Am Ende des Buches erhofft sich der szenekundige Leser klare Aussagen zu Schurs Zukunft bei Eintracht Frankfurt, zu der Diskussion um die Nachfolge von Armin Veh und die Wahl von Niko Kovac als neuem Chefcoach, zumal das abschließende Kapitel vielversprechend mit „Die Zukunft“ betitelt ist. Leider hält sich Schur mit klaren Aussagen zurück und beschränkt sich auf allgemeine und nebulöse Ausführungen über die Ungewissheit, die die Zukunft bringen möge. So verständlich seine Zurückhaltung angesichts seiner Position bei der SGE auch ist, lässt er den Leser zähneknirschend und unbefriedigt zurück.

Alex Schur arbeitet heute als Trainer der U19
Alex Schur arbeitet heute als Trainer der U19

Als letztes Kapitel werden auf 15 Seiten zumeist inhaltsleere oder redundante sog. „Testimonials“ – Aussagen von Weggefährten – wiedergegeben und auf immerhin 46 Seiten alle Spiele von Schur samt Mannschaftsaufstellungen, Torschützen und Zuschauerzahlen dokumentiert – ein Service, der für manchen Leser von Interesse sein mag, für den Rezensenten hingegen entbehrlich erscheint. Gelungen ist wiederum die Aufmachung des Buches, vor allem mit zahleichen farbigen Fotos aus Kinder-, Jugend- und Profizeiten sowie einer handgezeichneten Karte von Schurs „Lieblingsplätzen“ rund um Bockenheim auf den Umschlagsinnenseiten.

Die kritischen Anmerkungen sollen den Mehrwert dieses Buches keineswegs schmälern. Insbesondere Eintracht-Fans, die die Jahre zwischen 1996 und 2006 hautnah miterlebt haben, finden viele spannende Informationen über Trainer, Spieler und Funktionäre, die zum Teil bereits der Vergessenheit zum Opfer gefallen sind. Auch die Persönlichkeit, die Wertvorstellungen und die Heimatverbundenheit von „Schui“ entfalten sich in sehr persönlichen Beschreibungen.

Angesichts der offenen Frage, wo die Zukunft von Schur als Trainer liegt und ob er bei der Eintracht oder anderswo den Sprung zum Chefcoach eines Profivereins schaffen wird, sind viele vage Formulierungen in dem Buch nachvollziehbar und verständlich. Der U19-Trainer weiß, dass die Verantwortlichen der SGE nicht restlos von ihm überzeugt sind und seine Zukunft für die nächsten Jahre wohl eher im Juniorenbereich sehen. Wir werden mit Spannung verfolgen, ob sich die sympathische und zugleich ehrgeizige ehemalige Nummer 24 damit dauerhaft begnügen wird. Aber erinnern wir uns: Als Spieler war Schur ein Spätberufener – vielleicht auch als Trainer?

Alex Schur. 24. Vom Fan zum Kapitän – Geschichte einer Eintracht-Legende. Von Oliver Zils, 288 Seiten, 14,80 Euro, Societäts-Verlag, Frankfurt am Main 2016. ISBN 978-3-95542-188-5. Bestellungen sind hier möglich!

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1 Kommentar

  1. Schui, definitiv eines unserer Urgesteine. Für ihn melde ich mich sehr gerne nochmals zu Wort. Ein Vorbild auf dem Platz, kämpferisch, nie aufgebend, mitreißend, unter den Fans einer von ihnen, offen und auch hier absolut sympathisch. Gegensätzliche Wahrnehmungen, Erlebnisse habe ich nicht. Danke Schui, du hast verkörpert, wie toll die Eintrachtfamilie sein kann.

    Bruchhagen war nie sein größter Fürsprecher, im Gegenteil hatte er ihn mitunter öffentlich brüskiert. Wer erinnert sich noch an die unangebrachten öffentlichen Aussagen Bruchhagens nach einem Platzverweis gegen Alex vor langer, langer Zeit in der 2. Liga in Saarbrücken. Gut für Herry, dass er nicht öfters mit der ihm eigenen Härte und Arroganz angegriffen wurde, da hätte er möglicherweise überzogen empfindlich reagiert. Ob er dann ähnlich souverain wie Schui gewesen wäre…

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