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Luka Jovic schießt die Eintracht zum Sieg gegen Olympique Marseille. (Bild: imago/PanoramiC)

Befreiungsschlag auf europäischer Bühne

Nachdem die Eintracht sich in den letzten beiden Bundesliga-Partien für ihre leidenschaftliche Leistung nicht belohnen konnte und beide Spiele etwas unglücklich verloren hat, wartete mit dem Start der Europa-League in Marseille gleich ein ganz schwerer Gegner. In einer gespenstischen Kulisse in Marseille ist es der SGE tatsächlich gelungen, was nur wenige erwartet hatten: Ein Sieg zum Auftakt und das ausgerechnet auswärts und gegen den Favoriten der Gruppe. SGE4EVER.de hat das Spiel wie immer noch einmal für euch analysiert:

Den Widrigkeiten zum Trotz
Die Partie in Marseille stand bereits kurz nach der Auslosung unter einem denkbar schlechten Stern, denn ausgerechnet die Eintracht sollte die Mannschaft sein, die das erste Heimspiel der Franzosen bestreiten muss und somit von der Strafe der UEFA im Form eines kompletten Zuschauerausschlusses betroffen sein würde. Nach dem Pokalsieg und der damit verbundenen Teilnahme an der Europa-League versprachen sich die Fans unvergessliche Reisen durch Europa und träumten sich zurück nach Bordeaux oder Porto, wo man bei der letzten Europa-League-Teilnahme schon besondere Momente erleben durfte. Als sei dies nicht ohnehin schon ein schwerer Schlag gewesen, kam in dieser Woche auch noch die Nachricht, dass es ein komplettes Stadtverbot für die Fans aus Hessen geben würde und so wurden die Fans der Frankfurter am Ende doppelt bestraft. Das gespenstische Spiel in Marseille begann gleich ähnlich schlecht, denn bereits nach zwei Minuten musste man einen Gegentreffer hinnehmen und wurde für die anfängliche Unordnung in der Hintermannschaft von den eiskalten Franzosen sofort bestraft. Die Führung spielte Marseille natürlich in die Karten und so drohte die erste Partie der Europa-League schief zu gehen. Wie die Mannschaft jedoch reagierte, kämpferisch und läuferisch dagegenhielt, war einmal mehr bewundernswert. Mit dem Ausgleich durch Lucas Torro zu Begin der zweiten Halbzeit sollten sich die Hessen auch endlich einmal für den betriebenen Aufwand belohnen – leider war die Freude nur sehr kurzweilig, denn wenig später musste erneut Jetro Willems, der bereits in der Bundesliga aktuell eine Rot-Sperre absitzen muss, mit gelb-rot vom Platz und die Mannschaft war fortan in Unterzahl. In Unterzahl gegen eine spielerisch und individuell stark besetzte Mannschaft von Olympique Marseille und das auch noch auswärts mit ungewohnter Kulisse. Doch auch davon ließ sich die Mannschaft nicht beirren und der Mut von Eintracht-Trainer Adi Hütter, der auch in Unterzahl noch Stürmer für Stürmer wechselte und den Edeljoker Luka Jovic für Sebastien Haller brachte, sollte sich endlich auszahlen. Kurz vor Schluss war es dann nämlich ausgerechnet Jovic der seine Kaltschnäuzigkeit unter Beweis stellte und die SGE zum 2:1-Sieg schoss.

Leidenschaft pur – Spielerisch weiter ausbaufähig
Die Eintracht hatte auch in diesem Spiel ihre spielerischen Probleme. Hütter agierte diesmal in einem 4-3-3-System und versprach sich von der Dreierkette Makoto Hasebe, Jonathan de Guzman und Lucas Torro im Mittelfeld die nötige Kompaktheit, um individuell starke Spieler wie Dimitri Payet in den Griff zu bekommen. Dass Marseille in der zweiten Halbzeit trotz Überzahl eigentlich keine hundertprozentige Torchance kreieren konnte, bestätigt, dass diese Idee aufging. Auf der Mittelstürmerposition hat man mit Haller und Jovic inzwischen sogar ein Luxusproblem, denn eigentlich ist der treffsichere Serbe zu gut für die Bank, aber auch Haller ist aktuell in einer exzellenten Form. Eine Formation in der beide gleichzeitig auflaufen können hat bereits Ex-Trainer Niko Kovac vergeblich versucht. Anders sieht es bei den Hessen auf den Außenpositionen aus. Zu Danny da Costa gibt es weiterhin keine Alternative und Simon Falette, der nach dem Platzverweis von Willems wieder auf der Linksverteidigerposition eingesprungen ist, ist sicher auch keine Dauerlösung als Backup zu dem aktuell etwas unglücklich agierenden Willems. Trotzdem muss man Falette auch positiv hervorheben – von der „Trainingsgruppe 2“ und dem vermeintlichen Abstellgleis, ist es ihm gelungen, sich wieder zurück zu kämpfen und auch wenn es nicht seine angestammte Position ist, so stellt er sich in den Dienst der Mannschaft und konnte den Siegtreffer mit seiner Entschlossenheit auch mustergültig auflegen. Auf den offensiven Außenbahnen ist es ähnlich kritisch. Filip Kostic hat noch nicht die erhoffte Durchschlagskraft und Mijat Gacinovic hatte gestern auch nicht seinen besten Tag, auch wenn sich herausstellte, dass er nicht ganz fit gewesen ist. Nicolai Müller brachte nach seiner Einwechslung zur Pause sofort frischen Wind und könnte schon bald eine Chance von Beginn an erhalten und trotzdem bleibt die Sehnsucht nach Pokalheld Ante Rebic bestehen. Mit seiner Wucht und Intensität könnte er dem oftmals etwas zähen Offensivspiel noch einmal ganz neue Impulse geben und auch dafür sorgen, dass die aktuell so treffsicheren Stürmer mehr Flanken und Zuspiele erhalten.

Befreiungsschlag zur rechten Zeit?
Mit dem Sieg im Rücken kann die SGE nun endlich mit Selbstvertrauen in die kommenden, ebenfalls sehr schwierigen, Bundesliga-Partien gehen. Schon am Sonntag gegen Leipzig wird sich zeigen, ob der Erfolg den Hessen Rückenwind geben konnte und vor allem auch wie sie die Doppelbelastung wegstecken. Eintracht-Trainer Adi Hütter ist nun gefordert die richtige Balance aus Kontinuität und Rotation zu finden. Nachdem er die Mannschaft bisher in allen Spielen taktisch klug ein- und aufgestellt hat, ist es ihm zuzutrauen, dass ihm dieser Spagat gelingen wird. Die Euphorie im Umfeld der Frankfurter ist zumindest nach dem Sieg auf europäischer Ebene riesengroß und die Eintracht hat einmal mehr bewiesen, dass sie Europa kann und ein würdiger Vertreter des deutschen Fußballs in Europa ist.

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4 Kommentare

Fallback Avatar 1. zizou 21. September 18, 17:24 Uhr

Natürlich darf die Freude über den Sieg weitaus heftiger ausfallen als die berechtigte Verwunderung – denn bereits ein Remis hielt ich für unwahrscheinlich. Aber definitiv nicht für unmöglich – wenn nämlich das vorne Draufgehen dann auch mal für Offensivaktionen genutzt wird. Das geht zwar noch viel kreativer und konsequenter – auch das hat das Spiel deutlich gezeigt: denn wir haben tatsächlich ein grandioses Potenzial da vorne – aber für OM hat es offenkundig gereicht, wenn auch mit sehr viel Fortune: Mit Blick auf alle Großchancen dieses Spiels inklusive der zwei ca. 80%igen Elfer gegen uns, steht es am Ende wahrscheinlich 8:5 für OM.
Ein Ergebnis, das ein von mir nach wie vor geschätzter Ex-Trainer der Eintracht einem 3:0 jederzeit vorgezogen hätte… Wie überhaupt unser Spiel allmählich verdient, in einem Atemzug mit Schaafismo zumindest erwähnt zu werden.

Es gäbe jetzt viel über diese über weite Strecken mitreißende Partie zu sagen – vielleicht an anderer Stelle später. Für jetzt nur soviel:
>Trapp: ist auf dem (längeren) Weg zu alter Stabilität. Solche Spiele sind für ihn unbezahlbar wichtig.
>N’Dicka: Toll, dass Adi dem Evan das Vertrauen geschenkt hat. Er hat sich gut geschlagen. Bei den diversen Böcken muss man sehen, dass er gegen einige Weltklassespieler ran musste.
>Da Costa: ist für mich ein Schlüsselspieler – vielleicht wird er künftig strategischer in seinen Abläufen u. Aktionen, aber dann wird er vermutlich ebenfalls nicht zu halten sein.
>Abraham: gelangt zunehmend in Normalform und war mit einigen Abstrichen Garant für die glückliche Resistance. Vermutlich braucht er mehr Zuspruch und Anerkennung als er bekommt.
>Willems: Für ihn gilt wohl das Gleiche wie für DA. Irgendwie tut er mir Leid. Er ist alles andere als die hellste Kerze auf der Torte und meistens will er ganz viel – zu viel. Wenn Adi es in absehbarer Frist schaffen kann, ihm begreiflich zu machen warum und auf welche Art und Weise er der Mannschaft und dem Verein wirklich nutzen kann, wird aus ihm vielleicht nochmal ein toller Spieler. Im Moment scheint er weit mehr als die Vorgenannten mit sich und seinem Ego zu tun zu haben. AH wird wissen, dass Draufhauen jetzt das Schädlichste ist. Die Mannschaft wird ihn ohnehin zu genüge aufziehen – aber sicherlich auch wieder aufbauen. Trotz allem würde ich mir für LV auf längere Sicht einen klaren Kopf wünschen – einen wie N’Dicka: als Adi würde ich ernstlich drüber nachdenken, Evan auf der Position auszuprobieren. Für die IV gibt es mit Falette, Russ, Hasebe und nach Weihnachten mit Salcedo Alternativen.
>Torró: Zu ihm ist wohl schon alles gesagt. Irgendwie habe ich bei ihm die oft monierte ‚Schnelligkeit‘ bisher nicht als echtes Manko sehen können. Vielleicht habe ich was übersehen. Unübersehbar jedoch ist, dass er ein Kopfballmonster auch vor des Gegners Tor ist. Ich wieder als Adi würde daraus eine furchterregende Waffe für alle möglichen Gelegenheiten bauen, die uns diverse Punkte verschaffen kann.
>Hasebe, den ich dem Adi gg. OM ja dringend empfohlen hatte, erschien mir v.a. während der ersten halben Stunde als komplett falsche Entscheidung. Was ist bloß los mit ihm, dachte man. Aber ein Spiel dauert ja mindestens 90 Minuten – genug Zeit um sich gründlich zu täuschen. Auch er ist einer derjenigen, die unter EISWEI – solange fit – zu den unumstrittenen Schlüsselspielern gehörten und im Hütterschen ‚System‘ ihre Rolle finden müssen.
>Gacinovic: In fast jedem Spiel, an das ich mich erinnere, gibt es Momente da möchte ich ihn nur noch durchrütteln. Je präsenter und stärker er in den letzten Wochen und Monaten v.a. physisch wird, desto mehr macht mich seine Überhastetheit bei finalen Aktionen rasend. Ich wieder als Adi würde ihm in höchster Empathie vorläufig regelmäßige Auszeiten gönnen und ihm einen Mentalcoach empfehlen – vielleicht ist das aber auch alles Quatsch, denn der EISWEI hatte ihn ja ohne merklichen Erfolg des Öfteren auf die Bank oder Tribüne gesetzt. Vielleicht braucht der Junge einfach mal 1-2 Tore – oder aber vor allem anderen und grundsätzlich einen echten Leader um sich herum, der ihm diesen überehrgeizigen, irrigen Anspruch nimmt, dass ganze Spiel auf die eigenen Schultern nehmen zu wollen.
>De Guzmán: Nein, auch er ist noch nicht der mental wie kreativ überzeugende Mann in der Zentrale. Aber er ist mit Hasebe der Einzige, der es bis auf Weiteres wohl versuchen muss und es zumindest aufgrund seines Potenzials auch umsetzen könnte. Außer: der Adi lässt sich endlich überzeugen und probiert es mit dem Seb !!
>Haller, Müller, Kostic, Jovic: Abgesehen von Filip, der immer noch merklich fremdelt und seine Stärken allzu schüchtern feil bietet, ist das eine richtig krasse Offensivkombo, die sich zumindest gestern auch noch in ordentlicher bis hervorragender Form präsentiert.
>Die Mannschaft: Findet sich spielerisch sukzessive und immer erkennbarer. Zusammenhalt, Disziplin, taktisches Verständnis und Mentalität verdankt sie sicherlich der unbeirrbaren Beharrlichkeit der Kovac-Brüder. Hütter weiß das zu schätzen und kann auf dieser Basis vielleicht einen Stil ausbilden, der Rasanz, Kreativität und Eleganz mit Stabilität, Laufstärke und Robustheit strategisch verbindet. Genau so hat mich die Eintracht zuletzt – wenn auch nur phasenweise – unter Veh und Schaaf verzückt und bezaubert.

>Adi Hütter: Als hätte ich geahnt, dass einer seiner dicksten Trümpfe im Ärmel einstweilen der ist, von den meisten maßlos unterschätzt zu werden.

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Fallback Avatar 2. babenhaeuseradler 21. September 18, 18:13 Uhr

Quo vadis...SGE. Ein sensationeller Sieg,
jetzt nur Freude pur, ohne Wenn und Aber.
Hütter, bei neugieriger Erkundung seiner bisherigen
Karriere, bei hinterfragender Einschätzung als
bestmöglichste Wahl für die SGE, eine mutige, eine erfolgsversprechende Entscheidung der Eintrachtverantwortlichen?
Das wird die Saison zeigen.
Was jedoch im Rückblick faktisch ist:
Hütter hatte bereits im Heimspiel gegen Werder trotz Unterzahl und im Rückstand liegend, die effizienten Massnahmen eingeleitet, die zum vorübergehenden Ausgleich und fast zum Punktgewinn geführt hatten.
Auch gestern eine taktische, zum sensationellen Sieg führende, Meisterleistung unseres Coaches und seines Teams. Sein Auftreten, gelassen und symphatisch, ohne öffentliche Kritik
bzgl. der nicht vollends in sein Konzept passenden Kaderzusammenstellung.
Das ist beeindruckend, alles Gute, Coach.

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Fallback Avatar 3. Grüssmann 22. September 18, 12:43 Uhr

Bin mit euch fast vollständig einverstanden, zizou und babenhaeuser, nur bei Gacinovic sehe ich die Sache etwas anders. Ist er optimal eingesetzt, bekommt er den richtigen Platz zugewiesen? So hat das TV zu Spielbeginn ein 4-4-2 System angegeben mit Gaci als zweite Spitze und de Guzman rechts außen. Laura spricht, treffender, von einem 4-3-3. Da wäre dann Gaci vorne rechts gewesen. Laufen wir in einem 4-2-3-1 auf, spielt er hinter Haller in der Mitte, also eine Art 10er. Gegen OM hatte er die Aufgabe, teilweise den fehlenden Fernandes zu ersetzen, nämlich durch Reaktionsschnelligkeit und Laufstärke Bälle zu erobern. Da die Mitte aber gut ohnehin besetzt war und OM vor allem über links kam, hat der Trainer sehr gut eingewechselt, indem er einen "richtigen" Rechtsaußen, nämlich Müller, und ein Bollwerk links hinten, nämlich Falette brachte, wenn auch Letzteren nicht gerade freiwillig. Wo ist also Gacis Platz? Halbrechts? Da spielt Fabian, wenn er zum Einsatz kommt, weil er rechtsaußen nicht kann und auf der 10 nicht darf. Es ist mM klar, dass die Spieler je nach Taktik und Mannschaftsaufstellung verschiedene Aufgaben wahrnehmen müssen, aber bei Gaci fällt mir schon auf, dass er einen Stammplatz hat (und verdient!), aber nicht so ganz ersichtlich ist, wo der sich eigentlich befindet. Diese Unsicherheit bringt ihn nicht wirklich voran.

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Fallback Avatar 4. zizou 23. September 18, 17:47 Uhr

@Grüssmann
Mijat war kurioserweise am effektivsten als er z.T. unter Veh dann aber v.a. unter NK sogar für eine ganze Weile ins defensive MF 'verdonnert' wurde - wo ihm nämlich gnadenlos eingetrichtert wurde, was ihn jetzt für Adis Pressingmaschine sehr nützlich erscheinen lässt: nimmermüdes, blitzartig-aggressives Anlaufen zur Balleroberung bzw. Destruktion des gegnerischen Spielaufbaus.
M.E. ist seine Paradeposition OM / hängende Spitze halblinks bis außen - wobei mein Thema gar nicht seine ideale Position ist, die ein fast 24-jähriger Spieler mit diesen fussballerischen Anlagen übrigens auch gerne auf eigene Faust aufspüren und finden darf. Mir geht es um die notorischen Fehler und Fehlentscheidungen wenn es darauf ankommt den finalen Pass zu spielen oder entschlossen aufs Tor abzuziehen. Wenn er das (mit Hilfe von wem auch immer) nicht in den Griff bekommt, wird er auch unter AH irgendwann in die zweite Reihe rücken.

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