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Ioannis Amanatidis holte sich mit der Eintracht vor elf Jahren Final-Selbstvertrauen in der Liga.

April 2006: Mit Liga-Rückenwind nach Berlin

Was tun vor dem Pokalfinale? Wie die letzten Spiele in der Bundesliga angehen? Eintracht Frankfurt hat nur wenig Erfahrung darin, die Kräfte so einzuteilen, dass es im DFB-Pokal-Endspiel zur bestmöglichen Performance reicht, ohne dabei Punkte in der Bundesliga abzuschenken. Verdenken könnte man es der SGE freilich nicht, würde sie in den verbleibenden vier Partien ein wenig kürzer treten. Immerhin bietet sich in vier Wochen die Chance auf den ersten Titel seit 29 Jahren und den damit verbundenen Europapokal-Einzug.

Im Bundesliga-Endspurt stehen die Chancen auf die Euro League-Quali bedeutend schlechter. Nicht zu vergessen die zahlreichen verletzten und angeschlagenen Spieler, die bis Berlin wieder in Topform sein wollen. Es liegt nah, dass die Eintracht in der Liga daher nun Intensität raus nimmt. Trainer Niko Kovac jedoch möchte offiziell noch einmal durchstarten und Selbstvertrauen sammeln. Ist das überhaupt möglich? Macht das Sinn?

Als die Eintracht im WM-Jahr 2006 letztmals im Endspiel des Pokal-Wettbewerbs stand, hatten die Hessen keine Wahl, wie sie die Bundesliga bis zum Finaltag angehen wollten. Damals steckte die Mannschaft von Trainer Friedhelm Funkel noch tief im Abstiegskampf. In der Liga waren daher hundert Prozent gefragt. Personell war die Lage von damals mit der heutigen vergleichbar. Auch Funkel war aufgrund zahlreicher Ausfälle in der Defensive zur Kreativität gezwungen. Ohne Chris, Christoph Preuß und Jermaine Jones setzte der Trainer unter anderem auf einen Youngster namens Marco Russ.

Die erste Partie nach dem Finaleinzug war für die Frankfurter ein Derby gegen Mainz. Im eigenen Stadion sollte gegen die Klopp-Elf ein Befreiungsschlag auf die Party im Pokal folgen, doch es wurde ein tristes 0:0. Zwar zeigte sich die Eintracht bemüht und kam gerade in der Anfangsphase zu einer Reihe guter Chancen, doch die letzte Qualität fehlte. Die beste Chance der Gäste setzte Christoph Babatz kurz vor der Pause auf die Querlatte. In einem schwachen Bundesligaspiel war es auch nach der Halbzeit die Eintracht, die mehr auf den Sieg drängte. Ioannis Amanatidis vergab weitere Möglichkeiten. Es blieb beim torlosen Remis trotz 5:2-Chancen und 5:1-Ecken zugunsten der Funkel-Elf.

“Zumindest die letzte Chance sollte, könnte reingehen. Da baut sich schon Frust auf, wenn alle Chancen vergeben werden”, ärgerte sich Amanatidis nach Spielschluss über zwei verschenkte Punkte. In der Tabelle machte Frankfurt dennoch einen Punkt gut und baute den Vorsprung nach unten auf nunmehr vier Zähler aus. Immerhin ein kleiner Trost.

Nach dem Spiel gegen Mainz ging es für die Hessen beim VfB Stuttgart weiter. Die Schwaben planten in dieser Saison den großen Wurf mit Giovanni Trapattoni, blieben aber weit hinter den Erwartungen zurück. Im Saisonverlauf übernahm Armin Veh, doch auch er schaffte den Turnaround zunächst nicht. Vor allem im eigenen Stadion wies Stuttgart eine schwache Bilanz auf, was auch die Eintracht auszunutzen wusste.

Von Beginn an legten die Hessen ihr Augenmerk auf eine kompakte Defensive – damals wie heute mit einer Dreierkette – und schnelle Konter. Der Plan ging vom Start weg auf. Stuttgart tat sich schwer, fand kaum Lösungen. Eintracht spielte frei auf und hatte in den entscheidenden Szenen auch das nötige Glück. Die Entscheidung brachte letztlich ein Doppelschlag nach knapp einer Stunde. Zunächst köpfte Alexander Meier zur Führung ein (59.). Es war Saisontor Nummer sieben für den Norddeutschen bei neun Torvorlagen. Nur zwei Minuten später holte der heute in der Versenkung verschwundene Christopher Reinhard einen Strafstoß heraus, den Amanatidis gegen seinen Ex-Klub und Ex-Teamkollegen Timo Hildebrand sicher versenkte. “Diese Situation habe ich mir am Tag zuvor ausgemalt: Wenn es Elfer geben sollte, werde ich ihn schießen. Ich wusste, in welche Ecke er im Training immer gern geflogen ist. Und da habe ich entschieden, ich werde den Ball nach rechts schießen”, erklärte der Grieche.

Da Stuttgart bis zum Abpfiff keine Lösungen mehr fand, holte die Eintracht überraschende drei Auswärtspunkte im Abstiegskampf und verteidigte somit Rang 13. Da auch die Konkurrenz siegte, blieb der Abstand nach unten unverändert. Im Hinblick auf das Pokalfinale hatte sich die Eintracht mit vier Punkten in zwei Spielen (ohne Gegentor) aber das nötige Selbstvertrauen für das nun folgende Kräftemessen mit den Bayern geholt.

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