht nur von sportlichen Perspektiven abhängig macht: „Die sportlichen Belange sind wichtig, natürlich. Aber auch andere Dinge müssen noch durchgesprochen werden, zum Beispiel die Infrastruktur, da gebe ich kein Geheimnis preis, wenn ich sage, dass diese hier nur zweitligatauglich ist.“ Einmal in Rage geredet, gab er einen immer tieferen Einblick in die Infrastruktur des Vereins. Trainingsplätze, Kraftraum, Lüftungsanlage – Kovac fand kein gutes Haar, was die Bedingungen im Stadtwald angeht: „Wir platzen aus allen Nähten und müssen improvisieren. Wir haben viel zu wenig Platz und vieles ist verstaubt.“
Wer Kovac kennt, der weiß, dass er das nicht aus rein egoistischen Gründen getan hat, also fügte er noch folgendes hinzu: „Ich bin froh, dass wir einen Vorstand haben, der das angeht. Nicht nur wegen mir, sondern auch für die Zukunft des Klubs.“ Aus der Luft gegriffen ist diese Aussage nicht, denn Eintracht-Sportvorstand Fredi Bobic schlägt in einem Interview mit der „FNP“ in dieselbe Kerbe wie der Fußballlehrer. Die SGE versuche zwar „aus den Möglichkeiten das Optimale rauszuholen“, doch fehle bei der Eintracht einfach der Platz dafür. Als Beispiel nannte ehemalige Nationalspieler den Kraftraum, der zwar neu gestaltet wurde, doch müssten dort seiner Meinung nach „fünf bis zehn Geräte mehr stehen.“ Nach Bobic zu Urteilen, bräuchte die Eintracht von allem ein bisschen mehr. Mehr Platz für die Administration, mehr Platz für den sportlichen Bereich und auch mehr Trainingsfläche. Es gehe dabei aber nicht um einen „Luxus-Prachtbau“, sagte Bobic weiter, sondern einfach nur um „optimale Bedingungen für die Zukunft.“
Der Sportvorstand kennt solche Probleme bereits, denn schon bei seiner ersten Station als Verantwortlicher eines Fußballvereins im bulgarischen Burgas brachte der ehemalige Bundesliga-Stürmer die Infrastruktur auf Vordermann. Doch könne man dies nicht mit der Lage bei der Eintracht vergleichen, da die Mühlen in Deutschland ein wenig langsamer mahlen als die in Bulgarien, wo Bobic ohne Baugenehmigung das Areal des Vereins modernisieren konnte. In Frankfurt jedoch wird sich das ganze Prozedere noch ein bisschen hinziehen, auch wenn sich Stadtrat Markus Frank schon öffentlich dazu äußerte und in der „Bild“ folgendes sagte: „Ich finde es gut, dass Trainer Niko Kovac die Eintracht auf allen Ebenen nach vorne bringen will – auch bei der Infrastruktur. Wir werden uns das gerne im Einzelnen ansehen und mithelfen, Lösungen zu finden.“
Bobic und die Eintracht nehmen das in der „FNP“ „wohlwollend zur Kenntnis.“ So hofft man darauf, dass bald auch persönlich miteinander geredet wird. „Die Gespräche mit der Stadt sollten bis Jahresende geführt sein“, gibt der 44-Jährige Auskunft über das weitere Vorgehen und pocht dabei auf eine „schnelle Umsetzung“, da diese „auf alle Fälle dringend notwendig“ sei. Am Geld sollte das Vorhaben aufgrund der derzeit niedrigen Zinsen jedenfalls nicht scheitern. Ein größeres Problem könnte die Konkurrenz mit einer anderen Sportart sein, da Alexander Waske ein Gelände für eine Tennis-Akademie sucht und dabei denselben Standort ins Auge gefasst hat wie die Eintracht. Dazu sagt Bobic: „Es geht dabei nicht um die Frage Tennis oder Fußball.“ Der Verein wolle sich “kein Duell” mit dem ehemaligen Tennis-Profi leisten. Denn geht es nach Bobic, gibt es in Frankfurt genug Raum für beides, doch fügt der gebürtige Schwabe an: „Wir brauchen keine Kompromisse, wir brauchen Lösungen.“
Das wäre sicherlich nicht das Schlechteste, um weitere Argumente und einen Grundstein für eine verlängerte Zusammenarbeit mit Kovac zu haben. Die Eintracht wolle sich „nach vorne entwickeln“. Deswegen hebt es Bobic positiv heraus, dass der Trainer die Missstände am und im Stadion angesprochen hat, denn Kovac wisse genauso, dass es in Zukunft ansonsten nicht einfacher werden wird, erfolgreich zu arbeiten. Bobic ist dennoch optimistisch, was eine Vertragsverlängerung mit dem Trainer angeht. Drängen lassen wolle man sich aber nicht, also gebe es auch „keinen Zeitplan für die Gespräche“. Fakt ist aber: „Wir sind ständig im Dialog. Ich weiß er schätzt Eintracht Frankfurt sehr.“ Genauso schätzen sie bei der Eintracht die Arbeit von Kovac. Also bleibt zu hoffen, dass der Verein zusammen mit der Stadt genügend Argumente für eine Ausweitung des Vertrages findet, sodass Kovac guten Gewissens seine Unterschrift unter den neuen Vertrag setzten kann.
2 Kommentare
Am besten einen Vertrag bis 2020 Unterschreiben.
Uuuuuuuuuuuuups ganz neue Töne "Am Geld sollte das Vorhaben aufgrund der derzeit niedrigen Zinsen jedenfalls nicht scheitern"! Dann bitte direkt neues Stadion in Angriff nehmen :) Scherz, ich weiß da fehlt es an Mut, und natürlich gibt es auch die Argumente dagegen, aber...
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